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ehemaliges Württembergisches Schützengewehr...


PeterS

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So hier ein Württembergisches Schützengewehr, perkussioniert. Schlossplatte ohne Beschriftung und an der Laufoberseite Ob(erndorf) noch leicht lesbar.

Die Waffe wurde auf "Karabinerlänge" gekürtzt, Udo Vollmer hat in seinem "Württemberg Band" eine solche Waffe als Exerzierstutzen für Jäger abgebildet. In meinem Bekannterkreis sind noch mehr solcher Waffen vorhanden, jedoch alle in unterschiedlicher Ausführung... (Oberring des Soldatengewehres, oder Hessicher Perkussions-Hahn, andere hintere Riemenbügelbefestigung, ....). Sie sind also nicht so selten.

Die Waffe hat einen gezogenen Lauf, das Viser fehlt, die typische Württembergische Abzugsschraube, Württembergische Truppenstempel auf Lauf, Kolbenkappe und Ladestock und einen hinter dem Abzugsbügel zusätzlich angebrachten Riemenbügel...

Der Vorbesitzer ordnete die Waffe als "Bürgerwehr/Bürgergarde" ein, da dessen ehemaliger Besitzer aus diesem Umfeld kam.

Weis jemand evtl. etwas mehr?

Grüße & Danke

Peter

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Es handelt sich hierbei um das württembergische Schützengewehr 1817/30UM, also die erste Version des Schützengewehrs, kenntlich an der durch den Vorderschaft geschraubten Riemenöse. Wenn der Lauf gezogen ist, dann sind das Züge nach dem System Minié, solcherart in Württemberg eingeführt mit königlichem Dekret vom 12. Juli 1854.

Daraus ergibt sich, dass die Aussage bei Vollmer, diese gekürzten Gewehre hätten den Jägern als Exerzierwaffen gedient, nicht stichhaltig sein kann. Zum Zeitpunkt 1854 war das vorliegende Gewehr totsicher noch in der Originallänge beim 1. württembergischen Infanterieregiment in der 3. Kompanie.

Württemberg umging lange und trotz wiederholter Beanstandungen der Bundes-Militärkommission die Bestimmungen der Bundeskriegsverfassung, wonach 5% der Infanterie aus Jägern oder Schützen bestehen sollten. Man nannte 10 Mann je Kompanie "Schützen" (im Krieg waren das dann 30 Mann) und gab ihnen anstelle einer teuren, gezogenen Büchse das nach System, Länge, Lauflänge und Kaliber dem Soldatengewehr entsprechende Schützengewehr mit glattem Lauf. Das war weitaus billiger.

Erst ab 1846 erhielten die württembergischen Schützen echte, gezogene Büchsen nach dem System Wild, die aber bereits 1855 auf das System Minié umgeändert wurden. Zum gleichen Zeitpunkt mussten von den Regimentern die den Schützen verausgabten Schützengewehre zurückgegeben werden. Von einer vorausgegangenen Kürzung dieser an die Schützen verausgabten Gewehre nach 1854 ist in den nahezu lückenlos vorhandenen Dokumenten der Zeit nichts zu finden. Diese Kürzung dürfte wohl erst nach Ausmusterung der Waffe im Zusammenhang mit der Einführung der "kleinkalibrigen" 13,9mm-Vereinsbewaffnung ab 1860 erfolgt sein. Aus welchem Grund, ist nicht feststellbar.

Eine Bürgerwehr-mäßige Kürzung ist ebenfalls nicht anzunehmen, da die Waffenmuster für die Bürgerwehren laut Bürgerwehrgesetz von 1848 genau vorgeschrieben und nach exakt verordneten Mustern zu fertigen waren. Ich halte die Kürzung für eine private Bastelei!

Gruß

corrado26

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Hallo Corrado,

ja, an eine Private Bastelei habe ich auch gedacht, aber alleine ein Sammlerkolleg hat von den Teilen 3 Stück (nur Unterschiede im Oberring, Riemenbefestigung und Hahn (1xhessischer) und von 2-3 anderen weis ich auch noch). Die Waffen sind alle gleich lang (Länge müsste ich nachmessen) und gezogen.

Von einem Bürgerwehrgewehr (von 1848) gehe ich auch nicht aus, ich hätte evtl. eher den Begiff "Bürgergarde" nehmen sollen.

evtl. eine größere "private Bastelei" zur Ausrüstung einer Bürgergarde???

aber ich weis, so gesehen alles Spekulationen...

PS bist Du am 02 im Almrösel?

Grüße

Peter

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