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Rätsel N°10


corrado26

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Da die Woche noch recht jung ist, erst mal wieder ein etwas einfacheres Rätsel. Die Sach- und Fachkundigen mögen sich bitte etwas zurückhalten, weil ich auch die Herrschaften ansprechen möchte, die sonst nicht zu Wort kommen.

Also

Das Bild zeigt das Daumenblech einer Pistole der napoleonischen Zeit mit einem Monogramm. Ich möchte wissen, wer sich hinter diesem Monogramm verbirgt und wo die Pistole hergestellt worden sein könnte.

Gruß

corrado26

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Alexander der I., Zar aller Reussen, soviel Zeit muss sein 8)

Ok, das beantwortet den ersten Teil meiner Frage. Wo aber könnte die Pistole hergestellt worden sein? Russland ist inzwischen klar, aber in welcher Waffenfabrik in Russland. Es gibt exakt zwei Möglichkeiten.

Ganz besonders typisch für diese russische Pistole ist im übrigen der Birkenholzschaft, der seitlich flach zusammengedrückte Kolben und das pfeilförmige Ende des Abzugsbügels vorne

Gruß

corrado26

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Volltreffer. Tula ist richtig.

Richtig gewesen wäre aber auch Seztroresk nörlich von Leningrad, wo seit 1714 bis 1918 eine Waffenmanufaktur etabliert war. Allerdings konnte sich diese Manufaktur mit der Waffenfabrik in Tula niemals messen. Insgesamt wurden in der Manufaktur Sestrorezk in den Jahren von 1714 bis 1890 über 1,4 Millionen Gewehre, 43832 Karabiner, 6251 Pistolen, 97454 Blankwaffen und 52894 Lanzen hergestellt. Trotz dieser doch recht üppigen Zahlen istbfestzustellen, dass Sestrorezk immer weit hinter den anderen Waffenfabriken Russlands zurückblieb, was ein bezeichnendes Licht auf die enorme Leistungsfähigkeit von Tula und später auch Ishewsk wirft.

Gruß

corrado26

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Heißt das nicht eher St. Petersburg?!? :wink: :mrgreen:

GRUß

Eigentlich St. Peterburg. Ohne genitivisches Binde-S, da es das im Russischen nicht gibt. Deutscher Name natürlich mit S.

Bemerkenswert ist hierbei, daß das Gebiet um St. Peterburg nicht etwa St. Peterburgskaya Oblast sondern immer noch Leningradskaya Oblast heißt. Ganz offiziell.

Gabs da nicht mal einen Ukas des Zaren, in dem er ein Qualitätsmanagement in seinen verlotterten Waffenschmieden einführen wollte? Ich finde blos den Text nicht mehr.

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Eigentlich St. Peterburg. Ohne genitivisches Binde-S, da es das im Russischen nicht gibt. Deutscher Name natürlich mit S.

Bemerkenswert ist hierbei, daß das Gebiet um St. Peterburg nicht etwa St. Peterburgskaya Oblast sondern immer noch Leningradskaya Oblast heißt. Ganz offiziell.

Gabs da nicht mal einen Ukas des Zaren, in dem er ein Qualitätsmanagement in seinen verlotterten Waffenschmieden einführen wollte? Ich finde blos den Text nicht mehr.

Tula war seit Zar Boris Godunov Zentrum der russischen Waffenproduktion. Zwischen 1605 und 1613 und zur Zeit des Ausbruchs des Dreißigjährigen Krieges arbeiteten in der "Chentsovskij Waffenfabrik" über 600 ausländische Meister, die vor allem aus Suhl und den Niederlanden kamen.

Während sich die ausländischen Meister in der Regel mit der Produktion von Radschlosswaffen beschäftigten, stellten die einheimischen Meister die traditionellen Schnappschlosswaffen her.

Ende des 17. Jahrhunderts errichtete Nikita Demidov eine private, mit Wasserkraft betriebene Waffenfabrik. Diese moderne Fabrikanlage veranlasste Zar Peter den Großen eine staatseigene Fabrik nach den gleichen Prinzipien zu errichten.

Die bisher meist in Heimarbeit arbeitenden Meister wurden nun in die neue Manufaktur gezwungen, was natürlich der Disziplin und Arbeitsmoral der Meister anfänglich nicht eben förderlich war, obwohl die Manufaktur unter militärischer Aufsicht stand.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts war die Zahl der einheimischen Meister in Tula stark gestiegen. 1704 waren es 749, 1714 1004, 1720 1160, 1722 sogar 2560 Meister und die durchschnittliche Jahresproduktion lag zwischen 1720 und 1730 bei 15.000 Gewehren, 4.000 Pistolen und 1.200 Lanzen.

Als 1721 die Kreml-Werkstätten in Moskau aufgelöst und damit die Zivilwaffenproduktion auch nach Tula verlegt wurde, begann auch die verstärkte Anwerbung deutscher Meister. Die in dieser Zeit in Tula gefertigten nichtmilitärischen Waffen waren von höchster künstlerischer und technischer Qualität und erfreuten sich am Zarenhof und in aller Welt größter Beliebtheit. Sie sind noch heute in vielen internationalen Sammlungen präsent und belegen auf eindrucksvolle Weise die hohe Kunstfertigkeit der Meister aus Tula.

Gruß

corrado26

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Ukas 9001 ?!? :mrgreen:

??? Meinst du das inselaffige Gegenstück zur DIN EN 9001???

Nein, ich glaube bei Lutz Möller auf der HP war das Schmankerl online, ich finde es aber nicht mehr. Da gings darum, daß sich der Zar maßlos über die Schlamperei in seiner Waffenfabrik aufregte und detaillierte Anweisungen für ein effizientes Qualitätsmanagement gab: Auspeitschungen, Wodka-Entzug, Degradierung...

@Corrado: Soll ich das Rätsel vollends auflösen?

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Ukas

Ich befehle, den Besitzer der Tulaer Waffenfabrik, Kornil Beloglasow, auszupeitschen und zur Arbeit ins Kloster zu schicken, da er, dieser Schurke, sich erdreistete, den Truppen des Herrschers untaugliche Büchsen und Gewehre zu verkaufen. Der Oberkontrollierer Frol Fuks ist auszupeitschen und nach Afow zu verbannen, da er untaugliche Waffen mit einem Prüfzeichen versah. Der Waffenkanzlei wird befohlen, von Petersburg nach Tula umzusiedeln und Tag und Nacht die Herstellung zu überwachen. Mögen die Waffenmeister und Gehilfen aufpassen, wie die Kontrollierer die Prüfzeichen stempeln.

Kommen Zweifel auf, ist die Waffe durchzusehen und durch Schießen zu prüfen. Mit zwei Waffen ist jeden Monat solang zu schießen, bis sie unbrauchbar geworden sind. Kommt in den Truppen während des Gefechts ein Ausfall durch Unachtsamkeit der Waffenmeister und Gehilfen vor, sind sie gnadenlos auf den nackten Hintern auszupeitschen. Der Besitzer erhält 25 Peitschenschläge und hat einen Tscherwonez Strafe je untaugliche Waffe zu zahlen. Der Oberkontrollierer ist bis zur Bewußtlosigkeit zu prügeln. Der Oberwaffenmeister ist zum Unteroffizier zu degradieren. Der Waffenmeister ist als Schreiber einzusetzen. Dem Gehilfen ist der sonntägliche Wodka für ein Jahr zu entziehen.

Dem neuen Besitzer der Waffenfabrik, Demidow, befehle ich, den Waffenmeistern und Gehilfen Hütten zu bauen, nicht schlechter als die des Besitzers. Sind sie schlechter, Demidow möge nicht beleidigt sein, befehle ich ihn hinzurichten.

11. Januar 1723

Peter I.

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Wenn also nichts anderes mehr zum Thema kommt -

ich hab die konkrete Waffe im Web gefunden. Man kann sie kaufen . und zwar hier!

HUSAREN - STEINSCHLOSSPISTOLE

Tula M 1809

Russische Husaren- Steinschlosspistole M 1809, auf der Schlossplatte datiert -1812- sowie ТУЛА für die Manufaktur -Tula-. Ovales Daumenblech aus Messing mit Herrschermonogramm von -Zar Alexander I.- und darüberstehende Krone. Nasenband aus Eisen. Schlossgegenschlange, Knauf und Abzugsbügel aus Messing mit diversen Abnahmestempeln. Runder, glatter Lauf im Kaliber 19 mm. Runde Messingpfanne. Gesamtlänge 43,5 cm. ZUR GESCHICHTE: Als Zar Alexander in Erfahrung gebracht hatte, daß Napoleon sich auf den Einmarsch in Rußland vorbereitete, nahm er Kontakt zu dem emigrierten Herzog Peter Friedrich von Holstein- Oldenburg auf. Dieser verfasste ein Memorandum zur Gründung der deutsch/russischen Legion. In dieser Legion sollte deutschen Deserteuren aus der französischen Armee die Möglichkeit gegeben werden, gegen Napoleon zu kämpfen. Als Napoleon dann im Juni 1812 und somit im Herstellungsjahr des hier angebotenen Stückes in Rußland einmarschierte, waren unter den 700000 Soldaten aus allen europäischen Ländern rund 180000 Deutsche, die meisten zum Militärdienst gezwungen.

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