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#DEGunban: Anfragen von Politikern


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Zum Thema “Tötungsdelikte und Schusswaffenbesitz” gibt es hier die neuesten Studien, sowie Folgenabschätzungen für Waffenrechts-Verschärfungen.

In der letzten Woche erhielten wir bei der GRA Anfragen von mehreren Politikern, die die richtigen Fragen zur Effektivität von Waffenrechts-Restriktionen stellen und sich aufklären lassen möchten.

Wir begrüßen das sehr. Leider müssen wir die Anfragen bis zum 08.02.2019 zurückstellen, um den Verbänden bei ihren Stellungnahmen zu helfen.

In der Zwischenzeit können sich Interessierte die neuesten Studien zu Tötungsdelikten und Waffenbesitz bzw. Waffengesetze anschauen, die wir hier unter A bis C verlinkt und in Auszügen zeigen, sowie die Folgeabschätzung unter D und die WHO-Daten unter E.

A) 2017: THE WORLD HOMICIDE SURVEY European area

Der World Homicide Survey (WHS) zielt darauf ab, die Faktoren der Schwankungen der Mordrate auf der ganzen Welt mit Hilfe von Konzepten zu erklären, die nach der dynamischen Gewalttheorie einen direkten Zusammenhang mit der Prävalenz von Morden haben, wie z.B. das Vorhandensein von kriminellen Organisationen, Korruption, Schusswaffen und die allgemeine Effizienz von Strafverfolgungsbehörden.

Es gibt fast keine verfügbaren Variablen, um die direktesten Ursachen von Tötungsdelikten zu charakterisieren, aber das Projekt zielte darauf ab, Daten zu sammeln, indem es sachkundige Personen nach ihrer Meinung zu den sozialen Bedingungen in ihrem Land, dem Funktionieren der Strafjustiz und den Formen und der Prävalenz von Gewalt und Tötungsdelikten fragt.

Diese Methodik ähnelt der von Transparency International bei der Erstellung des Corruption Perception Index. Der World Homicide Survey wurde von der Universität Montreal und in Europa vom National Observatory on Crime and Criminal Justice (ONDRP) mit Unterstützung des CSFRS (High Council for Education and Strategic Research) durchgeführt.

Der WHS 2017 kommt zu folgenden Erkenntnissen für Europa:

Die Ergebnisse einer Reihe von Studien deuten darauf hin, dass die Zugänglichkeit von Schusswaffen mit der Mordrate (Killias, van Kesteren, & Rindlisbacher, 2001) oder, genauer gesagt, mit der Prävalenz von Waffenmorden an Frauen zusammenhängt (Hemenway, Miller, & Azrael, 2000; Killias & Markwalder, 2012). Die Daten zur Messung der Verfügbarkeit von Schusswaffen stammen jedoch aus der International Crime Victims Survey (ICVS) und sind nur für 30 Länder verfügbar (davon 25 in Europa). Die einzigen Analysen, die durchgeführt wurden, waren Korrelationstests, um festzustellen, ob eine signifikante Verbindung zwischen zwei Variablen besteht. Diese Art der Analyse ist mit Vorsicht zu interpretieren, da sich eine Korrelation zwischen zwei Variablen schließlich als künstliche Beziehung erweisen kann. Die Ergebnisse der oben genannten Studien waren daher nur schwer universell anwendbar.

Die Ergebnisse unserer multivariaten Analysen deuten darauf hin, dass die Verfügbarkeit von Schusswaffen, die Schwankungen der Tötungsrate von Schusswaffen in Europa beeinflusst. Auch wenn der Zusammenhang zwischen diesen beiden Variablen offensichtlich erscheint, ist dies das erste Mal, dass er im Zusammenhang mit Europa gezeigt wird, einer Region, in der Waffenmorde nicht die gleichen Motive haben wie in anderen Regionen der Welt.

Europäische Länder mit hoher Waffenverfügbarkeit verzeichnen relativ niedrige Mordraten (Norwegen, Schweiz, Länder des ehemaligen Jugoslawiens usw.).

Im europäischen Kontext werden Schusswaffen mehr mit gewaltsamen Lebensweisen als mit legitimer Verteidigung in Verbindung gebracht (Killias & Markwalder, 2012).

https://inhesj.fr/sites/default/files/ondrp_files/emh/Global_report.pdf
viele-waffen-wenige-morde-e1548609407341
Zusammenfassung der Studie A) in einfachen Worten.

B) 2017: SMALL ARMS SURVEY
Global Violent Deaths

Der Small Arms Survey wurde 1997 in Genf gegründet, um Schusswaffen in privater Hand zu untersuchen. Er veröffentlicht regelmäßig Jahrbücher zum Thema Waffen und Gewalt. 2017 war tödliche Gewalt das Thema. Schusswaffen kamen nur am Rand vor, u.a. mit diesem Zitat:

Auf globaler Ebene wurde kein Zusammenhang zwischen der Verfügbarkeit von Schusswaffen und den Tötungen gefunden, und die Forscher haben unterschiedliche Schlussfolgerungen hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen Kontrollbemühungen und Veränderungen der tödlichen Gewalt gemacht.

Eine kürzlich durchgeführte Studie, die 52 Länder abdeckte, ergab, dass weder die Verfügbarkeit von Schusswaffen noch die Gesetzgebung für Schusswaffen einen signifikanten Einfluss auf die Rate von Tötungswaffen bei Schusswaffen hatten (Dantinne und André, 2017, S. 20).


http://www.css.ethz.ch/content/dam/ethz/special-interest/gess/cis/center-for-securities-studies/resources/docs/SAS_GlobalViolentDeaths_2017.pdf

C) 2016:  UNIVERSITÉ DE LIÈGE
Factors influencing the rate of homicides by firearms

Dies ist die vom Small Arms Survey erwähnte Studie. Prof. Michael Dantinne und Sophie Andre von der renommierten Universität Liege führten die Untersuchung für 52 Länder durch, die mehr als 1 Million Einwohner haben, keine autoritären Regierungsverhältnisse aufweisen und keine Krisenregionen sind. Australien und USA wurden ebenso ausgeschlossen.

Sie stellten fest, dass Arbeitslosigkeit, städtische Bevölkerung, der Konsum von Drogen (Canabis, Kokain und Extasy), sowie die Strenge des Gesetzes keinen Einfluss auf Tötungsdelikte mit Schusswaffen haben.

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Je ungleicher der Wohlstand verteilt ist und je höher der Anteil junger Männer an der Bevölkerung und die Kindersterblichkeit ist, desto höher ist die Rate der Tötungsdelikte mit Schusswaffen. Je höher das Pro-Kopf-Einkommen, je besser die Bildung und – das ist verwunderlich – je höher der Konsum von Alkohol ist, desto niedriger ist die Rate der Tötungsdelikte mit Schusswaffen.

Liege2016-relations-1024x641.jpg
Seite 99 der Universitäts-Studie aus Liège (Belgien)

Keine Verbindungen zwischen der legalen Verfügbarkeit und der Schärfe der Gesetzgebung in Bezug auf die Anzahl der Tötungsdelikte mit Schusswaffen feststellbar
Eine weitere zentrale Erkenntnis der Studie ist, dass statistisch kein direkter Zusammenhang zwischen dem legalen Besitz der Waffen, der Schärfe der Waffengesetzgebung und der Tötungsrate durch Schusswaffen besteht. Dies widerspricht der allgemeinen Annahme, dass Verschärfungen im Waffenrecht die Anzahl der Gewaltverbrechen durch Schusswaffen mindern könnten. Diese Gegenüberstellung der untersuchten Faktoren basiert auf dem sogenannten „Gun Rights Index“, der das Waffenrecht weltweit darstellt und länderspezifisch zusammenfasst. Das Waffenrecht umfasst, laut „Gun Rights Index“, die Regelungen zum rechtmäßigen Kauf und Besitz von Feuerwaffen, zur legalen Aufbewahrung von Waffen in den eigenen vier Wänden und zum verdeckten bzw. offenen Transport von Schusswaffen.
 
Illegaler Waffenbesitz als Kernursache vermutet
Des Weiteren heben die Autoren der Studie hervor, dass die Tötungsrate durch Schusswaffen in den untersuchten Ländern wahrscheinlich vermehrt auf illegalen Waffenbesitz zurückzuführen ist. Dies sei aus gesonderten US-Studien interpretierbar, welche sich mit Gewaltverbrechen befassten. Damit einhergehend weisen die Wissenschaftler der Studie auf das Fehlen von Daten zur Erfassung der Anzahl sich im Umlauf befindlichen illegalen Waffen hin.


https://docs.wixstatic.com/ugd/3fd127_86f3aa1fb00145e7a6d45d0fe79dcc23.pdf

Die Studie wurde nur auf französisch veröffentlicht. Da uns die englische Version vorliegt, haben wir diese 150 Seiten hochgeladen: Link

Zudem hatte Katja Triebel die Zusammenfassung auf 24 Seiten bei Academia.edu veröffentlicht: Link

D) 2016: FIREARMS UNITED
Impact Assessment

2016 hatte Katja Triebel eine Folgenabschätzung für die EU-Richtlinie verfasst, die auf mehreren EU-Studien aus 2013 bis 2016 fußen.
So sind die Folgeabschätzungen der Optionen 1 bis 3 der EU-Studie entnommen, die während der gesamten Debatte zur EU-Richtlinie nicht ein einziges Mal in Brüssel erwähnt wurde. Etwas unwissenschaftlicher, dafür mit viel praktischer Erfahrung hatte sie den Entwurf der Kommission (Option 4), den Kompromiss aus dem Trilog in Brüssel (Option 5) und FIREARMS UNITEDs Vorschlag (Option 6) dargestellt. 

Dieser Vorschlag fußt auf Option 2a)  der EU-Studie und hätte zusätzlich die bereits untersuchten Schlupflöcher (Deko-, Alarm-, Salutwaffen und Markierung) geschlossen, zu denen es ebenfalls Studien der EU gab, die auch nie erwähnt wurden.

Link zum Impact Assessment
https://www.academia.edu/30595843/Impact_Assessment_on_EU_Firearms_Directive

Link zur zweiseitigen Zusammenfassung auf Deutsch:
https://www.academia.edu/30595924/Folgenabsch%C3%A4tzung_f%C3%BCr_die_Feuerwaffen_Richtlinie_Zusammenfassung

Die Kommission hatte von November 2015 bis November 2016 (vorgesehener Abstimmungstermin) genügend Zeit gehabt, selber eine Folgenabschätzung zu präsentieren. Das Argument “Dringlichkeit” war eventuell im November 2015 gegeben, jedoch nicht mehr in den nächsten zwölf Monaten.

overview.png
Brüssel hatte sich für Option 5 (Triolog) entschieden und die EU-Optionen 1-3 in der Debatte nicht einmal erwähnt. Quelle: Impact Assessment von Katja Triebel

E) 2016 FIREARMS UNITED REPORT
Homicide and Suicide

2015 erschien eine Studie zu Selbstmord und Tötungsdelikte
mit Schusswaffen des “Flämischen Friedensinstituts” , die von Prof. Dr. Gary Mauser begutachtet wurde. Da dort sehr viele falsche Daten auftauchten hatte Katja Triebel 2015 und 2016 mehrere Reports mit belegten Daten veröffentlicht. Unter anderem findet man dort die WHO Daten für Europa in Bezug auf Todesstatistik durch tätlichen Angriff insgesamt und dezidiert mit einer Feuerwaffe gesammelt. (Table D im Anhang auf Seite 77ff)

Link: https://www.academia.edu/21537342/Homicide_and_Suicide_with_Firearms_in_Europe

Tötungsdelikte und Schusswaffen

Die Informationen aus A) (Waffenverfügbarkeit) und E) (WHO-Daten zu tätlichen Angriffen – und solche mit Feuerwaffen) sind in dieser Grafik zusammengefügt und nach Waffenverfügbarkeit sortiert.

WHS-Avaiabilty-Homicide.jpg
WHO-Daten aus E) im Zusammenhang mit Verfügbarkeit von Waffen aus A)

Hier bitte beachten, dass die WHO Daten von 2008-2012 sind, die Einschätzung der Verfügbarkeit jedoch aus Fragebögen von 2016/17 stammt. Bitte auch beachten, dass folgende Daten für Tötungsdelikte mit Feuerwaffen fehlen: Frankreich für 2012, Slovenien für 2011 und 2012 und Griechenland für alle Jahre. 

Eine Unterscheidung von legal/illegal gibt es nirgends – außer in der Skandinavischen Studie (Links gibt es im Report E), in der 1500 Tötungsdelikte aus NL, SE und FI detailliert ausgewertet wurden. Auch hier – wie schon bei den oben erwähnten Studien A) und B) gab es keine Korrelation zwischen legalen Waffen und Schusswaffendelikte.

Wir können anhand von konfiszierten Waffen bei Straftaten schätzen, dass ca. 5% -10% der missbrauchten Schusswaffen legalen Status hatten (oftmals Schrotflinten aus der abgeschafften Kategorie D. Zudem wissen wir, dass ca. 15% aller Tötungsdelikte in der EU mit Feuerwaffen begangen wurden. Dies ergäbe, dass 0,75% aller Tötungsdelikte (oder auch 70 bis 150 Opfer pro Jahr) mit legalen Schusswaffen getötet wurden. Meist in Beziehungskonflikten, wo das Tatmittel ersetzt würde, wäre keine Schusswaffe vorhanden.

homicide-graph.png
Auszug aus der Folgenabschätzung D)

Zudem sind die Tötungsdelikte in der EU insgesamt um fast 60% von 1998 bis 2010 – bzw. um 40% von 2003 bis 2012 – zurückgegangen, sowohl insgesamt als auch im gleichem Verhältnis die mit Schusswaffen ausgeübten. Ein ähnlicher Rückgang in der EU ist auch bei Selbstmord insgesamt und Selbstmord mit Schusswaffen zu sehen.

eu-homicide-suicide_1998-2010.jpg
Dieser Text ist mir was wert, deswegen spende ich!

Der Beitrag #DEGunban: Anfragen von Politikern erschien zuerst auf German Rifle Association.

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