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Tante Emma hat den passenden Colt


Sergeant-Miller

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Washington - Das US-Verfassungsgericht fällt bald ein wichtiges Urteil über das Recht der Amerikaner auf Waffenbesitz. Doch das wird wohl großzügig ausfallen. Waffen gehören in den USA so selbstverständlich zum Alltag wie das eigene Auto.

Harte Burschen unter sich: neben der Kasse lächelt George W.Bush. Über dem Eingang hängen die Poster der Westernriege von Lex Barker bis John Wayne. Ein Verkäufer debattiert lebhaft mit einem Kunden. Doch hier geht es nicht um das neueste Sonderangebot. Im Tante-Emma-Waffenladen in Rockville nördlich von Washington fachsimpelt man entspannt über die Frage, wann es legal ist, einen Einbrecher zu erschießen. "In Florida sind die Gesetze besser", sagt der Käufer und packt sein neues Gewehr ein. "Stimmt", antwortet der Verkäufer. "Da gilt das Prinzip: mein Heim ist meine Burg. Da darfst du auf jeden Eindringling draufhalten."

Sieben Tage Wartezeit

Dann wendet er sich seinem nächsten Kunden zu, der sich als schießunkundiger Laie aus Deutschland vorgestellt hat. "Aber nein, machen Sie sich mal keine Sorgen. Niemand prüft sie, wenn sie eine Waffe kaufen wollen. Wenn sie eine Pistole wollen, können Sie sich das Sicherheitszertifikat im Internet gleich ausdrucken." Keine weiteren Fragen? Nein, nur eine Wartezeit von sieben Tagen, um den Käufer zu überprüfen. "Ein Gewehr könnten Sie sofort mitnehmen", sagt der Waffenverkäufer.

Für Kunden mit Sinn fürs Historische hat er etwas Besonderes: den Nachbau einer Winchester für 499 Dollar. "Zehn Schuss hat das Magazin. Damit stoppen Sie jeden Angreifer", sagt der ältere Herr jovial. Das US-Infanteriegewehr M-16 würde er dem Anfänger auch empfehlen. "Ich selber schwöre auf Handfeuerwaffen." Er holt ein Modell made in Germany aus der Vitrine. "Das kaufen sie wie einen BMW und einen Mercedes - fürs Prestige." Und wenn die Ehefrau Bedenken habe, da gebe es diese Ausbilderin, die Schießkurse für Ehepaare anbiete.

285 Millionen Schusswaffen bei 300 Millionen Einwohnern

Der Bundesstaat Maryland, in dem dieses Verkaufsgespräch stattfindet, hat eines der strengeren Waffengesetze der USA. Das benachbarte Washington hat vor 32 Jahren den Besitz von Handfeuerwaffen ganz verboten. Doch dieses Gesetz, das die Bürger in der Stadt klar befürworten, wird von der Waffenlobby National Rifle Association (NRA) gerade vor dem Verfassungsgericht angefochten. Die noch in diesem Monat erwartete Entscheidung könnte die erste seit 200 Jahren werden, die das in der Verfassung verankerte Recht auf Waffen präzise definiert. Auf 300 Millionen Amerikaner kommen rund 285 Millionen Schusswaffen.

Jeder dritte Haushalt besitzt ein Gewehr, jeder vierte eine Pistole. Wie heikel das Thema ist, musste der demokratische Präsidentschaftsbewerber Barack Obama erfahren, dessen leise Kritik an Waffenbesitzern ihn Stimmen gekostet hat. Wer glaubt, dass angesichts von Massakern wie dem an der Universität Virginia im Jahr 2007 die Waffenlobby in der Defensive sei, der täuscht sich. Um sechzig Prozent ist in Virginia seitdem die Zahl der Anträge auf einen Pistolenschein gestiegen. Florida hat gerade ein Gesetz verabschiedet, wonach es Arbeitnehmern erlaubt ist, eine Waffe an den Arbeitsplatz mitzubringen. "In den vergangenen zehn Jahren ist das Recht, Waffen zu tragen, Baustein um Baustein wiederhergestellt worden", sagt Wayne LaPierre, der Vorsitzende der NRA. "Vor drei Jahren wäre die Waffenlobby das Risiko eines Verfassungsstreits noch nicht eingegangen", schreibt das Politikmagazin "Slate": "Und bis vor kurzem hätten die Waffengegner noch nicht geglaubt, dass sie ein solches Verfahren verlieren könnten."

Schießanlagen gibt es sogar in Schulen

Sogar Schulen haben Schießanlagen. Im Eagles Junior Rifle Club an der Landon Highschool nördlich von Washington können Kinder ab elf Jahren auf ein großes Arsenal zurückgreifen. Auch hier kommen die besten Waffen aus Deutschland. "Wir stehen in der Tradition des deutschen Schützenvereins", sagt der Schießtrainer Aurelius Gori, der im Hauptberuf Opernsänger ist. "Wenn ich schieße, denke ich an meinen Atem und an das Glück des Augenblicks. Singen und Schießen sind sehr ähnlich. Die Leute, mit denen ich singe und die nicht wissen, was Schießen ist, denken, das sei eine seltsame Idee. Ich kenne aber einige klassische Sänger, die gerne schießen. Und die sehen die Beziehung. Es ist faszinierend. Da steckt eine Prise Zen-Meditation drin."

Mike Strauss, der zweite Schießtrainer, bestätigt die Harmlosigkeit des Umgangs mit Waffen: "Auch ein Baseballschläger ist doch eine Waffe. Da wir die Schießgeräte gegen niemanden richten, sind sie keine Waffen." Der zwölfjährige Brendan kriegt jedenfalls große Augen, wenn man ihm sagt, dass er mit seiner Flinte jemanden verletzen könnte: "Ich glaube schon, dass ich ein Tier erlegen könnte. Aber ich will nicht jagen, weil es mit Töten zu tun hat." Seine Eltern lassen ihn schießen, weil sie glauben, dass das gut fürs Konzentrationsvermögen ist.

Wer denkt im Schützenverein schon an Kriminalität?

Mehr als 30.000 Menschen kommen in den USA in jedem Jahr durch Feuerwaffen ums Leben, sagt die waffenkritische Lobby "Brady Campaign". Mehr als die Hälfte davon sind Selbstmorde, deren Wahrscheinlichkeit um das Fünffache steigt, wenn eine Waffe im Haus ist. Doch die Amerikaner schauen darauf wie auf die Unfallstatistik im Straßenverkehr. Und wer denkt in einem wohlgeordneten Schützenverein schon an Kriminalität?

So bleibt nur der Weg in den Wilden Westen. Der liegt diesmal in einer Schießanlage im Osten von Maryland. Dort lauschen sieben bis an die Zähne bewaffnete Westernhelden konzentriert dem Sheriff. Der hält ein schlabbriges Gummihühnchen hoch und rezitiert die Schießanleitung: "Sie wollen deine Kühe, Hühner und Schweine stehlen. Aber du lässt sie das nicht tun, ohne zu kämpfen! Vor dem ersten Schuss dein Huhn fallenlassen und schreien: Gib mein Hühnchen her!" Das Startgerät summt - und eine Kaskade von Kugeln aus Colts und Gewehren ergießt sich auf die wenige Meter entfernten, gelben Metallplatten mit den aufgemalten Smiley-Gesichtern. Doch selbst beim Actionschießen der verkleideten Cowboys des St. Charles Sportsman Club ist das Recht auf Selbstverteidigung eher Theorie - auch wenn es hier jeder mit Zähnen und Klauen (nicht unbedingt mit der Pistole) verteidigen würde.

Waffenbesitz "zum Spaß"

"Ich habe keine geladene Pistole zu Hause. Wenn einer bei mir einbricht, dann werfe ich ihm den Colt höchstens an den Kopf", sagt der Bandit Durango Dude alias Michael Rossiter, der im wirklichen Leben in der Baubranche arbeitet. Auch der Kavallerieoffizier Jebediah Green alias Daniel Welch, ein Ingenieur aus der Nähe von Washington, lädt seine Pistole nur, wenn sein Enkel nicht im Haus ist. "Eigentlich habe ich die Waffen doch nur zum Spaß. Wenn jemand in der Nacht einbrechen würde, die Alarmanlage und zwei große Hunde ausgetrickst hätte und dann auf einmal in meinem Zimmer stünde - ich glaube schon, dass ich dann abdrücken würde. Das würde aber heißen, dass der Kerl wahrscheinlich durchgeknallt ist oder Drogen eingeworfen hat."

Keiner hier nimmt das Herumballern richtig ernst. "Waffen zu haben ist völlig normal. Ihr habt doch auch kein Tempolimit auf der Autobahn, und niemand regt sich auf", sagt Michael Rossiter. Für ihn ist seine Winchester ein Familienmitglied. "Meine Vorfahren stammen aus Kansas, das ist der richtige Westen. Mein Ururgroßvater hat das Gewehr in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts gekauft. Wenn du den Leuten die Waffen wegnimmst, dann sind die Gauner die Einzigen, die noch welche haben", sagt er. "Mit der richtigen Einstellung ist Schießen nicht gefährlich", bekräftigt Daniel Welch. "Ich gebe Schießkurse in Sommerlagern. Nach dem Columbine-Schulmassaker waren die Eltern etwas nervös. Ich habe ihnen erläutert, warum es ihren Kindern guttut. Es lehrt dich geistige und körperliche Disziplin."

"Meinem Enkel, der gerade acht Jahre alt geworden ist, habe ich eine halbautomatische Pistole zu Weihnachten gegeben", sagt Welch. Und darauf ist der Großvater stolz. "Schauen Sie sich doch mal die demokratischen Präsidentschaftskandidaten an", sagt er. "Die haben sich gehütet, auch nur ein einziges Wort über schärfere Waffengesetze zu verlieren. Denn wenn sie das machen würden, wären sie erledigt."

http://www.stuttgarter-zeitung.de

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Und?? Was lernen wir daraus?

In der DDR gab es bei uns in der Schule einen LG-Schießstand. Die GST schickte die Trainer und schon Kinder mit 10 Jahren schossen in der Kindersportgruppe LG. In jedem Kinderferienlager gab es LG-Wettkämpfe. Einen habe ich sogar gewonnen.

In der 9. Klasse durfte ich mich an einer KK Mpi-69 versuchen. In der Lehre war es gang und gebe, KK zu schießen.

Die Revolution `89 wurde weder mit LGs, noch mit KKs oder illegalen waffen durchgeführt.

Nur wird sich seit der Wende hier in D dermaßen ins Hemd gekackt, wenn das Wort Waffe fällt....

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Alles was verboten ist wirkt interessant, man denke nur an seine eigene Kindheit oder Jugend PDT_Armataz_01_18

Wenn man den Kids den Umgang mit der Waffe anständig erklärt und die auch damit beschäftigt wird der Reiz zum Illegalen weniger.

OK eine Waffe in falschen Händen gibt ein Unglück, aber die Waffe in der Hand eines geübten ist nicht mehr als wenn ein Metzger sein 50 cm Messer in Händen hält, nämlich ein Werkzeug, bei den Waffen eben ein Gerät für Sport.

Aber in Deutschland wird alles schlimmer dargestellt als es wirklich ist, nur kräftig die Bürger verängstigen. PDT_Armataz_01_19

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...und hintenrum damit Geschäfte machen. Man denke nur an die ganze Sicherheitstechnikbranche.

Es wird hier in D eindeutig nur Lobbyarbeit in punkto Waffen gemacht, die der Politik in den Kram paßt. Bei Autos ist D wieder führend. Nur was nützt mir die beste Karre, wenn sie mir einer wegnehmen will und ich sie nicht mal selber verteidigen darf?

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