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SWM-Kommentar zur ARENA-Fernsehsendung


357.mag

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Kaum war die Oktober-Ausgabe des SWM gedruckt (in der wir übrigens mehrfach auf die Aktion der Annabelle eingetreten sind), brachte das Schweizer Fernsehen mit der Arena-Sendung vom 15. September das Thema «Dienstwaffe zuhause - tödliche Gefahr?» nochmals vor eine grössere Öffentlichkeit. In den diversen Internet-Foren sind zahlreiche Statements zur Sendung abgegeben worden und Diskussionen darüber entbrannt, wie wir Schützen und Sammler uns gegen diese Anwürfe wehren könnten, deshalb finde ich es wichtig, an dieser Stelle meine Meinung (und damit auch die Meinung der SWM-Autoren) kund zu tun. Eine Kurzfassung der Sendung in schriftlicher Form kann übrigens über www.sf.tv/sf1/arena/index.php heruntergeladen werden.

Ich möchte hier nicht nochmals die ganze Sendung durchkäuen, sondern nur auf einige Details und Zusammenhänge verweisen. So zum Beispiel auf die Tatsache, dass es vordergründig zwar um die persönlichen Dienstwaffen des AdA ging und um die sogenannte Taschenmumition, in Wahrheit jedoch um sämtliche Waffen, die sich in Privatbesitz befinden. Denn der Fall Rey-Bellet diente bloss als publizitätsträchtiger Einstieg in die Materie, bald war aber nur noch vom zentralen Waffenregister, gefährlichen Waffen, Bewilligungspflicht und dergleichen die Rede.

Dass Frau Fetz zwei- oder dreimal das Wort «Bedürfnis» und «Nachweis» in den Mund genommen hat, ging in der freundlichen Diskussionsrunde ebenso ungehört unter wie die Forderung von Hanspeter Uster, der «besonders gefährliche Waffen» wie zum Beispiel Pump Actions, die keine Sportwaffen seien, sondern «lediglich der Zerstörung dienen», grundsätzlich verbieten möchte. Ziemlich sicher ist dem Sicherheitsdirektor nicht bekannt, dass es in dieser Disziplin schon Europameisterschaften gibt, dies nur nebenbei bemerkt.

Wenn ich die Gedankenfäden Usters nur minimal weiterspinne, müssten sämtliche Halb- und Vollautomaten auf dem Index landen, alle SA- und DA-Revolver, sogenannte Scharfschützen- oder Präzisionsgewehre usw., denn dies sind alles keine «Sportwaffen» im Sinne einer Olympischen Schiessdisziplin (was in der Schweiz vielfach alleine zu zählen scheint). Auf die Frage, was und weshalb überhaupt neben Sportwaffen gesammelt werde, konnte Urs Weibel (immerhin Direktor Schweizerischer Schiesssportverband) keine Antwort geben ausser der Bemerkung, da müsse man «diese Leute» direkt fragen.

Insgesamt dürfen sich alle Waffenbesitzer in der Schweiz, die nicht Jäger sind oder in einem Schützenverein organisiert, nach dieser Sendung auf eine härtere Gangart einstellen. Natürlich wussten wir das alles schon seit Jahren, nur wollten wir es nie wahr haben. Hier wurde aber zwischen den Zeilen doch so viel Klartext gesprochen, dass nun auch dem hintersten Hinterwäldler ein Licht aufgehen sollte. Leider kommt hier dem Schweizer sein Naturell in die Quere: Jeder bückt sich, pflegt sein eigenes Gärtchen und missgönnt seinem Nachbarn sogar das Schwarze unter den Nägeln, wie es ein Forumsteilnehmer treffend formuliert hat.

So lässt sich also kein Hebel ansetzen, um dieser Phalanx von Waffengegnern etwas entgegenzustellen. ProTell ist und bleibt schwach, solange sich die Mehrheit der Schützen und Sammler nicht dazu bequemen will, dieser Organisation wenigstens einen Kleinst-Obolus zu entrichten, damit unsere Interessen «lobbymässig» vertreten werden. Einige ungeschickte Äusserungen von Willi Pfund während der Sendung haben zudem das Ihre dazu beigetragen, dass das Vertrauen in proTell eher noch schwinden wird. Ein Hans Wüst hätte in der Sendung vermutlich einiges ins rechte Licht gerückt, ihm ist leider im jahrelangen Kampf gegen die waffenrechtlichen Windmühlen der Schnauf ausgegangen...

Damit wird kluger Rat ziemlich teuer, denn wenn wir in der Schweiz so weiterfahren wie bisher, werden wir in wenigen Jahren nicht nur Deutschland, sondern gleich die gesamte EU auf der Schnellspur überholen, was das Waffenrecht betrifft. Und hier wird der Blick auf einen weiteren Horizont notwendig, und der heisst kurz und bündig «Abschaffung der Kleinwaffen». Dieses Programm, hinter dem nicht nur die UNO sowie eine Menge NGOs stehen, hat bekanntlich zum Ziel, alle Waffen, die etwas leichter und handlicher sind als eine Panzerhaubitze, zu verbannen. Wenigstens teilweise, das heisst aus privaten Haushalten, damit Männer ihre Frauen nicht mehr mit der Pistole in der Hand zum Geschlechtsverkehr zwingen können, aus den Waffenarsenalen von Warlords, Ethnien oder Staaten, damit diese endlich lernen sollen, anders mit ihren Gegnern umzugehen. Hinter all den vermeintlich gutgemeinten, frommen Wünschen stehen natürlich unausgesprochene, handfeste Interessen. Da geht es einerseits darum, den einzelnen Bürger zum willfährigen Objekt irgend einer Regierung zu machen, Volksgruppen sollen widerstandslos werden und Staaten ihre Autonomie nicht mehr durchsetzen können (dies natürlich immer im Hinblick auf «höhere Interessen» wie ungehinderte Plünderung von Bodenschätzen, Umsiedlungsaktionen, Grenzziehungen usw.).

Um einem Ost-, West- oder Schwarz(sorry)afrikaner aber den Gedanken an eine Entwaffnung näher bringen zu können, müssen wir (Weissen) natürlich mit dem guten Beispiel vorauseilen und ihm zeigen, dass es bei uns in Europa viel schöner geworden ist, seit wir ohne Waffen leben, wir prosperieren an allen Ecken und Enden, sodass es fast schon wieder weh tut. Unsere Aussenministerin MCR tut sich in der Propagierung dieses Gedankengutes besonders hervor, unterstützt natürlich vom grossen Rest der SP, der Grünen, aller Gutmenschen, der Landeskirchen und sämtlicher Pazifisten und Dienstverweigerer. Und damit wir Schweizer mit einer blütenweissen Weste dastehen können, ist es unabdingbar, sämtliche Privatwaffen ins Meer zu kippen oder einzuschmelzen. Wer das nicht glaubt, ist mit Verlaub gesagt ein Träumer!

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich verabscheue jegliche Gewalt in der Familie, Völkermorde, Pogrome, Fortführung der Politik mit Waffen und ähnliche Eskalationen. Aber ich verwechsle auch nicht Ursache und Wirkung. Und wenn es beinahe überall auf der Welt kriselt (mal mehr, mal weniger), so sind eben auch nicht die Waffen daran schuld, dass man aufeinander schiesst, sondern die Ursache dahinter. Den Palästinakonflikt gibt es nicht, weil sich Juden und Moslems liebend gerne gegenseitig umbringen, sondern weil die Siegermächte nach dem ersten Weltkrieg, allen voran die «Weltmacht» England, geschlampt haben. Die Probleme auf dem Balkan, mit den Kurden und drei Dutzend weitere, ähnlich gelagerte, sind auf demselben Mist gewachsen. Das grosse Sterben in Darfur gäbe es vermutlich nicht, wenn sich die Katholische Kirche zur Zeit der grossen Entdeckungen nicht vorgenommen hätte (und immer noch vornimmt), die beste aller Religionen zu vertreten und diesen (Irr-)Glauben den Andersgläubigen vielfach mit Gewalt eingeimpft hat. Merken Sie etwas? Das kollektive Gewissen der Europäer drückt dermassen, dass wir uns wieder einmal geschworen haben, alles besser (wenn schon nicht ungeschehen) zu machen.

In diesem Reigen macht die Schweiz munter mit. Zwar haben wir uns nie direkt an kolonialer Ausbeutung, an den Weltkriegen und ähnlichen Verbrechen beteiligt, indirekt aber immer den bestmöglichen Nutzen daraus gezogen. Auch sowas belastet mit der Zeit das Gewissen, deshalb fechten unsere Führer jetzt an vorderster Front, damit wir unsere kollektive Seele retten. Die umstrittene Kohäsionsmilliarde ist dabei nur ein Mosaiksteinchen im ganzen Bild, unsere Vollmitgliedschaft in der EU eine so sicher beschlossene Sache wie das Amen in der Kirche, wenn da nur nicht ein paar Waffennarren wären, die partout nicht einsehen wollen, dass alles nur zu ihrem Besten sein soll...

Oder sehe ich das falsch?

Laszlo Tolvaj

Chefredaktor

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