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US-Staaten überdenken Todesstrafe


rugerclub

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In den 90ern war ich mal eine Zeit lang u.a. auch in Bolivien im EU-Auftrag als Schifffahrtsberater (!), allerdings nicht am Titicaca-See, sondern an der Hidrovia, einem 3442 km langen Binnenwasserstraßensystem hauptsächlich über den Rio Paraguay, von Brasilien über Bolivien, nochmal Brasilien, nochmal Bolivien, noch mal Brasilien, Paraguay, Argentinien und Uruguay, wo das Ganze bei Puerto Palmyra in den Rio de la Plata mündet.

Dort, in Bolivien also, habe ich folgende Erfahrung gemacht: Wer da etwas für die örtliche Entwicklung braucht (hier: Binnenschifffahrt & -häfen) braucht sich damit garnicht erst an die Kirche zu wenden, die ist dort so nutzlos wie ein Kropf. Er muß sich damit je nach Sachlage entweder an das Militär oder aber an die örtliche Drogen-Mafia wenden, das hilft!

Ich in meinem Fall arbeitete mit dem Verteidigungsministerium in La Paz zusammen und bekam so einen "Capitàn de Fregata" beigestellt. So lächerlich es klingt, aber Bolivien hat tatsächlich eine Marine! Diesen "Marino" habe ich abwechselnd entweder mit "Capitàn de Fregado" oder "Capitàn de Fracasa" tituliert, weil der von Seefahrt nun wirklich nicht viel Ahnung hatte; woher auch?

Jedenfalls musste ich in dem Zusammenhang mal nach Puerto Busch, einem völlig abgelegenen, längst stillgelegten und verlassenen Flußhafen, der nur auf dem Wasser- oder auch Luftweg, aber nur per Hubschrauber (gab auch keinen Flugplatz) erreichbar war. Straßen/Eisenbahn dahin gab es ebenso nicht. Die gesamte Bevölkerung bestand aus einem einsamen Militärposten von gerade mal 8 Soldaten, mehr nicht. Der Weg dorthin bedurfte einer mehrtägigen Fahrt auf dem Fluß, hauptsächlich über beidseitig brasilianisches Territorium. Weil ich dazu nicht übertrieben viel Lust verspürte, fragte ich meinen Capitàn de Fracasa nach einem Hubschrauber. Der versuchte, einen zu kriegen, bekam aber natürlich keinen. Daraufhin behauptete ich, in jenem (abgelegenen) Gebiet seien die "narco-traficantes" mal wieder besonders aktiv, eine Behauptung, die ich völlig aus der Luft gegriffen hatte. Das verhalf mir zwar auch nicht zu einem Chopper, aber ich durfte immerhin auf dem monatlichen Marine-Flussdampfer (stark erinnernd an denselben aus dem Werner-Herzog-Film "Fitzcarraldo" mit Klaus Kinski in der Titelrolle) zur Ablösung und Versorgung des Militärpostens mitfahren. Erst mit dem Flieger von La Paz nach Corumbà/Brasilien, dann im Taxi zurück nach Bolivien ins benachbarte Puerto Quijarro am Canal Tamengo (hat keinen eigenen Flugplatz); dort auf das bewusste Marine-Flußschiff und losgefahren. Fahrt dauerte hin & zurück gut 10 Tage und ist eigenen Bericht wert; war auf alle Fälle sehr witzig und unterhaltsam: Der Commandante nutzte die Gelegenheit aus, einen eigenen Marine-Consultant der EU a/B zu haben und ließ mich täglich Fachvorträge für seine Marinos halten. Kein Thema, mache ich doch gerne! Die fragten mich Gringo ja dann auch, ob ich schon mal in so einer Urlandschaft wie diesem tropischen Pantanàl unterwegs gewesen sei, und ob ich mich da überhaupt auskenne. Nein, sei ich nicht, aber in Afrika schon, da habe ich jahrelang das Gleiche in schwarz, nur auf dem Kongo und dem Volta gemacht. Und deswegen stechen mich die Moskitos auch nicht. Das fiel den Marinos in der Tat bald auf: Sie als Einheimische, oft von indianischer Herkunft aus den Hoch-Anden, alle wurden ständig tüchtig von den Moskitos gestochen, nur ich nicht. Ich hab sie einfach bis auf den heutigen Tag weiterrätseln lassen und denen nicht erzählt, daß ich einen besonders starken Repellent von Autan einsetzte, der auch wirklich gut wirkte. (Könnte noch stundenlang weitererzählen von dieser Reise.)

Nach getaner Verrichtung und zurück in La Paz erfuhr ich 2 Dinge: (a) mein Capitàn de Fracasa hatte sich während meiner Abwesenheit erschossen, und (B) hatte sich herausgestellt, daß es tatsächlich verstärkte Aktivitäten der narco-traficantes in jenem Gebiet gab. Jetzt wollte man dringend von mir wissen, woher ich das wusste, wobei sich auch die Amis und ihre FDA einschalteten. Vorwerfen konnte man mir natürlich nichts, denn ich hatte das ja zuvor lauthals behauptet und einen Chopper verlangt. Der sowie ein weiterer Klein-Flieger samten Pilot der Brasilianer standen mir von da an auch tatsächlich mehrfach & widerspruchslos zur Verfügung, womit der tiefere Zweck der Übung erreicht war.

So macht man das! Wer in Bolivien was braucht, muß das nur geschickt genug für Militär & FDA verpacken, dann klappt das auch. Kirche = KVG.

Gruß

DF :mrgreen:

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