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Jahrelang ins Gefängnis wegen 15 Euro


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Prozess im Landgericht Passau: Zwei junge Arbeitslose überfallen bewaffnet zwei Jungköche

von Christine Pierach.

Grafenau/Passau. Schnell und brutal beschaffte 15 Euro haben zwei junge Grafenauer Arbeitslose (24 und 20) für viereinhalb und dreieinhalb lange Jahre hinter Gitter gebracht. Zu diesem Urteil kam am vor kurzem die Große Jugendkammer im Passauer Landgericht.

Am schwierigsten in dem Strafprozess war es, die vier Versionen der Angeklagten und ihrer beiden Opfer von der Tatnacht unter einen Hut zu bringen. Als Fakten standen immerhin fest: Es geht um einen bewaffneten Raubüberfall am 23. Januar gegen 2. 30 Uhr auf dem Spielplatz beim Ferienpark. Täter waren der aus Moldawien stammende Ältere und sein in Kasachstan geborener Spezl. Sie zogen plötzlich einen Schreckschuss-Revolver und eine Schreckschuss-Pistole. Beide Waffen wurden abgefeuert. Die angetrunkenen Räuber haben damit zwei Köche (20 und 21) aus Falkenstein und Hunderdorf bedroht und eingeschüchtert. Fakt ist außerdem, dass eine Polizeistreife die Täter gegen 3 Uhr nahe des Spielplatzes aufsammelte. Ein Verdächtiger wollte sein Schießeisen unter dem Polizeiauto entsorgen. Doch das wurde bemerkt. Der andere war schlauer: Er stopfte seine Waffe in eine Ritze der Rückbank. Sie wurde erst drei Wochen später entdeckt.

Kompliziert machte die zweifelsfreie Aufklärung, dass auch beide Opfer keine blütenreine Weste haben und der ältere Haupttäter zunächst versuchte, seinen Kumpel zu entlasten. Offenbar wollten die Jungköche außer Billardspielen und Biertrinken noch Extraspaß. Sie hofften, über die neuen »Freunde« an Haschisch oder andere Drogen zu kommen. Das freilich durften sie nicht zugeben. Denn auch das wäre strafbar.

Also blieben ihre Schilderungen sehr vage. Sofort allerdings korrigierte der Falkensteiner, er sei nicht um 250 Euro beraubt worden. Das hatte er noch in der Tatnacht der Kripo berichtet: »Da habe ich mich geirrt. Ich hatte nicht so viel Geld einstecken. Ich habe denen nur 50 bis 100 Euro gegeben. « Doch selbst diese Summe stimmt nicht. Die Polizei filzte die Täter und fand nur 15 Euro.

Der ältere Haupttäter log zunächst, er habe von den neuen Bekannten Hasch kaufen wollen, bzw. wollte es gegen eine seiner beiden Waffen tauschen. Die war aber auf dem Spielplatz unter einem Baum versteckt. Deshalb sei man dorthin gefahren. Als er den Revolver geholt hatte, habe er zwei Mal in die Luft geschossen, vom Fahrer das Hasch und von dessen Freund Geld gefordert. Sein eigener Begleiter habe ihn geschimpft wegen des Lärms.

Nachdem der Hunderdorfer Koch zwei kleine Scheine aus dem Geldbeutel gezogen, der andere sein leeres Portemonnaie vorgezeigt hatte, herrschte der Haupttäter sie an: »Und jetzt verschwindet! Aber ganz schnell!« Mit vermeintlich scharfen Waffen auf den Rücken gerichtet, zogen die Jungköche ab, ohne sich umzudrehen. »Die gehen nicht zur Polizei, nicht wegen 15 Euro. Und dann ist da noch das Hasch«, beruhigte der ältere Täter seinen Kumpan. Doch da sollte er sich irren. Noch auf dem Weg zum Auto meldete der Falkensteiner den Überfall. So konnte eine Streife die beiden gleich festnehmen. Dass der Jüngere aber eben nicht nur Zuschauer, sondern tatkräftiger Mitmischer gewesen war, gab er erst nach einer längeren Beratungspause zu. In Wahrheit hatte auch er von Anfang an eine Waffe einstecken, hat damit wie der Ältere einen Koch bedroht. Die Story vom Baumversteck war Schmarrn.

Davon ging dann auch das Gericht aus, das aber je ein Jahr unter den Forderungen des Staatsanwalts von fünfeinhalb Jahren für den Erwachsenen und viereinhalb Jahren Jugendstrafe für den damals 19-Jährigen blieb: »Spätestens auf dem Parkplatz entschloss der Ältere sich in stillem Einverständnis mit seinem Spezl zum Raub. Beide hielten je einem Opfer eine Waffe an den Kopf, zwei Warnschüsse fielen. Damit wurde eine Kulisse aufgebaut, die für beide Opfer besonders bedrohlich war«, fasste der Vorsitzende zusammen. Der Jüngere solle die Zeit im Jugendknast nutzen, um den Hauptschulabschluss nachzuholen und eine Lehre zu beginnen: »Sonst stehen Sie nach der Haft wieder da, wo Sie jetzt sind«. Beide Räuber ließen offen, ob sie die Strafe akzeptieren.

http://www.pnp.de

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