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Kriegsspiele am Emder Stadtrand


357.mag

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Softair? liegt auch bei den Heranwachsenden in Ostfriesland im Trend. Die Polizei warnt vor unsachgemäßem Umgang.

emden - Unsichtbar liegen Christoph, 15 Jahre, und seine Freunde im hohen Gras eines Waldstückes, irgendwo am Rande einer Siedlung im Emder Stadtteil Borssum. Nur der mattschwarze Lauf ihrer Gewehre ragt an einigen Stellen aus den Büschen hervor. Softair heißt das neue Kriegsspiel. Es erfreut sich besonders bei Jugendlichen zwischen 15 und 20 Jahren großer Beliebtheit. Mit authentischen Nachbildungen von Sturmgewehren, Pistolen und Granatwerfern ziehen sie los und spielen die Szenarien moderner Konflikte nach. Statt mit echter Munition schießen Softair-Waffen aber nur mit Plastikkugeln.

In Verruf geriet das Freizeitvernügen vor allem durch den Amokläufer von Emsdetten, der im November 2006 an einer Schule 30 Menschen verletzt und sich vorher an den Wochenenden mit Freunden traf, um im Wald Krieg zu spielen. Vor kurzem wurde ein Fall aus der Realschule in Hesel bekannt, bei dem ein Siebtklässler einem Mitschüler eine ungeladene Softair-Waffe an den Kopf hielt und abdrückte. ?Das Ganze geschah aus einer spielerischen Rangelei heraus und darf nicht überbewertet werden?, sagte Schulleiter Wolfgang Wolter der OZ.

Christoph ärgern solche Vorfälle trotzdem: ?Dadurch werden alle Softair-Spieler wie Gewalttäter dargestellt, und das ist nicht richtig.? Softair sei ihnen zwar wichtig, betonen die Borssumer, aber es sei nicht alles. Einige von ihnen machen in diesem Jahr ihren Schulabschluss und wollen eine Ausbildung anfangen.

Michael, 31, ist Vater von zwei Kindern und lebt seit Jahren mit seiner Freundin zusammen. Auf der Volkshochschule holt er gerade seinen Schulabschluss nach. Softair ist sein Freizeitausgleich. ?Es macht einfach Spaß, im Team Taktiken auszuprobieren, zu rennen und sich hinzuschmeißen?, sagt Michael. ?Trotzdem bleibt es für mich aber nur ein Sport und ist kein Ersatz für die Realität wie bei dem Jungen aus Emsdetten.?

Obwohl Softair in Ostfriesland eine wachsene Fangemeinde hat, trat es an den Schulen bisher kaum in Erscheinung, sagten von der OZ befragte Schulleiter. Christoph und sein Team schätzen die Zahl der Spieler allein im Emder Raum auf mehr als 100. Sie sprechen unter anderem von anderen Gruppen in Suurhusen und Petkum.

Göke Harken von der Emder Polizei weist auf die schwierigen rechtlichen Regelungen hin, die für Softair-Waffen gelten und leicht zu Missverständnissen führen

Seine Kollegin Marlies Beer registrierte zuletzt zwar keine Straftaten, die mit Softair-Waffen begangen wurden. Gleichwohl sieht sie den unsachgemäßen Umgang mit den Spielzeugwaffen als ein Problem an: ?So was gehört nicht in die Hände von Kindern und Jugendlichen.? Die Gewerkschaft der Polizei warnt vor einer akuten Verletzungs- und Verwechslungsgefahr. Softair-Waffen könnten nicht nur Prellungen und gefährliche Augenverletzungen verursachen, sondern seien selbst für geübte Polizeibeamte von echten Waffen kaum zu unterscheiden.

Eine Gefahr sehen die Emder Softair-Spieler bei ihrem Treiben nicht. Wenn sie in dem Waldstück liegen oder eine Lichtung stürmen, wollen Christoph und seine Freunde den Krieg nur spielen : mit gelben Plastikerbsen statt mit blauen Bohnen.

Quelle = http://www.ostfriesen-zeitung.de

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