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Die Stadt, in der Waffenbesitz Pflicht ist


.50 AE

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Vor 25 Jahren erließ die US-Gemeinde von Kennesaw im Bundesstaat Georgia ein Gesetz, das ihre Bürger zum Besitz von Revolvern und Pistolen verpflichtet. Das Leben sollte sicherer werden. Damit wurde die verschlafene Stadt zur "Gun Town, USA".

Eine Stadt im tiefen Süden der USA, zwischen der achtspurigen Interstate 75 und dem alten Highway 41. Malls, Autohäuser, Werkstätten und Tankstellen, soweit der Blick reicht. Im Zentrum des Städtchens, zu beiden Seiten der Straße, die schlicht und selbstbewusst ?Main Street? heißt, liegen Rathaus und Polizeistation, ein paar Läden und das Whistle Stop Café, wo sich die Einheimischen treffen. Ansonsten nichts als Wohnsiedlungen, ein Haus wie das andere, ein fester Platz für die Mülltonne und übergroße Garagentore, symmetrisches, seelenloses Suburbia. Kennesaw, im Bundesstaat Georgia, etwa 40 Kilometer von der Metropole Atlanta entfernt, ist eine von vielen, stetig wachsenden Vorstädten im Süden Amerikas. Wäre da nicht die berühmte Dampflokomotive, genannt ?The General?, die Unionstruppen während des Bürgerkriegs 1862 entführten und die heute Touristen anzieht. Und jener Erlass aus dem Jahr 1982, der Kennesaw berühmt macht ? in Georgia, in den Vereinigten Staaten, weltweit. Er verpflichtet jeden Bürger, eine Waffe zu besitzen. Und er trug dem beschaulichen Städtchen einen kriegerischen Spitznamen ein: Gun Town, USA.

Fachmann für das Waffengesetz

Der Besuch in Kennesaw beginnt auf der Polizeiwache. Im Keller sitzt in einem winzigen Büro Lieutenant Craig Graydon, der Gefängnisaufseher. Er ist seit 21 Jahren bei der Polizei, und deshalb haben ihn seine Kollegen zum Beauftragten für das ?Gun Law?, den Revolver-Erlass erkoren. Mittlerweile, sagt Graydon, seien in mehreren amerikanischen Gemeinden ähnliche Anordnungen in Kraft. ?Aber Kennesaw war Pionier.? Im örtlichen Gesetzbuch heißt es, dass ?mit dem Ziel, die Sicherheit und allgemeine Wohlfahrt der Stadt und ihrer Einwohner aufrecht zu erhalten, jeder Vorstand eines Haushaltes (...) eine Schusswaffe besitzen muss.? Der Erlass von Kennesaw ist eine besonders eifrige Auslegung der amerikanischen Verfassung, deren zweiter Zusatz allen Amerikanern den Besitz einer Schusswaffe gestattet.

Wer der Vorstand eines Haushaltes ist, das sei nicht klar definiert, sagt Graydon. Bei einer Familie mit Kindern sei es, meistens zumindest, der Mann. Bei alleinerziehenden Eltern der Erwachsene. Bei Singles mit Haustieren der Mensch. Und bei einem berufstätigen Paar ohne Kinder? Graydon grinst. ?Das müssen die Partner dann wohl unter sich ausmachen.? Die Polizei überprüfe die Einhaltung der Anordnung nicht, erklärt Graydon. ?Wir schicken keine Polizisten in die Häuser und checken, ob deren Bewohner eine Schusswaffe haben.? Auch sei noch niemand zu einer Strafe verurteilt worden, weil er keine Waffe besitzt. Bei dem Erlass gehe es darum, ein Signal zu setzen: Wir nehmen den Kampf gegen das Verbrechen ernst. Tatsächlich liegt die Verbrechensrate in Kennesaw etwa zwei Prozent unter dem amerikanischen Durchschnitt, und auch in absoluten Zahlen ist die Kriminalität in Kennesaw in den vergangenen 25 Jahren kaum angestiegen, obwohl die Einwohnerzahl von 5000 im Jahr 1982 auf mehr als 30.000 gewachsen ist.

Die niedrige Verbrechensrate lockt vor allem Familien nach Kennesaw. Auch haben viele neue Geschäfte und Firmen hier ihre Niederlassung eröffnet, und die Kennesaw State University öffnete ihre Tore. Immobilienmakler nutzen die niedrige Kriminalitätsrate als Verkaufsargument. Doch über den Erlass reden sie nur, wenn jemand danach fragt.

Weltweites Interesse an der Waffenstadt

Er habe mit Reportern ?aus allen Teilen der USA, aus Frankreich, England, Japan und Australien gesprochen?, erzählt Polizeileutnant Graydon. Nur die Lokalzeitung von Kennesaw zeigt wenig Interesse. ?Der Revolver-Erlass ist offenbar spannender für Leute aus aller Welt als für die Bürger von Kennesaw selbst.? Für die ist er längst selbstverständlich geworden. Viele der neu Hinzugezogenen wissen nicht einmal davon. Graydon will indes die Gelegenheit des 25. Jahrestages nutzen, um das Image von Kennesaw ein wenig aufzubessern. In den 80er Jahren hob das Erotikmagazin ?Penthouse? die Kleinstadt in Georgia auf den Titel: Fünf Männer waren darauf zu sehen, mit markigem Kinn und Revolver im Halfter, vor dem Ortschild von Kennesaw.

Das Magazin verschwand in den Archiven, die Schlagzeile blieb: Gun Town, USA. ?Aber wir sind nicht so?, sagt Graydon. ?Wir sind keine Horde von Cowboys, die bewaffnet durch die Straßen patrouillieren und wild herumballern. Wir sind ganz normaler Bürger.? Wenn man quer über die Straße geht und ?Wildman?s Civil War Surpuls and Herb Shop? betritt, Bürgerkriegsbestand und Kräuter, dann kommen einem Zweifel. Auf dem Dach des Backsteingebäudes weht stolz die Konföderiertenflagge. Das Schild an der quietschenden Türe bereitet den Besucher auf das vor, was ihn im Inneren erwartet: ?Waffen erlaubt?. Dent Myers ist der Besitzer, ein gealterter Hippie, versehentlich zurückgelassen von der Zeit, ein Mann in den hohen 70ern mit grauer Mähne, langem filzigen Bart, rotem Bändern um die Stirn, in Jeans und Holzfällerhemd und mit mehreren Pistolen in Lederhalftern um die Hüften. Seine fremdenfeindlichen Ansichten verbirgt er nicht. Er findet, der Revolver-Erlass sei ?eine gute Sache. Und die Einhaltung sollte strenger verfolgt werden?. Zwar gebe es wenig Verbrechen in Kennesaw, knurrt er, ?aber mit dem Zustrom von all den Illegalen, die kein Englisch lesen, die überhaupt nicht lesen können und ihren Tag damit zubringen, zu rauben und zu vergewaltigen, könnte sich das bald ändern?.

Seit 1971 hat Dent Myers sein Geschäft in Kennesaw, einen düsteren Laden mit langen Gängen, in den kein Tageslicht dringt, der nach altem Staub und Moder riecht und vollgestopft ist mit Bürgerkriegsmemorabilia, Büchern, Flyern, Propagandaschriften und allerhand historischem Nepp. Uniformen der Südstaaten-Armee hängen an den Wänden, Säbel und Orden liegen in Vitrinen, deren Glas ist längst stumpf geworden. In einem kleinen Kasten stehen Negerfigürchen. An einem Regal lehnt eine hölzerne Beinprothese aus dem Ersten Weltkrieg, in einer Ecke stapeln sich Stahlhelme der deutschen Wehrmacht. Bisweilen findet der Sammler auch ein weißes Gewand mit Kapuze des rassistischen Geheimbundes Ku-Klux-Klan, mit Echtheitszertifikat.

Seit 1948 lebt Dent Myers in Kennesaw, hat für die Rüstungsfirma Lockheed Martin gearbeitet, bevor er sich, wie er sagt, der Geschichte widmete. Für ihn ist der amerikanische Bürgerkrieg noch nicht zu Ende, nicht wirklich. Er hat Angst, dass sich die Stadt weiter verändern werde, mit ?all der Kommerzialisierung?, dass die Geschichte überrollt werde und schließlich ganz verschwinde und mit ihr auch er selbst. Angst hat auch Marjorie Lyon, die bei ?Wildman?s? arbeitet. Sie trägt ihren 38er ?Smith & Wesson?- Trommelrevolver im Bund ihrer Jeans ? sichtbar für jeden, der sich ihr nähert. Es wäre das Schlimmste für sie, jemanden zu töten, sagt die Mittvierzigerin mit den braunen Locken. ?Ich habe absoluten Respekt vor dem Leben, aber wenn man mich angreift, dann wehre ich mich?. Sie schlägt ein Kreuz und sagt mit leiernder Stimme auf, was die Redner der National Rifle Association (NRA) ihren Mitgliedern predigen: ?Es sind nicht die Waffen, die Menschen töten, es sind die Menschen.? Ihr Vater sei in der NRA, erzählt Marjorie, sie nicht, ?noch nicht.?

Plötzlich brechen die Worte aus ihr heraus. Ihr ganzes Leben habe sie immer nur Angst gehabt. ?Ich hatte Angst vor meinem eigenen Schatten?. Als Kind sei sie missbraucht worden und als Jugendliche. Jetzt will sie keine Angst mehr haben, und sie will nicht, dass ihre Tochter jemals Angst hat. ?Ich weigere mich, Opfer zu sein.? Sie feuert den Schlachtruf zahlloser Selbsthilfe-Seminare in den dunklen, dumpfen Laden von Dent Myers, Bürgerkriegsbestand und Kräuter, Tränen steigen ihr in die Augen, und wieder schlägt sie ein Kreuz.

Aus dem Dunkel von ?Wildman?s? geht es hinaus auf die sonnenhelle Main Street, die leer ist an diesem Tag. Oberhalb der Straße liegt Harold?s Pawn Shop ? ?Guns & Jewlery? steht auf einem rostigen Schild. Das kleine Pfandhaus ist das einzige Geschäft in Kennesaw, das Waffen verkauft ? Gewehre, Schrotflinten und Revolver. ?Etwa ein Drittel des Geschäfts? machten die Schusswaffen aus, sagt Dayle Robertson, die Besitzerin von Harold?s Pawn Shop. Ja, sie selbst besitze einen Revolver, sagt sie, schließlich sei sie der Vorstand ihres kleinen Haushalts. Ihr Mann ist im Ruhestand, die Kinder längst erwachsen. Mary McAbee, eine Kundin, mischt sich in das Gespräch ein: Auch sie habe eine Waffe zu Hause, ?mein Mann war bei den Marines, und er ist froh, dass ich einen Revolver habe und damit umgehen kann.?

Auch der Sohn habe einen Revolver, seit er zwölf ist. Nur Kristin Butler, die als Angestellte in Harold?s Pawn Shop arbeitet, hat keine Schusswaffe. ?Aber ich bin ja auch aus Minnesota?, sagt sie trocken, aus dem Mittleren Westen, nicht aus dem Süden. Da lachen alle. ?Ich müsste erst einmal lernen, wie man einen Revolver benutzt?, sagt die junge Frau. ?Und ich bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt eine Waffe im Haus haben möchte?, fügt sie hinzu. ?Aber jemand, der in dein Haus einbrechen will, weiß das nicht so genau?, sagt Dayle. Allein deshalb sei der Erlass eine gute Sache, als Abschreckung.

Im Coffeeshop der nahen Mall sitzen Aliyah und ihr Freund an einem Tisch, mit Laptops und Papieren. Die beiden sind Studenten an der Life University, einer Akademie für Chiropraktiker. Aliyah kommt aus Florida und lebt jetzt in Kennesaw, aber von dem Erlass hat sie noch nie etwas gehört. Worum es denn genau bei der Anordnung gehe, fragt Aliyah, eine ätherische Frau mit blassem Gesicht, schreckhaften Augen und piepsiger Stimme. ?Ich persönlich glaube nicht an Waffen?, sagt sie. ?Aber wenn die Leute in der Stadt Waffen besitzen wollen, dann ist das ihr Recht?. Sie zuckt die Schultern, kraftlos. In Kennesaw lebe sie gerne, sagt sie. Nach ihrem Examen will sie hier bleiben und eine eigene Praxis eröffnen. ?Ich liebe die Gegend?. Und ja, sie fühle sich sicher, mit oder ohne Revolver, in Kennesaw, Georgia

Quelle und es kann abgestimmt werden.

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Hallo

Da der Teutone gerne vorauseilenden Gehorsam übt hab ich mich schon mal im voraus eingedeckt.

so long

Reloader

P.S. Eine Waffe im Haushalt reicht aber meiner Meinung nach nicht , es sollte schon regelmäßig damit geübt werden.

Nicht wie bei so manchem Feuerlöscherbesitzer der erst dessen Gebrauchsanweisung liest wenn es Brennt....

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P.S. Eine Waffe im Haushalt reicht aber meiner Meinung nach nicht , es sollte schon regelmäßig damit geübt werden.

Nicht wie bei so manchem Feuerlöscherbesitzer der erst dessen Gebrauchsanweisung liest wenn es Brennt....

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ein interessanter Ansatz,

diese Regelung setzt ja voraus, daß man den Bürger der Stadt als mündig ansieht und seine persönliche Sicherheit als hohes Gut einschätzt.

Der Bürger hilft sich im Ernstfall sebst.

Das Abschreckungspotential gegenüber Kriminellen ist als hoch einzuschätzen. Nichts fürchtet der Verbrecher so sehr wie ein unkalkulierbares unmittelbares Risiko für sich selbst.

Das belegt auch die Kriminalstatistik.

In diesem unseren Lande macht man es anders.

Erstens ,der Bürger ist unmündig, er kann mit Waffen in Eigenverantwortung nicht umgehen.

Und zweitens, da man weiß, das die Polizei Sicherheit für den Bürger nicht

gewährleisten kann, meint man das Problem damit regeln zu können Waffen zu reglemtieren und vom Markt nehmen zu müssen,

"Wenn keine Waffen mehr da sind passiert auch nichts".

Eine Gleichung die "eigenartigerweise" nicht aufgeht, wer ein Verbrechen begehen will ,beschafft sich immer illegal Waffen und steht damit einem Bürger oder Opfer gegen über von dem er sicher weiß, das es sich nicht wehren kann.

Eine komfortable Situation für den Verbrecher, denn bis die Polizei dann schlussendlich vor Ort ist, ist er über alle Berge.

Das ist die Situation die uns allen von den Politikern tagtäglich zugemutet wird.

Topgun PDT_Armataz_01_17

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