Artikel aus der Bild-Zeitung:
Lehrer rechtfertigt seinen tätlichen Angriff „Ich bin stolz auf die
Ohrfeige für Schröder“
Von R. MÜHLEBACH, D. SCHLÜTER und K. THAMM
Prügel-Pauker Jens Ammoser (52) ohrfeigte den Kanzler
Wut auf den Kanzler, das war der Grund, weshalb der arbeitslose Lehrer Jens Ammoser (52) Gerhard Schröder am Dienstag bei einer SPD-Veranstaltung in Mannheim geohrfeigt hat. „Ich habe das getan, was viele Menschen derzeit empfinden. Fragen Sie doch Ihre Leser“, riet er BamS-Reportern.
Er halte, so rechtfertigt der Philologe aus Geiersnest bei Freiburg im „Spiegel“ seine Gewalttat, Schröder für „den miesesten, erfolglosesten und ahnungslosesten Kanzler, den wir je hatten. Mir ist egal, was jetzt mit mir passiert; ich bin stolz darauf, was ich getan habe.“
Es sei Schröders „große historische Schuld“, dass er mit Versprechungen ins Amt gekommen sei, sie aber nicht gehalten habe. Seine Tat, so Ammoser sei zwar „unanständig, aber nicht ungerecht“.
Der aus Berlin stammende Mann, der 1983 ein Referendariat als Gymnasiallehrer abschloss, aber nie eine Stelle fand, war erst im Februar SPD-Genosse geworden (Mitgliedsnummer: 70112965), um „den Kanzler zu kippen, nicht, um ihm eine zu scheuern“. Die Ohrfeige sei trotzdem „optimal“, weil sie laut gewesen und Schröder unverletzt geblieben sei. Bedauerlich sei, dass der Kanzler keine Reaktion gezeigt habe: „Ich hätte gern den Kanzler erschüttert, aber der hat natürlich geschauspielert.“
Ammoser ist seit 1995 arbeitslos, zuvor hat er sich mit verschiedenen Jobs als Kindergärtner und Nachhilfelehrer durchgeschlagen und später auch Umschulungen des Arbeitsamts gemacht.
„Ich hoffe, die Gesellschaft hat ein schlechtes Gewissen“, bat er um Verständnis: „Erst heißt es: Mach Abi, Studium, Umschulungen, und hinterher heißt es, dass jetzt gerade keine Stelle da ist.“ Inzwischen habe er die „Schnauze voll“, gehe wandern und fühle sich gut dabei.
Das Amtsgericht Mannheim will morgen über die Zulassung eines beschleunigten Strafverfahrens gegen den gewalttätigen Mann entscheiden. Gestern bekam er Post vom Staatsanwalt. Ammoser droht eine Geldstrafe oder Haft bis zu einem Jahr.
Obwohl inzwischen aus der Partei gefeuert, bewirbt sich Ammoser bei den Kommunalwahlen am 13. Juni im Wahlkreis Ehrenkirchen auf der SPD-Liste um ein Mandat im Kreistag des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald. Der SPD-Kreisvorsitzende Uwe Pridöhl will die 10 000 Wahlkampfbroschüren, in denen Ammoser auftaucht, einstampfen lassen. Die 1100 Euro Kosten soll der schlagende Kurzzeit-Genosse tragen.