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Angst vor Gepäckdiebstahl? Bewaffnen Sie sich!


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Angst vor Gepäckdiebstahl? Bewaffnen Sie sich!

Wolf-Dieter Roth 27.09.2006

Praxisnahe Tipps gegen Wertsachenverlust im Zeitalter der Terrorismusbekämpfung

Fluggepäck darf mittlerweile nicht mehr abgesperrt werden ? insbesondere, wenn die Reise über die USA führt. Wertvolle Computer, Elektronikgeräte oder Kameras darf man auch nicht mehr als Handgepäck mitnehmen. Dass das bei der Aufgabe des Gepäcks noch überschrittene zulässige Maximalgewicht bei der Ankunft plötzlich spielend unterschritten wird, weil die schwersten Teile spurlos verschwunden sind, ist ziemlich wahrscheinlich. Was nun?

Ein Mathematikprofessor empfahl einst, wenn man Angst vor einer im Flugzeug hochgehenden Bombe habe, so solle man doch eine eigene Bombe mit an Bord bringen, die gesichert sei und nicht hochgehen könne. Dann sei man ziemlich sicher, denn statistisch sei es nun wirklich extrem unwahrscheinlich, dass sich gleich zwei Bomben in einem Flugzeug befänden.

Dieser Witz enthält mittlerweile einen Funken Realität. In Deutschland durfte das aufgegebene Gepäck stets zugesperrt werden, was auch durchaus sinnvoll ist, da beispielsweise am Flughafen Frankfurt jahrelang Wertgegenstände aus den Koffern verschwanden. Außerhalb Deutschlands ist das Gepäck jedoch mittlerweile vogelfrei: in den USA ist es längst Vorschrift, dass kein Koffer abgeschlossen werden darf, damit er von den Sicherheitsbeamten durchsucht werden kann ? im Gegensatz zu uns geschieht dies dort nämlich nicht in Anwesenheit des Besitzers. Dies gilt damit natürlich auch für alle Flüge, die in den USA einen Zwischenstopp einlegen.

Elektronik muss ins Handgepäck?

Damit besteht nicht nur die Gefahr, dass schlecht schließende Koffer sich von alleine öffnen und ihren Inhalt über den gesamten Frachtraum verteilen ? erstaunlicherweise finden sich nämlich in solchen Fällen doch meistens alle herausgefallenen Dinge wieder ein. Es besteht eher die Gefahr, dass wertvolle Dinge geklaut werden ? und versichert ist Fluggepäck nur mit einigen 100 Euro. Teure Kameras oder Computer sind hier somit fehl am Platz. Und wer die Vorschriften ignoriert und seinen Koffer einfach absperrt, dessen Koffer wird gewaltsam aufgebrochen. Dies stellte beispielsweise 2003 ein amerikanisches Ehepaar, die es ja eigentlich besser hätten wissen müssen, auf dem Weg zu einer Kreuzfahrt fest: Sie verloren auf diese Art alle ihre Kameras (1) bis auf eine, die sie im Handgepäck hatten.

In den letzten Jahren war es teilweise sogar Vorschrift, Elektronik ins Handgepäck zu tun, damit sie genauer untersucht werden kann. Nach dem Ausbruch des zweiten Golfkriegs 1990 (2) mussten beispielsweise beim Rückflug von Malta sämtliche elektrischen Geräte zur manuellen Kontrolle ins Handgepäck umgepackt werden und wer am Flughafen München ein Radio im aufgegebenen Gepäck hatte, musste dieses auspacken und vorführen.

Elektronik muss in den Frachtraum!

Inzwischen wird man jedoch umgekehrt dazu gezwungen, Elektronik stattdessen durchweg im aufgegebenen Gepäck unterzubringen, einerseits wegen der Angst vor von Terroristen eingeschleusten Explosivstoffen im Passagierraum, andererseits wegen der neuerdings akuten Explosionsgefahr von Lithium-Ionen-Akkus (3) in elektronischen Geräten. Speziell Apple- und Dell-Notebooks sind mittlerweile auf vielen Fluglinien im Passagierraum und damit im Handgepäck untersagt; nur teilweise wird die Alternative geboten, den Computer ins Handgepäck nehmen zu dürfen und nur den Akku mit dem Gepäck aufgeben zu müssen (4), was dann "nur" dazu führt, dass der Frachtraum ausbrennt (5).

Für Fotografen mit teuren Ausrüstungen ist diese Situation ein echtes Problem. Doch der Sicherheitsexperte Bruce Schneier berichtet in seinem Blog nun von einer speziell für die USA möglichen, ungewöhnlichen Lösung: Man muss nur eine Pistole mit in die Kameratasche packen (6)! In den USA, in denen jeder das Recht hat, eine Handfeuerwaffe zu tragen, ist es nämlich interessanterweise keinesfalls verboten, seine Knarre auf eine Flugreise mitzunehmen. Man muss sie nur vor der Gepäckaufgabe offiziell anmelden, dann wird sie ? im Gegensatz zum sonstigen Gepäck ? manuell überprüft und ihr Behältnis offiziell versperrt, für das nur ihr Besitzer den Schlüssel haben darf, um sicherzustellen, dass sie im Frachtraum des Flugzeugs eingeschlossen ist und von niemand sonst benutzt werden kann.

Nicht ohne meine Kanone!

Es muss dazu nicht einmal eine scharfe Waffe sein, eine Schreckschusspistole, mit der beispielsweise sportliche Wettkämpfe gestartet werden, reicht aus, da sie an Bord eines Flugzeugs für eine echte Waffe gehalten werden könnte. Und so gibt ein Fotograf an, seit Dezember 2001 in all seine Kamerataschen eine Schreckschusspistole zu packen und diese beim Aufgeben des Gepäcks anzugeben, sodass dieses versperrt werden darf beziehungsweise sogar muss und anschließend besonders gut bewacht wird. Intern.de zieht daraus die sicherlich diskussionswürdige Schlussfolgerung "Waffen bringen Sicherheit" (7).

Für aus Deutschland fliegende Passagiere ist diese Lösung allerdings untauglich, da hierzulande Handfeuerwaffen nicht generell als Gepäck aufgegeben werden können und zudem die Gesetze der Ziel- oder Zwischenstopp-Länder zu beachten sind. Wer wertvolle Kameras zu transportieren hat, sollte also lieber mit der Bahn oder dem Schiff verreisen...

Links

(1) http://www.wolfs-fotos.de/PNG/suedsee4.html

(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Zweiter_Golfkrieg

(3) http://www.heise.de/mobil/newsticker/meldung/77255

(4) http://www.winfuture.de/news,27259.html

(5) http://www.handelsblatt.com/news/printpage.aspx?_p=204016&_t=ftprint&_b=1122718

(6) http://www.schneier.com/blog/archives/2006/09/expensive_camer.html

(7) http://www.intern.de/neue_meldungen/waffen_bringen_sicherheit_532.html

Telepolis Artikel-URL: http://www.telepolis.de/r4/artikel/23/23629/1.html

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