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Mord im Forst - Auf falscher Fährte


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Focus online Von FOCUS-Online-Redakteur Florian Festl

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Die Wanderin Luise Z. wurde in einem Wald bei München ermordet. Ein massenhaft verbreitetes Foto aus einer Wildschwein-Kamera sollte zum Täter führen. Doch es zeigt einen Unbeteiligten.

Das Bild hat gute Qualität für ein automatisch erzeugtes Foto. Ein Mann ist darauf zu sehen, mit rotem Pullover über den Schultern, seine Gesichtszüge sind klar erkennbar. Er stapft durch den Egmatinger Forst bei München, fernab des Weges und unweit der Stelle, an der die Leiche der 73-jährigen Wanderin Luise Z. gefunden wurde. Aufgenommen wurde das Bild im Juni von einer Kamera mit Bewegungsmelder, die ein Jäger zum Fotografieren von Wildschweinen im Unterholz aufgebaut hat. Erstmals hatte sich ein Mensch vor seine Kamera verirrt, Verdacht schöpfte der Waidmann deshalb aber nicht. Doch als er befreundeten Jäger das Foto mit dem Unbekannten zeigte, dachten die sofort an den Wanderinnen-Mord. Und so gelangte das Bild in die Hände der Polizei.

Die zwölfköpfige Soko „Kaltenbrunn“ bedankte sich und setzte große Hoffnung auf das Foto. Seit Monaten schon jagt sie den Mörder von Luise Z. Sollte nun Kommissar Zufall den Ermittlern helfen? Die Polizei verbreitete in der Vorwoche das Bild aus der Wildschwein-Kamera, das am 15. Juni 2009 um 18.42 Uhr aufgenommen worden war. Mehrere Zeitungen druckten das Foto mit der Bitte um Hinweise an die Kripo. Der Zeitraum passte. Die Wanderin war seit dem 7. Juni vermisst worden, ein Spaziergänger hatte die Leiche am 21. Juni im Waldstück „Kaltenbrunner Schlag“ gefunden. Doch der Mann auf dem Bild passt nicht: Er ist der Falsche, wie sich jetzt herausstellte.

Voreiliges Vorgehen?

„Wir haben den Mann identifiziert und können den 42-Jährigen nach sorgfältiger Prüfung derzeit als Täter ausschließen“, sagt Polizeisprecher Hans-Peter Kammerer zu FOCUS Online. Der Mann mit dem roten Pullover muss nun damit leben, dass ein Foto von ihm von Zeitungen in hoher Auflage verbreitet wurde und noch immer im Internet zu finden ist. Und das, weil er mal eben kurz einen Waldweg verlassen hatte, um einem dringenden Bedürfnis nachzukommen. Polizeisprecher Kammerer verteidigt die Strategie: „Es war notwendig, nur so konnten wir den Mann schnell identifizieren.“ Es habe auch einen entsprechenden Beschluss der Staatsanwaltschaft gegeben.

Ist die Polizei zu voreilig und im zu großen Stil mit dem Bild an die Öffentlichkeit gegangen? Der Verfassungsrechtler Detlef Merten von der Verwaltungshochschule Speyer hält das Vorgehen „für polizeirechtlich in Ordnung, so lange die Ermittler nur sagen, wir suchen einen Zeugen und nicht den möglichen Täter“. Das trifft zu. „Dass hier das Recht am eigenen Bild missachtet wird, kann in einer Abwägung aufgrund der Schwere der Tat hingenommen werden“, meint Merten. „Die Polizei wäre schwersten Vorwürfe ausgesetzt gewesen, wenn sie das Bild nicht gezeigt hätte, und am Ende wäre darauf der Täter gewesen“, so der Jurist. Schadenersatzansprüche seien aber dann denkbar, wenn Medien den Aufruf so zugespitzt hätten, dass der Mann auf dem Foto als möglicher Täter erscheint. Verfassungsrechtler Merten: „Es bleibt ein ungutes Gefühl.“

Polizei geht von Sexualverbrechen aus

Nun steht die Polizei jedenfalls wieder ohne heiße Spur da. Es bleibt rätselhaft, was genau am 7. Juni passierte, nachdem sich die Münchnerin Luise Z. gegen Mittag aus einer großen Gruppe entfernt hatte. Die Soko muss sich weiter auf polizeiliche Kärrnerarbeit konzentrieren. „Wir haben noch etliche Hinweise abzuarbeiten“, sagt Kammerer. Die Ermittler nehmen nach wie vor Kontakt zu Wanderern auf und vergleichen deren Beobachtungen. Luise Z. war in einer gut 500-köpfigen Gruppe mit den Wanderfalken „Dürnhaar“ unterwegs, bevor sich ihre Spur verlor, und sie wohl Opfer eines Sexualverbrechers wurde.

Der Fall sollte in der letzten Folge von Aktenzeichen XY behandelt werden: „Der Täter erwürgt die Frau, entkleidet sie und zündet sie schließlich an“, schrieb das ZDF in seiner Ankündigung. Kurzfristig allerdings fiel der Beitrag aus der Sendung, er soll nun am 11. November ausgestrahlt werden. Angaben, wonach die Leiche fast vollständig verbrannt sei, bestätigt die Polizei nicht. „Am Auffindeort gab es jedoch Spuren, die auf ein Feuer hinweisen“, sagt Kammerer. Noch immer untersuchen Rechtsmediziner die Überreste der Leiche. Sie werten Spuren aus, suchen den einen, winzigen, vielleicht entscheidenden Hinweis.

Der Täter hat es den Ermittlern alles andere als leicht gemacht: „Er ging mit einem hohem Grad an Planung und Tatbeherrschung vor“, so Kammerer. Und mit viel Bedacht darauf, Spuren zu vermeiden. Eine groß angelegte Durchsuchung im Umkreis um den Fundort der Leiche brachte kaum Ergebnisse: Außer einem Rucksack und einer Sonnebrille fand sich nichts. Die Kleidung und alle anderen Habseligkeiten der Wanderin ließ der Täter verschwinden.

Quelle...

Edited by megashooter
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