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Tschechische Armee verkauft Bunker aus Zweitem Weltkrieg

Touristenattraktion mit Grillabend und Kriegsspiel

Von Hans-Jörg Schmidt

Prag - Eine Verkaufsaktion der besonderen Art sorgt in Tschechien für Aufsehen: Die Armee bietet Bunker zum Verkauf an, in gutem Zustand. Denn benutzt wurden die mehr als 7000 vor dem Zweiten Weltkrieg gebauten Klötze aus Stahlbeton nie, jedenfalls nicht militärisch. Nach dem Münchner Abkommen, in dem die Westmächte das Sudetenland in der irrigen Hoffnung Hitler preisgaben, ihn auf diese Weise von einem Krieg abhalten zu können, fiel die Verteidigungsanlage den Deutschen kampflos in die Hände. Nun haben sich bereits viele Kaufinteressenten gemeldet, auch aus Deutschland.

Das Verteidigungsministerium in Prag will die alten Militärstellungen zunächst den Eigentümern der Grundstücke, auf denen sie stehen, gratis überlassen. Winken die ab, werden die Bunker zum Verkauf angeboten. Im nordböhmischen Vroutek haben die ersten sieben Bunker schon den Besitzer gewechselt. Jetzt gehören sie dem Ort, der sie zu einer Touristenattraktion machen möchte.

Reisebüros bieten seit geraumer Zeit schon Besuche der Anlagen an. Für 27 Euro etwa ist man dabei, wenn man mit einer holländischen Firma und einem deutschsprachigen Führer vier Stunden durch die unterirdische Bunkerwelt in der Nähe der Schneekoppe bei Pec pod Snezkou (Petzer) stolpern möchte. Eine Bunkerreise ins Adlergebirge bietet im Internet ein Deutscher mit dem böhmischen Künstlernamen "Schwejk" an. Inklusive Grillabend und mehreren "Umtrunken mit einheimischen Experten in der Dorfkneipe" kostet der viertägige Ausflug bei eigener Anreise stolze 290 Euro.

In Slavonice, einem hübschen Ort unweit der österreichischen Grenze, wird einmal im Jahr in den Bunkeranlagen ein imaginärer Kampf zwischen Sudetendeutschen und tschechoslowakischer Armee aufgeführt. Ein Mann aus Budweis, Anfang 30, hat dort drei Bunker wieder "kampfbereit" gemacht. Für das Kriegsspiel leiht er bei einem Prager Waffenhändler Maschinengewehre, Karabiner, Handgranaten und Gasmasken aus. Panzersperren hat er sich auf Truppenübungsplätzen organisiert. Die Mitspieler decken sich mit alten SS- und Wehrmachtsuniformen in Army-Shops ein. Die Jugend, so sagt der Chef des Unternehmens, solle lernen, "wie es wirklich gewesen sei".

Es gibt aber auch harmlosere Zeitgenossen, die sich einfach für die Bunker als solche begeistern. Der frühere Major Radomir Zavorka ist einer von ihnen. Seit Jahren plant er mit Freunden ein Museum in einer Bunkeranlage. Deren Interesse bröckelt jedoch, die meisten haben Familie. Und die finden es nicht so prickelnd, ihre Wochenenden in Betonbunkern ohne Fenster zu verbringen.

Artikel erschienen am 21.07.2006

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