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Schiessen in der Schweiz - was ist nötig?


Kampfhamster

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Wir möchten hier in der Schweiz demnächst ein kleines Schiessen veranstalten.

Ein Bekannter von mir (aus Deutschland), möchte da sein eigenes Gewehr (Selbstlader) mitbringen.

Nach meinem letzten Wissensstand ist nur eine Einladung zu einem Schiesswettkampf und ein Vorweisen selbiger (inklusive WBK) am Zoll notwendig, ist das noch aktuell?

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  • 3 years later...

Polizisten in Extremsituationen brauchen selber einen Freund und Helfer

Auch Katastrophenhelfer, Feuerwehr- und Grubenwehrleute leiden unter dem »post-traumatischen Streß-Syndrom« ,das hierzulande weitgehend unbekannt ist

Vor fünf Jahren hat der junge Polizist Manfred Lutz einen Menschen erschossen ? in Notwehr. Wenn er heute davon spricht, verschränkt er fest die Arme vor seiner Brust, als sei ihm kalt. Wenn er davon erzählt, wird seine Stimme monoton. Wenn er sich daran erinnert, dann fangen die Hände und der Körper an zu schwitzen. Fünf Jahre danach ist Manfred Lutz aufgestiegen zum Polizeikommissar und trägt einen Stern auf dem Schulterstück, doch von dem »Vorfall«, der ein Todesschuß war, kann er immer noch nicht reden wie über ein Ereignis aus der Vergangenheit, das verarbeitet in einer Schublade des Gedächtnisses abgelegt ist. Doch er sagt, es ginge ihm gut.

Der Polizist Manfred Lutz leidet an den Folgen des Todesschusses, ohne es sich eingestehen zu wollen. Er hat alle Anzeichen des »post-traumatischen Streß-Syndroms« (PTSD, abgeleitet aus dem Englischen von »Posttraumatic Stress Disorder«). Die Krankheit tritt dann auf, wenn Menschen außergewöhnlichen Belastungen ausgesetzt sind, die nicht zum Alltag gehören. Polizisten, die Menschen erschossen haben, leiden unter PTSD, seien sie nun Täter, wenn sie vorschnell, oder Opfer und Täter, wenn sie in Notwehr geschossen haben. Auch Katastrophenhelfer und Opfer von Unglücken bekommen die Krankheit, oft ohne es zu wissen. Denn in Deutschland ist PTSD noch weitgehend unbekannt, unerkannt und unerforscht.

Damals, vor fünf Jahren, wurde Manfred Lutz zum Täter ? und zum Opfer. Mit einem Kollegen war er auf Streife im Schloßpark in Stuttgart, erzählt Manfred Lutz. Da rief jemand mit ausländischem Akzent »Polizia«. Als die beiden Beamten dem Ort des Rufes entgegenrannten, schoß der Hilerufende auf sie aus zehn Meter Entfernung. Lutz fühlte, wie eine Kugel knapp in Brusthöhe an seinem Körper einen Lufthauch hinterließ. Er rannte zum nächsten Baum, suchte Deckung und schoß automatisch zurück. Er traf den »geisteskranken Jugoslawen« tödlich. All das erlebte der damals 25jährige Polizist »wie im Film«, unbeteiligt, zuschauend, neben sich stehend. »Es ging haarscharf an meinem Leben vorbei«, sagt er heute und meint, daß er keine Wahl hatte.damals, als er schoß.

100 Mal üben Polizisten während ihrer Ausbildung, daß sie in die Beine schießen sollen. Und trotzdem ist es allein im letzten Jahr ... Mal passiert: Polizisten haben im Dienst einen Menschen erschossen. Auch Manfred Lutz traf nicht die Beine des Jugoslawen.

Kurz nach dem Todesschuß brachten herbeigerufene Polizisten Manfred Lutz und seinen Kollegen vom Tatort weg zur Befragung durch Kriminalbeamte. Ein paar Stunden später war Lutz mit seiner Freundin allein zu Hause. Die Verlobte heulte, als sie die Nachrichten über den Todesschuß in der »Landesschau« sah. In dieser Nacht schlief Manfred Lutz spät ein. Am nächsten Tag schrieb ihn der Hausarzt für eine Woche krank. Nach nur einer Woche Pause, voller Zweifel, telephonischen Befragungen durch die Mordkommission und endlos langer Stunden zu Hause, versah Manfred Lutz wieder seinen Dienst.

In den ersten 24 Stunden nach dem Todesschuß hätte Manfred Lutz mit einem Experten reden sollen. Aber es war niemand da. Die Polizei dachte vor fünf Jahren nicht daran, Beamten wie Lutz fachliche Hilfe angedeihen zu lassen. Noch vor fünf Jahren war das Männerbild anders. Polizisten, Katastrophenhelfer, Feuerwehr- und Grubenwehrleute durften keine Schwächen zeigen, keine Gefühle. In den klassischen Männerbünden war es guter Ton, das vermeintliche Sensibelchen in der Gruppe zu verspotten. Psychologen und andere Experten wurden als »Seelenklempner« belächelt. Wenn man zum Täter oder zum Opfer geworden war, hatte man so zu tun, als sei nichts passiert. Daß Angst Seele aufessen könnte, daran dachte man nicht.

Manches ist anders geworden bei Manfred Lutz. Vor allem: Bei stressigen Einsätzen, zum Beispiel einem Hauskrach mit Waffe, bekommt der junge Beamte Schweißausbrüche. Auch hält er in ungeklärten Situationen nicht die Waffe in der Grundhaltung vom Körper weg, sondern, so sagt er, legt er seine Hand lediglich auf das Holster. »Ich habe es verdrängt«, sagt Manfred Lutz heute, »oder vielmehr, ich glaube, ich habe es verarbeitet.«

»Das Verarbeiten wäre der Idealfall«, sagt Hermann Karpf, Pressesprecher der Stuttgarter Polizei und einmal Vorgesetzter von Manfred Lutz, »aber der Idealfall tritt nicht ein.« Karpf sieht den Fall Lutz selbstkritisch. »Heute könnten wir ihm besser helfen. Heute bekäme er sofort nach dem traumatisierenden Vorfall viele Gesprächsangebote; es würde ein Psychologe engagiert.« Es ist bekannt, daß Männer wie Manfred Lutz noch Jahre nach dem Vorfall zusammenbrechen können, wenn sie sich nicht mit ihrem Trauma auseinandersetzen.

Die harten Kerls, die niemals solche waren, beginnen umzudenken. In Nordrhein-Westfalen sind seit mehreren Jahren »Soziale Ansprechpartner« (SAP) bei der Polizei selber Polizisten Beamte helfen Beamten über Probleme zu reden und Experten zu vermitteln, wenn nur sie helfen können. An den Fachhochschulen der Polizei lehrt man inzwischen in den meisten Bundesländern »Verhaltens- und Handlungstraining« und gibt Tips, wie man auch ohne Waffe Konflikte lösen kann. Der Corpsgeist, der bisher Selbstkritik verhinderte, heißt neuerdings »Zusammengehörigkeitsgefühl einer Gruppe, deren Mitglieder sich gegenseitig helfen und stützen«, wie es in einem Papier des Stuttgarter Polizeipräsidenten Volker Haas heißt. Führungskräfte wie Haas gehen wöchentlich in die Dienstgruppen und sind offen für Gespräche mit Untergebenen. Der Düsseldorfer Polizeipfarrer Martin Krolzig organisiert für Polizisten, die Menschen erschossen haben, Selbsthilfegruppen und trifft sich mit den Beamten drei bis vier Mal im Jahr in einer evangelischen Akademie.

Doch nicht nur bei der Polizei wird neuerdings Seelenforschung betrieben. Auch bei der Frankfurter und Hamburger Feuerwehr zum Beispiel gibt es ein besonders entwickeltes »Streßbewältigungstraining«, damit nach Einsätzen mit gräßlich entstellten Toten gleich Gespräche von den Wachabteilungsleitern über das erlebte Leid geführt werden können. Der Marburger Trauma-Experte Georg Pieper: »Das klassische Männerbild vom stahlharten Mann, dem nichts nahe geht, weicht auf.« Die Helden merken, daß sie Hilfe brauchen.

Das PTSD ist zum ersten Mal in den Vereinigten Staaten benannt und beschrieben worden. Vietnam-Veteranen kamen verändert aus dem Krieg wieder; noch nach Jahren litten sie unter körperlichen und seelischen Veränderungen. Was sie hatten, war PTSD. Sie durchlebten ständig Ereignisse aus der Vergangenheit neu, waren dabei wie betäubt und reagierten gleichzeitig übererregt. Untersuchungen über diese Veteranen ergaben den Diagnoseschlüssel zum PTSD. Seit den achtziger Jahren wird dem Syndrom eine Reihe von internationalen Kongressen gewidmet.

Rund achtzig Tausend Menschen, ein Prozent der Bevölkerung, sind in der Bundesrepublik vom PTSD betroffen. Das hat die noch junge deutsche Forschung mit amerikanischen Zahlen errechnet. Die Kranken leiden unter Ein- und Durchschlafstörungen, Reizbarkeit oder Wutausbrüchen, haben Konzentrationsschwierigkeiten und erleben übertriebene Schreckreaktionen.

Doch die Trauma-Forschung in Deutschland steckt noch in den Kinderschuhen. »Wenn es um die Behandlung von Traumata geht, ist Deutschland ein Entwicklungsland«, sagt Wolfram Schüffel, Professor für Psychosomatik. An der Uni-Klinik in Marburg werden Trauma-Opfer behandelt, seien es Polizisten, Katastrophenhelfer, Verunglückte oder Feuerwehrleute. In einem Standardwerk über das »post-traumatische Streß-Syndrom«, so erzählt Wolfram Schüffel, sind 134 Autoren verzeichnet, auch ein Experte aus Neu-Delhi. Doch kein einziger Deutscher ist in dem Buch vertreten. Das PTSD ist noch weithin unbekannt hierzulande, während es in den USA und in Skandinavien schon lange diagnostiziert und behandelt wird. Wolfram Schüffel erklärt sich das so: Weil Deutsche in diesem Jahrhundert zweimal Verursacher von Kriegen gewesen sind und Menschen in aller Welt selber Traumata durch die Kriege zugefügt haben, scheuten sich deutsche Wissenschaftler lange vor der Auseinandersetzung mit dem Thema Trauma. Denn wenn deutsche Forscher sich mit Traumata beschäftigt hätten, hätten sie nicht nur Opfer-Forschung betrieben, sondern hätten auch über die Schuld der Deutschen als Täter forschen und sie sich selber zuschreiben müssen.

Deutsche Ärzte und Psychologen kennen das Syndrom noch kaum. Einer der wenigen deutschen Trauma-Experten berichtet, daß Katastrophenhelfer jahrelang mit Psychopharmaka ruhiggestellt worden seien.. Dabei hätte ihnen mit der Diagnose von PTSD schnell geholfen werden können. Selbst Ärzte im Bereich der Psychosomatik würden oft das Syndrom nicht kennen und verordneten die falschen Medikamente und verschlimmerten dadurch die Qual der Patienten.

Eine Faustregel besagt, daß die Trauma-Experten innerhalb von 24 Stunden vor Ort sein müssen. Als es in Borken 1988 zum Grubenunglück kam, waren Georg Pieper und Prof. Wolfram Schüffel dabei. »Am folgenden Tag«, berichtet Wolfram Schüffel, »kümmerten sich die Sozialarbeiter um die Betroffenen. Sie trafen auf erstarrte Menschen, die zumeist nicht weinen konnten. Die Sozialarbeiter setzten sich hin, schwiegen mit den Betroffenen, legten ihre Hand auf den Arm. Es wurde wenig gesprochen, doch war man beieinander.« In der Therapie geht es dann darum, dem einzelnen beizustehen und sich dem Abgelaufenen zu stellen, Gefühle auszudrücken, die mit dem Ereignis verbunden sind, und selbständig neue Lösungen für die neue Situation zu entwickeln, die greifen. Der Psychologe Georg Pieper hält durchweg bei PTSD verhaltenstherapeuthische Ansätze für sinnvoll, da diese den Betroffenen mit der traumatisierenden Situation konfrontieren.

Manfred Lutz wollte und will sich keiner Therapie stellen. Er sagt, er sei halt den Weg in die Familie gegangen und habe mit Ehefrau, Vater und Schwiegereltern alles besprochen. Psychologen sagen aber, daß die Familie überfordert ist in solchen Fällen. Auch Lutz erzählt, daß seine Verwandten erschrocken reagiert hätten. »Aber das war mein Weg«, sagt der 30jährige.

Die Vorgesetzten müßten es inzwischen besser wissen. Denn immerhin sind Polizisten Waffenträger und können in bestimmten Situationen, wenn sie nicht automatisiert und berechnet reagieren, zum Sicherheitsrisiko werden. Doch daß er in der Not nicht zur Waffe greifen würde, hält Manfred Lutz für abwegig. »Das ist schon möglich, daß es so etwas gibt. Aber es bleibt unwahrscheinlich«, sagt er und versucht ein Lächeln.

Quelle = http://www.ppr-hamburg.de

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