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DSB anerkannt


kwidzyn

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  • 3 years later...

Kosovo, Kongo, Libanon, Afghanistan ? die Bundeswehr 2006. Immer neue Aufgaben, immer neue Krisenherde. Unsere Streitkräfte stehen nicht nur ihren Mann, sondern auch ihre Frau. Seit 2001 steht die Armee auch Frauen offen. 13 625 sind es inzwischen. BILD hat einige von ihnen besucht.

Heute: Stabsunteroffizier Andrea, derzeit im Kosovo

Noch 34 Tage und der Rest von heute.

Wieder ein Kreuzchen mehr im Wandkalender überm Etagenbett. ?Am 23. Januar geht?s nach Hause?, sagt Andrea (25) und steckt den Stift wieder ein. ?Dann wird mein größtes Problem sein, dass ich vor dem Kleiderschrank stehe ? mit der typischen Frauenfrage: Was zieh ich heute an??

Zurzeit hat Andrea keine Wahl. Im Spind hängen nur der Tarnanzug und der Sportanzug. Andrea ist Soldatin im Bundeswehrfeldlager in Prizren, eine von 155 bei KFOR. Vier Monate lang ist der Kosovo ihre Heimat ? und zur Familie gehören auch die 2145 männlichen Kameraden.

Heute steht ?Heli Boarding? auf dem Trainingsprogramm. Das erste Mal für Andrea, dass sie mit ihrem Zug das schnelle Ein- und Aussteigen in einen Hubschrauber mit laufenden Rotoren übt. Mit dem G 36 in der Hand rennt die Berlinerin immer wieder gebückt zum ?Puma?-Hubschrauber, wuchtet erst den Rucksack und dann sich selbst rein. Keine helfende Hand der Kameraden, kein ?Soll ich dir was abnehmen??.

Das käme für Andrea (1,74 m, 54 Kilo) auch nicht infrage: ?Hier muss jeder selbst seinen Mann stehen. Sonderbehandlung für Frauen ? wozu? Es gibt nichts, was die Jungs besser oder schlechter können als ich.? Beim letzten 25-km-Marsch auf Zeit (mit 10-Kilo-Gepäck) kam sie als Zweite ins Ziel!

Das Ziel ? gleich nach dem Abi wusste Andrea ein Jahr lang gar nicht, wo sie überhaupt hin wollte.

Fast wäre sie Friseurin geworden oder Kosmetikerin. ?Am Ende entschied sich Andrea für die Armee. Sie verpflichtete sich für acht Jahre, ist inzwischen Stabsunteroffizier (1300 Euro netto) ? und bekam den Marschbefehl in den Kosovo.

Im Camp ist inzwischen Dienstschluss, gegen 20 Uhr. Andrea macht es sich auf der Stube gemütlich. Die ist picobello sauber. ?Ich habe einen Putzfimmel. Meinen Freund zu Hause nervt das manchmal.?

Da liegt der Schlafanzug mit den rosa Blümchen (?Privatklamotte wie meine Unterwäsche?) auf Kante gefaltet auf der Bettdecke, Zahnpasta und Duschzeug stehen wie Zinnsoldaten aufgereiht im Spind.

?Die einzige Macke, die ich hier pflege, ist meine Haarpflege. Da nehme ich nur ein bestimmtes Shampoo und die passende Spülung. Die lass ich mir immer aus Deutschland schicken.? Beim Friseur ist Andrea nicht so wählerisch: ?Beim Camp-Figaro habe ich gerade zwei Euro gezahlt. Sieht doch super aus, oder?? Die Antwort gibt ein Feldwebel: ?Natürlich guckt man da gern hin. Aber als Kameradinnen werden sie zu 100 Prozent akzeptiert und respektiert.?

Überraschendste Erkenntnis für die Soldatin: Männer können reden. Sie wollen es sogar.

Andrea: ?Es ist schon witzig, wenn Kameraden zu mir kommen und von Problemen mit ihrer Freundin erzählen. Ich erklär es ihnen aus weiblicher Sicht. Danach sind sie froh und sagen: ,Jetzt versteh ich endlich, wie meine Freundin tickt?.?

Frauen beim Bund ? also für alle ein Gewinn? ?Ja?, sagt ein Oberstleutnant. ?Allerdings?, und dann schlägt er gedanklich die Hacken zusammen, ?allerdings wollte ich sie ungern ganz vorn, also an der Front, dabeihaben. Weder auf meiner Seite noch beim Gegner.? Andrea schmunzelt: ?Macho-Getue.? So sind Männer eben.

Frauen sind anders, aber auch nicht immer besser. ?Probleme hat man beim Bund, wenn überhaupt, dann eher mit anderen Frauen als mit Männern. Zumindest war es in der Grundausbildung so. Da gab es schon Stutenbissigkeit.?

Die Soldatinnen haben im Camp einen Flur für sich allein. Mit eigenen Waschräumen. Hier kann sich Andrea in Ruhe die Beine epilieren. ?Nur weil wir hier im Einsatz sind, muss ich mich ja nicht komplett gehen lassen.? Da werden auch die Nägel lackiert (?farblos, rot sieht zur Uniform blöd aus?) und das Parfum aufgetragen: ?Tom Tailor ? das ist mein Arbeitsduft. Zu Hause benutze ich was Schwereres.?

Zu Hause, da trägt Andrea gern Sachen, die ihre Figur mehr betonen als die Uniform. ?Sie ist zwar schon taillierter geschnitten als die der Männer, aber ein bisschen enger würde nicht schaden.? Andrea mag die Uniform, trotz dieser unfreiwillig komischen Geschichte: ?Auf dem Heimweg von der Kaserne bin ich im Zug mal für ?ne Fahrkarten-Verkäuferin gehalten worden.?

Morgen macht Andrea wieder ein Kreuz im Kalender. Wieder rückt die Heimkehr einen Tag näher. Und wenn sie dann daheim vorm Kleiderschrank steht, weiß sie sogar schon die Antwort auf die Frage aller Fragen: Was zieh ich nur an? ?Einen Bademantel ? drei Tage lang.?

Quelle = bild.de

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Soldatin Nicole:

Der staubige Engel aus dem Kongo

Von A. WÜRZBACH und B. WEINKAUF

Hasi sieht ein bisschen mitgenommen aus. Leicht angeschmutzt, etwas gefleddert. Aber Hasi hat auch schon viel mitgemacht in seinem langen Kuscheltier-Leben.

33 Jahre ist Hasi schon alt. Genauso alt wie Nicole. Hasi war ein Geschenk zur Geburt von Hauptfeldwebel Nicole. Und jetzt sind beide am staubigen Rollfeld des Flughafens von Kinshasa stationiert.

Nicole trägt Tarnanzug und Springerstiefel, am Ärmel leuchtet ein rotes Kreuz ? die Frau mit den kurzen, blonden Haaren ist Sanitäterin. 12 Jahre dient sie schon beim Bund. ?Dusty Angel? (?Staub-Engel?) nennen die Kameraden sie. ?Weil ich in Afghanistan immer so schmutzig war?, sagt Nicole.

In Afghanistan war Hasi auch, in Bosnien, im Kosovo ? und nun eben seit fünfeinhalb Monaten im Kongo.

?Ich würde heute noch im weißen Kittel im Supermarkt an der Kasse sitzen, wenn mich damals nicht ein Freund zum ,Tag der offenen Tür? bei der Bundeswehr mitgenommen hätte?, gesteht Frau Hauptfeldwebel.

Sie wurde Berufssoldatin (heute 1800 Euro netto) und Spezialistin für Auslandseinsätze. Noch heute lächelt sie über Frauen, die im Grundwehrdienst aufgaben, ?nur weil ein Fingernagel eingerissen war?.

Jetzt, drei Tage vor Weihnachten, wartet Nicole auf den Rückflug. Sie schläft in einem Container mit einer Kameradin und sechs Kameraden. Auf einer Matratze im ?Moskito-Dom?, eine Art Einmannzelt: ?Ist der bessere Mückenschutz. Und so hat man zumindest ein bisschen Privatsphäre.?

Im Zelt schreibt sie E-Mails an den Freund, auch ein Soldat: ?Die meisten Paare lernen sich doch bei der Arbeit kennen.? Und ein Soldat weiß auch, dass Einsatz im Ausland keine Vergnügungstour ist.

Nicole trägt ihren Sanitäterrucksack, samt Helm und Splitterweste (zusammen 25 kg) wie ein Mann, springt gern in ihren Tarnanzug (?Im Kleid seh ich nach Fasching aus?) und vermisst nicht mal Kosmetik: ?Nur eine Nagelbürste fehlt mir, um die Hände mal wieder richtig sauber zu bekommen.?

Sexuelle Anmache? ?Nein!? Dumme Sprüche? ?Hauptsache, die fragen mich nicht, ob ich ihre Hemden bügele.?

Natürlich freut sie sich auf Deutschland, auf einen Weihnachtsbaum, auf kühle Tage. Aber insgeheim hofft sie auf die nächste Bundeswehrmission. Mit Hasi. Nicole hat sich ja bis 2027 verpflichtet.

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Decksmeister Kristina:

Vor ihr stehen die Jungs stramm

Von CAROLIN FORD

Die weiße Gischt einer Nordseewelle spült über den Bug der Fregatte ?Augsburg?, ein feindlicher Tornado-Kampfjet donnert dicht über der Brücke hinweg. Das Schiff ist getroffen, Wasser bricht ein, unter Deck lodern drei Feuer. Eine junge, blonde Frau kommandiert drei kräftige Kerle zum Leck. 13 Minuten brauchen sie, um das Wasser zu stoppen.

?Das ist zu viel?, sagt Deckmeister Kristina Laudi (19). ?13 Minuten gehen im Ernstfall gar nicht.?

Ende eines Manövers.

Kristina Laudi ist eine von 17 Frauen an Bord der ?Augsburg?, Spitzname ?Die Wilde Dreizehn? (nach dem Piratenschiff in der Augsburger Puppenkiste), 130 Meter lang, 30 Knoten schnell, bewaffnet mit 27-Millimeter-Geschütz, Anti-Schiffs-Raketen und Torpedos. Kristina ist das zweitjüngste Mitglied der 200-köpfigen Besatzung, Dienstgrad: 2. Decksmeister. Für zwölf Jahre hat sie sich verpflichtet.

Sie sagt: ?Spätestens seit dem Libanoneinsatz der Marine ist uns allen klar, dass es auch für uns jederzeit ernst werden kann. Natürlich denkt jeder mit etwas Angst und Respekt daran, aber das ist eben unser Job.?

Was sind Ihre Aufgaben an Bord der ?Augsburg??

?Ich bin zuständig für alle Aufgaben auf dem Oberdeck?, sagt Kristina Laudi. ?Ankern, schleppen, an- und ablegen, Speedboat fahren ? alles, was Spaß macht! Der Bundeswehrberater hat es so ausgedrückt: ?Sie stehen an Deck und scheuchen die Jungs rum ...??

Zwanzig Mann hören auf ihr Kommando. Wenn sie Anweisungen gibt, ist ihre Stimme laut und klar.

?Ich bin froh, dass ich hier bin, es ist immer spannend?, sagt sie. ?Ich wollte raus von zu Hause und was von der Welt sehen. Und ich wollte einen sicheren Arbeitsplatz mit guten Karrierechancen. Klar kommen ab und zu Sprüche, wenn man eine Frau ist. Aber man lernt schnell, die zu kontern.?

Ihr Zuhause auf See ist eine kleine Kabine, die sie mit drei anderen Frauen teilt. Fahles Licht und das ewige Wiegen der Wellen.

Kristinas Kameradin Annica A. (21), Radarmeister, sagt: ?Hier auf See kann man Schwächen nicht verbergen. Wir haben ja auch solche Situationen wie die Seekrankheit. Das trifft uns alle, da leiden wir Seite an Seite. Da reicht schon mal der Unteroffizier dem Offizier die Kotztüte.?

Seit immer mehr Frauen an Bord deutscher Schiffe fahren, ?rennt man halt nicht mehr nackt über den Gang zur Dusche?, sagt einer der Männer. ?Aber das muss ja auch nicht sein.?

Männer und Frauen sind an Bord (natürlich) getrennt untergebracht. Geheime Liebschaften gibt es, aber sie werden nur an Land gelebt. Flirten, turteln, küssen ? auf dem Schiff ? streng verboten!

Fürchten Landmänner Seefrauen?

?Ja!?, sagt Kristina Laudi. ?Männer reagieren manchmal abgeschreckt, wenn ich ihnen meinen Beruf sage. Deswegen hab ich mich auch schon mal als Fleischfachverkäuferin vorgestellt. Viele kommen nicht damit klar, wenn eine Frau zur See fährt. Aber wer das nicht kann, der muss halt gehen.?

Schminken, Make-up, Augenbrauen zupfen ? dafür ist an Bord nur wenig Platz und wenig Zeit.

?Wenn man zu viert auf Butze wohnt und eine blockiert morgens ?ne halbe Stunde das Waschbecken, um sich zu stylen, geht das nicht lange gut?, sagt Kristina.

Es wird langsam dunkel auf der Nordsee, die ?Augsburg? taucht in unsichtbare Wellentäler, backbord blitzt der Leuchtturm von Helgoland. Auf dem Festland öffnen in diesen Stunden die Bars, junge Frauen tragen glitzernden Lippenstift auf. Vermissen die Frauen an Bord manchmal schmachtende Blicke der Männer?

?Wenn wir im Dienst sind, interessiert es keinen, wie man aussieht ? auch uns selbst nicht?, sagt Kristina. ?Wir tragen die Männeruniformen, weil die Frauenuniformen so unpraktisch sind. Wenn man sich zum Landgang dann mal wieder schick macht, ist das auch schön ...?

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