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sniper

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  1. A U.S. Marine, from the 24th Marine Expeditionary Unit, has a close call after Taliban fighters opened fire near Garmser in Helmand Province of Afghanistan, May 18, 2008. REUTERS/Goran Tomasevic http://www.reuters.com
  2. Das Design der Aero Wings stammt von Eric Grauffel. Der mehrfache IPSC-Weltmeister entwickelte das Tuningteil extra für Pistolen, die mit einem C-More Visier ausgerüstet sind. Die Aero Wings ersetzen bei einem C-More Leuchtpunktvisier die Abdeckung des Batteriefaches. Der Nutzen des kleinen Kunststoffteils liegt auf der Hand, oder eher in der Hand. Die Flügel sollen den schnellen Zugriff auf die Pistole bei Wettkampf-Stages verbessern, bei denen die Pistole wie die abgebildete STI Race Gun vor dem Startsignal nicht aus dem Holster gezogen, sondern auf einem Tisch abgelegt wird. Aero Wings finden sich unter anderem in den Online Shops der Büchsenmacherei Prommersberger (www.prommersberger.de), bei dem Top-IPSC-Schützen Saul Kirsch (www.doublealpha.biz) und beim Weltmeister persönlich (www.ericgrauffel.com). Der Preis für die Aero Wings liegt bei rund 50 Euro.
  3. Knapp an Tragödie vorbei Jugendlicher entwendet Sturmgewehr und Munition ? Gymnasium Friedberg warnte die Eltern GOSSAU. Ein 18jähriger Schüler aus Gossau kündigte am Wochenende seine Selbsttötung auf dem Internet an. Zudem entwendete er in einem Jungschützenkurs ein Sturmgewehr samt 16 Schuss Munition. Der 18jährige besuchte am Samstag auf dem St. Galler Breitfeld einen Jungschützenkurs. Dort erhielt er für das leihweise abgegebene Sturmgewehr 16 Schuss Munition, um das Programm zu schiessen. Vom Programm wollte er nichts wissen, er verliess mit Sturmgewehr und Munition den Schiessstand. «Blacklist» entdeckt «Von Kollegen, die offensichtlich eine Internetseite des Jugendlichen kannten, wurden wir am Samstag informiert», sagte Polizeisprecher Hans Peter Eugster gestern. Der 18jährige hatte in einer Internet-Community einen Hilferuf abgesetzt: «Hoi, wennd das nachem 11. April 08 lisisch, bini sehr wohrschnlich nüme uf dere Welt», schrieb er im Netz und gab als Wohnort «Under de Erde» an. Dabei verwies der Jugendliche auch auf seine «Blacklist», auf der Namen von Personen aufgeführt waren, die nicht zum Freundeskreis des 18jährigen gehörten. Gefährdung ernst genommen Die Polizei musste davon ausgehen, dass zwei Jugendliche, die auf der «Blacklist» standen, besonders gefährdet sein könnten. Einer der beiden besuchte mit dem 18jährigen das Gymnasium Friedberg in Gossau. «Zu diesem Zeitpunkt nahmen wir die Gefährdung ernst und leiteten die nötigen Massnahmen ein», sagte Eugster gestern. Schon zu einem frühen Zeitpunkt war der Krisenstab des Gymnasiums Friedberg unter der Leitung von Prorektor René Stadler im Einsatz. «Wir haben am Samstag alle Eltern der zwei betroffenen Klassen telefonisch über den Sachverhalt informiert und ihnen mitgeteilt, dass ein Schüler mit einem Sturmgewehr und Munition den Schiessstand verlassen hat. Nach Absprache mit der Polizei haben wir den Eltern geraten, dass sich ihre Kinder zu Hause aufhalten sollen.» Bei Bekannter gemeldet Während des ganzen Wochenendes wurde nach dem 18jährigen gesucht. Noch am frühen Sonntagnachmittag stand für den Krisenstab des Gymnasiums fest, dass die Schule am Montag geschlossen bleiben würde, sollte der 18jährige nicht bis um 18 Uhr gefunden werden. «Die Sicherheit hatte für uns oberste Priorität», sagte Stadler. Am späteren Sonntagnachmittag tauchte der 18jährige dann endlich bei einer Bekannten auf, mit Sturmgewehr und Munition. «Der Jugendliche hat ? wie wir jetzt wissen ? während der ganzen Zeit niemanden mit der Waffe bedroht», sagte Polizeisprecher Eugster gestern. Entwarnung bei Eltern Jetzt konnte auch der Krisenstab des Gymnasiums Friedberg wieder Entwarnung geben. «Wir haben die Eltern aller Schülerinnen und Schüler des Friedbergs telefonisch informiert», sagte Stadler. «Zudem wurden gestern Montag alle Schülerinnen und Schüler über den Sachverhalt aufgeklärt, um keine weiteren Gerüchte aufkommen zu lassen.» Den Schülern stehen bei Bedarf der Schulseelsorger und Schulpsychologen zur Verfügung. Der 18jährige Jugendliche befindet sich laut Eugster derzeit in fachärztlicher Behandlung. http://www.tagblatt.ch
  4. Bewaffneter Schüler in Lausanne: Kein Blutbad geplant Lausanne. ap/baz. Der am Dienstag in einem Lausanner Gymnasium verhaftete, schwer bewaffnete Schüler wollte sich aus Liebeskummer töten. Wie die Richterin am Mittwoch auf Anfrage sagte, hatte er kein Blutbad geplant. Der 20-Jährige wurde in Untersuchungshaft gesetzt. Der junge Mann wurde am Dienstagnachmittag über längere Zeit von Richterin Diane Bertoli Perret befragt. «Ich kann ihnen sagen, er war sehr niedergeschlagen», sagte die Richterin. Der Schüler, der sich in seinem letzten Schuljahr am Gymnasium befand, habe angegeben, dass er aus Liebeskummer habe Suizid begehen wollen. Weitere Personen sollten nicht zu Schaden kommen. Der 20-Jährige sei psychisch labil gewesen, sagte Jean-Francois Dubuis, Direktor des betroffenen Gymnasiums Beaulieu, in einem Bericht des Westschweizer Radios TSR. Zu Beginn des vergangenen Januars sei er einige Wochen hospitalisiert worden. «Seither haben wir nichts Spezielles bemerkt», sagte er. Die Ermittlungen sollen nun zeigen, warum sich der Schüler mit der Waffe und einer grossen Menge Munition ins Gymnasium begeben hatte. So trug er bei seiner Verhaftung zwei geladene Magazine in den Taschen. Weitere Munition wurde in seinem Rucksack in einem Klassenzimmer gefunden. Der Gymnasiast war verhaftet worden, als er mit jemandem in der Nähe des Sekretariats diskutierte. Er habe aber niemanden bedroht. Laut der Richterin hielt er die geladene Waffe nicht in der Hand, trug sie aber bei sich. Der Schüler hatte die Pistole und die Munition offenbar kürzlich gesetzeskonform gekauft. Keine Angaben machte die Richterin darüber, ob der Mann einen Waffentragschein besitzt. Ein psychiatrisches Gutachten soll nun das Motiv des Gymnasiasten abklären. Dieser wird der Gefährdung des Lebens beschuldigt und wurde in Untersuchungshaft gesetzt. Das betroffene Gymnasium hat ihn zudem provisorisch vom Unterricht suspendiert. Das Drama hatte sich am Dienstag gegen Mittag am Gymnasium Beaulieu ereignet, wo der «Tag der Extravaganz» gefeiert wurde, ein Tag an dem sich alle Schüler verkleiden durften. Der Dekan der Schule hatte die Polizei darüber informiert, dass der 20-Jährige sich in einer Tiefgarage in der Oberstadt töten wolle. Während die Suche von uniformierten Beamten in der Garage ergebnislos verlief, machten Inspektoren der Kriminalpolizei in Zivil den Verdächtigen in der Schule aus. Sie überwältigten ihn und nahmen ihm die geladene Pistole ab. Am Mittwochmorgen fand in der Schule eine Krisensitzung statt. Sämtliche Klassen sollten über den Vorfall informiert werden. Zudem werden die Schüler, insbesondere von der betroffenen Klasse, psychologisch unterstützt. Nach wie vor keine Hinweise gibt es auf den Urheber einer Amok-Warnung in der Gewerblichen-industriellen Berufsfachschule in Liestal. Die Ermittlungen seien weiter am laufen, sagte ein Sprecher der Baselbieter Kantonspolizei. Jemand hatte auf der Innenseite einer Toiletten-Türe des Männer-WCs «Amoklauf 08.04.2008» geschrieben. Der Schulbetrieb wurde normal weitergeführt. http://www.baz.ch
  5. BERN ? Erschreckende Statistik: Tausende von Armeewaffen verschwanden in den letzten Jahren. Ob geklaut oder verloren ist der Armee egal. Über 4300 Armeewaffen sind seit 1997 ausserhalb des Dienstes entweder gestohlen worden oder verloren gegangen. Im gleichen Zeitraum tauchten 260 als vermisst gemeldete Stücke wieder auf. Während des Dienstes sind diese Vorfälle seltener. Gemäss Zahlen des Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) verschwanden in den vergangenen zehn Jahren 1013 Sturmgewehre 57 sowie 539 Sturmgewehre 90. Dasselbe Schicksal ereilte 1438 Pistolen 75 und 1331 Pistolen 49. VBS-Sprecher Felix Endrich bestätigte einen entsprechenden Bericht in der Zeitung «Le Matin Dimanche». Weniger wahrscheinlich ist, dass einem Soldaten im Dienst die Waffe abhanden kommt. 2005 seien während der Ausübung von Diensten elf Sturmgewehre und zwei Pistolen verschwunden, sagte Endrich. 2006, als aus einem Depot in Marly FR Waffen entwendet wurden, wurden 84 Sturmgewehre ? 82 davon in Marly ? und 15 Pistolen als vermisst gemeldet. Ein Sturmgewehr und neun Pistolen waren es 2007. Wie viele von den während dem Dienst abhanden gekommenen Waffen wieder auftauchten, ist nicht bekannt. Das Schicksal der verschwunden gebliebenen Waffen ist laut Endrich ein Rätsel. Und alle, die die Aufbewahrung der Armeewaffen im Zeughaus befürworten, erhalten dadurch Aufwind. Die Statistik der Armee unterscheidet im Übrigen nicht zwischen verlorenen und gestohlenen Waffen. Die verschwundenen Stücke werden alle unter «Verlust» verbucht. Die Fälle, die sich während der Dienstzeit ereignen, werden vom Militärgericht untersucht. Ausserhalb des Dienstes verschwundene Waffen sind Sache der Polizei. (SDA/zeb) http://www.blick.ch
  6. Kommt immer drauf an wie dein Körper den Alkohol aufnimmt, ich brauche nur ein Bier trinken und bin voll besoffen.
  7. Politiker drängten Schmidt, RAF-Häftlinge zu erschießen München ? Das Jahr 1977 ? der Schwarze Herbst der Bundesrepublik. Die schwierigste Phase im Leben des damaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt: Er wurde damals zu Erschießungen gefangener Terroristen gedrängt! Das belegen bisher geheime Protokolle der Sitzungen des Krisenstabs im Kanzleramt, die das Münchner Institut für Zeitgeschichte jetzt veröffentlichte. ? Zuerst entführten RAF-Terroristen Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer, erschossen seinen Fahrer und drei Leibwächter. ? Dann forderten sie, elf Terroristen freizulassen, die zumeist im Hochsicherheitstrakt von Stammheim einsaßen. Die Bundesregierung weigerte sich kategorisch. ? Daraufhin kaperten am 13. Oktober palästinensische Terroristen die Lufthansa-Maschine ?Landshut? mit 91 Passagieren, erschossen Kapitän Jürgen Schumann. Der Krisenstab im Kanzleramt tagte permanent. Protokoll der Erklärung Schmidts: ?Von allen Seiten, sogar von Politikern, werde von ihm verlangt, Geiselerschießungen an den inhaftierten Terroristen vorzunehmen.? Bisher gab es nur das Gerücht, CSU-Chef Franz-Josef Strauß habe angeregt, ?alle Stunde einen (RAF-Terroristen) zu erschießen?. Schmidt dagegen wollte ?keinerlei Zweifel daran lassen, dass er die Verfassung und die Rechtsordnung strikt einhalten werde. Er stünde aber unter starkem Druck überwiegend seitens der Opposition, aber auch aus dem eigenen Lager und aus weiten Kreisen parteipolitisch nicht gebundener Bürger.? Am 18. Oktober, kurz nach Mitternacht, stürmte die GSG 9 die ?Landshut? in Mogadischu (Somalia). Die Passagiere blieben unverletzt http://www.bild.de
  8. Er hortete scharfe Schusswaffen und gefährliche Granaten im Schlafzimmer und in der Garage. Dafür wurde gestern der Schweriner Reiner P. zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. SCHWERIN - Der Waffennarr ist vom Amtsgericht Schwerin wegen des unerlaubten Besitzes großer Mengen Waffen und Munition zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten verurteilt worden. Die Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt. Das Gericht folgte den Plädoyers von Staatsanwaltschaft und Verteidigung. Dem Vorsitzenden Richter Bernd Michalczik zufolge hat der 43-Jährige gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz und das Waffengesetz verstoßen. Im November 2006 war in seiner Zwei-Zimmer-Wohnung ein ganzes Arsenal entdeckt worden, darunter ein Maschinengewehr, drei Karabiner, verschiedene Waffenteile und 1300 Schuss Munition (wir berichteten). Eines der Zimmer war als Labor eingerichtet. Die Garage sei "bis unter die Decke" vollgestopft gewesen. Nach einem Gutachten des Landeskriminalamtes waren einige Waffen noch funktionsfähig, darunter das Maschinengewehr. Der Beschuldigte, ein gelernter Werkzeugmacher, gab an, die Waffen, Waffenteile und Munition gefunden oder gekauft zu haben. Er habe sich informiert, wo es während des Zweiten Weltkrieges Kampfhandlungen gab, und dort gezielt gegraben. Zum Zweck der Waffen- und Munitionsanhäufung sagte er, er habe nur gesammelt, nicht gehandelt. Es habe ihm Spaß gemacht, die Waffen auseinanderzubauen und zu reparieren. Eine Gefahr habe er nicht gesehen, sagte der Alleinstehende. Als ehemaliger Mitarbeiter eines privaten Munitionsbergungsdienstes und über Fachlektüre habe er sich einige Kenntnisse angeeignet. Die Zünder habe er im Freien herausgeschraubt, so dass die Munition nicht mehr hätte explodieren können. Das Pulver habe er Silvester im Freien verbrannt. Zu den Ermittlungen wegen Waffenbesitzes gegen den Mann war es gekommen, weil er Mädchen in seine Wohnung gelockt und sich sexuell an ihnen vergangen haben soll. Diese Taten, für die er im Vorjahr zehn Monate im Gefängnis saß, streite sein Mandant bis heute ab, sagte der Verteidiger. Mit der Strafe von anderthalb Jahren für den jetzt Arbeitslosen blieb das Gericht nach eigenen Angaben im unteren Bereich des möglichen Strafrahmens von bis zu fünf Jahren. Zu Gunsten des Angeklagten war vor allem sein Geständnis gewertet worden. http://www.svz.de
  9. Nicht unbedingt, die letzte in Stuttgart war nicht schlecht. Aber die schönerern Messen waren in Österreich und in der Schweiz, wie aber dort jetzt die Termine für 2008 ausschauen weiß ich jetzt nicht auswendig.
  10. Gibt bessere Messen als Nürnberg und die sind für das breite Publikum
  11. Hier mal zum nachlesen Punkt 3 und Punkt 5 sind für dich wichtig.
  12. Politiker machen es sich bei der Ursachensuche zu leicht Die Wahnsinnstat des 19-jährigen Robert Steinhäuser, der am Erfurter Gutenberg-Gymnasium 16 Menschen ermordete und sich dann das Leben nahm, hat eine Reihe von politischen Forderungen hervorgerufen. Die am lautesten erhobene ist die nach einer weiteren Verschärfung des Waffenrechts. Das zufälligerweise am Tag der Tat, dem 26. April, von der Bundestagsmehrheit gegen die Stimmen von FDP und PDS beschlossene Gesetz zur Neuregelung des Waffenrechts beinhaltet bereits eine Reihe von Verschärfungen. Gegen die ein oder andere Neuerung, etwa was die Kriterien für die Frage der waffenrechtlichen "Zuverlässigkeit" angeht, bestehen verfassungsrechtliche Bedenken. Zum anderen waren auch Erleichterungen geplant. So soll nach dem am 26. April beschlossenen Gesetz die Altersgrenze für das sportliche Schießen mit Luftdruckwaffen gegenüber dem geltenden Recht auf 10 Jahre abgesenkt werden. Neu ist ferner, dass einem Sportschützen ein Kontingent von drei halbautomatischen Langwaffen (Gewehren) zugestanden werden soll. Und die so genannte Gelbe Waffenbesitzkarte, also die unbefristete Erlaubnis zum Erwerb von Langwaffen durch Sportschützen, soll künftig nicht mehr nur für Einzellader-Langwaffen, sondern auch für mehrschüssige Repetier-Langwaffen gelten, die dann von Sportschützen ohne Kontingentbegrenzung erworben werden können. Geltendes Recht und früheres Recht Gegenüber diesem merkwürdigen Sammelsurium von teils bedenklichen Verschärfungen und gleichzeitigen Erleichterungen vertrat die FDP die Ansicht, dass das geltende Waffengesetz von 1976 insgesamt einen ausreichenden Ausgleich der zu berücksichtigenden Belange darstelle. Nach diesem Gesetz wird, wenn jemand eine Waffe erwerben und besitzen will, seine "Zuverlässigkeit", sein auf die betreffende Waffe bezogenes "Bedürfnis", seine "Sachkunde" und seine "körperliche Eignung" geprüft. All diese Voraussetzungen müssen erfüllt sein. Ein Bedürfnis für Sportschützen wird anerkannt, wenn die regelmäßige schießsportliche Betätigung nachgewiesen wird. Ist mit der Forderung nach einer Verschärfung des Waffenrechts nach dem Erfurter Massaker wirklich der entscheidende Punkt angesprochen? Das wäre zu bejahen, wenn sich ein Zusammenhang zwischen tendenziell liberalem Waffenrecht und Waffenmissbrauch aufzeigen ließe. Das aber ist gerade nicht der Fall. Das erste einheitliche deutsche Waffengesetz, das "Reichsgesetz über Schusswaffen und Munition" von 1928, beschränkte sich beispielsweise auf eine Prüfung der "Zuverlässigkeit" (also im Wesentlichen der Gesetzestreue) derjenigen, die Waffen erwerben und besitzen wollten. Nur wer eine Waffe "führen" (also außerhalb seiner Wohnung, Geschäftsräume oder seines umfriedeten Besitztums bei sich tragen wollte), musste zusätzlich ein "Bedürfnis" nachweisen. Trotz dieser gegenüber der heutigen Rechtslage freizügigen Regelung ist kein Fall überliefert, der der teuflischen Tat von Erfurt vergleichbar wäre. Bis 1972 konnte jeder ein Gewehr kaufen - und es gab kein "Erfurt" Das Reichswaffengesetz 1938, das erst Ende 1972 endgültig außer Kraft trat, ermöglichte in noch weiterem Maße den Waffenbesitz. Danach konnte grundsätzlich jeder im Alter von mehr als 18 Jahren Schusswaffen und Munition erwerben. (Mit Ausnahme von Faustfeuerwaffen: Wer eine Pistole oder einen Revolver erwerben wollte, benötigte nach wie vor einen Waffenerwerbsschein, wer eine Waffe führen wollte, einen Waffenschein). So konnte bis zum 31. 12. 1972 jeder ein Gewehr kaufen, ohne dass es dazu einer Erlaubnis bedurfte. Wenn also der behauptete Zusammenhang existierte, müsste es zu einer Vielzahl von Amoktaten gekommen sein. Nichts Derartiges ist aber überliefert. Dies führt zwangsläufig zu dem Schluss, dass Taten wie die in Erfurt nicht durch ein liberales Waffenrecht herbeigeführt werden. Hinzu kommt: Ein Mensch von der verbrecherischen Energie des Robert Steinhäuser, der nicht vor einem Massenmord zurückschreckt, würde auch vor unerlaubtem Waffenbesitz oder einer anderen Methode der Ausführung nicht zurückschrecken. Kein Gesetz der Welt kann in einem solchen Fall helfen. Aufschlussreich sind auch die Erfahrungen aus England, wo 1997 ein vollständiges Kurzwaffen-Verbot erlassen wurde. Dort sind die Straftaten mit Schusswaffen im Folgejahr 1998 um rund 10% angestiegen. Die Anzahl der Vergehen mit Pistolen und Revolvern erreichte den höchsten Stand seit 1993. Seelische Entwurzelung Die Ursachen für kriminelle und verbrecherische Handlungen mit Waffen sind also nicht auf dem Gebiet des Waffenrechts zu suchen. Das wäre in der Tat zu einfach und lenkt ab von den eigentlichen Ursachen solcher Taten. Fündig wird man, wenn man die gesellschaftlichen Bedingungen in unserem Land betrachtet. Zum Beispiel die seelische Entwurzelung vieler Menschen: Wo weder Gott noch Vaterland noch die Nächsten zählen, ist sie nicht verwunderlich. Robert Steinhäuser mit seiner Vorliebe für Killer-Spiele und Hassmusik ist dafür das beste Beispiel: Er glaubte, wenn man den Schilderungen glauben darf, an nichts und Ideale hatte er nicht. Der bedeutende Wiener Psychiater Viktor Frankl hat darauf aufmerksam gemacht, dass der Mensch in seinem Leben nach Sinn sucht. Fehlt es daran, wird seine Seele krank. Sinn sah Frankl in dem, was er "Selbst-Transzendenz" nannte: eine Sache, der wir dienen, eine Person, die wir lieben. Steinhäusers Bild von sich und der Welt war dagegen auf seine Person zurückgeworfen, es fehlte seinem Leben wie dem so vieler anderer ein über seine eigene Person hinausweisender Sinn. Hierfür ist eine Politik mitverantwortlich, die Kinder, Jugendliche und Familien nicht als das Zukunftsthema begriffen hat. Eine Politik außerdem, die brauchbare Ideale und Vorbilder nicht anbietet, sondern nicht selten tabuisiert. Während Schund und Schmutz, insbesondere exzessive Darstellungen von Brutalitäten und Gewalt, bereits über das Fernsehen ungehindert in die Köpfe von Kindern und Jugendlichen Zutritt erhalten. Von Gewaltspielen und -videos ganz zu schweigen. http://www.national-zeitung.de
  13. Psychologen uneins: Polizei Mitschuld an Selbstmord? Köln/Wiesbaden (dpa) - Die Polizei trifft nach Meinung des Kriminalpsychologen Prof. Rudolf Egg keine Mitschuld am Selbstmord des 17-Jährigen, der sich nach Bekanntwerden seiner Anschlagspläne auf ein Kölner Gymnasium vor eine Straßenbahn geworfen hatte. Entsprechende Vorwürfe seien «weit überzogen und unangemessen», sagte der Direktor der Kriminologischen Zentralstelle von Bund und Ländern in Wiesbaden der Deutschen Presse-Agentur dpa am Montag. Nachdem die Polizei den Schüler am Freitag in einem Gespräch mit den Vorwürfen konfrontiert hatte, hatte sich der 17-Jährige auf dem Heimweg mit dem Sprung vor eine Straßenbahn das Leben genommen. In der Presse wurde der Vorwurf geäußert, die Polizei hätte ihn in dieser Situation nicht unbeaufsichtigt lassen dürfen. Egg sagte, man solle froh sein, dass der Amoklauf des Schülers verhindert worden sei. «Niemand konnte ahnen, dass er sich im nächsten Moment vor die Straßenbahn wirft.» Der Tod des Schülers sei «bedauerlich». Um ihn nach dem Gespräch nicht gehen zu lassen, hätte die Polizei aber mehr wissen müssen. «Im Nachhinein ist man immer schlauer», sagte der Kriminalpsychologe. Er verwies darauf, dass auch die Waffen erst bei weiteren Ermittlungen nach dem Tod gefunden worden seien. Nach Meinung der Jugendpsychiaterin Prof. Beate Herpertz-Dahlmann hätte man dagegen den Schüler nicht «ohne jede Begleitung» nach Hause schicken dürfen. Sie sei darüber «sehr erstaunt» gewesen, sagte die Direktorin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie am Universitätsklinikum Aachen der Deutschen Presse-Agentur dpa am Montag. Herpertz-Dahlmann sagte, man hätte etwa mit dem 17-Jährigen in einer Klinik vorstellig werden können, um mit der «akuten Stellungnahme» eines Psychiaters oder Psychologen zu klären, wie es dem Jugendlichen geht. Auf diese Weise wäre möglicherweise eine «tiefergreifende Störung» des Schülers festgestellt worden. «Auf keinen Fall hätte man ihn allein nach Hause fahren lassen dürfen», sagte sie. http://newsticker.welt.de
  14. Ein Schüler des Gymnasiums Wasagasse soll damit gedroht haben, eine Waffe mit in die Schule zu bringen - Der Vater des Drittklässlers versteht die Aufregung nicht. Besorgte Eltern schlagen Alarm, der Stadtschulrat will den Fall prüfen. * * * Sein Sohn werde das Gymnasium in der Wasagasse schon "nicht ausrotten", sagt Georg Zakrajsek "das kann ich Ihnen garantieren. Amokläufer sind aus einem anderen Holz geschnitzt, die haben schwere Störungen." Und das treffe auf seinen 12-jährigen Buben gewiss nicht zu. Josef Semmler und Sabrina Burda, deren Kinder mit Zakrajseks Sohn in dieselbe Klasse gehen, machen sich trotzdem Sorgen. Der besagte Schüler habe nämlich schon mehrmals damit gedroht, eine Schusswaffe mit in die Schule zu bringen, behaupten die beiden. Außerdem quäle er seine Mitschüler psychisch und physisch. "Und die Schulleitung unternimmt nichts dagegen", sagt Elternvetreter Semmler. Burda, die Richterin beim Unabhängigen Verwaltungssenat ist, hat sich wegen des schwierigen Mitschülers ihrer Tochter inzwischen sogar schon einen Rechtsvetreter zugelegt. Der in diesem Fall engagierte Wiener Anwalt Georg Zanger fackelt auch nicht lange herum: Nachdem ein Beschwerdebrief an den Stadtschulrat tagelang unbeantwortet blieb, berief er für Montag eine Pressekonferenz ein, bei der Burda und Semmler ordentlich Dampf abließen. "Wir müssen uns wehren, weil wir unsere Kinder nicht zum Wegschauen erziehen", sagt Burda. Man müsse jetzt etwas unternehmen, nicht erst, wenn etwas passiert sei. Wiens Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl will die Sache prüfen. "Wir wissen noch zu wenig, um eine seriöse Stellungnahme abzugeben", sagt Pressesprecher Matthias Meissner. "Schießen beibringen ist wertvoller Teil der Erziehung" Dass sein Sohn regelmäßig mit Waffen hantiert, streitet Georg Zakrajsek, der überraschend bei der Pressekonferenz erschien, nicht ab. "Einem Buben das Schießen beizubringen ist ein wertvoller Teil der Erziehung", sagt der Pressesprecher der Notariatskammer, der gleichzeitig Obmann der "Interessengemeinschaft liberales Waffenrecht in Österreich" ist. Er selbst sei so aufgewachsen und gebe das an sein Kind weiter. "Es geht um den verantwortungsvollen Umgang mit Waffen." Eine waffenfreie Zone sei "tendenziell eine unsichere Zone". Und er müsse seinem Sohn schließlich beibringen, sich zu verteidigen. Das kann ihm auch niemand verbieten: Solange Zakrajseks minderjähriger Sohn unter seiner Aufsicht auf eine Zielscheibe ballert, ist das völlig rechtens. "Das Schießen an einem Schießstand fällt nicht unter das Waffengesetz, da gelten die Regeln des Vereins", sagt Rudolf Gollia, Sprecher des Innenministeriums. Theoretisch könnte man in Österreich also auch ganz legal einem vierjährigen Kind eine Schusswaffe in die Hand drücken - vorausgesetzt, man verfügt über eine Waffenbesitzkarte und begibt sich an einen Schießstand. Waffenbesitz in Österreich Dass Waffen eine Gesellschaft nicht sicherer machen, belegte zuletzt eine Studie von Nestor Kapusta: Der Wiener Psychiater fand heraus, dass seit der Verschärfung des Waffengesetzes im Jahr 1997 die Zahl der Waffensuizide und -morde in Österreich deutlich gesunken ist. Wer eine Waffe besitzt, muss seither nicht nur ein psychologisches Gutachten über sich ergehen lassen, sondern bekommt auch alle fünf Jahre Besuch von der Polizei: Die überprüft, ob die Waffen auch sicher verwahrt werden. Sein Waffenschrank sei stets verschlossen, versichert Zakrajsek, der Schlüssel befinde sich immer in seinem Hosensack. "Mein Sohn kommt an die Waffen nicht heran, wenn ich nicht dabei bin." (Martina Stemmer/DER STANDARD ? Printausgabe, 13.11.2007) http://derstandard.at/?url=/?id=3109265
  15. US-Außenministerin Condoleezza Rice hat eine wirksamere Kontrolle privater Sicherheitsfirmen im Irak angekündigt. Für den Gebrauch von Schusswaffen sollen strengere Regeln gelten, damit Zivilisten besser geschützt sind. Sie ordnete eine ganze Reihe von Maßnahmen an, um die Arbeit der Sicherheitsleute besser verfolgen zu können. Insbesondere wurde der Einsatz von Schusswaffen genauer geregelt, wie das Außenministerium mitteilte. Es dürfe nur gezielt geschossen werden ? und nur mit Rücksicht auf die Sicherheit unschuldiger Passanten. Die Mitarbeiter der privaten Sicherheitsdienste müssten außerdem besser ausgebildet werden, etwa im Umgang mit anderen Kulturen, und sich künftig enger mit dem US-Militär absprechen. Außerdem sollen mehr arabisch-sprechende Wachleute eingestellt werden. Söldner töteten Zivilisten Die Ministerin werde die Empfehlungen einer Untersuchungskommission umsetzen, soweit sie in ihren Geschäftsbereich fielen, sagte der zuständige Abteilungsleiter des Außenministeriums, Patrick Kennedy, in Washington. Die Kommission unter Leitung von Kennedy war eingesetzt worden, nachdem bei einem Zwischenfall mit Mitarbeitern der privaten Sicherheitsfirma Blackwater im September in Bagdad Zivilisten getötet worden waren. Kennedy hatte allerdings nur den Auftrag, das Vorgehen privater Sicherheitsfirmen generell zu untersuchen, der Vorfall von Bagdad wird von der US-Bundespolizei FBI geprüft. Das vierköpfige Gremium Kennedys bemängelte nach seiner Untersuchung schlechte Koordination, Kommunikation und Überwachung und kritisierte, dass die Mitarbeiter der privaten Firmen nicht genügend Rechenschaft über ihre Aktivität ablegten. Das Gremium schlägt auch vor, dass nach jedem Zwischenfall mit Toten oder Sachschaden eine Abordnung des Außenministeriums gemeinsam mit örtlichen Kommandeuren der US-Truppen die betroffenen irakischen Familien aufsuchen und ?ihr Beileid ausdrücken und Schadenersatz anbieten? sollten. Versäumnisse der US-Regierung In gleich zwei Prüfungsberichten der US-Regierung waren dem Washingtoner Außenministerium schwere Versäumnisse bei der Aufsicht über Privatfirmen angelastet worden, die mit Sicherheitsaufgaben im Irak betraut sind. Nicht nur Blackwater sei ungenügend kontrolliert worden, hatte es nach einem Bericht der ?New York Times? vom Dienstag geheißen. Die irakische Regierung bekräftigte zuletzt ihre Forderungen nach einem Abzug von Blackwater. Sie wirft der Firma vor, 17 Iraker grundlos erschossen zu haben. ?Die irakische Regierung wünscht nicht, dass Blackwater im Irak bleibt?, erklärte ein Regierungssprecher. Unbescholtene Sicherheitsfirmen dürften bleiben. Die Iraker empfänden tiefe Abneigung gegenüber Blackwater ?wegen der von ihr begangenen Verbrechen?, fügte der Sprecher hinzu. http://www.focus.de
  16. Über das am 16. September von Söldnern des US-Unternehmens Blackwater Security in der irakischeb>n Hauptstadt Baghdad verübte Massaker, bei dem 17 Zivilisten getötet und 27 weitere teilweise schwer verletzt worden sind, wurde in den Medien zum Teil ausführlich berichtet. Weniger bekannt ist, dass das erst im Jahr 1997 gegründete Unternehmen Blackwater schätzungsweise 20.000 Mann unter Waffen hat und ein Übungsgelände mit einer Fläche von über 28 Quadratkilometern - der halben Fläche der norddeutschen Stadt Flensburg besitzt. Neben schweren Waffen, gepanzerten Fahrzeugen, ferngesteuerten Drohnen und bewaffneten Hubschraubern besitzt das Unternehmen seit dem vergangenen Jahr sogar eine eigene Fallschirmspringer-Einheit. In US-Medien wurde berichtet, dass Blackwater Kampfflugzeuge des Typs EMB-314 "Super Tucano" des brasilianischen Herstellers Embraer kaufen will. Die Maschine existiert in einer einsitzigen und einer zweisitzigen Variante und wird insbesondere zur Aufklärung und zur Bekämpfung von Bodenzielen eingesetzt, wozu sie aufgrund ihres Turboprop-Antriebs und der damit verbundenen niedrigeren Geschwindigkeit gegenüber Strahlflugzeugen weitaus besser geeignet ist. Die Maschinen sind mit zwei 12,7 Millimeter-Maschinengewehren ausgerüstet und haben fünf Aufhängungen für Waffensysteme wie Bomben oder Raketen. Das US-Militär im Irak versucht angesichts des wachsenden Widerstands gegen die imperialistische Besatzung, immer mehr Aufgaben an derartige Söldnerunternehmen auszulagern um so die eigenen Verluste zu minimieren und wegen des Terrors gegenüber dem irakischen Volk weltweit nicht noch mehr in Verruf zu geraten.. http://www.rf-news.de
  17. Nach Vorstellungen von Innensenator Körting soll künftig das Mitführen von bestimmten Kampf- und Einsatzmessern auf Straßen und Plätzen verboten werden. Außerdem sollen viele Messer auch als Waffen eingestuft werden. Eine entsprechende Bundesratsinitiative ist bereits beschlossen. Innensenator Ehrhart Körting (SPD) will ein weitgehendes Messerverbot durchsetzen. So sollen bestimmte Kampf- und Einsatzmesser auf Straßen und Plätzen verboten werden. Zudem sollen viele Messer, die bisher von 18-jährigen gekauft werden können, als Waffen eingestuft und ihr Tragen unter Strafe gestellt werden. Der Senat beschloss gestern eine entsprechende Bundesratsinitiative. ?Ich will, dass man nicht mehr mit dem Messer am Gürtel durch die Landschaft läuft?, sagte Körting nach der Senatssitzung. Er wisse auch, dass ein Verbot allein nicht ausreiche. ?Aber das Mitführen von Messern erfährt dadurch eine Ächtung.? Bei Körtings Vorstoß handelt es sich um ein zweistufiges Verfahren. Im ersten Schritt sollen Messer, die bisher trotz ihrer Gefährlichkeit durch den Schliff der Klingen für Erwachsene frei erwerbbar und tragbar waren, als Waffen eingestuft werden. Dazu zählen Kampf- und Einsatzmesser mit Dolch-, Bowie-, Tanto- oder Spearpoint-Klingenform. Zudem sollen als Waffen definiert werden: feststehende Messer mit einer Klingenlänge ab zwölf Zentimetern sowie feststellbare Klappmesser, die länger als 8,5 Zentimeter und einhändig feststellbar sind. Wie Kriminaldirektor Oliver Tölle bei der Präsentation einiger Messertypen sagte, geht von diesen einhändig ausklappbaren Messern eine besondere Gefahr aus. ?Sie können verdeckt in der Hand gehalten und dann plötzlich genutzt werden?, sagte Tölle. ?Das sind tödliche Waffen.? Viele dieser Messer können in Halftern am Gürtel oder im Stiefel getragen werden. Diese als Waffen im Sinne des Waffengesetzes deklarierten Messer sollen dann nicht mehr im öffentlichen Raum ? also auf Straßen und Plätzen ? getragen werden dürfen. Wer gegen das Verbot verstößt, muss mit einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren rechnen. ?Er ist dann vorbestraft?, sagte Körting. Bisher sind lediglich Butterfly, Spring-, Faust- und Fallmesser sowie Wurfsterne verboten. Das 2003 verhängte Verbot hat nach Angaben von Körting Wirkung gezeigt. Bei Kontrollen seien diese Messertypen seltener aufgefallen. Der Berliner Senat geht mit seiner Bundesratsinitiative deutlich weiter als die bisherigen Vorstöße. Im September hatte der Bundesrat beschlossen, dass auf bestimmten, eng umgrenzten Plätzen und Straßen Messerverbote ausgesprochen werden können. ?Wenn wir danach handeln, haben wir aber in Berlin einen Flickenteppich?, sagte Körting. Dann gebe es ein bis zwei Straßen, in denen Messer nicht getragen werden dürfen. In den Nachbarstraßen aber doch. Das sei nicht praktikabel. Deswegen wolle er ein flächendeckendes Trageverbot. Als Zwischenlösung erwägt der Innensenator aber ein Messerverbot auf gefährlichen Plätzen wie dem Hardenbergplatz. ?Das Taschenmesser oder das Messer im Pilzkorb kann man aber weiter mit sich herumtragen?, sagte Körting, der damit rechnet, dass das Gesetz frühestens in einem Jahr in Kraft treten kann. Die Waffenlobby hat dagegen schon Widerstand angekündigt. http://www.welt.de
  18. Die NDR-Dokumentation über die Nazi-Verstrickung der Quandt-Familie hat die Debatte um die NS-Vergangenheit deutscher Unternehmen neu belebt. FTD-Online gibt einen Überblick Deutsche Unternehmen haben sich ihrer Verantwortung lange nicht gestellt: Erst unter dem Druck von US-Gerichten öffneten sie Ende der 80-er-Jahre ihre Archive, arbeiteten ihre eigene Geschichte auf und zahlten Zwangsarbeitern individuelle Entschädigungen. Seitdem zeigen die in großer Zahl erschienenen Unternehmensgeschichten: Widerstand gegen die Nationalsozialisten oder Verweigerung waren die Ausnahme - das Ausmaß der Verstrickung hingegen groß. FTD-Online zeigt, welche Unternehmen ihre wenig ruhmreiche Nazi-Vergangenheit von Historikern haben aufschreiben lassen und welche unfreiwillig von ihrer Vergangenheit während des Hitler-Regimes eingeholt wurden. Die Quandt-Familie Fünf Jahre Recherche stecken in dem Film "Das Schweigen der Familie Quandt", die Vorwürfe sind deutlich: Schon die private Geschichte der Familie legt eine enge Verbindung der Quandts mit den Nazis nahe. So ließ sich Magda Ritschel, die zweite Frau des Patriarchen Günther Quandt, nach acht Jahren Ehe im Jahr 1929 scheiden und heiratete zwei Jahre später Joseph Goebbels, den späteren Propagandaminister. Quandt habe diese Kontakte genutzt, um das Geschäft seiner kriegswichtigen Batteriefirma Afa auszubauen, so der Film. Die Afa habe in der Produktion KZ-Häftlinge eingesetzt. Dabei sei eine "Fluktuation" von 80 Häftlingen pro Monat eingeplant gewesen. Dies habe laut der Autorin nichts anderes bedeutet, als dass die Verantwortlichen damit rechneten, dass monatlich 80 Häftlinge sterben würden. Benjamin Ferencz, der für die Ankläger beim Kriegsverbrechertribunal in Nürnberg gearbeitet hat, sagt im Film, es sei ein Fehler gewesen, Günther Quandt als Mitläufer gehen zu lassen. Die Familie Quandt selbst hat noch nicht entschieden, ob und wie sie auf den Film reagiert. Nur einer äußert sich in dem Film zu den Vorwürfen, Sven Quandt, ein Enkel Günther Quandts. Er weist jede Verantwortung zurück: "Wie kann ich dafür verantwortlich sein? Habe ich da gelebt? Nein." Die IG Farben Eine der ersten deutschen Firmen, die KZ-Häftlinge beschäftigte, war die IG Farben. Der 1925 gegründete Chemiekonzern baute in der Nähe des Konzentrationslagers Auschwitz ein Werk zur Herstellung von synthetischem Kautschuk - in dem im Dezember 1944 fast 4000 Häftlinge arbeiteten, wie der Historiker Manfred Pohl herausfand. Er sagt auch: Die Sterblichkeitsrate war enorm, in den Jahren 1943 bis 1945 seien von 35.000 Zwangsarbeitern 23.000 gestorben. Im sogenannten IG-Farben-Prozess vor dem Nürnberger Kriegsverbrechertribunal wurden fünf der 23 Angeklagten wegen Sklavenarbeit verurteilt, sieben weitere wegen Plünderung. Sie mussten ihre Strafen jedoch nicht vollständig absitzen: Anfang der 50er Jahre wurden alle Industriellen aus der Haft entlassen. Friedrich Flick Schon in den Weimarer Jahren hatte Friedrich Flick ein Firmenimperium geschaffen, das den gebürtigen Siegerländer in eine Reihe mit den großen Industrieunternehmern Krupp, Stinnes und Thyssen rückte. Im Zweiten Weltkrieg stieg der Schwerindustrielle schließlich zu Hitlers wichtigstem Rüstungslieferanten auf. Tausende Sklavenarbeiter und Kriegsgefangene schufteten in Flicks Waffenschmieden, allein 1943 sollen es bis zu 40.000 gewesen sein. Ende 1947 wurde Flick in Nürnberg zu sieben Jahren Haft verurteilt, 1950 kam er frei. Flicks Wiederaufstieg begann: Bei seinem Tod 1972 zählte er wieder zu den reichsten Deutschen, er hielt Beteiligungen an mehreren Konzernen - darunter Daimler. Sein Sohn Karl Friedrich Flick verkaufte das Firmenkonglomerat Anfang der 80er Jahre an die Deutsche Bank. Die Deutsche Bank Eines der ersten deutschen Unternehmen, das die selbstkritische Aufarbeitung der eigenen Geschichte durch unabhängige Forscher ermöglichte, war die Deutsche Bank. Eine 1997 eigens eingesetzte Historikerkommission legte die Geschehnisse der Jahre 1933 bis 1945 offen: Führende Vertreter hatten sich demnach den Zielen des Regimes von Anfang an widerstandslos untergeordnet. Als der nationalsozialistische Staat 1938 begann, jüdische Vermögenswerte systematisch einzufrieren, waren auch die jüdischen Kunden der Deutschen Bank betroffen. Bis zum Kriegsende wurden nahezu alle Kontoguthaben und Depotwerte jüdischer Kunden an das Deutsche Reich abgeführt. Die Filiale Kattowitz und die Zweigstellen vergaben außerdem Kredite an Baufirmen, die in Auschwitz beim Bau des IG-Farben-Werks und des Konzentrationslagers tätig waren. Volkswagen Der Volkswagen-Konzern folgte dem Beispiel der Deutschen Bank und beauftragte den renommierten NS-Historiker Hans Mommsen, die Unternehmensgeschichte aufzuarbeiten. Die Ergebnisse sind in dem Buch "Das Volkswagenwerk und seine Arbeiter im Dritten Reich" erschienen. Demnach wurde das Volkswagenwerk während des Zweiten Weltkrieges auf die Produktion von Rüstungsgütern umgestellt. Dabei kamen - wie Volkswagen auch auf seiner offiziellen Homepage offen darlegt - rund 20.000 Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und später auch KZ-Häftlinge zum Einsatz. Degussa 2003 holte die eigene Vergangenheit die Degussa mit aller Wucht ein: Da wurde publik, dass der Chemiekonzern den Betonverflüssiger und die Schutzbeschichtung für das Holocaust-Mahnmal liefert - ausgerechnet jenes Unternehmen, dessen Name aufs Engste mit Zyklon B verbunden ist, dem Gas, mit dem die Juden in Auschwitz getötet wurden. Die Degussa-Tochter Degesch hatte das Giftgas produziert. Es war beileibe nicht die einzige Verstrickung der Degussa: In ihren Fabriken arbeiteten Zwangsarbeiter, in ihren Öfen wurde Raubgold geschmolzen, ihr Uran sollte die deutsche Atombombe ermöglichen. Das Kuratorium der Mahnmal-Stiftung entschloss sich dennoch, das Denkmal unter Einschluss der RAG-Tochter (heute Evonik) weiterzubauen. Es hielt dem Konzern zugute, er sei in den Jahren zuvor offener als viele andere mit der eigenen Vergangenheit umgegangen. Tatsächlich hatte Degussa schon 1997 den renommierten Historiker Peter Hayes mit der Aufarbeitung der Firmengeschichte beauftragt. Karstadt-Quelle Dieses Frühjahr zahlte Arcandor, damals noch Karstadt-Quelle, 88 Mio. Euro an die Erben der Kaufhausdynastie Wertheim, und beendete damit einen jahrelangen Rechtsstreit. Die Wertheims, Eigentümer eines der größten deutschen Warenhauskonzerne, waren 1939 von den Nazis enteignet worden. In der Auseinandersetzung ging es um insgesamt 40 Grundstücke in Ostdeutschland und Berlin, die Schätzungen zufolge bis zu 500 Mio. Euro wert sind. Einige davon hatte die Jewish Claims Conference (JCC), die die Interessen der Holocaust-Überlebenden vertritt, in der Vergangenheit bereits zurückbekommen. Zum Schluss drehte sich der Streit vor allem um das sogenannte Lenné-Dreieck am Potsdamer Platz in Berlin. Dort stehen heute neben dem Beisheim-Center die Luxushotels Ritz-Carlton und Marriott. Die Kaufhauskette Hertie hatte das frühere Wertheim-Grundstück nach der Wende für den symbolischen Wert von 1 DM vom Land Berlin erhalten. Nach der Übernahme von Hertie verkaufte Karstadt das Gelände für 146 Mio. Euro an den Metro-Gründer Otto Beisheim. In dieser Höhe forderten die Wertheim-Erben zuletzt Schadensersatz von KarstadtQuelle. "Es war ein langer und schwerer Weg, zu diesem Ergebnis zu kommen", sagte JCC-Direktor Roman Haller im April. Ihm sei es am Ende um eine zügige Einigung gegangen: "Was nützt es, wenn die Holocaust-Überlebenden mehr Geld bekommen - aber erst in zehn Jahren, wenn die meisten nicht mehr leben?" http://www.financial-times.de
  19. sniper

    Die U-Bahn

    Gerade in der U-Bahn gesehen: Eine Frau steigt mit zwei Kindern ein, das eine ist noch ganz klein und schläft im Wagen, das andere -- ein Junge mit Sonnenbrille und wirren Haaren, der an einer Flasche nuckelt -- geht an ihrer Hand. Der ältere Mann gleich neben dem Einstieg gibt nicht nur den Sitzplatz neben sich frei, nein, er greift dem kleinen Jungen mit der Flasche buchstäblich unter die Arme und setzt ihn neben sich und schaut dann befriedigt lächelnd zu, wie das Kind im Sitzen selig seinsvergessen weiternuckelt. Übrigens ist der Mann schwarz, die Frau und die Kinder sind weiß -- ist das wichtig? Gestern sah ich meinen ersten Bettler. Er stürmte den Wagen, stieß unter Einsatz seines ganzen Körpers mehrere Fahrgäste beiseite, wobei er laut "Sorry -- ´scuse me" sagte, dann pflanzte er sich auf und schrie: "Hat nicht jemand etwas zu essen für mich? Bitte! Etwas zu essen, um Gottes willen! Oder etwas Geld, und wenn es nur ein Penny ist! Oh Gott!" Das ihm dargereichte Geld quittierte er mit etwas leise Gemurmeltem, das ich nicht verstand. Ich hatte mich schon gewundert, dass mir in der New Yorker Subway -- anders als in Berlin, wo man sich in der U-Bahn vor Verkäufern von Obdachlosenzeitungen, die ihr Sprüchlein aufsagen, kaum retten kann -- noch kein einziger Bettler begegnet war. Das in einer Stadt, wo es, anders als in Deutschland, ein echtes Obdachlosenproblem gibt! (Obdachlose in Berlin sind Leute, denen das Sozialamt aus irgendwelchen Gründen -- Drogen, Alkohol, Nervenkrankheiten -- keine Wohnungen mehr vermitteln kann. In New York kann man wirklich aus Armut sein Dach über dem Kopf verlieren.) Warum also keine Bettler? Des Rätsels Lösung fand ich, als ich beim Umsteigen länger warten mussen und die Regeln für die New Yorker U-Bahn studierte: Betteln, "panhandling", ist ebenso verboten wie ohne ausdrückliche Erlaubnis ein Geschäft zu betreiben. Weitere Schilder aus der New Yorker U-Bahn: "1000 Dollar Belohnung für Informationen, die zur Verhaftung von jemandem führen, der einen illegalen Revolver oder eine illegale Pistole (handgun) besitzt. Rufen Sie anonym an: 1-866-GUN-STOP. Wenn Sie jemanden kennen, der illegal Pistolen oder Revolver an sich trägt, sie verkauft oder benutzt, rufen Sie bitte an. Sie brauchen Ihren Namen nicht zu hinterlassen." Im vergangenen Jahr haben 1944 New Yorker etwas gesehen und etwas gesagt. "Danke, dass Sie Ihre Augen und Ohren offengehalten haben. Und dass Sie Ihren Verdacht geäußert haben. Wenn Sie etwas sehen, sagen Sie etwas. Erzählen Sie es einem Polizisten (cop) oder einem Angestellten der U-Bahngesellschaft. Oder rufen Sie an unter 18888 NYC-SAFE. Müll gerät auf die Schienen und fängt Feuer, und das führt zu Zugverspätungen, die wiederum dazu führen, dass Sie sich verspäten, abgesehen davon, dass Müll Züge und U-Bahnstationen verdrecken, denn jedes bisschen Müll reist sehr weit." http://debatte.welt.de
  20. In Europa bekommt man meist einen Keks zum Kaffee. In den USA ist es gleich ein Sturmgewehr: In der texanischen Einöde bieten hochtoupierte Kellnerinnen in als Cafés getarnten Waffenshops die Dinger zum Kauf an. - Normaler Alltag in Bush-Country. - Normaler Alltag in Bush-Country. Eigentlich wollte ich in dem einsamen Schuppen an der Road 317 nur einen Kaffee trinken. Es war in einem kleinen Nest mitten in Texas, wo Ranchers leben und Cowboys und Frauen Farrah-Fawcett-Gedächtnisfrisuren. Der kleine Schuppen an der Road 317 wirkte durchaus einladend. Auf dem Dach stand eine alte Kanone aus dem mexikanischen Bürgerkrieg und hinter dem Tresen eine junge Frau aus den frühen 80er Jahren. Sie trug Blue Jeans und ein Fransenhemd und lange blonde Dauerwellen, die sie mit Hilfe von Unmengen an Haarspray zu einem Gebirgsmassiv toupiert hatte. Sie sah aus wie Lucy Ewing aus der TV-Serie "Dallas". Sie sprach auch wie Lucy Ewing. Sie war ziemlich authentisch. Waffentheke statt Kuchentheke Lucy Ewing brachte den Kaffee und sagte freundlich, ich sehe aus wie einer, der sich für eine AR-15 interessiert. Ich fragte sie, was das sei, eine AR-15. Da lächelte sie geheimnisvoll und holte die AR-15 aus dem Schrank. Es handelte sich um ein Sturmgewehr mit Kunststoffschaft und Gasdrucklager und Aluminiumlegierung. Ich fragte sie, wie einer aussieht, der sich für eine AR-15 interessiert. "Na, so wie Du", sagte sie fröhlich, "das sieht man doch auf den ersten Blick." Ich fragte mich, was sie damit meinen konnte. Vielleicht hielt sie mich für einen Cowboy. Oder einen Amokläufer. Ich fand beides nicht so angenehm. Ich wollte nur einen Kaffee trinken. "Nur 970 Dollar" sagte sie. "Besonderer Preis. So ziemlich der beste Deal im Umkreis von 100 Kilometern, wahrscheinlich bis Dallas." Sie balancierte die AR-15 in ihrer Hand. Sie drehte sie einmal um sich selbst und warf sie geschickt von einer Hand in die andere. Sie erinnerte mich an Zinedine Zidane. Hinter der Frau, die so authentisch wie Lucy Ewing aussah und so geschickt jonglierte wie Zinedine Zidane standen in einem Glasschrank weitere Waffen. Es gab Winchester 95 und halbautomatische Waffen und Colts und Glocks. Sie standen aufgereiht wie Spirituosen hinter der Bartheke. Sie standen dort so selbstverständlich wie Sahnetorten in deutschen Cafés. Waffenkauf so einfach wie ein Kaugummikauf Wenn ich die AR-15 gleich mitnehmen wolle, sagte Lucy Ewing, müsste ich nur meinen texanischen Führerschein vorlegen. Ich fragte sie, was der Autoführerschein mit der Waffe zu tun habe, und sie sagte: "Nichts, aber mit einem Führerschein aus Oklahoma oder New Mexico musst du warten, bis die Überprüfung durch das FBI abgeschlossen ist. Das kann zwei Tage dauern." Das Gesetz in Texas gehöre zu den besten der Welt, erklärte mir Lucy Ewing. In Texas sei der Waffenkauf so einfach wie der Kauf eines Kaugummis. In Texas können nach dem Gesetz selbst Kinder schon geladene Waffen tragen. So unkompliziert wie in Texas sei es sonst nur in Virginia (wo ein Massenmörder nach einem unkomplizierten Waffenkauf gerade 32 Menschen erschossen hat). Sie fragte, woher ich kam, und als ich "Deutschland" sagte, fragte sie, welche Waffen wir in Deutschland so haben. Mir fielen nur die geheimen Waffenlieferungen an den Irak ein, aber das hielt ich in diesen politisch brisanten Zeiten für etwas unpassend. Ich sagte, dass man in Deutschland nicht so leicht an Waffen komme. Man müsse Jäger oder Polizist sein. Das wollte Lucy Ewing nicht glauben. Sie fragte, wie Nichtjäger und Nichtpolizisten ihre Frauen denn schützen. "Wenn ein Vergewaltiger käme - würden Sie schießen?" Sie fragte, ob ich keine Angst vor Massenmördern habe, die nachts in mein Haus einsteigen und die Frau vergewaltigen und die Kinder entführen. Ich sagte, dass ich noch nicht so genau darüber nachgedacht habe, worauf sie erwiderte, dass viele von diesen Liberalen nicht so genau darüber nachdenken, und wenn es dann zu spät ist, fordern sie auf einmal die Todesstrafe, diese Liberalen. Sie fragte, ob wir auch Liberale in Deutschland haben. Mir kam nur Westerwelle in den Sinn, aber den hielt ich jetzt hier in Texas auch für kein besonders gutes Thema. Sie fragte, was ich denn machen würde, wenn ein Vergewaltiger käme und ich eine Waffe parat hätte, so eine wie diese wunderbare AR-15. Da würde ich doch wohl hoffentlich abdrücken. "Vielleicht", sagte ich. "Ich habe noch nicht so genau darüber nachgedacht." "Nicht vielleicht", sagte sie. "Ganz bestimmt drückst du dann ab." Sie schaute mich verwundert an, als gehörte ich zu einer anderen Spezies, als käme ich aus den 70er Jahren. Ich überlegte, wo ich dieses Gespräch so schon mal erlebt hatte. Ich erinnerte mich an das Kreiswehrersatzamt und die Wehrdienstverweigerung und wurde etwas nervös. Mit einer AR-15 wäre uns einiges erspart geblieben Hinter ihr, an einem Souvenirstand, war ein Schild angebracht mit den Köpfen von Hitler, Stalin, Fidel Castro und Saddam Hussein. Darüber stand: "Mit einer guten Waffe wäre uns manches erspart geblieben." Lucy Ewing erklärte mir die Gemeinsamkeiten zwischen Hitler, Stalin, Fidel Castro und Saddam Hussein. Sie sagte, dass es gute Menschen auf der Welt gebe und böse Menschen und sehr böse Menschen und dass die sehr bösen Menschen nichts anderes verdienten als den Tod und dass der Krieg im Irak übrigens schon deswegen ein Erfolg ist, weil der sehr böse Mensch Saddam Hussein beseitigt wurde, bevor er Amerika angreifen konnte. Ob ich nicht auch dieser Meinung sei. Mir kamen die nie gefundenen Massenvernichtungswaffen in den Sinn und die vielen Toten im Irak, aber ein Duell mit Lucy Ewing in einem einsamen, als Café getarnten Waffenladen an der Road 317 in Texas hielt ich jetzt für keine gute Idee. Lucy Ewing aber gefiel die politische Diskussion. Sie suchte nach Unterhaltung. Ihr Ort war so klein, dass sich nur wenige Fremde hierher verirrten. Fremde waren unterhaltsam. "Oder damals mit diesem sehr bösen Hitler-Typen", sagte sie. "Der kam doch aus Deutschland." Ich sagte "Austria", Österreich. "Australien?", fragte sie. Das sei ihr neu. Ob ich mir da sicher sei mit Australien. Ich sagte "Austria". Sie schien mir nicht zu glauben. "Jedenfalls hätte man den Hitler-Typen doch auch rechtzeitig abschießen müssen", sagte sie. "Dann wäre der Welt vieles erspart geblieben. Ein einfacher Schuss aus einer AR-15 oder anderen Waffe hätte der Welt eine Menge erspart, so ist es doch." Sie erwartete jetzt eine Antwort. "Oder?" fragte sie. Die Frage stand einsam in diesem verstaubten Raum, in dem sonst nur etwas Country-Musik zu hören war und das Kratzen eines großen Hundes hinter einer Tür. "Oder?", fragte sie. Ich nickte. Sie strahlte. Sie hatte gewonnen. Waffenparadies Texas - Bushs Heimat Ich sagte, dass ich es mir noch einmal überlege mit der AR-15 und ging, ohne den Kaffee auszutrinken. Draußen wartete die unendliche Weite des Südens. Nur eine Tankstelle war zu sehen und ein Häuschen aus Wellblech, das früher mal ein Gefängnis war. Ich trat in den staubtrockenen, schon heißen Vormittag und fuhr los, vorbei am Straßenschild dieses kleinen Ortes mitten in Texas: "Willkommen in Crawford. Heimat von George W. Bush, 43. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika."
  21. Der Bundesrat stimmte einer Vorlage des Bundestages zu, wonach zukünftig in Schwerpunktregionen das Tragen von legalen Waffen und waffenfähigen Gegenständen verboten werden kann. Vor dem Hintergrund wiederholter Messerstechereien auf der Hamburger Reeperbahn hat der Bundesrat den Weg für eine Änderung des Waffengesetzes frei gemacht. Die Länderkammer billigte einen entsprechenden Bundestagsbeschluss. Durch eine Öffnungsklausel wird danach den Ländern die Möglichkeit eingeräumt, für öffentliche Straßen und Plätze das Führen von Waffen zu verbieten, wenn an diesen Orten wiederholt Gewaltstraftaten begangen worden sind und dort auch künftig mit solchen Straftaten zu rechnen ist. Unter das Gesetz fallen Springmesser und Dolche, die bislang von Personen über 18 Jahren legal erworben und getragen werden durften. Ergänzt werden können Verbote für Fahrtenmesser und Baseballschläger. http://www.zeit.de
  22. Die New Yorker Polizei hat einen Besuch des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad am Ground Zero abgelehnt. Ein Sprecher der Behörde machte dafür nicht näher bezeichnete Sicherheitsgründe geltend - doch das dürfte allenfalls die halbe Wahrheit sein. HB NEW YORK. Zuvor hatte Polizeipräsident Raymond Kelly für Verwirrung gesorgt, weil er eine Begleitung des umstrittenen iranischen Präsidenten durch die städtische Polizei nicht ausschloss. Derzeit werde mit der iranischen Uno-Mission über die mögliche Organisation einer solchen Visite verhandelt, hatte Kelly erklärt. Zahlreiche Politiker und jüdische Organisationen protestierten gegen den Plan. ?Wer die Ziele von El Kaida teilt, darf nicht die Erlaubnis bekommen, Ground Zero für propagandistische Zwecke zu nutzen?, betonten die Präsidenten 50 jüdischer Organisationen in einer gemeinsamen Erklärung. Ahmadinedschad will am kommenden Montag für zwei Tage nach New York kommen, um an der Uno-Vollversammlung teilzunehmen. Bei den Terroranschlägen islamistischer Extremisten auf das einstige World Trade Center waren am 11. September 2001 fast 3 000 Menschen ums Leben gekommen. http://www.handelsblatt.com
  23. Ihr Leben war der Krieg, ihre Familie das Militär ? China Keitetsi war Kindersoldatin. Nach ihrer Flucht nach Dänemark schrieb sie ihre Erinnerungen auf. Das Buch wurde zum Bestseller. Jetzt will sie Kindern helfen, die wie sie zum Töten erzogen wurden. Aus dem Kampf mit Waffen ist ein Kampf mit Worten geworden. China Keitetsi ist eine hübsche junge Frau. Zwischen all den Gästen und Journalisten auf der Pressekonferenz wirkt sie wie eine erfahrene Business-Lady. Mit wachen Augen und einem Lächeln schaut sie in die Runde. Doch ab und zu zittern Keitetsis Hände nervös, vereinzelt sucht sie den Augenkontakt zu ihren Freunden. ?Ich bin es immer noch nicht gewöhnt, dass mir so viele Menschen Aufmerksamkeit schenken?, sagt sie schließlich. 250.000 Kinder werden als Soldaten missbraucht Statt zu spielen, lernte sie zu töten - China Keitetsi verbrachte ihre Kindheit zwischen Soldaten. Zehn Jahre lang war sie Kindersoldatin in Uganda. Sie ist eine von wenigen, die den Weg zurück in ein halbwegs normales Leben gefunden haben. Anlässlich des Weltkindertages möchte sie nun verstärkt auf das Schicksal von Kindern und Jugendlichen aufmerksam machen, die noch immer als Soldaten missbraucht werden. Ende September erscheint ihr zweites Buch, "Tränen zwischen Himmel und Erde". Ein Buch, das von traurigen Wahrheiten erzählt ? es geht um Keitetsis Leben nach ihrer Zeit als Kindersoldatin. Schätzungsweise werden in den Kriegen und Bürgerkriegen der Gegenwart 250.000 Kinder und Jugendliche als Soldaten missbraucht, bis zu 40 Prozent sind Mädchen. Die meisten Kindersoldaten gibt es laut Unicef auf dem afrikanischen Kontinent, aber auch in Asien, im Nahen Osten oder in Bürgerkriegen in Lateinamerika werden Kinder als Soldaten missbraucht. Die Heranwachsenden werden von skrupellosen Militärs und Milizenchefs ausgenutzt, viele dienen bereits mit acht oder neun Jahren und werden zu entsetzlichen Grausamkeiten gezwungen. ?Meist wird nachts einfach ein Haus umstellt, das Kind wird entführt und die Familienangehörigen werden getötet, damit die Kinder kein zu Hause mehr haben, in das sie zurückkehren können?, sagt Pater Josef Gerner, der seit Mitte der 90er Jahre ehemaligen Kindersoldaten in Norduganda hilft. Wenn Krieg zum Alltag wird Für China Keitetsi gehörten Krieg und Zerstörung lange zum Alltag ? wie für die meisten Kindersoldaten. 1976 wurde sie in einem kleinen Dorf im Westen Ugandas geboren. Ihre Mutter verschwand kurz nach ihrer Geburt, ihr Vater bot statt Geborgenheit nur Schläge. Als das kleine Mädchen es nicht mehr ertrug, lief sie von zu Hause fort, um nach der Mutter zu suchen. Aber in Uganda herrschte Aufstand, und die Achtjährige hatte keine Chance den Kriegswirren zu entrinnen. Soldaten nahmen sie gefangen und steckten sie in ein Lager der Nationalen Widerstandsarmee (NRA). Im Lager machten die Männer aus dem Mädchen China Keitetsi eine Soldatin. Sie lernte schießen, töten und foltern, und sie begann zu vergessen, wer sie war. "Ohne meine Waffe war ich aufgeschmissen, fühlte mich schutzlos?, erinnert sich Keitetsi. ?Die Waffe und meine Uniform gaben mir Autorität.? Um als Soldatin zu überleben, musste sie töten. Sie musste zusehen, wie ihre Freunde starben, die auch Kindersoldaten waren. Viele von ihnen erschossen sich selber, weil sie den Druck nicht mehr ertrugen. Von Soldaten missbraucht Von den ranghöheren Soldaten wurde Keitetsi sexuell missbraucht. Bereits mit 14 bekam sie ihr erstes Kind. Doch die Armee war alles, was ihr geblieben war. Trotz des alltäglichen Terrors, trotz Vergewaltigung und Unterdrückung waren die Soldaten für das Mädchen eine Art Familienersatz. Erst als Keitetsi älter wurde, begann sie zu erkennen, was mit ihr geschah. Über zehn Jahre hatte Keitetsi als Kindersoldatin gekämpft, bis sie entfliehen konnte. Ihre Flucht führte sie nach Kenia und Südafrika, wo sie sich vorerst versteckte, um ihren Verfolgern zu entgehen. Nach einem halben Jahr gelang es ihr mit Hilfe des UN- Flüchtlingskommissariats Asyl in Dänemark zu bekommen. Ihre zwei Kinder, einen Sohn und eine Tochter, musste sie jedoch in Afrika zurücklassen. Das erste Buch einer Kindersoldatin In ihrer neuen Heimat Dänemark veröffentlichte China Keitetsi als erste Kindersoldatin ihre erschütternde Lebensgeschichte. Ihre Vergangenheit als Kindersoldatin schrieb sie sich in ihrem ersten Buch ?Sie nahmen mir die Mutter und gaben mir ein Gewehr? von der Seele, das 2003 erschien und sofort zum Bestseller wurde. Sie erzählte, was keiner ihrer Leidensgenossen vorher öffentlich berichtet hatte ? von der Angst, den Waffen, von Vergewaltigung und vom Tod. Doch obwohl sie sich durch das Schreiben von den schlimmsten Erinnerungen befreite, quälten sie die ?Dämonen der Vergangenheit? weiter, wie Keitetsi selber sagt. Besonders schlimm waren die Gedanken an ihre zwei Kinder, die sie in Afrika hatte zurücklassen müssen. Nachdem sie in Dänemark durch psychologische Hilfe, neue soziale Kontakte und einen regelmäßigen Tagesablauf ihre schlimmsten Traumata überwunden hatte, machte sie sich schließlich auf die Suche nach ihrem Sohn und ihrer Tochter in Afrika. ?Die Ungewissheit um das Schicksal meiner Kinder zerrte in gleichem Maße an mir wie meine erlittenen Traumata?, sagt Keitetsi. In ihrem neusten Buch, erzählt sie nun von ihrer Flucht nach Dänemark, der Suche nach ihren beiden Kindern und von dem Kampf um einen Neuanfang in einer neuen Welt. Der Kampf mit Worten ?Der Kampf, den ich heute führe, ist kein Kampf mit Waffen mehr, sondern ein Kampf mit Worten?, sagt Keitetsi. Sie wolle auf das Schicksal von Kindersoldaten aufmerksam machen, nicht nur durch das Schreiben ihrer Bücher, sondern auch durch ihr eigenes Hilfsprogramm. Gemeinsam mit Unicef und dem internationalen katholischen Missionswerk Missio hat sie die Stiftung ?Hilfe für ehemalige Kindersoldaten und afrikanische Kriegsopfer e.V.? ins Leben gerufen. ?Der Missbrauch von Kindern als Soldaten ist eine der schlimmsten Menschenrechtsverletzungen?, sagt Dieter Garlichs, Geschäftsführer von Unicef Deutschland. ?Doch die meisten ehemaligen Kindersoldaten können physisch und psychisch wieder gesund werden, wenn wir ihnen die Möglichkeit geben, ihre Erfahrungen aufzuarbeiten, zur Schule zu gehen und einen Beruf zu erlernen." Seit 2001 haben mit Unterstützung der Unicef und anderen Organisationen weltweit über 95 000 Jungen und Mädchen in Krisengebieten spezielle Demobilisierungsprogramme durchlaufen, um wieder in ein normales Leben zurückzufinden. Nach einer aktuellen Studie der Universitätsklinik Hamburg leiden über ein Drittel der ehemaligen Kindersoldaten an schweren psychischen Störungen, 54 Prozent der befragten Kinder gaben an, selbst jemanden getötet zu haben. Programme zur Demobilisierung und Wiedereingliederung von Kindersoldaten seien nach Angaben von Unicef nötig, um den Jugendlichen wieder Perspektiven zu geben und um einen entscheidenden Beitrag zur Friedenssicherung zu leisten. Zusätzlich solle das Zusatzprotokoll zur UN- Kinderrechtskonvention zu Kindersoldaten umgesetzt werden, das den Einsatz von Kindern unter 18 Jahren in Kampfeinsätzen verbietet. ?Ich habe es geschafft und konnte meinem Schicksal als Kindersoldatin entfliehen?, schreibt China Keitetsi im Prolog ihres neuen Buches. ?Aber 250 000 andere Kinder warten noch auf Hilfe.? http://www.welt.de
  24. Die Neonazis im jüdischen Staat sind mehr als ein Randphänomen Sie misshandeln Fremdarbeiter ebenso wie orthodoxe Juden, heben den Arm zum Hitlergruss und schmieren Hakenkreuze auf Synagogen: In Israel haben angesichts der jüngsten neonazistischen Umtriebe Empörung und Fassungslosigkeit den Reflex der Verdrängung abgelöst. N eonazis in Israel. Das war bisher ein undenkbarer Zusammenhang. Und doch hat die israelische Polizei jüngst eine Bande von acht jugendlichen Neonazis im bei Tel Aviv gelegenen Petach Tikva verhaftet. Bis auf eine Ausnahme sind sie alle nichtjüdische Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion. Sie werden beschuldigt, Angriffe auf asiatische Fremdarbeiter, Homosexuelle, Drogenabhängige und orthodoxe Juden verübt zu haben. Die Neonazis haben sich selbst dabei gefilmt, wie sie im Skinhead-Outfit Obdachlose, Drogenabhängige und Ausländer nahe dem Tel Aviver Busbahnhof mit Knüppeln, zerbrochenen Bierflaschen und Schlagringen traktieren und mit ihren Springerstiefeln blutig treten. Die Tageszeitungen veröffentlichten Fotos, auf denen die Gruppenmitglieder ihre tätowierten Arme zum Hitlergruss recken und mit Sturmgewehren posieren. Hass auf alles Jüdische Die Ermittlungen gegen die Gruppe begannen vor einem Jahr, nachdem eine Synagoge in Petach Tikva zweimal mit Nazi-Symbolen und antisemitischen Sprüchen besprüht worden war. Bei der Durchsuchung der Wohnungen der Verdächtigen fand die Polizei Messer, Sprengstoff und andere Waffen. Zu den beschlagnahmten Materialien gehöre auch ein deutschsprachiges Video über Neonazis in Amerika. Mit diesen soll die Gruppe Kontakte unterhalten haben. Die Mutter des 19-jährigen Anführers der Bande, Eli Buanitov, beklagte sich im Fernsehen in gebrochenem Hebräisch, ihr Sohn habe sich von Israel distanziert und sogar geweigert, in der Schule Hebräisch zu sprechen. Er habe alles Jüdische gehasst. Sollte es zu einer Anklage kommen, können die jungen Männer aber nicht wegen neonazistischer Aktivitäten belangt werden, da es im israelischen Gesetz hierzu keinen entsprechenden Paragrafen gibt. Die Jugendlichen können jedoch wegen rassistischer Hetze und schwerer Körperverletzung belangt werden. Dass es im jüdischen Staat Menschen gibt, die sich nazistische Symbole in den Arm tätowieren, den Hitlergruss zeigen und orthodoxe Juden attackieren, ist für die meisten Israeli ein Schock. Doch ist dies kein Randphänomen. Seit 2002 wurden über 500 antisemitische Vorfälle registriert, vor allem Hakenkreuzschmierereien, Vandalismus auf Friedhöfen, aber auch Attacken gegen orthodoxe Juden. Im Oktober 2004 sollte in einem Tel Aviver Klub gar ein Konzert der österreichischen Neonazi-Band Blutharsch stattfinden. Nach Protesten wurde das Konzert abgesagt. Im Januar wurden sechs Jugendliche im Tel Aviver Vorort Bat Yam dabei ertappt, wie sie eine israelische Fahne und religiöse Schriften verbrannten. In der von russischen Einwanderern geprägten Wüstenstadt Arad wurde mehrmals in Synagogen eingebrochen und randaliert. Angesichts der Festnahme der acht Neonazis wird nun wieder über eine Änderung des Einwanderungsrechtes diskutiert. Israel, das sich als Heimat für die Juden in aller Welt betrachtet, steckt die Kriterien für eine legale Einwanderung recht weit. Das Rückkehrgesetz von 1970 sieht vor, dass diejenigen Personen nach Israel einwandern können, die selbst oder deren Familienangehörige Juden sind. So können unter anderem auch Russen einwandern, die nur einen jüdischen Grossvater haben und damit gemäss dem jüdischen Religionsgesetz keine Juden sind. Denn nur wer eine jüdische Mutter hat oder zum Judentum übergetreten ist, gilt als Jude. Kraft des Rückkehrgesetzes wanderten in den neunziger Jahren mehr als eine Million Bürger der ehemaligen Sowjetunion nach Israel aus. Laut offiziellen Angaben sind unter ihnen etwa 300 000 nichtjüdische Russen, so auch die Familien der Neonazis. Auch Oleg B., der seinen vollen Namen nicht nennen möchte, erzählt, er habe sich in Russland auf dem Schwarzmarkt einen «jüdischen» Pass gekauft, mit dem er nach Israel einreiste. Auf die Frage, was denn ein jüdischer Pass sei, erklärt Oleg, dass die Bürger der ehemaligen Sowjetunion neben ihrer Staatsangehörigkeit eine Nationalität in ihren Pass eingetragen bekommen, zu der auch das Judentum zählt. Viele Israeli, unter ihnen der aschkenasische Oberrabbiner Metzger, plädieren nun dafür, das Einwanderungsgesetz dahingehend zu ändern, dass künftige israelische Staatsbürger ihre Verbindung zum Judentum nachweisen müssten. Wächter des Antisemitismus Zalman Gilitschinski, der Gründer des Israelischen Informations- und Hilfszentrums für die Opfer von Antisemitismus, hält seit 17 Jahren sämtliche antisemitischen Vorfälle in Israel fest. Der Antisemitismus in seinem Geburtsland, der Moldau, liess ihn 1989 nach Israel emigrieren. «Würde ich mich meiner Angst nicht schämen, dann würde ich mich fürchten», sagt der 42-Jährige am Telefon. Er schätzt, dass die braune Szene in Israel immerhin einige hundert Mann stark ist. Den Behörden wirft er vor, die Übergriffe zu beschönigen. Selbst Ministerpräsident Olmert bewertete die Festnahme der Neonazis als Einzelfall. Olmert warnte vor einer pauschalen Verurteilung von russischsprachigen Zuwanderern. Sorge bereitet Gilitschinski eine rassistische Internetseite, die junge russische Einwanderer dazu aufrufe, zum israelischen Militär zu gehen, um dort den Umgang mit Waffen zu erlernen. Wie alle Israeli müssten auch die russischen Jugendlichen den obligatorischen Armeedienst leisten, sagt er, egal, ob sie Juden sind oder nicht. Auch Ilia Zolotov, der ehemalige Betreiber der Internetseite «White Israeli Union», sei beim Militär gewesen. Als die Polizei letztes Jahr sein Haus durchsuchte, fand sie neben Drogen auch jede Menge Nazipropaganda auf seinem Computer. Im September 2006 wurde der 20-jährige Zolotov verurteilt: zu ein paar Stunden Sozialarbeit und einer Fahrt zur Gedenkstätte des ehemaligen Vernichtungslagers Auschwitz. Das rechtsextreme Gedankengut brächten die Neueinwanderer zum Teil aus Russland mit, meint Gilitschinski. Das Thema werde Israel noch lange beschäftigen. Und tatsächlich: Am Montag wurde ein Auto in Haifa mit Hakenkreuzen beschmiert und ein Angestellter der städtischen Müllabfuhr von Jugendlichen getreten, dabei reckte einer der Halbstarken laut Augenzeugen die Hand zum Hitlergruss. http://www.nzz.ch
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