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Schützenvereine - Der Schießsport hat viele Gesichter


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Schützenvereine pflegen ein breites Spektrum attraktiver Sportdisziplinen und traditioneller Künste. Das rasante Wurfscheibenschießen oder der eleganten Bogensport, die klassischen Disziplinen mit Gewehr und Pistole oder der dynamischen Biathlon - alle Sparten haben ihren Reiz.

Pistolenschützen: Keine rauchenden Colts

Das sportliche Pistolenschießen hat mit dem aus Film und Fernsehen bekannten Schießen fast nichts gemeinsam. Die Waffe wird nicht wie im Western-Duell schnell gezogen und aus der Hüfte abgefeuert. Der Schütze steht nicht einmal frontal zur Scheibe, sondern etwas seitlich gedreht und hält die Pistole mit ausgestrecktem Arm und mit nur einer Hand.

Dies verlangt dem Schützen eine spezielle Kondition ab, um die Waffe möglichst ruhig halten zu können.

Außerdem muss ein guter Schütze über eine ausgefeilte Technik verfügen, denn um den Abzug auszulösen, muss ein Gewicht von mindestens 500 Gramm überwunden werden, was es nicht gerade einfach macht, die Pistole ruhig und sauber im Ziel zu halten.

Wettkämpfe auf nationaler und internationaler Ebene werden vor allem mit

der Luftpistole

der Sportpistole

der Freien Pistole und

der Olympischen Schnellfeuerpistole ausgetragen.

Luftpistolen funktionieren genau wie Luftgewehre ohne Pulverladung. Für die Disziplin Freie Pistole dürfen alle Pistolen und Revolver des Kalibers 5,6 Millimeter (Kleinkaliber .22lfb) verwendet werden. Auch weitere Kurzwaffen-Wettkämpfe werden mit diesem Kaliber ausgetragen wie zum Beispiel die Disziplinen Standardpistole und Schnellfeuerpistole, wo es darauf ankommt, in kurzer Zeit mehrere Ziele zu treffen.

Es gibt auch Wettbewerbe für größere Waffen, zum Beispiel unter den Bezeichnungen Gebrauchspistole und Zentralfeuerpistole. Verwendet werden dabei Kurzwaffen, wie sie bei Polizei, Militär oder Sicherheitsdiensten im Einsatz sind - aber auch eigens für den Sport getunte Einzelstücke mit verlängertem Lauf, angepassten Griffschalen oder Zusatzgewichten.

Info:

Lediglich eine Luftpistolen darf sich jeder ab 18 Jahren kaufen, für alle anderen Kurzwaffen ist eine Berechtigung nachzuweisen. Ansprechpartner für weitere Informationen ist Ihr örtlicher Schützenverein.

Schützenvereine pflegen das Brauchtum

Ohne Vereine gäbe es in den Orten keine Traditionen, und gerade die Schützen leisten dabei einen wertvollen Beitrag. Neben eigenen Schützenfesten mit Umzügen beteiligen sich die Schützen auch aktiv an anderen Veranstaltung - sei es mit Fahnenabordnungen oder Böllerschützen.

Hier ein paar Begriffe:

Schützenkönig wird derjenige, der beim Königsschießen den besten Schuss abgibt. Mit speziellen Messgeräten wird dabei ausgemessen, wie mittig das Loch in der Scheibe sitzt - also wer den perfektesten Zehner geschossen hat. Die Abstufungen nennt man Teiler . Theoretisch könnte der König also ein miserabler Schütze sein, der mit einem einzigen Schuss Glück hatte. Mehr Aussagekraft über die Fähigkeiten des Schützen gibt daher der Titel Vereinsmeister. Denn hier zählt nicht nur ein Schuss, sondern die ganze Serie.

Der König - es gibt einen für jede Hauptdisziplin - ist ein Jahr im Amt und erhält als Zeichen seiner Amtswürde die Schützenkette, die er dann bei offiziellen Anlässen trägt. Dabei handelt es sich um eine massives Gebilde aus eingefassten Münzen, die mit Silberketten verbunden sind. Da jeder Schützenkönig eine neue Münze hinzufügen lässt, handelt es sich bei alten Vereine oft um eindrucksvolle Schmuckstücke. In einigen Regionen ist es Brauch, dass der Zweitplatzierte des Königsschießens mit einer Wurstkette ausgezeichnet wird.

Ob die Schützen- oder Fahnenjungfern jungfräulich sind, wird nicht geprüft. Aber dass sie in Tracht eine gute Figur macht, müssen die jungen Damen laufend beweisen. Sie repräsentieren den Verein genau wie die Könige bei zahlreichen Terminen.

Böllerschützen brauchen zur Ausübung ihrer Tradition eine Ausbildung und Berechtigung, schließlich hantieren sie mit Schwarzpulver. Welche Voraussetzungen für die Genehmigung erfüllt werden müssen, lesen Sie im Artikel über die Großkaliber-Schützen.

Die Jugendarbeit aller Vereine ist ein wichtiger Beitrag zum gesellschaftlichen Leben. Neben anderen leisten da auch die Schützen wertvolle Arbeit.

Info: Schützenvereine brauchen nicht nur Meisterschützen, sondern auch Menschen, die sich für die Pflege des Brauchtums angagieren möchten. Wer sich für dieses Hobby interessiert, findet fast in jedem Ort einen geeigneten Verein.

Reservisten und Jäger üben für den Ernstfall

Schießsport und Jagd sind von jeher eng verknüpft, deshalb sind auch die Traditionen der Schützenvereine eng mit der Jagdtradition verwoben. Viele sprachliche Besonderheiten der Waidmänner finden sich im Sprachgebrauch der Schützen wieder. Ein Wörterbuch der Jägersprache findet sich im Internet auf der Seite Jagd.de.

Fast alle Jagdschein-Inhaber sind zugleich Mitglied eines Schützenvereins. Schließlich ist das Training auf dem Schießstand für Jäger die einzige Möglichkeit, für den Ernstfall zu üben. Treffsicherheit ist für Jäger enorm wichtig, zum einen um dem Wild unnötige Qualen und langes Leiden durch schlechte Treffer zu ersparen - und zum anderen natürlich als Schutz für Passanten.

Die Großkaliber-Schützenvereine bieten deshalb eigene "jagdliche" Wettkämpfe an, in denen die speziellen Anforderungen in Wald und Flur geübt werden. Beispielsweise wird nicht auf normale Zielscheiben geschossen, sondern auf gemalte Rehe oder Füchse. Wie im Wald wird sitzend (auf dem Hochstand), stehend angestrichen (an einen Baum gelehnt) oder liegend geschossen. Im Gegensatz zu sportlichen Disziplinen wird hier mit Jagdwaffen geschossen, die auch lichtempfindliche Zielfernrohre mit starker Vergrößerung haben können.

Für einen anderen "Ernstfall" halten sich die Reservisten fit. Neben dem Brauchtum der "alten Kameraden" spielt in Soldaten- und Reservistenvereinen deshalb der Umgang mit Waffen eine große Rolle. Eingegliedert in Schützenvereine oder auf eigenen Schießständen werden daher Wettkämpfe ausgetragen, die besonders für den militärischen Einsatz vorbereiten. Eine Besonderheit hierbei ist zum Beispiel das Schießen auf große Distanzen (300 bis 1000 Meter) oder mit originalen Militärwaffen.

Info:

Der Erwerb des Jagdscheines ist nur durch einen ausführlichen Lehrgang in Theorie und Praxis möglich. Nähere Informationen gibt es beim Landesjagdverband Bayern.

Mitglieder der Reservistenvereine sind hauptsächlich Veteranen oder Soldaten, die sich nach ihrem Wehrdienst als aktive Reservisten zur Verfügung stellen.

Vorderlader-Schützen: Ein Hauch von Wildwest

Auf dem Schießstand der Vorderladerschützen weht ein Hauch von Wildem Westen. Nein, nicht wild in Form von verwildert, es geht sehr diszipliniert zu - wie bei allen Schützenvereinen sind sich die Mitglieder darauf bedacht, dass beim Umgang mit Waffen strenge Sicherheits-Vorschriften eingehalten werden.

Aber das Flair erinnert einfach ein wenig an Hollywood-Filme. Gewehre und Pistolen, die direkt aus dem frühen 19. Jahrhunderts zu stammen scheinen. Und dazu die Schützen, die mit Bleikugeln und Pulverbehältern hantieren, alle Komponenten in den Lauf stopfen und mit einem Ladestock feststampfen. Bis die Waffe schussbereit ist, dauert es ein wenig. Dann der Schuss, ein lauter Knall und eine weiße Wolke mit Pulverqualm weht über den Stand. Nach dem Schuss wird in aller Ruhe erneut geladen. Viele Vorderladerschützen haben ihre Waffen aus Bausätzen selbst gefertigt und gießen sich sogar ihre Geschosse aus Blei. Nur das Schwarzpulver muss aus Sicherheitsgründen fabrikmäßig hergestellt sein.

Der Blick auf die Scheibe beweist dann aber, dass Vorderladerwaffen trotz der nostalgischen Optik sehr präzise sein können. Geschossen wird mit Kurzwaffen (Pistolen und Revolver) auf 25 Meter, mit Gewehren auf 50 oder 100 Meter. Wer ins Schwarze treffen will, muss auf diese Entfernung (je nach Disziplin) einen Kreis mit fünf bis acht Zentimetern Durchmesser treffen. Im Wettkampf ist nicht nur Zielgenauigkeit gefragt, sondern auch Schnelligkeit beim Nachladen. 15 Schüsse müssen binnen 40 Minuten abgegeben werden.

Neben dem Sport wird in vielen Vorderladervereinen auch Tradition groß geschrieben. Bei Festen sind die Auftritte der Pulverschützen in historischen Kostümen immer ein Blickfang.

Info:

Der Erwerb von Vorderladerwaffen ist für Personen ab 18 Jahren frei, allerdings ist der Kauf von Schwarzpulver nur mit einem Berechtigungsschein möglich. Falls Sie sich für diesen nostalgischen Schützensport interessieren, können Sie sich bei Ihrem örtlichen Schützenverein erkundigen, wo Sie den nächsten Pulverschützenstand finden.

Tontauben: Gute Reaktion ist gefragt

Das besondere am Schuss auf Wurfscheiben oder Tontauben im Gegensatz zu den anderen Schießsportdisziplinen ist, dass es nur "getroffen" und "nicht getroffen" gibt, und dieses sowohl für Schützen als auch Zuschauer direkt sichtbar ist. Geschossen wird hier mit Flinten, das Geschoss besteht aus einer Schrotladung.

Das Wurfscheibenschießen unterteilt sich in die Disziplinen Trap, Skeet und Doppeltrap. Gemeinsam ist dabei, dass eine Wurfmaschine eine kleine Scheibe aus Ton in die Luft schleudert, die im Flug getroffen werden muss. Dabei weiß der Schütze zuvor nicht, wo die Scheibe fliegen wird. Je nach Disziplin sind nicht nur die Richtung, sondern auch der Startpunkt der kleinen, schnellen Scheibe unterschiedlich.

Im Gewehr sind zwei Schuss, wobei es bei einigen Wettbewerben mehr Punkte gibt, wenn die Scheibe mit dem ersten Versuch getroffen wird.

Da das Wurfscheibenschießen bei Jägern ein beliebtes Training für die Jagd auf Enten ist, wird in den meisten Vereinen eine "sportliche" und eine "jagdliche" Variante unterschieden. Die Sportler warten mit dem Gewehr im Anschlag an der Schulter auf die Taube - die Jäger halten die Waffe locker in der Hand und zielen aus der Bewegung heraus.

Info:

Diese Disziplin dürfen nur Schützen ausüben, die eine besondere Ausbildung im Waffensachkunde absolviert haben und Ihre Zuverlässigkeit unter Beweis gestellt haben. Wo Sie diesen Sport ausüben können, erfahren Sie bei Ihrem örtlichen Schützenverein

Bogenschießen: Elegant und leise

Höhlenzeichnungen von Bogenschützen vor rund 15.000 Jahren zeugen von der langen Geschichte dieser alten Schießsportart.

Der Reiz und gleichzeitig die große Schwierigkeit, aber auch Herausforderung der Disziplin Bogenschießen besteht sicherlich darin, dass beim Zielvorgang nicht zwei Visierpunkte (Kimme, Korn) zur Deckung gebracht werden können. Der Erfolg des Treffens ist so primär ein Produkt der Körperbeherrschung, der Konzentrationsfähigkeit sowie der Gleichmäßigkeit und Wiederholbarkeit von Bewegungen.

Neben Kraft und Ausdauer erfordert Bogenschießen auch viel Konzentration. Heute wird diese Schießsportdisziplin im Freien (90, 70, 60, 50 oder 30 Meter Distanz) und in der Halle (18 Meter Distanz) geschossen. Aus dem frühzeitlichen einfachen Weidenstock mit Angelsehne gespannt sind vergleichsweise hoch technisierte und physikalisch ausgeklügelte Sportgeräte entstanden. Die Wurfarme des Bogens sind zumeist aus Carbon- oder Glasfaser gefertigt. Gezielt wird zumeist mit Hilfe einer Visierung.

Info: Wer sich für diesen Sport interessiert, der unter anderem den Ruf hat, die Konzentrationsfähigkeit und innere Ausgeglichenheit zu fördern, erfährt beim örtlichen Schützenverein Ansprechpartner in der Region.

Armbrust: Wilhelm Tell mit High-Tech

Armbrustschießen erinnert die meisten wahrscheinlich eher an Wilhelm Tell als an eine moderne Sportart. Doch seit dem legendären Apfelschuss hat sich die Armbrust von ihrem Einsatz bei der Jagd und der Stadtverteidigung im Mittelalter zu einem wahren Hightech-Sportgerät entwickelt.

Zumeist ist der Querbogen auf einen Luftgewehrschaft aufgebaut. Gezielt wird ähnlich wie beim Gewehrschießen durch ein Diopter und ein Ringkorn, wobei eine kleine Wasserwaage hilft, die Armbrust immer in der gleichen Lage zu halten. Ist der Bogen (zumeist aus Karbon gefertigt) gespannt, legt man einen Pfeil auf eine Schiene und mit dem Abdrücken löst sich die Bogenspannung und lässt den Pfeil (auch Bolzen genannt) ins Ziel fliegen. Hinter der Zielscheibe befindet sich ein Bleistück, in dem der Pfeil stecken bleibt und dann vom Schützen für den nächsten Schuss wieder herausgedreht wird.

Wettkampfbedingungen:

Zunächst wird unterschieden zwischen der sportlichen Armbrust, mit der die Wettkämpfe auf Schießständen ausgetragen werden, und der Feldarmbrust. Geschossen wird sportlich je nach Disziplin freihändig stehend oder knieend auf Entfernungen von zehn oder 30 Metern. Ziel sind bei zehn Metern Luftgewehrscheiben, der Zehner hat einen Durchmesser von sechs Millimetern. In einem Wettkampf müssen entweder binnen 90 Minuten 40 Schuss abgegeben werden, oder 20 Schuss in 50 Minuten.

Bei der Feldarmbrust geht die Distanz sogar über 35, 50 oder 65 Meter, und ausgeübt wird dieser Sport im Freien.

Info:

Eine Armbrust ist für Erwachsene erwerbsscheinfrei. Um den Sport ausüben zu können, ist jedoch eine professionelle Anlage nötig, da die Durchschlagskraft dieser Waffen nicht unterschätzt werden sollte. Wenn Sie sich für diesen Sport interessieren, bekommen Sie bei Ihrem örtlichen Schützenverein Informationen über geeignete Sportstätten.

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