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Pistolenkauf kein Problem


357.mag

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In Bonn und Umgebung werden rund 50 000 legale Kleinwaffen in privater Hand aufbewahrt.

Bonn - Der Waffen-Fan hat es auch in Deutschland nicht schwer: Im Internet findet der Revolverschütze und Pistolenliebhaber, was immer er an schussbereiter Hardware kaufen will und kann. Bei einer bekannten Versteigerungsadresse zum Beispiel - wahllos herausgegriffen - diese Waffen unter tausenden von Angeboten: Eine ?Hecker & Koch Mark 23? zum Sofortpreis von 906 Euro. Einen ?Smith & Wesson 44 Magnum Modell 629 Classic Champion?, direkt zu haben für 790 Euro. Oder den ?Les Baer Modell Premier II, Kaliber 45 ACP? für 999 Euro. Eine gültige Waffenbesitzkarte sollte der Käufer haben. Aber wer kontrolliert den Handel mit den Gewehren und den Kurzwaffen samt der Fülle des Zubehörs, wie er sich im Internet entwickelt hat, in effizienter Weise?

Gefälschte Zertifikate zum Waffenerwerb und -besitz, Scheinadressen und Händler mit einer dürftigen Einstellung zum Gesetz: Wer sich ein wenig auskennt oder aber die richtigen Kontakte hat, der kann sich jederzeit eine Kleinwaffe beschaffen. So sagt es Georg Prüfling, der im Bonner Polizeipräsidium die kriminaltechnische Untersuchungsabteilung leitet. Und sein Kollege Bernd Müller, Sachgebietsleiter Waffenrecht, erklärt, dass der Waffenhandel über das Internet der Polizei rundum mittlerweile erhebliche Sorgen bereitet. Für die Überwachung des Internethandels müssten die Polizeibehörden der Länder eigentlich extra Beamte abstellen, die Tag für Tag den elektronischen Waffenwegen nachspüren. Aber die gibt es nicht.

Rund 10 000 Inhaber von Waffenbesitzkarten gibt es im Bereich der Kreispolizeibehörde Bonn, in deren Zuständigkeitsgebiet gut 530 000 Menschen leben. (Eine genaue Zahl wird es erst geben, wenn die Waffenregistrierung voll auf die elektronische Datenverarbeitung umgestellt ist.) Und weil, wie Bernd Müller und Georg Prüfling wissen, jeder Bürger mit einer solchen Berechtigung statistisch gesehen drei bis vier Waffen besitzt, ist davon auszugehen, dass in Bonn und Umgebung rund 50 000 legale Kleinwaffen in privater Hand aufbewahrt werden.

Damit ist es freilich noch längst nicht genug: Wie man bei der Polizei weiß, kommen auf eine legale Waffe zwei illegal angeschaffte oder ererbte und nicht gemeldete Waffen. Wer nun einen reichlich ungenauen Streuschuss in den statistischen Himmel wagt, wird rund 150 000 Kleinwaffen allein im Bereich der Kreispolizei Bonn zusammenrechnen. Was bedeuten würde, dass nahezu jeder zweite erwachsene Bürger über irgend ein Schießeisen verfügt. Das entspricht in etwa dem Bild, das die Polizei vom Kleinwaffenbesitz in ganz Deutschland kennt. Die Ordnungshüter und Kriminalisten gehen davon aus, dass in der Bundesrepublik rund 10 Millionen Waffen auf die eine oder andere Weise gehortet werden.

Eine mörderische Zahl, wie der Krimi-Liebhaber ausrufen wird. Doch die Realitäten sind überaus friedfertig im Lande. Georg Prüfling zählt vor, dass die Bonner Polizei im vergangenen Jahr 349 Waffen ?kassiert? hat. Davon waren freilich zwei Drittel erlaubnisfreie Waffen wie etwa die Softair-Pistolen, die sehr zum Leidwesen der Beamten von den Originalen bei bloßem Anblick nicht zu unterscheiden sind. Im gleichen Jahr hatte die Polizei 180 Straftaten zu behandeln, bei denen die Täter eine Waffe mitführten (aber nicht benutzten), auch hier zwei Drittel an Revolvern und Pistolen, die erlaubnisfrei zu erwerben waren und nicht zu einem tödlichen Schuss taugten.

Da steht also einem hohen Grad von Waffenbesitz ein sehr geringer krimineller Gebrauch gegenüber. Was Georg Prüfling und Bernd Müller auf das vergleichsweise gute und strenge Waffengesetz in der Bundesrepublik zurückführen. Ob Sportschütze, Jäger, Sammler oder Waffen-Erbe: Wer immer eine Qualifikation zum Besitz einer Kleinwaffe erwerben möchte, muss sich eine sehr genaue Prüfung seiner Person gefallen lassen, Die Polizei untersucht selbst Charaktereigenschaften des Bewerbers wie Zuverlässigkeit oder intaktes Sozialverhalten. Da kann es dem Verkehrsrowdy, der in Flensburg fleißig Punkte gesammelt hat, passieren, dass die Behörden ihn als regelmäßigen Täter wider die öffentliche Ordnung ungeeignet zum Besitz einer Waffe einstufen.

?Was der Asiate da an dem amerikanischen College angerichtet hat, würde in Deutschland mit hoher Wahrscheinlichkeit nie passieren. Der würde gar nicht erst in die Nähe einer Waffenberechtigung kommen?, sag Georg Prüfling. Um darauf hinzuweisen, wie sehr der Umgang und der Gebrauch von Waffen in unterschiedlichen Ländern und Kulturkreisen auch eine Sache der Mentalität ist. Zunächst einmal nutzt, wie Prüfling erklärt, ein totales Waffenverbot überhaupt nichts. England, dessen Gesetzgeber jeglichen Waffenbesitz verboten haben, erlebt ebenso viele Straftaten mit Waffengebrauch wie andere europäische Staaten auch.

Und in Kanada, wo die Bürger, bezogen auf die Einwohnerzahl noch mehr Waffen besitzen als die Amerikaner, bleiben Verbrechen mit Waffengebrauch selten. In den USA freilich herrschen andere Zustände. Alljährlich werden dort mehr Bürger durch Schusswaffen getötet als während des gesamten Vietnam-Krieges. Zurück nach Deutschland, zurück nach Bonn: ?Eines können wir mit Gewissheit sagen?, so Bernd Müller, ?viele Taten sind schon durch das Waffenrecht verhindert worden.? Und der Kollege Georg Müller: ?In manchen Bereichen könnte es sogar noch ein bisschen schärfer sein.?

Quelle = http://www.ksta.de

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