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Nach Ende der Amnestie: Waffenstau in Bayern


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Seit Jahresbeginn ist das neue Waffengesetz endgültig in Kraft. Schusswaffen müssen seitdem in zertifizierten und abschließbaren Waffenschränken untergebracht werden. Das hat dazu geführt, dass zahlreiche Waffenbesitzer ohne Schrank ihre Waffen beim Landratsamt abgegeben haben. Die neue Regelung und die Waffenflut, die seitdem beim Landratsamt eingesetzt haben, sind für die Behörde eine ordentliche Herausforderung.

Die Geschichte ist gleich zweimal bemerkenswert. Erstens wegen der Waffen selbst, die in den vergangenen Monaten beim Landratsamt in der Bregenzer Straße abgegeben wurden. Es sind mittlerweile genau 627160 von ihnen stammen aus der sogenannten Amnestie: Bis zum Jahresende durfte man ? wie berichtet ? illegale Waffen straffrei beim Landratsamt abgeben.

Das bezog sich natürlich nicht auf Waffen, mit denen Verbrechen begangen wurden, sondern auf ererbte oder sonstwie weitergegebene Waffen, für die der neue Eigentümer nicht mehr die erforderlichen Genehmigungen oder Papiere hatte. Dann waren es aber Waffen von Menschen, die keine Möglichkeit haben, ihre Waffen entsprechend dem neuen Gesetz in einem sicheren Waffenschrank unterzubringen und die sich deshalb entschieden haben, die Waffen bei Landratsamt abzugeben.

Die gesammelten Waffen liegen derzeit sicher verwahrt beim Landratsamt und sollen so bald wie möglich ans Landeskriminalamt in München abgegeben werden, wo sie dann fachgerecht entsorgt werden. Allerdings ist das LKA, wie Christine Münzberg vom Landratsamt berichtet, derzeit völlig überlastet, was die Waffenverwertung angeht. Es sei jedenfalls noch nicht klar, wann das Altmetall nach München transportiert wird.

Ludwig Waldinger vom LKA in München bestätigt das auf Nachfrage der Lindauer Zeitung. Die Polizeibehörde verfüge nicht über Lagerkapazitäten, weshalb die verschiedenen Landkreise erst nach und nach ihre Termine bekämen, wann sie ihre Waffen abgeben können. Zwar sagt Waldinger, dass das ?auf jeden Fall noch in diesem Jahr? sein werde, aber wann Lindau genau dran sei, könne man derzeit nochnicht sagen.

Optimistischer Zeitplan

Bei genauem Hinschauen erscheint dieser Terminplan auch recht optimistisch. Denn nach Waldingers Angaben kann die entsprechende Abteilung mit ihren vier Mitarbeitern pro Tag etwa 100 Schusswaffen verarbeiten. Die Waffen werden dabei in ihre Einzelteile zerlegt und nach Material getrennt. Die kritischen Bestandteile wie Läufe oder Verschlüsse werden dann in Stahlkisten eingeschweißt und unter Polizeibegleitung zu einem Schmelzwerk gebracht.

Wenn man nun aber feststellt, dass allein aus Lindau, dem kleinsten bayerischen Landkreis über 600 Waffen kommen und davon ausgeht, dass aus den restlichen 72 Kreise, mehr Waffen kommen, würde das heißen, dass die vier Mitarbeiter allein mit den zurückgegebenen Waffen bis weit ins Jahr 2011, wenn nicht bis 2012 beschäftigt sind.

Allein aus München, so Manfred Thalhammer von der dort zuständigen Waffenbehörde, kommen deutlich über 6000 Waffen, ein Vierteljahr Arbeit also fürs LKA.

Zweitens ist bemerkenswert, welche Arbeit noch auf die zuständigen Mitarbeiter im Landratsamt Lindau wartet. Denn laut dem neuen Gesetz mussten alle 1700 Waffenbesitzer im Kreis angeschrieben werden. Denn nach dem neuen Gesetz müssen sie spätestens seit Jahresbeginn von sich aus nachweisen, dass sie ihre Waffen ordnungsgemäß aufbewahren. Eine ganze Reihe von ihnen hat sich ? wie gesagt- daraufhin entscheiden, die Waffen abzugeben.

Aber der größere Teil hat die Waffen noch und jetzt ist das Landratsamt dafür zuständig, die gesetzmäßige Lagerung zu kontrollieren. In dem Schreiben wurden die Waffenbesitzer aufgefordert, die Aufbewahrung durch ein Foto oder den Kaufnachweis für einen Waffenschranknachzuweisen. Das sei in vielen Fällen geschehen, in einigen hätten sich die Besitzer noch gar nicht gemeldet und bei anderen blieben noch Fragen offen, die jetzt geklärt werden müssten, so Münzberg.

Mit anderen Worten: Auch in der Waffenabteilung des Landratsamt Lindau ist der Aktenstapel zur Zeit kaum überschaubar, und bis das neue Waffenrecht tatsächlich umgesetzt ist, wird es auch hier noch einige Zeit dauern.

http://www.schwaebische.de

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