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Attentat von Hanau – das Narrativ wackelt, aber hält


Mike57

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Es gibt neue Erkenntnisse zum Geisteszustand des Attentäters von Hanau – die man offenbar nicht an die große Glocke hängen will.

Vor gut zwei Wochen jährte sich das Attentat von Hanau zum zweiten Mal, und zwei Monate zuvor hatte der Generalbundesanwalt (GBA) die Einstellung der Ermittlungen bekanntgegeben: Obwohl rund 300 Hinweisen und Spuren nachgegangen, über 400 Zeugen vernommen und mehrere hundert Asservate untersucht worden seien, „haben sich keine Hinweise darauf ergeben, dass andere Personen in die Anschlagspläne von Tobias R. eingeweiht gewesen sein könnten“. Das von bestimmten Kreisen immer wieder vermutete rechtsextreme Netzwerk hinter dem Täter hat es also nicht gegeben. Für kritische und fachkundige Beobachter war das allerdings schon kurz nach dem Attentat klar: Wahn isoliert, vor allem, wenn er Bestandteil einer langjährigen Schizophrenie ist. Diese Gruppe von psychisch Kranken ist schlicht nicht netzwerkfähig.

Schuldunfähigkeit des Täters von den meisten Medien verschwiegen

Leider steht kein Wortprotokoll dieser Ausschusssitzung zur Verfügung. Der Autor dieser Zeilen ist deshalb auf Medienberichte angewiesen, in unseren Zeiten bekanntlich nicht immer die zuverlässigsten Quellen. Verhalten positiv hebt sich allein die Berichterstattung des Hessischen Rundfunks durch die Hessenschau ab, die Prof. Saß zwischendurch auch mal im O-Ton zu Wort kommen lässt und zudem noch die Kunst des indirekten Zitierens beherrscht. Bei „Zeit Online“ dagegen, um nur ein Beispiel zu nennen, ist es für den Leser oft schlicht unmöglich, auseinanderzuhalten, ob es sich nun um ein Statement von Prof. Saß oder die Meinung bzw. Interpretation des Schreibers handelt.

Gemäß der „Hessenschau“ sei sich Prof. Saß sicher, dass der Täter die vergangenen 20 Jahre unter einer schweren paranoiden Schizophrenie gelitten habe. Seine „Weltsicht“ sei – man merke sich diesen Terminus – „aufs Schwerste krankhaft verformt“ gewesen, und „in einem Prozess wäre er aller Wahrscheinlichkeit nach nicht schuldfähig gewesen“. Für Achse-Leser meiner Berichte zu Hanau ist das nicht neu. Aber dass jetzt der „offizielle“ psychiatrische Sachverständige ebenfalls eine Schuldunfähigkeit feststellt und damit das Narrativ eines zutiefst aus rassistischen – d.h. nicht krankheitsbedingten – Motiven handelnden Täters öffentlich widerlegt, kommt doch ein wenig überraschend. Offenbar nicht nur für den Autor dieser Zeilen, sondern auch für andere Medienschaffende. Die hat das allerdings so umgehauen, dass sie darüber völlig vergaßen, diese Feststellung einer Schuldunfähigkeit durch Prof. Saß an ihre Leser weiterzugeben. Im Klartext: Abgesehen von der „Hessenschau“ wird das von der überwiegend regionalen Berichterstattung schlicht verschwiegen. Die FAZ vom 7. Februar (20:05) fällt hier als seriöse Quelle aus, weil sie dem Prof. Saß eine fachlich völlig unsinnige, bloß küchenpsychologisch fundierte Behauptung untergejubelt haben dürfte, dass nämlich die „krankhafte Form einer wahnhaften Weltsicht“ sich beim Täter in einer schwierigen Kindheit herausgebildet habe.

https://www.achgut.com/artikel/attentat_von_hanau_das_narrativ_wackelt_aber_haelt

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