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Zehn Prozent Blindgänger


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POTSDAM. Trotz der vier Bombenentschärfungen der vergangenen Wochen in Potsdam ist weiterhin Oranienburg (Oberhavel) die am stärksten mit Blindgängern verseuchte Stadt in Brandenburg. Über Oranienburg warfen alliierte Flugzeuge am Ende des Zweiten Weltkriegs etwa 22 000 Bomben ab. Es wurde vermutet, dass dortige Rüstungsfirmen am deutschen Atomwaffenprogramm beteiligt sind. Statistisch gilt jede zehnte Bombe als Blindgänger.

Lange Zeit wurden die explosiven Altlasten im Boden eher zufällig bei Baumaßnahmen oder bei Suchaktionen des Kampfmittelbeseitigungsdienstes des Landes gefunden. Dann kaufte das Land Ende der 90er-Jahre 17 000 alliierte Luftbilder - Stückpreis 40 Euro. An Hand der unmittelbar nach den Bombardements gemachten Aufnahmen werden nun die Abwurfstellen systematisch nach Blindgängern abgesucht. Allein auf den 379 Kontrollbildern von Oranienburg fanden sich mehr als 1 900 Verdachtsstellen - doch erst knapp 130 Blindgänger wurden geräumt.

Die Kosten sind enorm: Jährlich werden für die Bombenräumung allein in Oranienburg bis zu fünf Millionen Euro ausgegeben - etwa die Hälfte der jährlichen Räumungskosten für das gesamte Land. "Brandenburg ist das am stärksten mit Alt-Munition belastete Bundesland", sagte Geert Piorkowski, Sprecher des Innenministeriums.

Bund zahlt fast nichts

Wegen der heftigen Kämpfe, die 1945 rund um die einstige Reichshauptstadt tobten, gibt es in Brandenburg 400 000 Hektar Munitionsverdachtsflächen. Das sind 13 Prozent der Landesfläche. Schwerpunkte neben Oranienburg sind: die Seelower Höhen, wo die Rote Armee den Durchbruch nach Berlin erzwang, sowie die Region um Halbe. Dort tobte die letzte große Kesselschlacht des Krieges. Dazu kommen schwer bombardierte Städte wie Potsdam, Brandenburg/Havel, Cottbus, Neuruppin aber auch Schwarzheide, wo das IG-Farben-Werk angegriffen wurde. Von 1991 bis 2006 wurden landesweit mehr als 10 000 Tonnen Alt-Munition geborgen. Kosten: 250 Millionen Euro.

Das Problem ist, dass der Bund nur die Kosten für die Bergung "reichseigener" - also deutscher - Munition trägt. Doch Brandenburgs Boden ist vor allem mit alliiertem Munitionsschrott belastet. Dafür muss das Land die Bergungskosten selbst tragen. Weil Brandenburg die Beseitigung der Kriegsfolgen aber als gesamtgesellschaftliche Aufgabe sieht, will das Land, dass sich der Bund stärker an den Kosten beteiligt. "Dazu gab es immer wieder Initiativen im Bundesrat", sagte der Ministeriumssprecher. "Doch wir sind stets gescheitert."

http://www.berlinonline.de/

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