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Mit der Waffe in der Hand


dynamite

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DO, 03. Mai 2007 im heute, Rubrik Hintergrund

Was macht die amerikanische Waffenlobby so stark? Kleiner Ausflug in die Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika

Mit der Waffe in der Hand

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VON SILVIA TSCHUI

03.05.2007 | 08:34:01

WASHINGTON. Die Waffenlobby in den USA sieht sich durch die Bush-Regierung bestätigt – auch nach der jüngsten Amoktat. Warum eigentlich?

Nach dem Amoklauf in Virginia schrie die Waffenlobby ...

... gewaltsamen Todesfälle durch Erschiessen im Durchschnitt in Ländern mit laxer Waffengesetzgebung (siehe Grafik oben). Die USA führt die traurige Statistik mit 10,08 Toten pro 100 000 Menschen und Jahr haushoch an. – Interessantes Detail: In Europa steht die Schweiz mit einer Quote von 6,4 Toten an der Spitze. ...

... aber schon 2002 nach der Kontroverse um Michael Moores Film «Stupid White Men» ...

http://www.heute-online.ch/wissen/hintergrund/artikel61750

Als ich heute im Zug heim fuhr, kam mir eine der neuen Gratiszeitungen "heute" in die Finger. Und da hatte es im Wissensteil ein paar Fakten über Waffen, was mich als Sammler und Schütze natürlich interessierte.

Doch hoppla, was sehe ich da? Ein Artikel über Waffen und Schusswaffentote, dazu eine Spielzeugpistole. Wieso keine echte Waffe? Die Verknüpfung eines so ernsten Themas mit einem Spielzeug scheint mir nicht angebracht (die Pistole ist klar erkennbar ein Soft-Air-Modell; einerseits sieht man das eingezogene Kaliber an der Mündung, andererseits die Plastikschweissnaht vorne an der Stirnseite).

Dann berichtet die Autorin Silvia Tschui offenbar aus Washington, erstaunlich. Das hätte ich dieser Zeitung gar nicht zugetraut, dass sie vor Ort eigene Journalisten hat... oder will man da den Leser etwa täuschen?

Weiter geht's im Text, wo auf "obenstehende Grafik" verwiesen wird - bloss gibt es obenstehend leider keine Grafik - an Schulen nennt man solche Abschreibübungen Plagiate, aber in dieser Zeitung hält man es offenbar nicht einmal für nötig, nachher den Text noch durchzulesen.

Quellenangaben irgendwelcher Art sucht man sowieso vergebens, auch für die angeblich 6,4 Schusswaffentoten in der Schweiz pro 10'000 Menschen und Jahr. Bezogen auf die Schweizer Gesamtbevölkerung von 7.5 Mio. macht das dann die stattliche Summe von rund 4'800 Schusswaffentoten pro Jahr. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass die Schweiz gemäss dem Bundesamt für Statistik pro Jahr total lediglich 180 Tötungsdelikte aufweist. Wenn die quellenlose Statistik von "heute" also stimmt, bläst sich demnach alle zwei Stunden in der Schweiz jemand selbst die Rübe ab. Das ist tatsächlich bedenklich. - Die Schweiz, ein Volk von entmündungsbedürftigen Selbstmördern..?

Weiter geht's mit mit Infos von Hüben und Drüben: Michael Moore drehte nie einen Film namens "Stupid White Men", auch wenn das recht englisch tönt (ein Buch schrieb er mit diesem Titel). Allerdings drehte er im Jahr 2002 "Bowling for Columbine". Nun ja, kleine Zitier-Fehler können jedem passieren.

Allerdings ist es doch bedenklich, wie vom journalistischen Standpunkt aus gesehen Beiträge im "heute" zustandekommen. Wäre dies ein Schüleraufsatz, müsste man wohl ein Ungenügend vergeben.

Mit freundlichen Grüssen,

dynamite

(dieses Schreiben ging soeben als Leserbrief ans "heute")

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Weisst du wo die Zahlen herkommen. Vom unsäglichen hoplohoben Prof Killias. Es sind übrigens nicht die Toten sondern die Tötungsdelikte die alles erfassen wo man jemanden töten wollte.

Sonst für die Toten im Durchschnitt 25.4 Schusswaffentote in der Schweiz pro Jahr für 7 mio Einwohnern.

Kannst du hier nachlesen: http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/19/22/publ.Document.83618.pdf

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Interessantes Detail: In Europa steht die Schweiz mit einer Quote von 6,4 Toten an der Spitze. ...

Die relativ hohe Zahl an Schusswaffentoten in der Schweiz ist seit längerem bekannt, das liegt an der weiten Verbreitung von Schusswaffen in der Bevölkerung. So werden Suizide vorranging mit Schusswaffen durchgeführt, weit häufiger als in anderen Staaten. Die Anzahl der Suizide insgesamt ist aber gleich mit Deutschland und anderen europäischen Staaten. Der Schusswaffenbesitz hat keinen Einfluss auf die Anzahl der Morde und Selbstmorde, wohl aber auf die Wahl der Mittel.

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Sollte jemand seinem Dasein ein Ende bereiten wollen, so ist es doch natürlich das man das effizienteste Mittel bevorzugt.

So gesehen stellt das hohe Waffenaufkommen in der Schweiz, sogar noch Bürgernähe des Staates dar. :roll:

Es wäre aber fatal eine Waffenpflicht für uns Deutsche einzuführen.

Ich denk das ging ins Auge; aber ins Auge der anderen.

Auf die Antwort von "heute" bin ich mal gespannt.

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Die relativ hohe Zahl an Schusswaffentoten in der Schweiz ist seit längerem bekannt, das liegt an der weiten Verbreitung von Schusswaffen in der Bevölkerung. So werden Suizide vorranging mit Schusswaffen durchgeführt, weit häufiger als in anderen Staaten. Die Anzahl der Suizide insgesamt ist aber gleich mit Deutschland und anderen europäischen Staaten. Der Schusswaffenbesitz hat keinen Einfluss auf die Anzahl der Morde und Selbstmorde, wohl aber auf die Wahl der Mittel.

Diese Korrelation ist mir schon klar. Aber es hilft dem dürftigen Text auch nicht aus der Patsche, denn erstens stand dort nichts von Suiziden und suggerierte dadurch ganz klar Tötungen an Drittpersonen, zweitens stand nichts über die Quellen, wohl gerade im Internetzeitalter etwas vom Wichtigsten im Journalismus. - Inhaltlich kann ich die Zahl nicht beurteilen, da müsste ich mich zuerst einmal in das statistische Zahlenmaterial stürzen. Wenn ich aber richtig gerechnet habe, stirbt in der Schweiz alle 2 Stunden jemand (Tag und Nacht) durch Schusswaffen, und zwar ohne die vorsätzlichen Tötungsdelikte mitgezählt.

Nur so nebenbei: in Japan ist die Suizid-Rate etwa der schweizerischen entsprechend, obwohl Waffen dort grundsätzlich verboten sind.

@ Orakel

Soeben schrieb mir der Grafiker, der das Bild kreiert hat; anständig und mit Dank auf meine waffentechnischen Hinweise. Er sei eben neu und hätte unter Zeitdruck ein entsprechendes Bild kreieren müssen. Ich schrieb ihm zurück und bedankte mich für die Reaktion.

Aber es scheint mir typisch, dass man die "Schuld" wieder einmal dem Kleinen in die Schuhe schiebt, denn er ist dort offenbar neu und nur Praktikant. Die Redaktion habe ihm meine Zuschrift weitergeleitet (und er ist auch der einzige, der bislang überhaupt antwortete). Zudem sind die schweren Patzer ja nicht bei ihm zu finden, sondern im schludderigen Text. - Für die Schweizer: der ganze Komplex von "heute" gehört offenbar zum Ringier-Konzern, jedenfalls war besagter Mitarbeiter von Ringier angestellt... Wen wundert's also.

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Diese Korrelation ist mir schon klar. Aber es hilft dem dürftigen Text auch nicht aus der Patsche, denn erstens stand dort nichts von Suiziden und suggerierte dadurch ganz klar Tötungen an Drittpersonen,

Der Text ist plakativ indem er einen spziellen statistischen Aspekt beleuchtet. Darin besteht auch die fundamentale Schwäche dieser Argumentation, denn statistisch besteht kein direkter Zusammenhang zwischen Verbrechensrate und Waffenbesitz.

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Hah, wer sagt's denn!! Heute im heute auf der "community"-Seite,

ein böser Leserbrief mit dem seitenüberspannenden Titel

"Keine Lügenmärchen"

leider finde ich den Brief online nicht: http://www.heute-online.ch/home

(und zum Glück druckten sie nicht meinen mit dem Zahlenfehler, ich hatte mich in der Hitze des Gefechts um den nicht unbeträchtlichen Faktor 10 verirrt - oops..! andere kritisieren und dabei selbst pfuschen, geht natürlich schlecht... :oops: )

Na jedenfalls ist der Leserbrief recht aggressiv geschrieben und beginnt mit: "Wäre es einmal möglich, nicht irgendwelche Lügenmärchen zu verbreiten, sondern richtige Zahlen betreffend Schusswaffenmorde? ..." - und die Redaktion daraufhin in einer Anmerkung: "... Das Resultat beinhaltet Selbstmorde und Unfälle durch Schusswaffengebrauch. So kommt die höhere Zahl zustande. Für allfällige Unklarheiten und die fehlenden Quellangaben entschuldigen wir uns."

Potzblitz, da muss ich denen doch ein Kränzchen winden für ihre prompte und ehrliche Reaktion. Und es zeigt eben schön, dass es sich lohnt, für unsere Sache einzustehen und aktiv zu sein. Leserbriefe mit fachkundigen Infos zu schreiben ist ja nicht allzu schwierig, und wenn viele dies immer wieder tun, bleibt das nicht ohne Wirkung (siehe z.B. auch die Vernehmlassungen zum neuen Waffengesetz oder Keckeis letzthin in einem Interview).

Ich denke mir, wir machen etwas für unser Hobby und unseren Sport und setzen uns ein - bei den linken Gutmenschen frage ich mich, wie gross ihr Einsatz sein wird, wenn es ums Unterschriften- und Geldsammeln geht für ihre Initiative; denn eigenes Geld rühren die ja lieber nicht an..!

;-)

Es lebe die "Waffen-Lobby"!!!

:mrgreen: :mrgreen:

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@Dynamit

Es ist nicht zuffällig dieser Brief :mrgreen: :mrgreen: :wink:

Wäre es einmal möglich nicht irgendwelche Lügenmärchen zu verbreiten sondern richtige Zahlen betreffend Schusswaffenmorde.

Das sind die Zahlen 2006, die vom Bundesamt von Justiz in der Person vom Justizminister Blocher herausgegeben wurden.

Zahlen 2006, Tötungsdelikte pro 1mio Einwohner, was auch Körperverletzung beinhaltet:

Schweiz 12

Holland 15

Canada 20

Australien 20

Finland 24

USA 56

Sonst können sie die Zahlen 2000-2004 für die Schweiz aus diesem Bericht nehmen: http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/19/22/publ.Document.83618.pdf

381 Morde davon 1/3 mit Schusswaffen, macht im Durchschnitt 25.4 Morde mit der Schusswaffe pro Jahr für 7 Millionen Einwohnern.

In dem Artikel stand:

Die USA führt die traurige Statistik mit 10,08 Toten pro 100 000 Menschen und Jahr haushoch an. – Interessantes Detail: In Europa steht die Schweiz mit einer Quote von 6,4 Toten an der Spitze

Die RICHTIGE ZAHL FüR DIE SCHWEIZ IST: 0.36 und nicht 6.4 und an der Spitze steht sie auch nicht.

Darüber das eine Berichtigung stattfindet, mache ich mir natürlich keine Illusionen.

Ctr C und Ctr V als Wissen und Hintergrund zu verkaufen ist schon ein Leistung.

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Soeben entdeckt:

"Siliva Tschui

Die Carte Blanche-Autorin über sich: Silvia Tschui schlafwandelte einige Semester an der Uni Zürich am germanistischen Seminar herum, bis sie sich für eine Kunstausbildung in Zürich und London entschied. Zu ihrem Job als Wissens/Hintergrunds- und Literatur-Redaktorin bei heute kam sie zur eigenen Ueberraschung."

in: http://www.science-journalism.ch/html/bulletin+292.html

Na sowas. Da sag ich nur, gute Nacht :D

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