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Till

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Everything posted by Till

  1. Hoss, meinst Du einmal nicht losgegangen, garnicht losgegangen, egal was der da vorne noch draufgepackt hat? Sonst hätte es ja wohl auch ein paar Erwähnungen von Waffensprengungen geben müssen? Klaus, det is meina, sach ich ma! Auch wenn det Erscheinungsdatum von det Buches nich stimmt.
  2. ??!? Und die von Dir zitierte Fundstelle? Die pascht doch!?!
  3. Ich find da nix zu Grossman? Steht noch nicht mal in der Literaturliste!?! :?
  4. Rätselhaft finde ich den Umstand, daß fast 90 % der aufgesammelten Waffen geladen waren. Von 10 aufgesammelten Waffen nur eine abgeschossen. Gerade bei Musketen, bei denen die meiste Zeit für das Laden draufgeht, würde man doch das Gegenteil vermuten.
  5. Habs gefunden: Lt. Col. Dave Grossman, On Killing, Boston 1995. 'Thus we see the fire of the Napoleonic- and Civil War-era soldier was incredibly ineffective. This does not represent a failure on the part of the weaponry. John Keegan and Richard Holmes (...) tell us of a Prussian experiment in the late 1700s in wich an infantry battalion fired smoothbore muskets at a target one hundred feet long by six feet high, representing an enemy unit, wich resulted in 25% hits at 225 yards, 40% hits at 150 yards, and 60% hits at 75 yards. This represented the potential killing power of such a unit. ' (S. 10) Grossman bringt dann zwei Beispiele, in denen Salvenfeuer praktisch nichts bzw gar nichts bewirkt hat. Er zitiert den Augenzeugen des einen Feuergefechts: "It seems strange ...," wrote McIntyre, "that a company of men can fire volley after volley at like number of men at not over a distance of fifteen steps and not cause a single casualty. Yet such was the facts in this instance." (S. 11) Über mehrfach geladene Waffen: 'Author of the Civil War Collector's Encyclopedia F.A.Lord tells us that after the Battle of Gettysburg, 27.574 muskets were recovered from the battlefield. Of these, nearly 90% (twenty-four thousand) were loaded. Twelve thousand of these loaded muskets were found to be loaded more than once, and six thousand of the multiply loaded weapons had from three to ten rounds loaded in the barrel. One weapon had been loaded twenty-three times.' (21f)
  6. Ich schau mal, ob ich es noch finde, in BLÖD wars jedenfalls nicht. MW hat Friedrich der Große, weil er sich die wenigen Treffer nicht erklären konnte, mal eine Kompanie auf einen großen Stoffstreifen schießen lassen. Danach hätte das Feuer seiner Truppen viel wirkungsvoller sein müssen, als es im Gefecht dann tatsächlich war. Genaugenommen schließen sich diese verschiedenen Erklärungsansätze gegenseitig ja gar nicht aus. Einer zielt über die Köpfe, der nächste will noch nicht mal schießen aber natürlich auch nicht auffallen. Ein anderer würde schießen, hat nach dem ersten Versager aber Angst aufzufallen, wenn er auf einmal anfängt aus der Reihe zu tanzen und anfängt, seine Waffe wieder in Ordnung zu bringen. Die beiden letztgenannten machen also brav den Drill mit und laden immer wieder ihre Muskete. Am Ende liegt da ein toter Soldat mit einem 2omal geladenen Gewehr (Wahnsinn), wie will man da genau auf das Motiv schließen?
  7. corrado26, bei einem amerikanischen Freiwilligen 1863 kann ich mir eine derartige Angst vor seinem Unteroffizier allerdings nicht vorstellen. Die preußischen Soldaten im siebenjährigen Krieg waren mW idR zu ihrem Dienst gepreßt. War das nicht sogar die Zeit, in der man es tunlichst vermieden hat, Infanterieregimenter durch Wälder oder unübersichtliches Gelände zu führen, weil immer viel weniger Soldaten rauskamen, als reinmarschiert sind?
  8. Das Phänomen, daß zwei Schlachtreihen aus kürzester Entfernung stundenlang aufeinander schießen und trotzdem kaum einer umfällt, hat schon Friedrich den Großen interessiert und zu entsprechenden Versuchen und Untersuchungen angeregt. Anscheinend ist es so, daß viele Menschen - selbst in so einer Extremsituation - eine echte Tötungshemmung haben. Viele Soldaten haben wohl ganz bewußt in die Luft geschossen. Viele haben wohl auch gar nicht geschossen. Irgendwo habe ich mal gelesen, daß bei toten Soldaten aus Schlachten des amerikanischen Bürgerkriegs nicht selten mehrfach geladene Waffen gefunden wurden. Erklärt hat man sich das damit, daß der Soldat zwar immer brav die Befehle zum Laden seiner Waffe ausgeführt, aber nie abgedrückt hat.
  9. Warum sind Kinder erst gar nicht und ab einem gewissen Alter nur eingeschränkt schuldfähig? Warum werden Jugendliche und Heranwachsende milder als Erwachsene bestraft? Wegen der fehlenden bzw eingeschränkten Einsichtsfähigkeit. Entsprechend kann man einem Kind auch keinen verantwortlichen Umgang mit so einem Gerät beibringen. Das Plakat lügt. Und zu der These, das Plakat habe schließlich seinen Zweck, eine Diskussion zu provozieren, bewirkt: Welchen Nutzen haben solche Diskussionen innerhalb der Pro-Waffen-Fraktion? Mehr Uneinigkeit. Was bewirkt so ein Plakat bei einem Waffengegner? Es bestärkt ihn in der Ansicht, daß Waffenbefürworter nicht ganz dicht sind. Ergo ist dieses Plakat schädlich.
  10. Gegen die unaufhaltsam steigende Flut der Sexualverbrechen an Minderjährigen helfen nur noch Automaten in Kinderhänden? Oder bewacht die Kleine alleine Haus & Hof, weil Ma und Pa ihren diversen Jobs nachgehen? Und wenn sie das Ding beim Spielen mal kurz ablegt, schnappt es sich ihr kleiner Bruder und perforiert damit die Nachbarin, die gerade mit ihren Einkäufen in ihre Einfahrt einbiegt ... Und wie bekommt die Kleine ihre "persönliche Verantwortung" in der Praxis eigentlich ganz genau nähergebracht? Werden da zwecks Anschauung erst mal unter Aufsicht von ihr ein paar Käfigkarnickel vom Leben zum Tode befördert, damit sie weiß, was sie da in den Händen hält und was die verschiedenen Geschoßtypen so anrichten? Sehr kindgerecht, hoffentlich bezahlt der Waffenhersteller auch gleich den Psychologen, wenn die Kleine dann mit dem Bettnässen anfängt. Oder wird alles nur andeutungsweise verbalisiert, schließlich will man ja die kindliche Seele nicht verstören? Aber was ist dann mit der Verantwortung? Nur mal so rein hypothetisch zur näheren Erörterung: Wie erklärt man einem Kind, gegen wen es wann diese Waffe einsetzen darf? Warum man ihm eine derartige Macht über das Leben seiner Mitmenschen anvertraut und unter welchen Voraussetzungen es von dieser Macht Gebrauch machen darf? Was müßte man einer 10jährigen alles erklären, damit sie überhaupt dazu in der Lage ist, bestimmte Gefahrensituationen zu erkennen und richtig einzuschätzen (geht das überhaupt?) oder soll sie im Zweifel auf jeden Fremden schießen, der sie anspricht? Jeder der auch nur drei Minuten lang darüber nachdenkt, sollte erkennen, daß es so nicht geht. Mithin ist das Plakat - wenn es ernstgemeint ist - ein echter Griff ins Klo. Oleg Dingens hin oder her. Es gibt gute Argumente für Waffen in Bürgerhand. Auf dem Plakat ist kein gutes Argument bildlich in Szene gesetzt, sondern im Gegenteil der helle Wahnsinn. Gerade als Waffellobby - wenn man für einen gewissen Anteil der Bevölkerung von vornherein eh einen am Duppen hat - ist man sicher gut beraten, wenn man seine eigenen Argumente und die eigene Propaganda immer mal kritisch überprüft. Da kann man bei unvoreingenommener Betrachtung dieses Bildes mE nur zu dem Ergebnis kommen, daß die dargestellte Situation nicht normal und auch nicht wünschenswert ist. Es ist auch kein moralischer Apell im Sinne von "tust Du genug für den Schutz Deiner Familie?" sondern schlicht Ausdruck einer übermächtigen Angst, in der der Künstler jedes Maß verloren hat. Für mich als Pro-Waffen-Mensch ist das Bild skandalös und peinlich. Ich habe in entsprechenden Diskussionen so schon genug zu tun, da will ich nicht auch noch Verrückte verteidigen müssen, die - zumal mit einer derart verlogenen und scheinheiligen Rhetorik - die Kinder bewaffnen wollen. Ich denke, Ihr habts gemerkt: es gefällt mir nicht, das Bild.
  11. Hier gehts nicht um das Gewehr, sondern um ein kleines Mädchen, das in der einen Hand einen Teddy ("heile Welt") und in der anderen ein Sturmgewehr ("Wehe, böse Welt!") hat. Die Botschaft des Bildes ist perfide und geschmacklos. Wer sich sowas ausdenkt, gehört zum Nervenarzt. Man muß es ja nur mal einen Moment lang ernstnehmen: Wie sieht wohl das Weltbild einer 10-jährigen aus, die auf Anweisung ihrer Eltern zwecks Selbstverteidigung ein Sturmgewehr mit sich herumträgt? Dessen Griffstücke "kindgerecht" eingefärbt wurden, um die Akzeptanz bei kleinen Mädchen zu erhöhen? Wer mit sowas für privaten Waffenbesitz wirbt, ist nicht ganz dicht. Oder ist das eine Persiflage?
  12. Bizarre Art, einem Kind Verantwortung beizubringen .... Wo holt ihr nur immer diese abseitigen Bildchen her? Erweist die Grott sich dem Erziehungsversuch nicht gewachsen, geht der Erziehungsberechtigte (bestenfalls) in den Knast. Ein "kind-/mädchengerechter" Halbautomat mit rosafarbenen Griffstücken ist krank, pervers, abartig, kurzum eine echte Scheußlichkeit. Und wer sich sowas ausdenkt, ist dito.
  13. JFK hatte keine seltene Rückenkrankheit, sondern eine alte Kriegsverletzung. MW war er im 2ten WK Schnellbootkommandant (osä) im Pazifik.
  14. Angesichts dessen, was hier frei und unbehelligt auf der Straße rumläuft, sind die zwei völlig normal. Bei ihr läßt sich allenfalls eine gewisse Altersschrulligkeit erahnen. Jetzt regnets hier endlich mal ...
  15. Siehste, und deswegen wollte Schröder unbedingt das Waffenembargo aufheben! Dann könnte China konventionell reagieren und müßte nicht gleich eskalieren!!! Schröder macht das aus Sorge um Amerika! Aber der Dummbush kapiert natürlich mal wieder gar nix. Schon gut, ich geh freiwillig zurück in die Zelle ... Wenns da drinnen nur nich so heiß wär ... :face82:
  16. Die hat im Leben kein Arschgeweih, eher ein Tattoo am Knöchel.
  17. Till

    Taliban-Statement

    Von uns war keiner dabei. Der Filmclip ist nach meiner Erinnerung ziemlich lang. Nach meiner Erinnerung kauern die beiden in einer Ecke, die durch einen vorspringenden Gebäudesockel gebildet wird. Der Junge ist in der Ecke (also in der geschützteren Position), der Vater davor. Von beiden geht eindeutig keine Gefahr aus, beide sind erkennbar verängstigt und kommen wegen des heftigen Feuergefechts da nicht weg. Irgendwann wird der Junge getroffen. Den Clip würde ich gerne noch einmal sehen, um zu überprüfen, ob ich mir da im Nachhinein eine bestimmte Sichtweise zugelegt habe. Nach meiner Vorstellung ist auf die beiden vorsätzlich geschossen worden, sie befanden sich schließlich nicht direkt zwischen den Kämpfenden, sondern waren in dieser Ecke eingekeilt. Gefilmt worden ist ja wohl eher aus Richtung der Israelischen Position. Die Palästinenser hätten die beiden also da langschicken müssen und vorher nicht nur eine Kamera, sondern auch einen Schützen mit der passenden Waffe in der Nähe der Israelis verstecken müssen, um diesen Vorfall inszenieren zu können. ME wenig plausibel. Bei aller Sympathie für Israel: hier sprechen mE alle Umstände für einen Israeli als Schützen.
  18. Da UE weiß, daß leider nicht alle von uns Zugang zur Visier-Homepage haben und ein Link daher nicht reicht, dürfte er eigentlich nichts dagegen haben, wenn der Rest der Gemeinde - unter Angabe der Quelle - hier direkt informiert wird! Schaun mer mal!
  19. Selbst wenn, mein lieber roundabout, selbst wenn. Dann wäre der Link nämlich völlig zu Unrecht zu früh unbeachtet untergegangen und der Text mußte einfach noch einmal hervorgeholt werden.
  20. Geklaut von der offiziellen Henryk M. Broder Homepage: Forsicht Freddy! Die Glock im Hosenbund Freiheit auf Amerikanisch Fuchs, du hast die Gans gestohlen, gib sie wieder her, sonst muss dich der Jäger holen mit dem SchießgewehrÂ… Wenn ich durch die Städte und Landschaften von Virginia fahre, fühle ich mich ziemlich sicher. Nicht nur, weil ich mit meinem großen SUV eine Menge Metall um mich habe, sondern auch, weil in Reichweite, doch von außen dem Auge entzogen meine zuverlässige österreichische Begleiterin auf meinen Zugriff im hoffentlich nie eintretenden Notfall wartet. Und wenn ich aus dem Wagen steige, kann ich sie blitzschnell hinter meinem Hosenbund verschwinden lassen. Ich hab Übung darin; trotz fehlender manueller Entsicherung, wo man einen kleinen Haken umlegt, ist meine Liebste aus Austria sehr zuverlässig, denn ein Doppelabzug verhindert unabsichtliches Feuern, und im Fall der Fälle gehen keine wertvollen Sekunden beim nervösen Fummeln verloren. Ein beherzter Zug des Zeigefingers am Hahn, und schon schickt meine Glock ihre Neunmillimeter-Geschosse auf den Weg. »Ich nehm euch mal mit zum Schießstand,« versprach unser Nachbar Ben meiner Frau und mir bei einer Weihnachtsparty. Das ist einige Jahre her; Ben hatte sich kürzlich von der Army als Oberst pensionieren lassen, weil seine bevorstehende Beförderung in den Generalsstand mit einer Standortversetzung verbunden gewesen wäre, die er nicht mochte. Er mauserte sich nun zum Privatdetektiv, und ich hatte ihn halb scherzhaft gefragt, ob er immer eine Pistole bei sich trüge. Er grinste nur. Als ein anderer Gast in der Partyrunde ihn fragte, wie er denn das »Second Amendment« interpretiere, holte Ben zu einer langen Verteidigung des allgemeinen Bürgerrechts auf Waffenbesitz aus. In dem 1791 ratifizierten zweiten Zusatz zur US-Verfassung, der Constitution, heißt es: »Eine gut regulierte Miliz, so sie notwendig ist für die Sicherheit eines freien Staates, das Recht des Volkes auf Waffenbesitz und das Tragen von Waffen, darf nicht eingeschränkt werden.« Bei diesem Satz schütteln selbst Englischlehrer den Kopf: Na was denn — fehlt da vielleicht ein »und«, also dass sowohl die Volksmiliz als auch das Recht des Volkes auf Waffen garantiert sind? Oder hat sich nach den Waffen ein überflüssiges Komma in die Sprache geschlichen? Oder bürgt eine staatlich regulierte Miliz schlichtweg fürs Volksrecht auf Waffenbesitz? Oder ist sie Repräsentant des allgemeinen völkischen Waffenbesitzes, so dass die Bewaffnung einzelner Bürger hier gar nicht gemeint ist? Über solch verwirrende semantische Vieldeutigkeit der »Founding Fathers« haben sich seit über zweihundert Jahren — und vor allem in den letzten Jahrzehnten — so manche Streithähne die Schädel zerbrochen und gelegentlich auch eingeschlagen. Die mächtige amerikanische Ballerlobby, allen voran die vier Millionen Mitglieder starke National Rifle Association (NRA), legt das Second Amendment praktisch grenzenlos aus. Es gehöre zur amerikanischen Freiheit, Feuerwaffen jeder Art rumzuschleppen, egal ob offen oder versteckt, ob öffentlich oder auf Privatbesitz, vom winzigen Derringer in der Westentasche bis zur AK-47 über der Schulter oder gar, so die fanatischsten Befürworter, Maschinengewehre und Granatwerfer im Pick-up Truck. Samtherzige Flowerpower-Doktrinäre interpretieren den Gesetzestext natürlich radikal andersherum — nämlich dass nur staatlich organisierte Milizen (in den frühen Jahren der amerikanischen Republik ausgestattet mit eigenen Waffen, in moderner Zeit die paramilitärischen professionellen Nationalgarden der einzelnen Bundestaaten) dazu befugt sind — als potentielle Verteidiger der Demokratie an der Heimatfront. Leider gibt es keine Tonbandaufnahmen von Thomas Jefferson oder James Madison oder George Washington, sodass man aus Wortbetonungen bei der Diskussion über die genaue Abfassung eines so ungenauen Paragraphen nähere Schlüsse ziehen könnte; wollten sie uns etwa absichtlich im Dunkeln halten (unwahrscheinlich), oder waren sie alle Sprachkrüppel (zweifelhaft), oder konnten sich die Politiker schon damals nicht einigen und verfielen auf diesen grammatikalischen Verwirrungskompromiss (fragwürdig)? Durchaus denkbar ist, dass es sich nur um eine kleine Schreibunsauberkeit handelte, bei der sich im achtzehnten Jahrhundert keiner was dachte, weil alle wussten, wie's gemeint war — schließlich schleppte sich damals jedermann, der was auf sich hielt, an einer Muskete ab und experimentierte auch mal mit dem Bleirezept für seinen Vorderlader. Wie dem auch sei, auf der Basis dieses sprachlichen Pulverqualms gibt es heutzutage im Land der unbegrenzten Möglichkeiten eine Melangerie an Gesetzen für privaten Waffenbesitz, da die fünfzig Bundesstaaten über eine im zehnten Verfassungszusatz von 1791 (»Tenth Amendment«) festgeschriebene weitreichende Autonomie verfügen und es ihnen daher im großen und ganzen freisteht, Waffenbesitz nach eigener Lust und Laune zu regulieren. (Ausnahmen davon sind schwere Geschütze, automatische Schnellfeuerwaffen und komischerweise auch einige weniger wichtige Kleinigkeiten wie das Fassungsvermögen der Pistolenmagazine; sie unterliegen Bundesgesetz.) So ist zum Beispiel privater Waffenbesitz in Washington, D.C., der Bundeshauptstadt, total verboten und in Maryland, dem Washington nördlich angrenzenden Staat, nur begrenzt erlaubt (mit ähnlichen Auflagen wie in Deutschland), während im an Washington und Maryland südlich angrenzenden Staat Virginia, seit sechzehn Jahren unser Wohnsitz, Jagdflinten im Kofferraum und Pistolen im Handschuhfach von schätzungsweise jedem dritten oder vierten Automobil spazierengefahren werden. (Vor dem Umzug nach Virginia lebten wir acht Jahre in Arizona, einem ebenfalls waffenfreudigen Staat, aber mit einer exhibitionistischeren Kultur, wo man über Pick-ups mit stolz präsentierten Gewehren im Rückfenster und gelegentlich sogar urbane Cowboys mit offen im Gürtelholster getragenen Colts staunen kann.) Mein Verhältnis zur Ballerkunst war lange Zeit nicht gerade intim; während meiner radikalpazifistischen Zeit Mitte der sechziger Jahre hatte ich mit Verachtung und Hochmut auf alle Waffenträger geblickt: von den Kölner Bullen, die auf Schülerdemonstranten gegen die Fahrpreiserhöhungen der Verkehrsbetriebe eindroschen, über die dummen Schnösel, die sich tatsächlich von der Bundeswehr einziehen und in Nagold bis in den Tod schikanieren ließen, bis zu der irrwitzigen Schießwüterei in Vietnam, egal ob auf Seiten der Amis oder der Vietcong. Damals bereitete ich mich auf blöde Fragen vorm Prüfungsausschuss für Wehrdienstverweigerer vor, etwa: »Was würden Sie machen, würden Sie im Wald mit Ihrer Freundin beim Spaziergang angegriffen und hätten die Chance, den Angreifern, die es auf die Vergewaltigung Ihrer Freundin abgesehen haben, eine Pistole zu entwenden?« Obwohl ich einen poppigen Wehrdienstverweigererroman mit dem bezeichnenden Untertitel »Gitarren schießen nicht« schrieb, der 1969 erschien, schaffte ich es, dem »Bund« zu entkommen, ohne zwei Jahre lang Pisspötte schwenken zu müssen. Heute denke ich da zwar etwas anders, zynischer oder, wie es so schön erwachsen heißt, »differenzierter«, will mich aber keinesfalls von dem naiv-radikalen Pazifismus meiner Jugend distanzieren — angesichts dessen, worauf die Deutschen im zwanzigsten Jahrhundert so alles gehorsamst geknallt haben, scheint mir pazifistischer Idealismus ein Luxus, den ich vor allem jungen Menschen gönne, solange er nicht selektiv ist, sondern sich eher an den Idealen von Mahatma Ghandi und Martin Luther King orientiert. Als Kind spielte ich gern Cowboy & Indianer und knallte tagsüber begeistert mit Pulverplättchen im silberfarbenen Spielzeugrevolver rum, während ich nachts von Old Shatterhands Henrystutzen träumte. Mein Großvater auf dem Dorf im Oberbergischen besaß eine Walther sieben-fünfundsechzig, die er aus dem Ersten Weltkrieg mitgebracht hatte und in den Zwanzigern für alle Fälle bei sich trug, wenn er bei KP-Aufmärschen als Ordner eingesetzt wurde (meine Großmutter war Schriftführerin des Ortsverbandes); mein Vater erinnerte sich später, wie er als Hosenmatz »Roter Wedding, grüß euch, Genossen« singend mitmarschiert war und wie die Braunhemden mit Steinen auf sie schmissen und mein Opa wütend nach der Pistole griff, während meine Oma ihm in den Arm fiel: »Eugen, biste verrückt geworden«? Nachdem die Nazis an die Macht kamen, vergrub er die Walther in einer Kiste in Öllappen gewickelt im Garten und buddelte sie erst wieder aus, als er sie in der Hungerzeit nach Fünfundvierzig zum Wildern brauchte. Ich hab einmal, da war ich vielleicht fünf oder sechs Jahre alt, ihn und meinen Vater damit schießen sehen, auf eine handgemalte Zielscheibe, die sie draußen neben dem Haus an die Plumpsklotür gepinnt hatten; »halt dir die Ohren zu«, rief mein Vater, aber es knallte doch gehörig, und ich musste weinen, weil mir das Trommelfell wehtat. »Wie könnt ihr nur«, sagte meine Mutter, und von da an kriegte ich die Walther nur noch an den seltenen Tagen zu Gesicht, wenn außer Opa und mir niemand im Haus war; dann holte er sie aus ihrem Versteck auf dem Kleiderschrank, um sie zu ölen und zu polieren. Nach seinem Tod tauschte mein Vater sie gegen eine Gaspistole ein, ein reichlich ungleiches Geschäft. Mein Opa besaß auch eine Luftbüchse, mit der er Spatzen schoss, die machte aber nur: Pitsch!; da brauchte ich mir nicht die Ohren zuzuhalten. Er ließ mich damit auf Zeitungsfotos von Adenauer und Konsorten abdrücken, die er mit Heftzwecken an der Plumpsklotür befestigt hatte; langsam vergrößerte er dabei meinen Abstand. »Der Fredi holt später bestimmt mal den Vogel runter«, sagten die grünwamsigen Vereinsmeier vom Schützenverein. Eines Wintertages, kurz bevor ich von der Volksschule aufs Gymnasium wechselte, drückte mir mein Opa die Flinte in die Hand, deutete auf einen Spatzen, der von Zaunpfahl zu Zaunpfahl hüpfte, und kommandierte: »Der gehört dir!« Ich legte an, zog durch, da war der Spatz verschwunden. Ich fand ihn unter dem Pfahl, die Krallen in die Luft gestreckt, und ein paar braune Federn lagen etwas unordentlich herum. Im Schnee glitzerte ein bisschen Blut. Das war das erste- und letztemal, dass ich auf ein Lebewesen schoss. Heutzutage knalle ich gelegentlich Tontauben ab, ein reuloses Vergnügen, außer dass meine Frau dabei meistens mehr Punkte einheimst als ich. Ben machte sein Versprechen wahr. Eines grauen Morgens fanden wir uns mit dezibelreduzierenden Ohrenschützern über die Köpfe gestülpt ein paar Meilen südlich unserer Stadt auf dem Gelände des Schützenclubs. Ben hatte seine sieben Kanonen mitgebracht, und in den folgenden Stunden probierten wir sie alle aus — von einem billigen, trotz oder wegen gewaltigen Rückschlags krummschießenden »Saturday Night Special« über eine klobige Militärpistole bis zum langläufigen superpräzisen Kleinkalibersportgerät. Meiner Frau war's zunächst recht ungemütlich, während es mir von Treffer zu Treffer mehr Spaß machte. Sie wollte schon aufgeben, die Hand tat ihr von den Rückschlägen weh, da reichte ihr Ben einen Smith & Wesson-Revolver, ein solides Stahlmodell. »Die ist mir zu schwer«, sagte sie, doch schon leerte sie alle sechs Patronen ins Schwarze. »Liegt gut in der Faust«, sagte sie nun frohgemut, »aber ein bisschen schwer ist das Ding.« Sie ließ sich von Ben zeigen, wie man die Trommel nachfüllt, und prompt wiederholte sie ihren Erfolg, diesmal mit größerem Abstand. Nicht lange danach rief uns Ben an: Ein örtlicher Schießsportladen habe gerade vom Sheriff mehrere gebrauchte Dienstrevolver zum Verkauf reinbekommen, genau das Modell mit dem fünfzolligen Lauf, das meiner Frau so perfekt in die Faust passte. Eine Stunde später nahm ich mit der ungeladenen Smith & Wesson .357 Magnum spielerisch hinter der Verkaufstheke in Reih und Glied aufgehängte Flinten und Gewehre aufs Korn, während der Händler meine »Vitaldaten« telefonisch an die Polizei durchgab, um meine staatsbürgerliche Rechtschaffenheit festzustellen (»criminal background check«) und die Waffe auf meinen Namen zu registrieren. Ich erstand Patronen und steckte sie zuhause in die Trommel, und dann verschwand das gute Stück zunächst mal in einer Nachttischschublade. Nachdem wir auf den Geschmack gekommen waren, wurde unser Appetit größer. Ein Bekannter lud zu einem Schießnachmittag auf seine Farm ein, wo wir nach Herzenslust auf Plastikbehälter und Dosen ballerten. Als wir unser neuerworbenes Know-how forsch bei Party-Smalltalk zur Sprache brachten, handelten wir uns in den überwiegend akademischen Kreisen, in denen wir verkehrten, meist ungläubige Blicke oder missbilligende Kommentare ein. Schließlich gestand uns hinter vorgehaltener Hand ein Freund, Professor an der Staatsuniversität wie meine Frau und wie wir politisch liberal, dass er mehr oder minder heimlich Waffen sammelte, von Uzis über Schnellfeuer- und Snipergewehre bis zu exotischen Pistolen. (Ich nenne ihn hier John, denn er möchte wegen seiner Sammlung, die er bei sich zuhause in einem riesigen Tresor verwahrt, nicht öffentlich in Erscheinung treten.) Ein weiterer liberaler Freund — geben wir ihm das Pseudonym Bill, ein Bauunternehmer — beichtete mir nach meinem »Bekenntnis« die Beretta, die er »für alle Fälle« geladen in der Schreibtischschublade seines Büros verwahrte. Kurz darauf bot uns Bills Freund Mike, Reviervorsteher bei der Stadtpolizei und Boss des regionalen SWAT-Teams, einen aufregenden Trainingsmorgen im Schützenklub, wobei wir ein Feuergefecht mit Kriminellen simulierten und auf schwankende Pappkameraden schossen. Mike lieh mir dafür seine Glock, die mir so elegant und leicht in der Hand lag, dass ich mir bald selbst eine zulegte. In Virginia darf jeder unbescholtene Bürger über 21 ein »CCP« (Concealed Carry Permit, Erlaubnis zum versteckten Tragen) erwerben; diese Bescheinigung verleiht das Recht, Handfeuerwaffen geladen unterm Hemd oder in der Tasche zu verbergen und sich damit bei einem Überfall, bei dem man »begründet um Leib und Leben« fürchten muss, zu verteidigen oder mit geladenem Colt im Handschuhfach auf alle Eventualitäten gefasst zu sein. Mike ermutigte uns, den Waffenschein zu beantragen, schon weil sein Besitz den legalen Waffentransport auf öffentlichen Straßen erleichtert und man nicht mehr darauf achten muss, Schusswaffen nur in verschlossenen, während der Fahrt unzugänglichen Behältern zu transportieren. So meldeten wir drei frischbackenen Musketiere, John, Bill und ich, uns zum CCP-Kurs ein, neben einer Unbescholtenheitsbestätigung des FBI und der Abnahme von Fingerabdrücken beim Sheriff eine der Voraussetzungen für den Waffenschein, und meine Frau und meine Tochter kamen auch gleich mit. Im Vergleich zu anderen Staaten, wo ein wochenlanger Lehrgang mit anschließender Prüfung absolviert werden muss, verlangt Virginia nur die Teilnahme an einer Art Micky Maus-Seminar. Zunächst saßen wir mit einem Dutzend weiteren Anwärtern zwei Stunden um einen Tisch, wo wir übten, unsere Waffen auseinanderzulegen und sorgfältig wieder zusammenzusetzen. Anschließend ging es eine Stunde lang auf den Schießstand, um nach kurzer Einführung in die Für und Wider verschiedener Stand- und Haltungspositionen unser Geschick im Umgang mit den guten Stücken unter Beweis zu stellen. Die Männer zogen bald lange Gesichter, denn die drei Frauen — darunter meine Frau und meine Tochter — erwiesen sich als wesentlich zielsicherer; zum Abschluss malte meine Frau mit der Smith & Wesson aus acht Meter Entfernung ein Fragezeichen auf die Schießscheibe. In unserem konservativen, doch manchmal für Überraschungen guten Bundesstaat (zur Zeit mit rechtslastigem Parlament und einem liberalen Gouverneur) gilt manchen Leuten Privatbewaffnung schon fast als Bürgerpflicht. So wurde John einmal wegen Geschwindigkeitsübertretung angehalten. Wie üblich, hatte der Cop gleich auf seinem Bordcomputer das Nummernschild des Rasers eingegeben und sich die Daten des Besitzers angeschaut, bevor er bedächtig zu Johns Wagen schritt; wie in den USA in solchen Fällen ratsam, war John in seinem Ford hockengeblieben, ohne sich zu mucksen. »Führerschein und Fahrzeugzulassung bitte.« Und dann: »Haben Sie mir noch was zu sagen?« John wollte schon, während er sein Strafticket auf etwa hundertfünfzig Dollar veranschlagte, duckmäuserisch stottern, er habe halt nicht auf den Tacho geachtet, da erinnerte er sich an die Ermahnung unseres Instrukteurs beim Schießkurs: »Wenn ihr von der Polizei angehalten werdet, gebt sofort die Waffe im Wagen an.« Also erwiderte John: »Ach, Sie meinen sicher mein CCP — hab aber heute meine Pistole zuhause gelassen.« Der Mann in Uniform sah ihn vorwurfsvoll an: »Warum denn das?« — »Na, weil ich gerade aus Washington zurückkomme und mich da nicht strafbar machen wollte.« — »Ach so«, sagte der Cop. »Alles klar. Na, nehmen Sie in Zukunft den Fuß ein bisschen vom Gas. Vielleicht sehen wir uns mal auf dem Schießstand.« Unmittelbar vor dem Waffenscheinunterricht stellten John, Bill und ich Mitgliedsanträge beim Schützenklub; er bietet mit seinen automatischen Zielscheibenvorrichtungen in der Schießhalle und mehreren Freiluftanlagen weit und breit die einzige Gelegenheit, nach eigener Lust und Laune Schießübungen zu veranstalten, sei es mit Pistolen und Gewehren oder zum Tontaubensport, und an allen möglichen Schießkunstwettbewerben teilzunehmen. Mike und Ben empfahlen uns dem Vorstand, also segelten wir unangefochten durch die Aufnahmeprozedur. Bevor uns jedoch Schlüssel für das abgezäunte Gelände des Klubs und das Klubhaus mit der Schießhalle überreicht wurden, mussten wir einen weiteren Lehrgang absolvieren, wesentlich stringenter als der staatlich sanktionierte Kursus für den Waffenschein und sogar mit einer Abschlußprüfung, bei der einige Klubkandidaten durchfielen. Von den Instrukteuren wurde uns durch stundenlanges Repetieren aller möglichen Vorsichtsmaßregeln eingebläut, dass beim Schießsport Sicherheit an erster Stelle steht; so müssen selbst Waffenscheininhaber die Patronen aus ihren Waffen entfernen, bevor sie sie vom Auto zum Schießstand schleppen, und dürfen sie erst wieder unmittelbar vor der Schießübung laden. In den fünfundfünfzig Jahren, die der Klub hier sein Heim hat, hat es nur einmal einen Unfall gegeben, wobei sich ein Trottel den Daumen abschoss. Trotzdem ist der Klub gegen alle Eventualitäten versichert, was für eine weitere, schwerer zu akzeptierende Aufnahmebedingung sorgte: Man muss gleichzeitig auch der NRA beitreten, denn der reiche Verband kommt hier wie bei vielen anderen amerikanischen Schützenvereinen unter der Bedingung dieser Doppelmitgliedschaft für den Versicherungsschutz auf. Ich zögerte — konnte ich es wirklich mit meinem Gewissen vereinbaren, dieser von einer rechtslastigen Clique geführten Organisation anzugehören? Aber Vorwitz und selektiver Opportunismus siegten; so flattert mir seitdem jeden Monat der »American Rifleman« ins Haus, den ich sogar mit Interesse lese, weil er meine Neugierde mit einer Welt bedient, von der ich früher nie und nimmer auch nur Kenntnis nehmen wollte, von den politisch extremen Abstrusitäten der NRA-Führung über unterhaltsame Selbstverteidigungsstories in der Rubrik »armed citizen« bis zu guten Waffentips. Wir lernten schnell, dass die Leute im Schützenklub, sozusagen an der Basis, meist keineswegs zu den dogmatischen Eiferern gehören; sie sind eher motiviert von der Faszination, die präzise Technologie auf sie ausübt, von der Ästhetik der Instrumente, von schlichter Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Kameradschaft (die Hilfsbereitschaft von Sportschützen ist legendär), oft auch — vor allem die Jäger — von der Nostalgie ihrer Familientradition, und, last but not least, vom spielerisch-sportlichen Zeitvertreib der Schießkünste. Wir sind doch alle nur erwachsene Kinder oder kindische Erwachsene, wenn wir das auch laufend zu maskieren suchen. Halb im Ernst habe ich mir seit geraumem mit meinen nichtrepublikanischen Schießfreunden überlegt, ob wir nicht eine Organisation — oder wenigstens eine Website — mit dem Titel »Liberals for the Second Amendment« gründen sollten. Vielleicht würde Michael Moore mitmachen. Moore ist seit seiner Meisterschützenjugend Mitglied (sogar »lifetime member«) der National Rifle Association; zwar wurde sein Film Bowling for Columbine weitgehend als »anti-gun« missverstanden, dabei wandte er sich eher gegen die mörderischen Trends in unserer Kultur, wo auf Fernsehbildschirmen und Kinoleinwänden hinter den durchsichtigen Fassaden unseres Abscheus das Böse in so schillernden Farben gezeigt wird, dass es in ansonsten dumpfen Gemütern die Sehnsucht nach Gewalt als Sinn des Lebens zündet. Vor anderthalb Jahren, als Howard Dean noch gute Chancen hatte, demokratischer Präsidentschaftskandidat zu werden, waren wir ekstatisch, hatten die verbohrten Ideologen vom Vorstand der National Rifle Association doch nicht umhin gekonnt, ihm zähneknirschend ihre höchste Bewertung zu verleihen, da er im Gegensatz zu regulierwütigen, wirklichkeitsfremden und elitären Idealisten in der Partei privaten Waffenbesitz befürwortete. Leider gewann John Kerry, ein eigentlich rechtschaffener und kluger Mann, die demokratischen Vorwahlen; im Kontrast zu Howard Dean bewies Kerry das unglückliche Talent, sich durch Kompromisse auf eine Art zu kompromittieren, die die ruchlose Bush-Maschine einer einfältigen Wählermehrheit als Prinzipienlosigkeit verkaufen konnte (wenn es denn eine Mehrheit war — auf die nicht unwahrscheinlichen Wahlbetrügereien der Republikaner will ich hier nicht weiter eingehen). Nun, da die kleinlauten Großkopferten der Democratic Party Howard Dean zum Parteivorsitzenden gekürt haben, bläst der unverblümte Arzt und frühere Gouverneur von Vermont gemeinsam mit einer neuen Führungsgarde demokratischer Politiker im Kongress, wie der aggressiven Nancy Pelosi im Repräsentantenhaus und den Senatoren Harry Reid und Barbara Boxer, zum Großangriff auf die unheilige Allianz an christlichen Fundamentalisten, arroganten Hegemonisten und jenen Profiteuren, die Ethik für ein lächerliches Fremdwort halten. Es gibt wieder Hoffnung — denn mit Dean hört endlich das Rückzugsgejammer der demokratischen Verliererriege auf, und es wird mit scharfer Munition zurückgeschossen. Kein Wunder — Vermont ist nicht nur der liberalste Staat in den Vereinigten Staaten von Amerika, im Repräsentantenhaus vertreten vom unabhängigen Sozialisten Bernie Sanders, sondern auch der einzige, in dem jeder nicht vorbestrafte Erwachsene ohne Lizenz legal Handfeuerwaffen in der Hosentasche oder unterm Rock tragen darf — und das bei einer der niedrigsten Kriminalitätsraten im Land. Obwohl ich nicht Äpfel mit Orangen vergleichen will, gibt der Kontrast doch zu denken: Die Bundeshauptstadt Washington hat eine der höchsten Mordraten in den USA, mit täglichen Feuergefechten zwischen Drogenmafias und Rachefeldzügen krimineller Gangs, bei denen nicht selten Kinder im Kreuzfeuer der Gangster durchsiebt werden, doch haben unbescholtene Bürger kein Recht, sich zu verteidigen, und werden sogar vor den Kadi gezerrt, sollten sie ein Pistölchen im Nachttisch oder ein Kleinkalibergewehr unterm Bett versteckt halten und damit einem Einbrecher die Wade anschrammen. Grundsätzlich, ohne sowas Schnödes wie Realität in Betracht zu ziehen, pflichte ich den Waffengegnern allerdings bei: Natürlich wäre es schön, gäbe es keine privaten Feuerwaffen, und höchstwahrscheinlich würden Gewaltverbrechen auch in den USA unter solch idealen Zuständen drastisch abnehmen, zumindest anfangs. Das Dumme ist nur, dass die Entwaffnung der Durchschnittsbürger, wie sie in Washington, New York City, San Francisco und einigen anderen Schwerpunkten der Gewaltverbrechen stattgefunden hat, statistisch überhaupt nicht zu einer Verbesserung der Lage beitrug — eher im Gegenteil. Denn Kriminelle scheren sich den Teufel um Waffengesetze, sie finden immer einen Weg, an Ballermänner zu kommen, und wo ausgerenkte Ehegatten keine Schießprügel haben, um den Partner über den Haufen zu knallen (das sind die wenigen Gewalttaten, die gelegentlich von lizensierten Waffenträgern mit registrierten Waffen verübt werden), greifen sie in ihrem Wahn oder ihrer Wut halt zum Beil oder zum Messer oder drücken einfach mit den Händen zu. Praktisch ist naiver Entwaffnungsidealismus nicht bei schätzungsweise über 200 Millionen Handfeuerwaffen im Land, wovon viele illegal oder nicht registriert sind und sich nicht einfach beschlagnahmen lassen, und pragmatisch schon gar nicht. In Amerika, wo Waffenbesitz für ein Gros der Bürger Bestandteil des traditionellen Freiheitsbegriffs ist und bleibt, dafür sorgt schon die Redefreiheit, ist ein Sinneswandel unmöglich zu erreichen, wenn man Otto Normalverbraucher das Recht auf bewaffnete Selbstverteidigung nimmt, während sich Ganoven aus allen möglichen Quellen weiterhin bis an die Zähne bewaffnen und die Straßen unsicher machen können. Skrupellose republikanische Politiker nutzen diesen einfachen Tatbestand aus, indem sie die Rattenfängertöne der NRA-Führungsgarde nachpfeifen und damit Millionen sogenannter »Single Issue Voters« hinter sich versammeln, Wähler, für die an der Wahlurne (bzw. am Wahlcomputer) einzig die Haltung zum Second Amendment als Litmustest gilt. Dabei ließe sich das Blättchen leicht wenden, würden sich landesweit viel mehr als bisher liberale Demokraten für das Recht unbescholtener Bürger auf das Tragen registrierter Handfeuerwaffen einsetzen; eine Art »Führerschein« nach striktem Sicherheitstraining müsste selbstverständlich sein. Ganz so wie bei der weltweiten Lieblingswaffe, dem Automobil. Fred Viebahn Copyright © 2005 Fred Viebahn Quelle: http://www.henryk-broder.de/forsicht_freddy/waffen.html Artikelübersicht | Seite verschicken | Seite drucken | nächste Seite Startseite | Tagebuch | Schmock der Woche | Foto des Tages | Forsicht Freddy! | Fremde Federn | Audio | Bücher | Galerie | Links | Kontakt | Sitemap · Letzte Aktualisierung: 9.5.2005 · Copyright © 2005 Henryk M. Broder · Diese Seite ist optimiert für die aktuellen Versionen von Internet Explorer, Netscape oder Firefox · Empfohlene Bildschirmauflösung 1024x768 Pixel · Webdesign und Programmierung von patfisch.de, Berlin
  21. Ich bin Mitglied in zwei Schützenvereinen und dadurch Mitglied im DSB, BDS und BdMP nebst jeweiligem Landesverband.
  22. SuRT Flinte ist wohl nicht so umfangreich, baut in der Theorie angeblich auf dem KW-SuRT auf (ich hab nur KW).
  23. Wer als Antwort auf Terroranschläge irgendwo in der Welt islamische Zivilisten mit Bomben belegt, kann den Terroristen gar kein schöneres Geschenk machen, da er ihnen damit die Anhänger zutreibt.
  24. Naja Attila, wieso man lieber die Bürgerrechte von 80 Millionen einschränkt, anstatt entschieden gegen den polizeibekannten harten Kern der Islamisten-Szene (mW ca 3000 Männer in D) vorzugehen, erschließt sich mir auch nicht. Wenn man sie strafrechtlich nicht fassen kann, warum dann nicht über das Ausländerrecht und abschieben?
  25. Till

    Panzerabwehrrakete

    Danke! Wahrscheinlich ist das heute völlig richtig geschrieben! (Wo ist der Heulsmilie?) Edit: dieser Rechtschreibereformsch... macht mir schon Probleme. Gehts Euch ähnlich?
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