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Bewaffnetes Amerika


Gunman

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Nicht ohne meine Pumpgun

Zwei Jahre lang reiste der Fotograf Kyle Cassidy durch die USA, um den unterschiedlichsten Menschen in ihren eigenen vier Wänden eine bedeutende Frage zu stellen: "Warum besitzen Sie eine Waffe?". Entstanden ist ein einzigartiger Bildband, der die amerikanische Seele widerspiegelt.

Kyle Cassidy hatte eine Frage. Und suchte zwei Jahre nach Antworten. Als Kyle Cassidy die eine Frage stellte, auf die es ihm ankam, hatte er bereits das Vertrauen seiner Gastgeber gewonnen. Der Amerikaner bereiste mit seiner Kamera im Gepäck zwei Jahre die USA, ließ sich von unterschiedlichen Menschen nach Hause einladen, um dann zu fragen: "Warum besitzen Sie eine Waffe?"

So beiläufig die Frage ist, so ehrlich sind die Antworten der Gastgeber. Und so authentisch sind die Porträts, die Cassidy von den Waffenbesitzern machen durfte, abgelichtet in den jeweils eigenen vier Wänden samt Schießeisen.

Authentisch, weil Cassidy nur als fotografischer Beobachter auftritt und den Bildern den moralischen Stempel verweigert. Beeindruckend, weil die Porträtierten von schon unangenehmer Durchschnittlichkeit sind. Der Anblick weißer Tennissocken und so mancher gezeigten Inneneinrichtung verstört fast mehr als die Bewaffnung. Wäre man nicht bereits durch den Titel des Buches für das Thema sensibilisiert worden - man hätte bei einigen Bildern erst auf den zweiten Blick erkannt, dass es um Schusswaffen geht. So harmonisch sind sie in das Leben der Porträtierten eingebettet.

Wie Streichinstrumente wirken die Gewehre in den Armen der lächelnden Eltern vor dem Wohnzimmerkamin oder wie ein Kinderbaseballschläger in der Hand des einjährigen Kindes, welches ausgelassen damit rum schwenkt. Es dominiert in den Bildern die Friedfertigkeit des Normalen, der amerikanische Patriot mit Sonnenbrille auf der Nase und Maschinengewehr im Arm ist gegenüber der Kleinfamilie mit Katze und Hund deutlich unterrepräsentiert. Auffällig sowieso die hohe Tierliebe in den Porträts. Meistens lebhaft auf Arm oder Schulter, nur einmal starr und mit glasigen Augen an der Wand.

Im Land des "Wild West" ist die Waffe das Symbol für Freiheit

Das Buch "Bewaffnetes Amerika" zeigt insgesamt 100 Bilder, die gerade durch ihre Unaufdringlichkeit besonders bewegen. Die Fotos sind untertitelt mit der jeweiligen Antwort auf das "Warum". Diese Begründungen, so verschieden sie sind, spiegeln die amerikanische Seele wider.

Da gibt es Mike, einen pragmatischen Demokraten, der als Hauptgrund die Selbstverteidigung aufführt; die euphorische Sportschützin Catie, der das Schießen einfach nur Spaß macht; oder Wylie, der daran glaubt, "dass es die Pflicht eines jeden Amerikaners ist, ein menschengroßes Ziel auf 200 Meter Entfernung treffen zu können" - Waffenbesitz ist in der amerikanischen Gesellschaft tief verankert und das Recht darauf in der Verfassung festgeschrieben. Aus europäischer Sicht erstaunt die unbefangene Waffenkultur der USA, die Cassidy mit diesen Bildern dokumentiert ohne seinen Zeigefinger für etwas anderes als den Auslöser der Fotokamera zu heben. Doch in dem Land des "Wild West", wo die Waffe das Symbol für Eroberung und Freiheit ist, herrscht eine andere Mentalität mit tiefen Wurzeln. Bill Clinton verbot 1994 halbautomatische Schnellfeuerwaffen für Privatpersonen - 2004 wurde das Verbot durch die Bush-Regierung wieder aufgehoben.

http://www.stern.de/

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