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Schulbezirk in Texas erlaubt Waffen für Lehrer


Sergeant-Miller

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Washington (RPO). Lehrer und Angestellte in einem Schulbezirk im US-Staat Texas dürfen im neuen Schuljahr Waffen tragen. Es ist der erste Schulbezirk in den USA, der eine solche Maßnahme ergreift.

Wie die "Washington Post" am Wochenende berichtete, begründete der Schulinspektor für den Bezirk Harrold, David Thweatt, die Maßnahme mit der Sorge vor Amokläufern und anderen Verbrechern.

Texas verbietet eigentlich Waffen an Schulen. Allerdings dürfen Einrichtungen in Einzelfällen anders entscheiden. Die betroffene Schule liegt in der Nähe eines viel befahrenen Highways, ist allerdings rund eine halbe Stunde von der nächsten Polizeistation entfernt.

Das könne die Schule schnell zum Ziel von Gewalttätern machen, argumentiert der Schulinspektor. Die betroffenen Lehrer müssen zunächst an einem Kurs über Krisenmanagement teilnehmen. Außerdem dürfen sie die Waffen nicht offen tragen.

"Als die Bundesregierung damit begann, Schulen zu schusswaffenfreien Zonen zu machen, haben doch all diese Schießereien wie das Massaker in Columbine 1999 angefangen", wird Thweatt auf der Internetseite der Zeitung "Fort Worth-Telegram" zitiert. "Wenn etwas passiert, möchte ich die Eltern anrufen und sagen können, dass ihr Kind ok ist und wir es haben schützen können."

http://www.bbv-net.de

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"Wenn einer angreift, sind 150 von uns tot"

Eine Schule in Texas stattet Lehrer mit Pistolen aus. Die Aufrüstung ist selbst im waffen-vernarrten Amerika umstritten.

Das Dorf Harrold ist alles andere als der Nabel der Welt. Auch in den Vereinigten Staaten hatte bislang niemand von dem Ort im staubigen und eher eintönigen Norden von Texas je etwas gehört. Einsam liegt die 300-Einwohner-Gemeinde in der kargen Landschaft: Die Trucks auf dem nahen Highway 287, Amerikas Nord-Süd-Ader, donnern ungerührt vorbei, und das Büro des Sheriffs von Wilbarger County liegt 40 Kilometer weit entfernt. Doch genau diese Einsamkeit ist der Grund dafür, dass Harrold jetzt Schlagzeilen macht: Ab sofort nämlich dürfen dort die Lehrer Schusswaffen tragen, um ihre 110 Schüler eigenhändig vor potentiellen Amokläufern und Gewalt zu beschützen.

"Wir leben rund 30 Minuten weit entfernt von jedem Polizeischutz", schimpft David Thweatt, der oberste Schulaufseher von Harrold, "wenn hier einer angreift, sind schnell 150 von uns tot. Es wäre ein Blutbad." Das bisherige Waffenverbot auf dem Schulgelände liefere die Schüler jedem Gewalttäter wehrlos aus - und wer wisse schon, welche finstere Typen da täglich auf der Autobahn vorbeiführen?

Charakterprüfung, Waffenschein und ordentliches Training

Als erster Schulbezirk in den gesamten USA beschloss Harrold deshalb, zum Zwecke robuster Selbstverteidigung ausgewählten Lehrern und Hauswarten das Tragen von Pistolen und Revolver zu erlauben. "Wir sind ein potentielles Ziel", rechtfertigt Thweatt die Aufrüstung, die in den gesamten Vereinigten Staaten Aufsehen erregt hat. "Unsere Schüler ohne Schutz zu lassen, das ist als würde man zu einem bissigen Hund sagen: Fass!"

Drei Wochen vor Beginn des Schuljahres dürfte der texanische Präzedenzfall in den Vereinigten Staaten eine neue Debatte über Waffengewalt an US-Schulen auslösen. Bisher gilt an fast allen Lehranstalten des Landes ein generelles Waffenverbot. Zudem hatten fürchterliche Attentate wie die Ermordung von zwölf Schulkameraden durch zwei Schüler an der Columbine High School in Littleton/Colorado sowie das Massaker an der Universität von Virginia Tech mit insgesamt 33 Toten im April 2007 dazu geführt, die bestehenden Regeln eher zu verschärfen.

Anhänger des in der US-Verfassung verbrieften Rechtes auf Waffenbesitz argumentieren hingegen, eben diese Beschränkungen hätten erst eine Welle der Gewalt an US-Schulen provoziert. Genau diese Linie verfolgt auch Schulaufseher Thweatt: "Erst als die Schulen zu waffenfreien Zonen wurden, wurden sie zum Zielgebiet für Typen, die Tote zählen wollen", heißt es mit martialischem Unterton aus Harrold. Zudem würden nur ausgewählte Mitglieder seines Lehrkörpers bewaffnet - nach vorheriger Charakterprüfung, mit Waffenschein und ordentlichem Training.

Eskalation der Gewalt

Zumindest den Gouverneur von Texas wissen die Bewohner von Harrold hinter sich. Der Republikaner Rick Perry verkündete bereits im vergangenen Jahr, seine Bürger sollten das Recht haben, ihre Waffen auch in Schulen oder in Kirchen tragen zu dürfen. Lehrerverbände befürchten hingegen, die Bewaffnung des Schulpersonals werde nur eine Eskalation der Gewalt provozieren: "Dies ist eine der miesesten Ideen in der Geschichte der Pädagogik", wetterte Gayle Fallon, die Präsidentin der Lehrervereinigung von Houston. Texas mache sich lächerlich - weltweit.

Aber Harrold liegt im Trend. Überall in den USA drängen konservative Gruppen darauf, die Waffenverbote zu lockern. An der Universität von Colorado verlangen Studenten, Handfeuerwaffen im Rucksack tragen zu dürfen. Und der republikanische Studentenverband von Florida fordert, ein Gesetz auch auf Schulen und Unis auszudehnen, das im Sonnenstaat seit Juli den Waffenbesitz am Arbeitsplatz gestattet.

Experten für Jugendgewalt wie Dewey Cornell, Professor an der Universität von Virginia, betrachten den Kulturkampf um die schulische Bewaffnung eher als Verirrung. Statistisch betrachtet sei die Gewalt an Amerikas 119.000 Schulen nicht höher als sonst in der US-Gesellschaft: "In einem Land, wo etwa 200 Millionen Waffen in Umlauf sind, gibt es immer die Möglichkeit für ein Desaster", mahnt Cornell.

http://www.sueddeutsche.de

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