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Mann im Anzug ohrfeigt den Kanzler


Guest MarcDW

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http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,300520,00.html

Gernhard Schröder muss in diesen Wochen viel einstecken: Die Partei rebelliert, die Umfragen sind mies und nun trifft ihn auch noch eine körperliche Attacke. Ein 52-jähriger Arbeitsloser hat ihm auf einer SPD-Veranstaltung in Mannheim, wie ein Zeuge berichtet, "volle Kanne eine gescheuert".

Mannheim - Es war ein Empfang für neue Parteimitglieder. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) ließ es sich nicht nehmen, in Mannheim Autogramme für die frisch gebackenen Genossen zu schreiben. Da kam es zu einem Zwischenfall.

Ein 52-jähriger Arbeitsloser näherte sich Schröder im Anzug und schlug zu. Augenzeugen berichten, der Mann habe dem Kanzler eine Ohrfeige verpasst. Die Polizei Mannheim teilte später mit, Schröder habe keine sichtbaren Verletzungen davon getragen. Der Angreifer sei von Personenschützern überwältigt und festgenommen worden.

Bei dem Tatverdächtigen handele es sich um einen Mann aus Bad Krozingen (Breisgau-Hochschwarzwald), gab ein Polizeisprecher später bekannt. Er habe den Kanzler mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen. Der Mann verweigere die Aussage. Über die Hintergründe des Angriffs herrschte deshalb zunächst noch Unklarheit.

Der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg sagte, was genau vorgefallen sei, hätten nur ganz wenige mitbekommen. Schröder nahm anschließend weiter am Europafest der baden-württembergischen SPD teil.

Ein 21-jähriger Augenzeuge berichtete, der Mann habe Schröder "volle Kanne eine gescheuert". Ein 25-jährige Veranstaltungsteilnehmerin sagte, der Täter sei mit Sicherheit kein SPD-Mitglied gewesen: "So etwas tun Sozialdemokraten nicht."

Schröder hatte sich zügig wieder berappelt und übte scharfe Kritik an der Irak-Politik der Unionsparteien. "Sie mögen willig sein zur friedlichen Konfliktlösung, fähig sind sie nicht.

Der Kanzler betonte, er wolle "nicht darauf hinweisen, dass wir Recht behalten haben". Jene Kräfte, die vor einem Jahr die SPD "schrecklich diffamiert" hätten, sollten aber überlegen, ob sie nicht "wenigstens ein Wort des Bedauerns" sagen sollten.

Der Kanzler sagte, in ähnlicher Weise werde heute gegen einen Beitritt der Türkei zur Europäischen Union polemisiert. Er verwies darauf, dass die Türkei gerade beginne, das Land zu demokratisieren.

Es könne einen "ungeheuren Sicherheitszuwachs" für Europa bringen, wenn es in der Türkei zu einer Versöhnung zwischen dem "nichtfundamentalistischen Islam" und den "Werten der Aufklärung" komme.

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Artikel aus der Bild-Zeitung:

Lehrer rechtfertigt seinen tätlichen Angriff „Ich bin stolz auf die

Ohrfeige für Schröder“

Von R. MÜHLEBACH, D. SCHLÜTER und K. THAMM

Prügel-Pauker Jens Ammoser (52) ohrfeigte den Kanzler

Wut auf den Kanzler, das war der Grund, weshalb der arbeitslose Lehrer Jens Ammoser (52) Gerhard Schröder am Dienstag bei einer SPD-Veranstaltung in Mannheim geohrfeigt hat. „Ich habe das getan, was viele Menschen derzeit empfinden. Fragen Sie doch Ihre Leser“, riet er BamS-Reportern.

Er halte, so rechtfertigt der Philologe aus Geiersnest bei Freiburg im „Spiegel“ seine Gewalttat, Schröder für „den miesesten, erfolglosesten und ahnungslosesten Kanzler, den wir je hatten. Mir ist egal, was jetzt mit mir passiert; ich bin stolz darauf, was ich getan habe.“

Es sei Schröders „große historische Schuld“, dass er mit Versprechungen ins Amt gekommen sei, sie aber nicht gehalten habe. Seine Tat, so Ammoser sei zwar „unanständig, aber nicht ungerecht“.

Der aus Berlin stammende Mann, der 1983 ein Referendariat als Gymnasiallehrer abschloss, aber nie eine Stelle fand, war erst im Februar SPD-Genosse geworden (Mitgliedsnummer: 70112965), um „den Kanzler zu kippen, nicht, um ihm eine zu scheuern“. Die Ohrfeige sei trotzdem „optimal“, weil sie laut gewesen und Schröder unverletzt geblieben sei. Bedauerlich sei, dass der Kanzler keine Reaktion gezeigt habe: „Ich hätte gern den Kanzler erschüttert, aber der hat natürlich geschauspielert.“

Ammoser ist seit 1995 arbeitslos, zuvor hat er sich mit verschiedenen Jobs als Kindergärtner und Nachhilfelehrer durchgeschlagen und später auch Umschulungen des Arbeitsamts gemacht.

„Ich hoffe, die Gesellschaft hat ein schlechtes Gewissen“, bat er um Verständnis: „Erst heißt es: Mach Abi, Studium, Umschulungen, und hinterher heißt es, dass jetzt gerade keine Stelle da ist.“ Inzwischen habe er die „Schnauze voll“, gehe wandern und fühle sich gut dabei.

Das Amtsgericht Mannheim will morgen über die Zulassung eines beschleunigten Strafverfahrens gegen den gewalttätigen Mann entscheiden. Gestern bekam er Post vom Staatsanwalt. Ammoser droht eine Geldstrafe oder Haft bis zu einem Jahr.

Obwohl inzwischen aus der Partei gefeuert, bewirbt sich Ammoser bei den Kommunalwahlen am 13. Juni im Wahlkreis Ehrenkirchen auf der SPD-Liste um ein Mandat im Kreistag des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald. Der SPD-Kreisvorsitzende Uwe Pridöhl will die 10 000 Wahlkampfbroschüren, in denen Ammoser auftaucht, einstampfen lassen. Die 1100 Euro Kosten soll der schlagende Kurzzeit-Genosse tragen.

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