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Die gute alte Zeit


Jägermeister

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Sie ist lange vorbei. So gut war sie natürlich nicht, die gute, alte Zeit. Wenn man Schlechtes vergißt und Gutes behält, heißt das ja noch nicht, daß die Zeit, die vergangen ist, wirklich besser gewesen wäre. Sie war nicht wirklich besser, aber sie war anders. Und das sollte man nicht vergessen.

Mein Schulbeginn fällt mit dem Ende des Krieges zusammen. Die Lehrer waren vom „alten Schlag“ und sie haben tatsächlich auch geschlagen. Einfühlsam war damals niemand. Gekuschelt hat keiner. Wer seine Leistung nicht brachte, wurde entfernt, kam in eine andere Schule.

Zum Teil haben wir manche unserer Lehrer wirklich gehaßt und wahrscheinlich haben sie das auch verdient. Man mußte aber mit ihnen leben, mit ihnen fertig werden. Auf die Hilfe der Eltern konnte man gar nicht hoffen.

Andrerseits: Viele von uns Kindern waren bewaffnet. Pistolen, Revolver, Karabiner, auch Handgranaten und Maschinenpistolen waren leicht zu haben, sie lagen in den Wäldern herum, fanden sich auf Dachböden, in Gartenhäusern, Munition auch. Und kein Mensch scherte sich um eine „sichere Verwahrung“. Der Jäger, der Schütze stellte seine Waffe in die Ecke, unterladen oft, die Wehrmachtspistole lag im Nachtkastel, geladen versteht sich, sonst hätte sie ja nichts genützt. Die „sichere Verwahrung“ bestand einzig und allein in der Erziehung der Jugend.

Geschehen ist nichts. Natürlich gab es Forscher unter uns, die Zünder von Granaten aufgebohrt oder deaktiviert haben und manche von diesen haben Unfälle erlitten. Aber sonst ist mit Waffen nichts geschehen.

Keiner ist auf die Idee gekommen, seine Lehrer umzunieten oder die Mitschüler hinzuschlachten. Das ist nie passiert.

Man sollte darüber nachdenken. Vor allem dann, wenn uns die Zeitungen und das Fernsehen wieder die Empörung frei Haus liefern und Waffenverbote fordern. Warum ist so etwas damals nicht geschehen, wo doch jeder – auch die Kinder – ganz leicht Zugang zu Schußwaffen hatte? Warum ist so etwas damals nicht geschehen, als es fast keine gesetzlichen Einschränkungen des Waffenbesitzes gab, keine Registrierung, keine Rechtfertigung?

Und wenn man genug nachgedacht hat, wird man vielleicht draufkommen, daß es doch nicht die Waffen sind, die solche Massaker verursachen sondern die Menschen, die hinter den Waffen stehen und daß nicht die „laschen“ Waffengesetze daran schuld sind sondern unsere Zeit, die noch nicht alt ist und gut auch nicht.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Georg Zakrajsek

Quelle: Querschüsse.at_Newsletter vom 30.12.2012
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