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Russlands Rekorde auf dem Waffenmarkt


Geli

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MOSKAU, 19. Mai (RIA Novosti). Nach Angaben des Leiters des Föderalen Dienstes für militärtechnische Zusammenarbeit, Michail Dmitrijew, hat der Umfang der russischen Waffenlieferungen 2006 die Rekordzahl von 6,46 Milliarden US-Dollar erreicht.

In diesem Jahr wird er um weitere 1,5 Milliarden US-Dollar zunehmen.

Ruslan Puchow, Direktor des Zentrums für Analyse von Strategien und Technologien und Mitglied des Gesellschaftlichen Rates beim Verteidigungsministerium, berichtete in einem Gespräch mit der Zeitung ?Moskowskije nowosti? (MN) über Möglichkeiten des russisschen Verteidigungsindustriekomplexes.

MN: Welchen Platz nimmt Russland unter den Exporteuren von Waffen und Militärtechnik ein?

Puchow: Russland gehört zu den vier führenden Weltexporteuren von Waffen und Militärtechnik. Den ersten Platz nehmen die USA mit einem Exportumfang von zehn bis zu 20 Milliarden Dollar im Jahr ein. Ihnen folgt Großbritannien mit sechs bis sieben Milliarden Pfund Sterling im Jahr.

Die jahresdurchschnittlichen Werte des französischen Exports betrugen in den letzten fünf Jahren 4,8 Milliarden Euro. Aber 2005 belief sich der französische Export auf insgesamt 3,8 Milliarden Euro. So dass Russland mit 6,126 Milliarden US-Dollar auf den dritten Platz kam. Russland war Frankreich auch 2003 nach dem Lieferumfang voraus.

China und Indien waren im Laufe fast der ganzen postsowjetischen Periode zwei Hauptkäufer (60 bis 80 Prozent des Umfanges unseres Exportes von Waffen und Militärtechnik). Im Jahr 2006 änderte sich die Situation mit der Unterzeichnung eines komplexen Geschäfts mit Algerien für 7,5 Milliarden US-Dollar und einer Reihe von Verträgen mit Venezuela in Höhe von drei Milliarden US-Dollar grundlegend. Von der gesamten russischen Auftragsmappe von 30 Milliarden US-Dollar kam über ein Drittel auf diese beiden Länder.

Die Steigerung des russischen Exportes in den Jahren 2000 bis 2006 hängt nicht nur und nicht so sehr mit den positiven Wandlungen in der Struktur des Verteidigungsindustriekomplexes zusammen. Der Hauptfaktor ist das Integralwachstum der Macht Russlands. Der Waffenverkauf ist vor allem Politik und erst danach Kommerz.

Ein sehr gutes Beispiel ist Venezuela. Die Kontakte mit diesem Land wurden noch in den Jahren 2001 bis 2002 hergestellt. Schon damals war Hugo Chavez einigen Angaben zufolge bereit, 50 Kampfjets MiG-29 zu kaufen, was bei der damaligen schwierigen Lage der Flugzeugbaukorporation MiG einfach die Rettung gewesen wäre. Aber das Geschäft kam nicht zustande, weil Russland dem Druck der USA nachgab. Im Jahr 2006 änderte sich etwas in der russischen Position derart, dass wir Kampfjets Su-30 an Venezuela verkauften, die viel stärker sind und einen größeren Einsatzbereich haben. Die Macht des Landes ist in dieser Zeit so angestiegen, dass solche Geschäfte möglich wurden.

MN: Welche russischen Waffen und Militärtechnik erfreuen sich der größten Nachfrage in der Welt?

Puchow: Etwa 50 Prozent des gesamten Lieferumfanges machen Waffen für die Luftstreitkräfte, ungefähr ein Viertel - für die Kriegsmarine und 15 Prozent für die Luftverteidigungssysteme aus. Der Rest entfällt auf Waffen für die Landstreitkräfte. Ein zweifelloser ?Bestseller? ist der schwere Kampfjet Su-30. Seine Lieferungen setzen den Export von Mitteln zur Bekämpfung von Luftzielen, von Bodenausrüstungen, Tankflugzeugen und Frühwarnflugzeugen voraus. In den letzten Jahren genießen die Kampfjets MiG-29 eine große Nachfrage. Traditionell gut werden Diesel-U-Boote der Kilo-Klasse und Fla-Raketensysteme großer Reichweite S-300 verkauft.

MN: Bei welchen Positionen bleibt Russland zurück?

Puchow: Wir haben eine schwere Lage mit unbemannten Flugkörpern und in einem umfassenderen Sinne überhaupt mit Systemen der Aufklärungs- und Nachrichtensteuerung. Ein ernsthaftes Problem gibt es mit Mitteln zur Bekämpfung von Luftzielen, insbesondere der Luft-Boden-Klasse.

MN: Wie sieht die Nomenklatur der russischen Lieferungen von Waffen und Militärtechnik an China aus?

Puchow: Vor allem sind das die Kampfjets Su-27 und Su-30. In der postsowjetischen Zeit bekam China 280 Flugzeuge, inklusive Sätzen für die Lizenzmontage in der VRCh selbst. Das Land kaufte vier Zerstörer, zwölf U-Boote und große Partien von Luftverteidigungssystemen. Bisher wurden 28 Abteilungen der Fla-Raketenkomplexe S-300 an China geliefert. Bis in die jüngste Zeit hinein kaufte das Land praktisch keine Technik für die Landstreitkräfte. Sogar die moderne nicht. Zum Beispiel Angriffshubschrauber.

China hat keine Angriffshubschrauber vom Typ Mi-24, Mi-28 oder der amerikanischen ?Apache?. Aber nach der Okkupation des Irak fing China an, Interesse für russische Technologien für die Landstreitkräfte zu zeigen. Die Schlussfolgerung daraus: China war früher überzeugt, dass es keine militärischen Handlungen auf dem eigenen Territorium führen muss. Aber heute ist China dessen schon nicht mehr sicher.

MN: Inwieweit können die russischen Lieferungen von Waffen und Militärtechnik an China in der Perspektive die Sicherheit Russlands selbst bedrohen?

Puchow: Die Hauptrisiken bezüglich Chinas liegen nicht im militärischen Bereich. Natürlich ist es viel angenehmer, mit Indien zu arbeiten. Die an Delhi gelieferten Waffen werden ganz bestimmt nicht gegen unser Land eingesetzt.

MN: Im Jahre 2003 wurde der Konzern Suchoi zum Leitunternehmen bei der Entwicklung des russischen Kampfjets der fünften Generation ernannt. Das kann Milliarden US-Dollar kosten. Ist ein solcher Kampfjet tatsächlich notwendig?

Puchow: Schon in fünf Jahren wird die Massenverbreitung des amerikanischen Kampfjets der fünften Generation F-35 in der Welt beginnen. Diese Maschinen kann auch die Luftwaffe jener Staaten bekommen, wo russophobe politische Regimes an der Macht stehen.

Als unsere Truppen in Afghanistan einzogen, hatte Pakistan schon die amerikanischen F-16 der vierten Generation. Und zur Bewaffnung der russischen Luftstreitkräfte gehörten noch nicht die MiG-29 und die Su-27. Wir setzten nur Kampfjets der dritten Generation ein. Im Ergebnis hatte die pakistanische Luftwaffe eine Überlegenheit über die Sowjetunion in der Luft.

Heute begann Polen mit dem Erwerb der amerikanischen F-16 Block 52. Unsere Luftstreitkräfte haben nichts Derartiges. Und wir wissen nicht, wie sich Polen beim Bau der nordeuropäischen Gasleitung benehmen wird. Es stimmt, dass Polen eine beschränkte Zahl solcher Flugzeuge haben wird. Aber in der ersten Etappe eines hypothetisch möglichen Konfliktes, bevor sich die UNO oder irgendwelche dritten Kräfte einmischen, wird Polen seine Fliegerkräfte effektiv einsetzen können. Und wir nicht.

Das Suchoi-Projekt ist auch in kommerzieller Hinsicht wichtig. Denn in der Welt wird es unbedingt eine Nachfrage nach Maschinen geben, die eine Alternative zu den amerikanischen Flugzeugen der fünften Generation darstellen.

MN: Wie ist es um die Aufkäufe von Waffen für die russische Armee bestellt?

Puchow: Fast die Hälfte des staatlichen Verteidigungsauftrages im Jahr 2007 in Höhe von 143 Milliarden Rubeln (vier Milliarden Euro) wird hauptsächlich für den Kauf von Waffen für die Sicherung der nuklearen Abschreckung bereitgestellt. Konventionelle Waffen werden bisher in keinem hohen Tempo erworben.

Ich glaube, dass man unsere Möglichkeiten realistisch bewerten muss. Vielleicht brauchen wir nicht mehrere Klassen von U-Booten, sondern nur eine. Dasselbe betrifft auch die Angriffshubschrauber. Die USA konnten seinerzeit auf eine ganze Reihe von Waffen verzichten. Zum Beispiel auf die Haubitze ?Crusader?, als klar wurde, dass die sowjetischen Panzerarmaden nicht in Europa einziehen werden, und es nicht nötig sein würde, sie mit Haubitzen zu bekämpfen.

Das Programm wurde abgebaut, obwohl große Gelder dafür verausgabt worden waren. Auch wir werden unpopuläre Entscheidungen treffen müssen.

http://de.rian.ru

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