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Waffenrecht in der Sowjetunion


357.mag

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Privater Waffenbesitz soll eine Gefahr für die innere Sicherheit, strenge Prohibition Schutz gegen Waffenverbrechen sein. Diese Hypothese hat Eingang in Gesetzgebungen gefunden,obwohl sie - wie wissenschaftlicheUntersuchungen ergeben haben - auf fundamentalen lrrtümern beruht. Die veröffentlichten (in gekürzt komprimierter Form) internationalen Recherchen sollen bürokratisch programmierter Fehlinformation und irrealer Rechtfertigung sachlich entgegenzuwirken.

Dieser Bericht stammt aus dem Jahr 1981, ist aber auch heute noch hochaktuell.

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Dr. Leonid Tarassuk

SOWJETUNION VOR DER WENDE - Keine Waffen im Volk

(IWS 3/1981)

Wenn man ernsthaft Zivilwaffenbesitz psychisch korrumpierende Verführungskraft zuschreiben möchte, so mußte die UdSSR geradezu ein Paradies bürgerlichen Friedens und Mordkriminalität nahezu unbekannt sein; denn seit mehr als einem halben Jahrhundert hat die schärfste Waffengesetzgebung der Welt jeglichen Zivilwaffenbesitz abgeschafft, ist die Bestrafungspraxis die drakonischste in der Welt! Aber die Mordraten steigen in der UdSSR unaufhörlich, und gemordet wird mit allen Arten von Instrumenten.

Die Geheimhaltungsmanie östlicher Bürokratie-Diktaturen läßt zwar realistische Informationen auf keinem Gebiet zu, aber längst haben westliche Wissenschaftler zuverlässige Methoden entwickelt, innere Zustände und Entwicklungen anhand "sekundärer Details" realistisch beurteilen zu können. So kennt man genau den Stand der Rüstung und Wirtschaft, man ist auch über die Entwicklung der Kriminalität (die nach offizieller Lesart nicht existiert!) informiert.

Zuverlässige Schätzungen emigrierter sowjetischer Wissenschaftler sprechen von einem Anstieg der Mordopferraten innerhalb der letzten drei Jahrzehnte (1950-80) um mehr als 350%. Demgegenüber hat sich die Mordopferrate in den USA im gleichen Zeitraum um "nur" 70% erhöht! Der Anstieg in der Sowjetunion ist f'ünfmal so hoch wie in den USA! Der legale Zivilwaffenbesitz wird in den USA (inklusive freier, schußfähiger, antiker Waffen) auf rund 330 Millionen geschätzt, während in der UdSSR Zivilwaffenbesitz lediglich auf die Mitglieder der leitenden Bürokratenschicht, der Angehörigen der "Nomenklatura" beschränkt ist, also 99 % aller Sowjetbürger keine legalen Zivilwaffen besitzen!

Pathologische Bürokraten-Engstirnigkeit ist zerstörerisch!

Angesichts dieser Lage zeigt Dr. Leonid Tarassuk, UdSSR-Emigrant, keinerlei Verständnis für den missionarischen Eifer, mit dem man in westlichen Ländern hypothetisch "Waffen im Volk" mordkriminalitätsfördernde Wirkung zuspricht. Seit 1975 ist Dr. Leonid Tarassuk New Yorker Bürger. Seit fünf Jahren verfolgt er (der als Wissenschaftler am Metropolitan Museum arbeitet) mit ungläubiger Betroffenheit Bemühungen, selbst das restriktive Sullivan-Waffengesetz noch erheblich zu verschärfen. Sein Kommentar hierzu (im Gespräch):

"Diese Leute sind komplett wahnsinnig! Sie leben in einem freien Land und scheinen überhaupt nicht zu begreifen, was diese Freiheit wert ist! Mit jeder unnötigen Verschärfung von Gesetzen und Verordnungen, mit der sie den Menschen vor sich selbst schützen möchten, zerstören sie unwiderbringlich Freiheit. Diese Theoretiker und Bürokraten, Juristokraten und Hysteriker erinnern mich entsetzlich an jene Minderheit von Wahnsinnigen, die Russland in ein Zuchthaus verwandelten!"

In OUR TOWN vom 21.2.1981 veröffentlichte Tarassuk folgenden Beitrag, den wir mit seiner freundlichen Erlaubnis als Übersetzung abdrucken:

In der Sowjetunion sind alle Schußwaffen und alle Waffen mit Schneiden generell und ohne Ausnahme, gleichgültig welchen antiken Alters, kulturhistorisch- oder künstlerischen Wertes, welcher Art oder Größe auch immer generell verboten!

Das bedeutet, daß Durchschnittsbürgern (und das sind 99,5% aller Sowjetmenschen!) der Besitz und Erwerb und das Führen von "Waffen" untersagt ist. Wer dieses Gesetz auch nur im geringsten mißachtet wird unvermeidlich zu Zwangsarbeit in isolierten Arbeitslagern bis zu fünf Jahren (das ist die Durchschnittsstrafe) verurteilt, während bewaffnete Überfälle mit 15 Jahren Gefängnis geahndet, Morde an Polizisten und Staatsbeamten mit dem Tode bestraft werden!

Als ehemaliger Insasse von sowjetischen Konzentrationslagern und Gefängnissen kann ich bezeugen, daß es dort keinerlei Komfort (wie in den USA) oder gar Fernsehen oder Radios gibt, sondern nur eins: härteste körperliche Arbeit, auf ein Minimum eingeschränkte Korrespondenz mit Verwandten, permanentes Verhungern, brutale Mißhandlung und das unbeschreibliche Elend in überf'üllten Baracken, in denen in einem Raum 60 - 100 Insassen vegetieren müssen.

Jäger und Sportschützen unter Kuratell!

Ausgenommen von dieser Waffenprohibition sind Mitglieder seltener Jagd-Vereinigungen, die einer umfassenden Kontrolle durch die Staatspolizei, der KGB (Geheimpolizei) und der Kommunistischen Partei unterliegt, die von zahllosen clubinternen Spitzeln über alle Einzelheiten laufend informiert werden. Dennoch ist es solcben Mitgliedern nur erlaubt, lediglich Flinten zu besitzen. Büchsen mit gezogenen Läufen (und 2-Patronen-Magazin) dürfen ausschließlich von Berufsjägern verwendet werden. Doch solche Waffen verbleiben zur Aufbewahrung in polizeichlicher Verwahrung und müssen dort vor jedem beruflichen Gebrauch in Empfang genommen, danach wieder abgegeben werden! Nicht professionelle Jäger dürfen gezogene Büchsen grundsätzlich nicht besitzen. Sowohl professionelle wie hobbyistische Sportschützen dürfen ebenfalls Sportwaffen nicht persönlich besitzen, sondern diese sind - und bleiben Vereinseigentum, werden innerhalb des Vereinstrainings ausgeliehen und verbleiben in der ständigen Verfügungsgewalt dieser streng überwachten staatlichen Sportvereine.

Nichtsdestoweniger gibt es eine kleine Gruppe von Privilegierten, f'ür die die allgemeinen Gesetze keine Geltung haben: es sind jene, die sich an der Spitze der Macht befinden und von krankhaftem Mißtrauen gegenüber dem gesamten Rest der Bevölkerung beseelt sind, Leute wie Mr. Breshnew und seine Genossen, die Waffen - ganz nach Lust und Laune - sammeln, besitzen und gebrauchen, ohne Einschränkungen nach Art und Anzahl. Sie haben fatale Ähnlichkeit mit einflußreichen New Yorker VIP´S, die ebenfalls lauthals schärfere Waffengesetze fordern, selbst aber für sich beanspruchen, Waffen zu sammeln, zu besitzen und zu führen!

Mit solchen totalen Einschränkungen und barschen Bestrafungen müßte man eigentlich erwarten, daß das sowjetische Alltagsleben so ruhig, heiter und friedlich wäre, wie es von den offiziellen Medien dargestellt wird. Aber die Kriminalstatistiken sind in der Sowjetunion Top Secret - aus dem einfachen Grunde, weil sie sonst die offiziellen Versicherungen über die Bedeutungslosigkeit der Anzahl von Gewaltverbrechern eklatant Lügen strafen würde!

Mordraten wie in New York

Jeder, der mit dem täglichen Leben und den Polizeiaktivitäten dort vertraut ist (wie ich es war) könnte von hunderten von Morden allein in seiner Wohnsitzregion berichten, die alljährlich geschehen - die weitaus meisten ohne Schußwaffen, weil es einfach kaum welche gibt. Es werden Küchenmesser, Hacken, Äxte, Brechstangen, Hämmer, Feilen und Schraubendreher und eine große Anzahl anderer Dinge verwendet, um zu töten und zu verletzen.

Nach allen Erfahrungen, die ich in meinem Leben gemacht habe, davon 48 Jahre in der UdSSR und 6 Jahre in den USA, halte ich es für ausgeschlossen, daß die Verbannung von Zivilwaffen aus bürgerlichem Besitz entschlossene Gewaltkriminelle und anomale Affekttäter auch nur im geringsten daran hindern kann, scheußliche Verbrechen zu begehen. Philantropisch mögen solche Hirngespinste durchaus aller Ehren wert sein, - in der Praxis sind sie verderblich und gemeingefährlich, weil sie elementare Erkenntnisse über die menschliche Natur mißachten! Solche Gesetze haben nur einen einzigen Effekt: Sie liefern eine überwiegende Mehrheit friedlicher Menschen einer Minderheit krankhaft aggressiver Soziopathen aus, die nicht nur gegenwärtig Waffengesetze mißachten, sondern sich auch nicht um zukünftige kümmern werden, sich also in jedem Fall illegal bewaffnen. Solche Gesetze sind deshalb so gemeingefährlich widersinnig, weil sie absolut eindeutig jene bevorteilen, die sie garantiert mißachten, und jene benachteiligen, die ihnen folgen! Daß der Staat den Schutz seiner Bürger gewährleisten könnte, ist eine Illusion, der niemand mehr anhängt, der noch seine fünf Sinne beisammen hat. Deshalb fügen Gesetze, die loyale Bürger daran hindern, sich gegen Gewalt erfolgreich zur Wehr setzen zu können, der Gesellschaft unermeßlichen Schaden zu!

Abartige "Humanität" realitätsfremder Träumer

Es ist längst nicht mehr Hypothese, sondern eine gesicherte Erkenntnis aus der Kriminalitätspraxis in der ganzen Welt, daß Morde nur und alleine dadurch zu verhindern sind, daß sich das Opfer im Augenblick der Tat erfolgreich zur Wehr zu setzen vermag! Es fällt mir sehr schwer, Verständnis für realitätsferne "Träumer" aufzubringen, die auf der einen Seite die Todesstrafe selbst für eingefleischt brutale Mordkriminelle für inhuman halten, andererseits aber bedenkenlos viele harmlose Bürger der Tötung durch solche Kriminelle aussetzen. Ich kann auch keinerlei Verständnis für jene seltsam widernatürlichen Neigungen haben, die beinahe grundsätzlich mörderischen Gewaltkriminellen mehr Interesse und Mitgefühl entgegenbringen, als deren Opfern! Wenn man wirklich Achtung vor menschlichem Leben hat, muß man vor solch abartiger "Humanität" warnen!

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Nachtrag:

Es gibt Schätzungen, die - pro 100000 Einwohner - folgende Mordopferraten in der UdSSR annehmen:

1950 - 3,6

1960 - 6,4

1970 - 9,2

1980 - 12,8

Das wäre eine ab 1978 mit New York vergleichbare Mordopfer-Rate, aber von 1950 bis 1980 eine fünfmal höhere Steigerung (USA: 1950-1980 = 70%, UdSSR: 350%). Indizien ergeben sich aus ähnlichen Sekundär-Detail-Studien, wie sie auch Rüstungs- und Wirtschaftsschätzungen zugrunde liegen.

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