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Die bösen Waffenbesitzer


Gunman

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Revolver im Nachtschrank kein Einzelfall

In Deutschland gibt es zu wenig Personal um Waffenbesitzer zu kontrollieren. Ein nachlässiger Umgang sei normal, sagt ein Waffenrechtsrexperte. Dem Vater des Amokläufers von Winnenden drohen nun Schadenersatzforderungen in Millionenhöhe.

Der Revolver im Nachtschrank, die Pistole im Handschuhfach - nach Einschätzung von Hubertus Uelpenich sind das keine Einzelfälle. «Wenn wir so etwas einmal mitbekommen, ist das nur die Spitze des Eisberges», sagt der Waffenrechtsexperte, der zusammen mit einem Kollegen in der Kreispolizeibehörde Hochsauerland für 8000 Waffenbesitzer zuständig ist. «Wir haben 33.000 registrierte Waffen und zu wenig Personal, um wirklich zu prüfen, ob die alle im Waffenschrank gelagert werden», sagt Uelpenich. Das Waffengesetz sei scharf genug: «Es müsste nur eingehalten werden.»

Einer der 8000 Waffenbesitzer ist Harald Honisch: Mehrfach dreht er das Zahlenrad an dem eineinhalb Meter hohen Tresorschrank und öffnet dann mit einem Griff die schwere Tür. «Das hier sind Revolver, die habe ich als Waffensammler», erklärt der 61-Jährige aus Arnsberg- Neheim. Dann zeigt er auf eine Reihe weiterer Pistolen. «Das sind die Sportwaffen, mit denen ich früher geschossen habe.» In einem Koffer am Boden des Waffenschrank ist seine aktuell genutzte Sportpistole verstaut. «Hier kommt keiner ran», sagt er und schließt noch ein Extrafach auf, in dem mehrere tausend Schuss Munition lagern.

«Etwas chaotisch»

Der Amoklauf des 17-Jährigen von Winnenden mit einer aus dem Schlafzimmer der Eltern mitgenommenen Pistole beschäftigt auch den 61-Jährigen. «Eine Neunmillimeter hat nichts im Nachtschrank zu suchen», sagt er und drückt die Tresortür nachdenklich wieder zu. In der Waffenkammer unter dem Spitzgiebel seines Zweifamilienhauses hat Honisch noch weitere Waffen liegen. «Die brauchen nicht in den Waffenschrank, die sind ab 18 Jahren frei zu kaufen», erklärt der Waffensammler und Sportschütze.

Etwas chaotisch wirkt die rund zwölf Quadratmeter große Waffenkammer, zu der es nur einen Schlüssel gibt. Trotzdem hat alles seinen Platz. Auf einer Werkbank liegen Dutzende Munitionsschachteln. «Das sind nur leere Hülsen», sagt Honisch und erklärt die Geräte, mit denen er die bereits genutzten Patronen wieder füllt. «Das teuerste sind die Hülsen.» Und die kann er etwa ein Dutzend Mal mit neuen Zündplättchen, Pulver und Geschossen bestücken.

Millionenforderungen

Dass Gewehre und Pistolen auch bei den anderen Waffenbesitzern im Hochsauerlandkreis wie bei Honisch sicher hinter Schloss und Riegel liegen, kann Kontrolleur Uelpenich nur hoffen. «Wir können ja nicht 8000 Leuten 24 Stunden am Tag auf die Finger schauen.» Kontrolliert wird anhand von Unterlagen wie beispielsweise Kaufquittungen, mit denen auf Anfrage nachgewiesen werden muss, ob jemand einen Waffenschrank hat. Nur wenn es Hinweise gebe, dass etwas nicht korrekt ist, werde das dann auch vor Ort in Augenschein genommen.

Dass, wie im Fall Winnenden Pistolen im Nachtschrank liegen, ist auch für Uelpenich ein offenes Geheimnis. «Wenn wir das mitbekommen, ist das ein Straftatbestand», sagt er. Neben der strafrechtlichen Relevanz könnten auch hohe finanzielle Forderungen auf den Vater des Amokläufers von Winnenden zukommen. Bei einem zivilrechtlichen Prozess könnten nach Schätzungen von Juristen Schadenersatzforderungen in mehrfacher Millionenhöhe auflaufen.

Über die Zahl illegaler Waffen mag der Kontrolleur nur spekulieren. «Es gibt Schätzungen, dass auf jede registrierte Waffe eine illegale kommt.» Und dass deren Besitzer die Pistolen, Revolver und Gewehre sicher aufbewahren, glaubt Uelpenich nicht. Kontrollen gibt es wegen der Personalnot selten. Nur wenn sich Nachbarn oder Angehörige melden, weil ein Waffenbesitzer beispielsweise wegen Krankheit oder psychischer Probleme nicht mehr zuverlässig erscheint, ist schnelles Handeln gefragt.

http://www.netzeitung.de

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Sicherheitslücken bei Kontrolle von Waffen

Nach dem Amoklauf von Winnenden werden die Rufe nach strengeren Anwendungen der Waffengesetze lauter. Die Deutsche Polizeigewerkschaft beklagt ?eklatante Sicherheitslücken? bei der Kontrolle. Der Schützenbund sieht sich dagegen zu Unrecht ?in eine Ecke gedrängt?.

?Es darf nicht sein, dass bei Sportschützen oder Jägern private Waffenlager entstehen und es keiner merkt?, sagte der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt, der ?Neuen Osnabrücker Zeitung? vom Freitag. Wer wie im Fall von Winnenden Tausende Schuss Munition und viele Waffen zu Hause bunkere, dem gehöre die Waffenlizenz abgenommen. Die Ordnungsbehörden müssten regelmäßige Kontrollen in Wohnungen von Waffenbesitzern machen, forderte Wendt.

Jede Pommes-Bude in Deutschland werde deutlich strenger geprüft als der Umgang mit Waffen. ?Nur mit schärferer Aufsicht lassen sich Missbrauch oder Nachlässigkeiten aufdecken.? Das erfordere zwar mehr Personal in den Behörden, hier investiertes Geld sei aber gut angelegt.Für schärfere Gesetze sieht der Gewerkschaftschef keine Notwendigkeit.

Schäuble gegen schärferes Waffenrecht

Auch Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) wies Forderungen nach restriktiveren Waffengesetzen zurück. ?Gesetzliche Verschärfungen hätten den Amoklauf nicht verhindern können?, sagte Schäuble im Deutschlandfunk. Die in Deutschland geltenden Auflagen zum Waffenbesitz seien sehr streng. Der Amoklauf wäre bei Einhaltung dieser Auflagen zu verhindern gewesen. Schäuble bezeichnete die gegenwärtige Sicherheitsdiskussion insgesamt als übereilt. Nach solch einer Tat müsse man zunächst ?einen Moment nachdenken?.

Skeptisch zeigte sich der CDU-Politiker gegenüber Forderungen, Schützenvereine zu einer stärkeren Kontrolle von Waffenbesitzern zu verpflichten. Viele ehrenamtlich organisierte Vereine hätten dazu gar nicht die Möglichkeit.

Polizeigewerkschaft für Waffenregister

Der Vorsitzende der Polizeigewerkschaft (GdP), Konrad Freiberg, sprach sich für ein zentrales Waffenregister in Deutschland aus. ?Wir wiegen jede Banane in Europa, wir wissen wie viel reinkommen. Wir wissen aber nicht, wie viele legale Waffen es insgesamt gibt?, sagte Freiberg im ZDF. Skeptisch bewertete Freiberg den Vorschlag, alle privaten Waffen sollten in zentralen, gesicherten Lagern aufgewahrt werden. Es müsste Hunderte, vielleicht sogar Tausende solcher Lager geben, die auch gesichert werden müssten. ?Das müssten die Schützenvereine beziehungsweise die Leute bezahlen, die schießen wollen?.

Gegen zentrale Waffenlager wandte sich der stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Schützenbundes, Jürgen Kohlheim. Gerade die dezentrale Aufbewahrung in den privaten Haushalten der Schützen erhöhe die Sicherheit, weil ?eigentlich niemand weiß, wo Waffen zu holen sind?, sagte er im ZDF?. Überdies gälten für die Aufbewahrung von Waffen in Privathäusern äußerst strikte Regeln, bei deren Befolgung ein Missbrauch ausgeschlossen sei, betonte Kohlheim.

Trotz der Bemühungen der Schützenvereine könne man ?keine absolute Sicherheit? schaffen. ?Wir können menschliches Versagen im Einzelfall nicht ausschließen?, fügte er hinzu. Die Schützenvereine seien sich ihrer moralischen Verantwortung jedoch bewusst und würden eine ?gute soziale Kontrolle? ausüben. Diese werde ergänzt durch regelmäßige Kontrollen der Behörden, bei der mindestens alle drei Jahre die Zuverlässigkeit der Schützen geprüft werde. Die Sportschützen fühlten sich daher zu Unrecht in der derzeitigen öffentlichen Debatte ?in eine Ecke gedrängt?, in die sie nicht gehörten.

http://www.focus.de

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