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Acht Prozent gehören zur "neuen Unterschicht"


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Berlin/Hamburg (dpa) - Die vom SPD-Vorsitzenden Kurt Beck angestoßene Debatte über ein wachsendes "Unterschichten-Problem" in Deutschland zieht weitere Kreise. Nach einer Studie im Auftrag der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung gehören dieser neuen gesellschaftlichen Unterschicht 8 Prozent der Bevölkerung an.

Dies berichtet die "Bild am Sonntag" unter Berufung auf die repräsentative Untersuchung des Instituts TNS Infratest. Zur neuen Unterschicht zählen demnach 20 Prozent der Ostdeutschen und 4 Prozent der Westdeutschen. Die Wissenschaftler sprechen in der Studie "Gesellschaft im Reformprozess" vom "abgehängten Prekariat".

Wie das Blatt weiter berichtet, bewertet die SPD-Spitze die Ergebnisse als "handfesten gesellschaftlichen Skandal". Die Studie fließe jetzt in die Debatte über das neue SPD-Grundsatzprogramm ein. Parteichef Beck wolle einen "Bildungsaufbruch" mit beitragsfreien Kindergärten und einem Ausbau von Ganztagsschulen organisieren, um Kindern der Unterschicht den Aufstieg zu ermöglichen.

Beck hatte vor kurzem eindringlich vor einem wachsenden "Unterschichten-Problem" gewarnt. In weiten Teilen der Bevölkerung lasse das Streben Besorgnis erregend nach, sich um sozialen Aufstieg zu bemühen. Es gebe zu viele Menschen, die sich keinerlei Hoffnung mehr machten, den Aufstieg zu schaffen. Sie hätten sich oft mit ihrer Situation arrangiert und fänden sich damit ab.

SPD-Generalsekretär Hubertus Heil sagte dem "Tagesspiegel am Sonntag": "Die neue Armut in unserem Land ist nicht nur materielle Armut." Es handele sich auch um Armut an Bildung, an Kultur, an Chancen auf ein gesundes Leben. Die SPD wolle mit einem vorsorgenden Sozialstaat mehr Lebenschancen schaffen - dies solle sich auch in der Debatte um das Grundsatzprogramm niederschlagen "und auch unsere Politik in der Bundesregierung prägen". Heil warnte zugleich davor, Menschen mit Begriffen wie "Unterschicht" zu stigmatisieren.

Laut Studie empfinden viele der Betroffenen ihr Leben als "gesellschaftlichen Abstieg". Ihr Bildungsgrad sei überwiegend einfach, "berufliche Mobilität" und Aufstiegswillen seien nur gering ausgeprägt. Zwei Drittel der "neuen Unterschicht" hätten ihren Job bereits verloren, die anderen empfänden den Arbeitsplatz "häufig als nicht sicher". Die Betroffenen litten unter "größter finanzieller Unsicherheit: sehr niedriges monatliches Haushaltseinkommen, kaum Wohneigentum oder finanzielle Rücklagen, Schulden, wenig familiärer Rückhalt". Vom Staat fühlen sie sich allein gelassen, so die Studie. Viele glaubten, "Abschottung gegenüber Ausländern" löse die Probleme.

Der SPD-Linke Ottmar Schreiner warf den eigenen Parteigenossen und insbesondere dem früheren SPD-Kanzler Gerhard Schröder eine Mitschuld an dem Problem vor. Er sagte dem "Tagesspiegel am Sonntag": "Armut und soziale Ausgrenzung sind nicht über uns gekommen." Besonders die Arbeitsmarktpolitik mit Mini- und Ein-Euro-Jobs sowie befristeten Arbeitsverhältnissen habe dazu geführt, dass "Millionen Menschen keine Chance mehr haben, aus dem Niedriglohnsektor mit seinen Hungerlöhnen herauszufinden".

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