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Jugendliche fallen


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England betrauert ein 11-jähriges Mordopfer, schickt aber kühl Jugendliche als Soldaten nach Afghanistan

Sabine Rennefanz

Sie heißen Aaron, Robbie und Rhys. Was haben die zwei Panzergrenadiere des Royal Anglican Regiment und der Fußballfan des FC Everton aus Liverpool gemeinsam? Alle drei wurden vergangene Woche getötet, alle drei wahrscheinlich versehentlich. Alle drei starben viel zu jung. Aaron McLure und Robert Foster waren 19 Jahre alt, Rhys Jones war 11.

Alle drei starben zwischen Fronten. Der eine geriet in einen Krieg zwischen kriminellen Banden im Norden Liverpools, deren Mitglieder sich selbst Soldaten nennen. Sie tragen Waffen, die aus Afghanistan oder Irak geschmuggelt werden. Die Panzergrenadiere McLure und Foster dienten der britischen Armee in der südafghanischen Provinz Helmand. Sie kamen während eines Kampfes mit Taliban-Rebellen im Bombenhagel eines amerikanischen F15-Bombers um.

Jeder dieser Tode scheint sinnlos, doch nur der Tod von Rhys Jones bewegt das Land. Würde es die täglichen Schlagzeilen, den kollektiven Trauerreflex, die Schweigeminute im Stadion des FC Everton auch geben, wenn das Opfer ein Teenager gewesen wäre? Der Tod von Liam Smith, 19, der genau ein Jahr vor dem 11-Jährigen von einer Gang niedergeschossen wurde, interessierte niemanden. Es kursiert eine Nachlässigkeit und ein besorgniserregender Mangel an Interesse am Leben und Perspektiven von Teenagern.

Auch der Tod der jugendlichen Soldaten ist business as usual. 73 Soldaten sind in Afghanistan seit 2001 getötet worden. Sie wussten, worauf sie sich einließen, als sie die Verpflichtungserklärung unterschrieben, könnte man argumentieren. Doch wussten sie es mit 16 oder 17 Jahren wirklich? Wussten sie, dass die britische Armee so schlecht ausgerüstet ist? Dass es an erfahrenen Piloten und an Gerät mangelt, das zum Beispiel "friendly fire" vermeiden kann, wie Experten beklagen?

Robbie Foster wollte Zimmermann werden, sagt sein Vater. Er habe sich dann bei der Ausbildung gelangweilt. Die Armee klang spannend. Die Fosters aus Essex zweifelten an der Berufswahl, als ihr Sohn im Alter von 18 Jahren nach Afghanistan geschickt wurde. Jeder britische Rekrut muss inzwischen damit rechnen, im Lauf seiner Karriere in dem zentralasiatischen Land zu landen. Er habe sich betrunken und sei durch die Büsche getollt, berichtet der Vater vom letzten Heimurlaub des Sohnes. Robbie hat Angst gehabt.

Mit 17 oder 18 mag man körperlich erwachsen genug sein, um in Kriegen zu kämpfen, aber hat man auch die geistige Reife? Menschenrechtsgruppen wie Amnesty International beklagen seit langem, dass das Rekrutierungsalter der britischen Armee zu niedrig ist. Großbritannien hat das niedrigste Rekrutierungsalter in Europa. Es ist das einzige Land Europas, das auch unter 18-Jährige in die Brandherde der Welt schickt. London hat zwar 2003 das Zusatzprotokoll der UN-Konvention zum Schutz des Kindes unterzeichnet, und sich freiwillig verpflichtet, Teenager nicht in Kriegsgebiete zu schicken. Doch angesichts der Überlastung der Truppen nimmt man darauf keine Rücksicht: Zwischen Juni 2003 und Juni 2005 wurden 15 unter 18-Jährige in den Irak gesandt.

Das wird gesellschaftlich akzeptiert, schließlich pflegt die Mehrheit der Briten ein traditionelles, distanziertes Verhältnis zur Jugend. Ein 11-Jähriger ist noch ein "Baby", wie die Mutter Melanie Jones aus Liverpool schluchzte, ein 13-Jähriger schon ein Erwachsener, an den Pflichten und Erwartungen herangetragen werden. Das wird von den oberen Schichten vorgemacht - die Upper Class steckt ihren Nachwuchs von klein auf in Schlipse und Uniformen. Mit dem Eintritt in die Sekundarstufe werden die Kinder auf Privatinternate verschickt, wo sie früh auf sich allein gestellt sind. Dort sind die Regeln oft ganz ähnlich wie beim Militär.

Berliner Zeitung, 28.08.2007

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ein soldat der im krieg stirbt und sich der gefahr ja bewusst sein muss kann man nicht einer bluttat an einem nichtsahnenden zivilisten gegenüberstellen...

alter ist da egal.

ob es korrekt ist junge leute in gefährliche gebiete zu senden steht doch auf einem ganz anderen blatt.

hier werden wieder birnen mit äpfeln verglichen.

sommerloch bei den medien??

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