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Kiegsspiel


.50 AE

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In Tarnanzügen beschossen sich sieben Jugendliche mit Farbmunition. Hin und wieder melden Bürger solche Vorgänge. Polizei sieht Verwechslungsgefahr durch täuschend echte Plastikwaffen.

Sieben Maskierte streifen durch das Unterholz der Dimbeck rund um die Freilichtbühne. Sie tragen Tarnkleidung und große Schusswaffen. Soldaten sind sie nicht, auch keine Guerilla. In der Dimbeck tobt kein Krieg, aber ein Kriegsspiel - genannt Gotcha oder Paintball.

Von diesem Szenario erschreckte Anwohner riefen vor einigen Tagen die Polizei. Die Beamten nahmen die sieben Jugendlichen im Alter von 16 und 17 Jahren mit zur Wache. Ihnen blühen nun Verfahren wegen illegalen Waffenbesitzes. Die Pistolen und Gewehre feuern Farbkugeln ab, die nicht ungefährlich sind. Dagegen schützten sich die Jugendlichen mit Westen und Brillen. "Die hatten ein ganzes Waffenarsenal dabei. Der Besitz dieser Waffen ist erst ab 18 Jahren erlaubt. Zum Führen benötigt man den kleinen Waffenschein", erläutert Kriminalhauptkommissar Jürgen Achterfeld. Die Jugendlichen erfüllten beide Voraussetzungen nicht.

Hin und wieder würden sich besorgte Bürger bei der Polizei melden. Meist sind die Kriegsspieler wenig später schon verschwunden. Vor zwei Jahren habe es, so Achterfeld, mehrere größere Einsätze im Uhlenhorst gegeben. Angst machen vor allem die Plastikwaffen, die originalen Maschinengewehren und -pistolen nachgebaut sind. "Kein Mensch kann sofort unterscheiden, ob das eine echte Waffe ist. Wenn man mit so einem Ding in eine Bank geht, legen die sofort das Geld auf den Tisch", sagt Achterfeld.

Diese Verwechslungsgefahr macht ihm Sorgen: "Stellen Sie sich vor, ein Polizeibeamter wird mit so einer Waffe konfrontiert und zieht seine eigene." Dazu ist es bisher zum Glück nicht gekommen. Die Waffen zu erwerben sei nicht schwer. "Im Waffengeschäft oder im Internet", sagt Achterfeld. Gotcha-Klientel seien vor allem Jugendliche. "Das zieht sich durch alle sozialen Schichten", so Achterfeld.

Rechtlich ist Gotcha mehr als umstritten. Deutsche Gerichte untersagten den Betrieb von Paintball-Anlagen, weil sie die Menschenwürde missachtet sahen. In den Niederlanden sind solche Anlagen üblich. Der Europäische Gerichtshof beschäftigt sich mit dem Thema. In Mülheim gab es bis zum Frühjahr 2005 am ehemaligen Güterbahnhof in Speldorf eine Paintball-Anlage. Nach Beschwerden von Anwohnern erließ die Stadt eine Ordnungsverfügung und drohte mit Schließung. "Der Betreiber sollte einen Sichtschutz anbringen und verhindern, dass Farbkugeln weiter das Gelände verlassen", sagt Stadtsprecher Volker Wiebels. Dagegen habe der Betreiber Widerspruch eingelegt, diesen aber zurückgezogen. "Dann hat er freiwillig geschlossen", so Wiebels. Wohl vor dem Hintergrund der Rechtslage.

08.11.2006 Von Timo Günther

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