Jump to content

DH Kolumne No. 36 - Blue Steel


DirtyHarry

Recommended Posts

Sehr geehrte Gunboardler,

wann hatten Sie Ihre erste, scharfe Waffe in der Hand ? Das dürfte wahrscheinlich schon eine Zeit lang her gewesen sein ...

Schon als kleines Kind kam ja fast täglich mit "Waffen" in weiterem Sinne in Kontakt. Sei es aufrgrund der vielen Westernfilme die man konsumierte wenn die Eltern es nicht merkten oder durch die Fernsehnachrichten. Auch diverses Playmobilspielzeug war durchsetzt damit und das größte war natürlich die eigene Spielzeugewaffe zum Kinderfasching.

Als Jugendlicher blätterte man dann in diversen Versandhauskatalogen und die eigene Gaswaffe - die damals noch mehr verpönt war als heute (fast nur Kleinkriminelle hatten sowas) - rückte in greifbare Nähe. Von der blossen Existenz eines Waffengesetzes wusste man damals natürlich noch nichts. Von der Rechtslage im Ausland ganz zu schweigen. Schon damals verirrten sich im Ausland eigentlich streng verbotene Gaswaffen ins Gepäck diverser Schulklassenfahrten. Glück gehabt.

Als junger Erwachsener - nach zahlreichen Folgen Aktenzeichen XY - erkennt man schließlich die Dual Use Funktion von scharfen Schusswaffen. Mit so einem Ding in der Hinterhand braucht man sich zu Hause also nicht mehr von finsteren, osteuropäischen Einbrechern ausrauben. vergewaltigen, entführen, foltern oder töten lassen. Man beginnt zum ersten Mal ernsthaft über die Thematik nachzudenken. Die bisher fixe Idee - die wie die meisten derartiger Ideen nie verwirklicht werden (wollten Sie als Kind/Jugendlicher auch immer so einen schicken Ferrari wie in der Serie "Magnum" ?) - bekam langsam Gestalt. Aber relativ schnell bekommt man heraus, dass man in Deutschland nicht einfach scharfe Schusswaffen kaufen kann mit dem Argument "einfach so halt".

Es vergehen viele weitere Jahre und man ist mit dem Studium so beschäftigt, dass die fixe Idee der eigenen Waffe schon wieder fast in Vergessenheit geraten ist. Und damit diesmal endgültig. Es war ein purer Zufall das sich ein Mitstudent irgendwann als Sportschütze outete. Damit war er dann bei den meisten "mega out". Schon in die Spinnerecke abgestellt. Doch hier tat sich zum ersten Mal eine reelle Chance auf eine eigene Waffe auf. Also flugs mit dem Bekannten einen Termin wegen des Termins auf dem Schiesstand ausgemacht.

Der erste Besuch auf dem Schiesstand war ein Schlag ins Gesicht. Ohne die Begleitung des Bekannten wäre man wahrscheinlich sofort wieder gegangen. Lauter unfreundliche, zumeist ältere Leute, die einen misstrauisch anstarrten. Frei nach dem Motto "He, Fremder bist du fremd hier ? Wir mögen übrigens keine Fremden ..."

Dann der nächste Schock. Scharfe Schusswaffen sind irgendwie so ganz anders als was man von Filmen und Gaswaffen her kannte. Sie sind unglaublich laut und verursachen einen Funkenregen der einem Angst und Bange macht. Schließlich bekommt man die wichtigsten Grundregeln erklärt und der Bekannte drückt einem einen .22 ger S&W Revolver in die Hand. Zum ersten Mal hat nimmt das unbeschreibliche Gefühl des "kalten Stahls" war. Die Waffe sieht richtig gefährlich aus. Liegt schwer in der Hand. Trommel öffnen und die erste Patrone hinein. Die .22 lfb sieht lächerlich klein aus. Trommel einklappen. Waffe auf die Scheibe richten (25 Meter ist ja ziemlich weit weg) und den Hahn vorspannen. Das Ding geht ja wie ein Uhrwerk. Dann den Abzug drücken. Der Knall ist trotz Gehörschutz noch sehr laut und die Waffe schlägt ziemlich weit hoch. Dass so eine kleine Patrone soviel Gewalt haben kann, wer hätte das gedacht. Der Mitstudent ist zufrieden. Gut gemacht. Dann folgt der .357 Magnum Revover. Ein alter Smith & Wesson Highwaypatrolman. Die .38 Patrone sieht schon um einiges gefährlicher aus. Das ganze nochmal. Lauterer Knall, mehr Rauch und Funkenregen und man hat das Gefühl die Waffe kaum noch halten zu können. Als der Bekannte einem dann die .357 Magnumpatrone zeigt, versucht man sich Argumente auszudenken diese nicht abschiessen zu müssen ... Waffe mit beiden Händen festhalten und den Abzug Milimeter für Milimeter weiterbewegen. Und irgendwann macht es "BUMM". Man glaubt in mitten einer Feuerwand zu stehen. Dazu der fast unerträglich laute Knall. Die Waffe steht fast senkrecht vor dem Gesicht - aber gehalten ist gehalten. Doch es steht bereits fest, man muss so ein Ding haben. Ist wie Liebe auf den ersten Blick.

Nun, nach vielen Jahren Sportschiessens hat man sich mittlerweile auch an die .44 Magnum mit Maximalladung gewöhnt. Doch der "blaue Stahl" übt noch immer eine beispiellose Faszination aus. Es ist wie eine Sucht die man logisch nicht erklären kann. Geht es Ihnen auch so ?

In diesem Sinne,

ihr Dirty Harry

Link to comment
Share on other sites

Die .22 lfb sieht lächerlich klein aus. Trommel einklappen. Waffe auf die Scheibe richten (25 Meter ist ja ziemlich weit weg) und den Hahn vorspannen. Das Ding geht ja wie ein Uhrwerk. Dann den Abzug drücken. Der Knall ist trotz Gehörschutz noch sehr laut und die Waffe schlägt ziemlich weit hoch. Dass so eine kleine Patrone soviel Gewalt haben kann, wer hätte das gedacht.

:shock::shock::shock:

Kann es sein, dass Du einen zierlichen Körperbau hast, Harry?!?

Dass die .22lfb sehr laut knallt und ziemlich weit hochschlägt ist mir völlig neu.

Die einzige logische Erklärung für dieses Phänomen wäre, dass Du das Geschoss ziehst, das Pulver wegschüttest und die Patrone mit Hexogen füllst. Anschließend Geschoss wieder setzen, crimpen und BOOOM!

Mhhh........Joa........so könnte das gehen............ :wink: :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:

GRUß

  • Like 1
Link to comment
Share on other sites

Zierlich ? 1,8 m 82 kg. Wohl kaum. Ich habe das im Rückblick geschrieben - wenn jemand vorher noch nie zuvor geschossen hat, dann sind die Eindrücke natürlich anders. Aber das ist ja lange her :rol: Heutzutage schockt mich die .44ger mit 24 grs. H110 nicht mehr so besonders :mrgreen: Werde die Desert Eagle irgendwann auf .50 AE und .440 Corbon hochrüsten ... 8)

Kann es sein, dass Du einen zierlichen Körperbau hast, Harry?!?

Dass die .22lfb sehr laut knallt und ziemlich weit hochschlägt ist mir völlig neu.

Link to comment
Share on other sites

Bei mir war's genau anders herum.

Das erste mal hatte ich bei der Trachtentruppe mir scharfen Waffen geschossen.

Ich hatte mir zuvor den Knall und Rückstoß erheblich schlimmer vorgestellt.

Beim allerersten Schuß mit dem G3 (mit blauer Übmun :mrgreen: ) hatte ich mich völlig an diesem Gerät verkrampft, die Augen zugedrückt und mit Todesverachtung abgedrückt.

Pöff :shock:

Schwacher Knall, kaum Rückstoß. Überhaupt nix Spektakuläres! Getroffen hatte ich natürlich nix. :oops:

Beim nächsten Schuss hatte ich die Waffe schon etwas lockerer angefasst und das rechte Auge offen gelassen und zum Zielen benutzt. Und siehe da, der Treffer lag zumindest auf der Scheibe.

Auch später mit normaler NATO-Mun war das nicht viel spektakulärer.

Nachdem ich meine anfängliche Furcht vor dem "Monster" Waffe verloren hatte, begann mir die Sache Spass zu machen.

Nach der BW bin ich dann in einen Schützenverein eingetreten um mir regelmäßig meine Dosis BOOOM zu gönnen. :mrgreen:

Allerdings hatte ich im Laufe meiner Schützenkarriere gemerkt, dass meine Leidensfähigkeit nicht übermäßig stark ausgeprägt ist.

Supermagnum- und Elefantenkaliber in Büchsen schiesse ich selten und dann auch nur mal 1-2 Schuss auf purer Neugier. Ich empfinde Hämatome an der Schulter nicht als cool und sexy, sondern einfach nur als schmerzhaft.

Bei Kurzwaffen hatte ich in jüngeren Jahren keine Probleme mit Kalibern wie .44 Mag, .50AE und .454 Casull.

Mittlerweile schiesse ich mit wachsender Begeisterung sanfte Scheibenladungen in den Kalibern .357Mag und .44Mag. Nicht immer, aber immer öfter. :roll:

GRUß

Link to comment
Share on other sites

Das erste mal hatte ich bei der Trachtentruppe mit scharfen Waffen geschossen.

dito. Bis dahin nur LG und LP. Selbst nach der BW war für für sieben Jahre erst mal der Ofen ganz aus, aber seitdem mit Nachbrenner :mrgreen: :mrgreen: (musste ja ein paar Jahre aufholen :twisted: ) gleich mit der "Treefiftyseven". Zum glück fand ich einen Haufen der meilenweit von einem Traditionsverein weg war.

Link to comment
Share on other sites

Funkenregen ?? :shock:

DH :mrgreen: .. du hast vielleicht eine blumige Sprache.

An die ersten Schüsse kann ich mich auch gut erinneren, waren 44 Mag Revolver.. ein irre grosser.. und dann 38 spezial..und noch so ein Bomber..

Es gab wohl viel Bumm.. aber keinen Funkenregen. Der hätte mich wohl mehr beeindruckt.

Was mich aber ehrlich verblüfft hat, war ..., daß es gar nicht so leicht ist zu treffen. Beim dritten Anlauf dann.. wohl auch weil ich das Schussverhalten besser kannte, habe ich dann doch eine ganz nette Gruppe geschossen. Die Glock gab es damals auch noch nicht. Defacto war Gaston Glock noch ein "Verrückter", der kaum jemandem bekannt war.

Die Revolver hat mir mein .. damals "noch nicht" Ehemann... nicht mal "Freund" in die Hand gedrückt.

Zur Erklärung.. habe neben dem Studium in einem Waffengeschäft mehrmals die Woche Schiessstand "aufgeräumt".. vom Hülsensammeln bis saugen und Scheibenwechsel.

Link to comment
Share on other sites

Ich war da sicher schlimmer als ihr alle zusammen.

Ich kann mich noch gut an den Moment erinnern als meine Mutter mit geöfneter Kinnlade dastand, nur weil ich in der Kaffeemühle Holzkohle zerkleinerte.(wir benötigten das für unsere Schwarzpulvermischung, die in unseren Eigenbauvorderladerpistolen Verwendung fand)

Damals war ich 8 Jahre alt.

Die erste Pistole, die nicht eigener Herstellung war und mit der ich schoss war eine Makarov, damals war ich 10 Jahre alt.

Link to comment
Share on other sites

Deine bewußte Mißachtung der sozialistischen Gesetzlichkeit zeugte nicht gerade von kollektiver Disziplin und Klassenbewußtsein. :mrgreen:

Glücklicherweise gelang es der Avantgarde der Arbeiterklasse, der ruhmreichen SED, Dich wieder zu einem nützlichen Bürger des friedliebenden Arbeiter- und Bauernstaats zu machen. :twisted:

GRUß

Link to comment
Share on other sites

Ich war da sicher schlimmer als ihr alle zusammen.

Ich kann mich noch gut an den Moment erinnern als meine Mutter mit geöfneter Kinnlade dastand, nur weil ich in der Kaffeemühle Holzkohle zerkleinerte.(wir benötigten das für unsere Schwarzpulvermischung, die in unseren Eigenbauvorderladerpistolen Verwendung fand)

Damals war ich 8 Jahre alt.

Die erste Pistole, die nicht eigener Herstellung war und mit der ich schoss war eine Makarov, damals war ich 10 Jahre alt.

:lol::lol:

In die Untiefen des Waffenbesitzes habe ich erst nach meiner Heirat geblickt... von einer "krachenden" Waschmaschine angelockt... stürzte ich ins Badezimmer... was war?..

Mein gutes Männlein hatte die Patronenhülsen in die Trommel gegeben.. sie sollten schön sauber werden :evil:

Das hat er aber NIE wieder gemacht!

Damals.. vor gut 20 Jahren.. mein Gott wo ist die Zeit hin... da hatten wir auch Bekannte, da habe ich schon stark geschluckt.. waren auch so um die 20 und der Mann hatte im Schlafzimmer - mangels Platz weil Kinderzimmer durch Nachwuchs belegt...... die ganze Seite mit Wiederladepressen voll gestopft... Statt einem ordentlichen Schlafzimmerschrank gab es Regale mit Geschossen, Muni etc..... :dr:

Link to comment
Share on other sites

Ich kann mich ans erste Schiessen gar nicht mehr erinnern...

Aber als ich meinen Casull das erste Mal ausprobierte, das war schon 'was! In einem Stollen war das, der Schall drückte von allen Seiten zurück und ich war wirklich ein bisschen benommen nachher, ein wenig Kopfschmerzen und leichte Übelkeit...

:love:

Auch heute noch beeindruckt mich der Casull wie kaum eine andere Waffe. Ob es am hohen Maximaldruck liegt? Hat der überhaupt eine spürbare Auswirkung auf den Schützen..? Beim Casull liegt er ja bei maximal 3'900 bar. Auch mehr z.B. als beim neuen S&W 500.

Link to comment
Share on other sites

  • 3 years later...

Tauchfahrt in die Vergangenheit: Operation Caesar - Jagd auf die U-864

Brisante Fracht an Bord

Geheime Pläne und Bauteile für das japanische Militär

Auf dem Kriegsschauplatz Europa wendet sich 1944 das Blatt: Hitler und seine Führungsriege geraten unter Druck. Nach der geglückten Landung der Amerikaner in der Normandie ziehen die Alliierten die Schlinge unaufhaltsam zu.

Gefahrvolle Reise

Im freien Hafen Kiel bereitet Ende 1944 die Mannschaft der U-864 das Schiff zum Auslaufen vor. Vor den Männern liegt eine gefahrvolle Reise. Das Kommando führt Kapitän Ralf-Reimar Wolfram. Ein bewährter Ausbilder, jedoch ohne Erfahrung im Einsatz gegen den Feind. Auf fehlende Routine aber nimmt im fünften Kriegsjahr niemand mehr Rücksicht. Unter Wolframs Verantwortung fällt die geheime "Operation Cäsar". Sie genießt oberste Priorität. In dunkler Nacht nimmt die U-864 eine Reihe von Kisten auf. Nur wenige aus der Crew kennen den brisanten Inhalt.

Das Boot vom Typ 9 D 2 ist ein Ausnahmeexemplar. Mit 20 Knoten pro Stunde und fast 90 Metern Länge gehört es zu den schnellsten und größten seiner Zeit. Dies sind die Vorteile, die den Ausschlag geben, die geheime Fracht auf der U-864 zu transportieren. Die Instruktionen sind unmissverständlich: Kapitän Wolfram soll mit der U-864 die gegnerischen Linien durchbrechen und die Fracht sicher ans Ziel bringen. Ebenso wie die deutschen und japanischen Wissenschaftler an Bord. Ihr Auftrag lautet: die Konstruktion einer Superwaffe im Einsatz gegen die amerikanische Luftflotte.

Keine besonderen Vorkomnisse

Am frühen Morgen des 5. Dezember 1944 sticht das Boot in See. Die geplante Route führt von Kiel aus über den Atlantik, um Afrika herum bis zur Insel Penang in Malaysia. Zunächst lässt der Kommandant Kurs Nord einschlagen - in Richtung Norwegen. Die Fahrt läuft gut an, es gibt keine besonderen Vorkommnisse. Längst halten die Royal Navy und die Royal Air Force das Seegebiet unter Kontrolle. Im Dauereinsatz jagen sie deutsche U-Boote. Die einst gefürchteten "Wölfe der See" sind leichte Beute.

Von Kiel bis nach Farsund an der Südküste Norwegens pflügt die U-864 ungestört durch die Gewässer. Um nicht entdeckt zu werden, fährt die Crew bei Tag über weite Strecken im Tauchgang. Nur hin und wieder riskiert Kapitän Wolfram einen Blick durch das Periskop. Weit und breit keine Gefahr in Sicht. Dann befiehlt der Kommandant das Abtauchen auf 40 Meter Tiefe. Eine fatale Entscheidung, wie sich herausstellen sollte. So zumindest geht es aus aufgezeichneten Funksprüchen hervor. Am 29. Dezember 1944 hat die U-864 plötzlich Grundberührung. Das Aufsetzen auf dem Meeresboden vor Farsund könnte "Operation Caesar" nachhaltig gefährden.

Kampfjets für Japan

Kapitän Wolfram lässt umgehend die üblichen Sicherheits-Checks durchführen. Schiff und Ladung werden von der Crew auf Schaden überprüft. Und die Ware hat es in sich: In den Kisten liegen Blaupausen der neuesten Triebwerke und Bauteile für das erste militärische Düsenflugzeug der Welt - entwickelt von Junkers, Walter, BMW und Messerschmidt. Den neuartigen Antrieb konstruierten die Ingenieure eigens für den Kampfjet "Messerschmidt 262". Hitlers Verbündeter Japan brauchte die technische Innovation dringend. Denn die Truppen des Tenno konnten der amerikanischen Luftüberlegenheit im pazifischen Raum Ende 1944 nichts mehr entgegensetzen. Für die Japaner steht also viel auf dem Spiel. Umso wichtiger ist das Gelingen des heiklen Unternehmens.

Doch die Alliierten wissen bereits Bescheid - der britische Geheimdienst hatte saubere Arbeit geleistet. Den Abhör- und Dechiffrierspezialisten von Bletchley Park bei London gelang es, den Code der legendären Enigmamaschine zu knacken. So konnten sie den gesamten Funkverkehr der Deutschen lesen. Besonders die Botschaften der U-Boot-Flotte zeichneten die Agenten minutiös auf und leiteten sie entsprechend weiter. Das Transportgut auf der U-864 war den Engländern demnach bis ins Detail bekannt - sogar, wie die Wissenschaftler hießen und der Deckname der Aktion: "Operation Caesar".

Link to comment
Share on other sites

Britisches Jagd-U-Boot wird auf die U-864 angesetzt

An Fedje vorbei fährt die U-864 in den norwegischen Hafen Bergen - dem letzten Brückenkopf der Deutschen im Nordatlantik. Dort kommt die Crew am 5. Januar 1945 wohlbehalten an. Ein außerplanmäßiger Zwischenstopp vor der langen Reise übers Meer.

"Es ist mal wieder klar gegangen"

Die Generalüberholung am Boot dauert - Gelegenheit für die Mannschaft zu einem ausgiebigen Landgang. Der Kommandant lädt seine Führungsriege und die Wissenschaftler ins Offiziersheim ein. Nach einem gelungenen Abend verewigt sich Kapitän Wolfram im Gästebuch mit dem Seemannsspruch: "Rüm hart, klar Kimming - Großes Herz, weiter Horizont." Und dazu: "Es ist mal wieder klar gegangen." Alle anderen setzen ihre Namen darunter.

Doch schon wenig später ist es vorbei mit der kleinen Idylle. Britische Bomber fliegen heftige Angriffe auf Bergen. Ihr Ziel ist das Dock Nr. 3, der U-Boot-Bunker "Bruno". Schließlich beschädigt eine tonnenschwere "Tallyboy-Bombe" die U-864. Kein Zweifel: Die Alliierten haben das U-Boot mit seiner Fracht im Visier.

Düstere Vorahnung

Die bedrohlichen Ereignisse bestätigen die Befürchtungen des Maschinisten Willi Transier. Schon vor der Abreise aus Kiel plagten den 20-jährigen Zweifel, ob er jemals wieder in seine Heimat zurückkehren werde. In düsterer Vorahnung schreibt der Maschinist vom fernen Bergen an seine Verlobte Edith Wetzler in der Pfalz. Ein Foto mit Widmung ("Die letzten Grüße und Küsse von Deinem Willi") ist das letzte Lebenszeichen, das sie von Transier erhält.

Alle entschlüsselten Nachrichten zur U-864 leiten die Briten nach Lerwik auf den Shetland Inseln weiter. Dort ist die U-Boot-Flotte der Engländer stationiert. Auch die "HMS Venturer" - der Stolz der britischen Krone. Die Crew hat bereits 13 feindliche Schiffe in der Nordsee und im Nordatlantik versenkt. Jimmy Launders führt das Kommando. An seiner Seite ist Navigationsoffizier John Watson - ein enger Freund des Kapitäns. Die "Venturer" war ein gefürchtetes Jagd-U-Boot - wendig und schnell. Ihr Kommandant Jimmy Launders zählt zwar erst 24 Jahre, gilt aber bereits als gewiefter Taktiker. Die Männer, so auch Torpedoschütze Harry Plummer, folgen ihm blind.

Trügerische Ruhe

Vor der Insel Fedje taucht die englische "Venturer" am 4. Februar 1945 auf. Ihre 11. Feindfahrt bringt sie direkt vor die schweren Geschützstellungen der Deutschen - und in die Nähe der U-864. Auf obersten Befehl hin nimmt der Jäger die Fährte auf. Einen Tag lang liegt die "Venturer" vor Fedje auf der Lauer. Eine trügerische Ruhe. Denn am 5. Februar geht um 4 Uhr 44 morgens für Kapitän Launders ein Funkspruch ein. Die englische Admiralität befiehlt die sofortige Verlegung der "Venturer" in die Nähe des Leuchtturms Hellisoy im Süden der Insel. Über die aktuelle Position von U-864 sind die Alliierten bestens informiert. So lässt Launders' Einheit das Nadelöhr keine Sekunde unbeobachtet.

Nach dem Bombentreffer im Trockendock von Bergen wurde das deutsche U-Boot repariert. Der Weiterfahrt nach Penang scheint nichts mehr im Wege zu stehen. Kapitän Wolfram und seine Männer ahnen nichts von der Gefahr, die ihnen auf dem Weg ins offene Meer droht. Sie sorgen sich eher um die Seetauglichkeit ihres Schiffs.

Ständige Suche

Lautlos patroulliert die "Venturer" in dem Gebiet rund um Hellisoy - auf der ständigen Suche nach den Deutschen. Um selbst nicht entdeckt zu werden, benutzt Jimmy Launders das Periskop nur äußerst selten. Er muss auf der Hut sein. Von der U-864 ist nichts zu sehen. Am 6. Februar schlüpft das Schiff mit 73 Mann an Bord - von Launders' Leuten unbemerkt - durch die enge Passage vor der Insel in die Nordsee.

Link to comment
Share on other sites

Verräterische Geräusche dringen bis zur "Venturer" vor

Obwohl die Crew auf der "Venturer" vom Hauptquartier regelmäßig mit Abhörprotokollen der deutschen Funksprüche versorgt wird, gleicht die Fahndung nach U-864 in dem riesigen Gebiet der Suche nach der Nadel im Heuhaufen.

Mit Hilfe von Schallwellen konnten Tauchboote zwar geortet werden, doch die "Pings" des U-Boot-Ortungssystems ASDIC verrieten auch die eigene Position. Launders entscheidet sich daher gegen den Einsatz des Systems. Sein Funkoffizier lauscht vielmehr, ob die Unterwassermikrofone verräterische Propellergeräusche übermitteln.

Knall aus dem Maschinenraum

Die U-864 verfolgt ungestört ihren Kurs. Auf dem Schiff ist seit zwei Tagen alles ruhig. Bis die Routine an Bord plötzlich gestört wird. Der Knall kommt aus dem Maschinenraum. Dort hat Willi Transier ein Problem mit dem Dieselmotor. So kurz nach der Generalüberholung hat niemand mit einem technischen Defekt gerechnet. Gemeinsam versuchen die Männer, den Schaden zu beheben.

Der Steuerborddiesel ist ausgefallen und kann nicht vor Ort repariert werden. Kommandant Wolfram ordnet die Rückkehr nach Bergen an: "Wir kehren sofort nach Bergen zurück, um Schäden zu reparieren. Kurs 135 Grad, Boot auf Sehrohrtiefe halten." Ein Befehl mit schicksalhaften Folgen. Wolfram informiert den Stützpunkt Bergen über ihre Rückkehr und erhält die Nachricht, dass sie am 10. Februar, vier Uhr morgens in Hellisoy von einer Eskorte erwartet werden.

Verdächtiges Geräusch

Am 9. Februar um 9 Uhr 23 hört der Funkoffizier auf der "Venturer" zum ersten Mal ein verdächtiges Geräusch. Vielleicht endlich das lang gesuchte deutsche U-Boot. Er ist alarmiert und verständigt sofort den wachhabenden Navigationsoffizier John Watson. Die Engländer können nichts sehen, denn die U-864 fährt Hellisoy fast ausschließlich im Tauchgang an.

Navigationsoffizier John Watson über die schwierige Einordnung des Geräuschs:

"Ich konnte nicht erkennen, wer das Geräusch verursachte. Der Funker sagte: 'Es hört sich an wie ein Fischerboot, das den Motor an- und ausschaltet' - so, wie es beim Fischen üblich ist. Das hätte ich aber dann einordnen können. Und die anderen Fischerboote waren viel weiter entfernt. Der Funker sagte: 'Dieses Geräusch kommt aber aus der Nähe'. Das beunruhigte mich, weil ich nichts sehen konnte."

Kapitän Wolfram weiß, wie laut der Ersatzmotor brummt. Der Deutsche spürt die Gefahr, denn sie sind immerhin im Umkreis von drei Seemeilen, das heißt von knapp sechs Kilometern zu hören. Doch die rettende Eskorte wartet nur eine Tagesreise entfernt bei Hellisoy. Auf der "Venturer" herrscht ebenso angespannte Konzentration - doch plötzlich ist das Geräusch weg. Als John Watson von Leutnant Andy Chalmers abgelöst wird, kam das letzte aufgezeichnete Geräusch aus nördlicher Richtung.

Fahrtiefe mit Risiko

Inzwischen hält Kapitän Wolfram die U-864 auf Sehrohrtiefe. Zwar riskiert er dabei Kopf und Kragen, doch er will das Meer im Auge behalten, um mögliche Verfolger früh zu entdecken. Denn die laute Maschine kann den Männern zum Verhängnis werden. Die "Venturer" sieht das deutsche U-Boot zwar immer noch nicht, empfängt aber wieder verdächtige Geräusche. Sie kommen von zehn Grad Steuerbord.

Minuten später macht Leutnant Andy Chalmers die entscheidende Beobachtung. Bei 340 Grad ragt ein Funkmast aus dem Wasser. Sofort wird Kapitän Launders in den Kontrollraum gerufen und informiert. Alarmbereitschaft an Bord. U-864 ist nun ständig zu hören. Die "Venturer" heftet sich umgehend an die Fersen der U-864 - ohne dass die Deutschen davon etwas merken. Der Showdown unter Wasser beginnt.

Link to comment
Share on other sites

Ein Zickzack-Kurs ist die einzige Chance, um der

"Venturer" zu entkommen

Die U-864 nähert sich allmählich dem Treffpunkt zum "Rendezvous bei Hellisoy". Noch immer fährt sie mit dem tösenden Ersatzmotor. Unter Deck weiß jeder, dass die Alliierten das Gebiet aus der Luft und zu Wasser überwachen.

Für die Mannschaft von Kapitän Wolfram lautet das oberste Gebot, Ruhe zu bewahren. Das gilt auch für die Gäste an Bord. Doch der Kommandant muss geahnt haben, dass ihm ein englisches U-Boot im Nacken sitzt. Er sucht nach einer Strategie.

Plötzliche Kursänderung

Aus dem Logbuch der "Venturer" geht hervor, dass Wolfram eine Lösung fand. Navigationsoffizier John Watson und Kapitän Jimmy Launders verfolgen jede Bewegung des deutschen U-Boots. Und sie staunen nicht schlecht über die neueste Meldung des Funkers. Die Deutschen haben plötzlich den Kurs geändert. Was würden sie als nächstes tun?

Navigationsoffizier John Watson über die Hoffnung der britischen Crew:

"Wir hofften, das U-Boot würde auftauchen, denn dann hätten wir sofort einen Torpedo abfeuern können. Wir hätten es leichter gehabt und den genauen Winkel berechnen können. Aber das Schiff machte einfach keine Anstalten aufzutauchen."

Doch nach wie vor ist nichts zu sehen. Nur die Geräusche sind deutlich zu hören. Für die Engländer eine heikle Situation. Sie können ihr Ziel nicht anvisieren. Und für den Fall, dass sich zwei feindliche U-Boote unter Wasser begegnen, gibt es keine Vorschriften. Doch plötzlich hat Launders die U-864 in knapp einer Seemeile Entfernung in Sicht. Der ASDIC meldet, dass die Deutschen erneut den Kurs geändert haben und im Zickzack fahren.

Unberechenbarer Kurs

In einem Zickzack-Kurs, der nur schwer voraus zu berechnen ist sieht Kapitän Wolfram die einzige Chance, die hartnäckigen Verfolger vielleicht doch noch abzuschütteln. Ständige Kursänderung und dann schauen, ob der Feind noch folgt, heißt die Devise. Das bordeigene Echolot kann der Deutsche nicht einsetzen. Dafür macht der Ersatzmotor zu viel Lärm. So bleibt ihm nur, mit dem Periskop zu überprüfen, ob seine Taktik aufgeht.

John Watson über ein unvermeidbares Risiko:

"Wann immer wir etwas von ihrem Periskop sehen konnten, hatten sie die Chance, auch unseres auszumachen."

Dann plötzlich hat die "Venturer" die U-864 im Visier - und zwar bei 91 Grad. Ob der deutsche Kapitän seinen Gegner auch gesehen hat, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Jedenfalls hat Wolfram keinen Befehl erteilt, die Engländer anzugreifen. Dies bleibt bis heute ein Rätsel. Denn die U-864 war mit sechs Torpedos besser bestückt als die "Venturer".

John Watson über die Gefahren bei Wendemanövern der U-864:

"Jedes Mal, wenn das deutsche U-Boot wendete, stieg die Anspannung im Kontrollraum. Denn das war die ideale Position, um auf uns zu feuern."

Bereit zum Abschuss

Nach zweistündiger Pirsch hat der 24-jährige Jimmy Launders genug erfahren. Die gesichteten Manöver und die georteten Motorengeräusche liefern ihm die Basis, um Route und Entfernung der U-864 zu berechnen. Launders' Plan: Er will den Gegner torpedieren. Die Herausforderung: Er muss den nächsten Kurswechsel vorherbestimmen und blind in diese Richtung feuern.

Wenn die Berechnungen stimmen, kann ein einziger Fächerschuss der "Venturer" das Ende von U-864 besiegeln - und damit auch der "Operation Caesar". Kapitän Launders gibt den Befehl: "Rohr eins, zwei, drei und vier bereit machen zum Abschuss." Das Schicksal nimmt seinen Lauf.

Link to comment
Share on other sites

Entscheidender Schlag gegen Hitlers Pläne

Am 9. Februar 1945 manövriert die "Venturer" in Angriffsposition. Um Punkt zwölf Uhr zehn lässt Kapitän Jimmy Launders die Torpedoklappen öffnen. Im Abstand von siebzehneinhalb Sekunden soll gefeuert werden.

Zwei Minuten braucht der Torpedo, um das bewegte Ziel zu erreichen. Wenig Zeit für die U-864, der Feindberührung zu entrinnen.

Sofortiger Tauchbefehl

Der Funker des deutschen U-Boots hört nun ein unbekanntes Schraubengeräusch an Steuerbord. Kapitän Wolfram gibt daraufhin sofort Tauchbefehl. Sofort in große Tiefe gehen ist die einzige Chance für die U-864, um schnellstmöglich aus der Schusslinie zu kommen. Der Funker hört weitere Torpedolaufgeräusche. Für Wolfram und seine 72 Mann geht es um Leben und Tod. Die Antriebsmaschine ist defekt, drei Torpedos sind im Anflug und die Eskorte vor Hellisoy ist zu weit entfernt. Eine ausweglose Lage.

Das Drama um die U-864 spitzt sich zu. Zwei Torpedos sind vorbei gerauscht, der dritte noch nicht am Ziel. Nummer vier, seinen letzten Torpedo, lässt Kapitän Launders tiefer als die ersten drei abschießen. Um die "Venturer" nicht als Zielscheibe zu bieten, befiehlt er, danach sofort abzudrehen. Der Funker auf der U-864 geht davon aus, dass noch zwei weitere Geschosse unterwegs sind. Angespannte Minuten auf der "Venturer". Die Engländer warten, ob das Geräusch von berstendem Stahl verrät, dass sie das deutsche U-Boot getroffen haben. Doch auch der dritte Torpedo verfehlt die U-864.

"Geräusche zerberstenden Stahls"

Vierzehneinhalb Minuten nach zwölf bemerkt der deutsche Funker Torpedo Nummer vier. Doch ein weiteres Ausweichmanöver kommt zu spät: Die U-864 zerbirst. 73 Männer verlieren am 9. Februar 1945 ihr Leben. Kurz vor Hellisoy, dem Treffpunkt, an dem ihnen die Eskorte Begleitschutz geben sollte. Um 12 Uhr sechzehn schreibt Kapitän Launders in sein Logbuch: "Laute, starke Explosion, gefolgt von Geräuschen zerberstenden Stahls."

Für die Rekonstruktion der Jagd auf die U-864 konnten Marinehistoriker bisher nur auf die Aufzeichnungen der Engländer zurückgreifen. Erst die Untersuchung des Wracks hat bestätigt, dass Kapitän Wolfram tatsächlich versucht hat, dem Feind mit Zickzack-Manövern und Alarmtauchen zu entkommen. Wie die Analysen bestätigen, war der deutsche Kommandant direkt in den vierten, tiefer geschossenen Torpedo hineingefahren. U-864 wurde genau in der Mitte getroffen. Der Abschuss von Torpedos von einem getauchten U-Boot aus auf ein gegnerisches, ebenfalls getauchtes U-Boot hatte an jenem Tag bittere Premiere. Die Strategie dachte sich Kapitän Jimmy Launders aus.

"Operation Caesar" gescheitert

Die "Venturer" kehrt nach dem Einsatz zurück zu ihrer Basis auf den Shetland-Inseln. Die elfte Feindfahrt wird als entscheidender Schlag gegen Hitlers Pläne gefeiert. "Operation Caesar" ist gescheitert.

Die brisante Fracht für die Konstruktion von Kriegswaffen liegt versenkt auf dem Meeresboden.

Auch Maschinist Willi Transier liegt im nassen Grab. Der Verlobte von Edith Wetzler wurde nur 20 Jahre alt. Willi Transier war einer von über 30.000 U-Boot-Fahrern, die im Zweiten Weltkrieg ihr Leben aufs Spiel setzten und verloren. Ihr Mahnmal steht am Rande der Kieler Förde - jenem Ort, den die U-864 am 5. Dezember 1944 passierte - zu ihrer ersten und einzigen Feindfahrt.

Link to comment
Share on other sites

61 Tonnen hochgiftiges Quecksilber lagern am Meeresgrund

Auf einem der modernsten Forschungsschiffe der Norwegischen Küstenwache begleitet der deutsche Ingenieur Wolfgang Lauenstein ein Team von Wissenschaftlern auf einer Inspektionsfahrt. Ziel ist das Wrack der U-864.

Das U-Boot-Wrack liegt unweit der norwegischen Insel Fedje auf dem Meeresboden. Hilfe bei der Begutachtung verspricht sich das Wissenschaftsteam auch von Dr. Eric Grove, einem renommierten britischen Marinehistoriker.

Marinehistoriker Eric Grove über das Nadelöhr bei Fedje:

"Von der U-Boot-Basis in Bergen aus war dies die Hauptroute hinaus ins offene Meer. Deutsche U-Boote im Einsatz mussten immer an Fedje vorbei. Wer das verhindern wollte, musste das Einsatzgebiet seiner U-Boote an diese Position verlegen."

Explosion von ungeheurer Wucht

Das Sonar des Forschungsschiffs hat vor Hellisoy tatsächlich Wrackteile der U-864 aufgespürt. Mit Dr. Eric Grove diskutiert Wolfgang Lauenstein den Befund. Der Abstand zwischen der Einschlagstelle des Torpedos und dem Ballastkiel ist sehr groß. Man kann sehr deutlich sehen, dass das U-Boot in zwei Teile gerissen wurde. Und jedes Teil liegt an einer anderen Stelle. Auffällig ist dabei, dass eine Hälfte mehr als zehn Meter tief senkrecht im Schlamm steckt. Nur eine Explosion von ungeheurer Wucht kann das bewirkt haben.

Wolfgang Lauenstein berichtet den Wissenschaftlern an Bord der "Geobay" von der brisanten Fracht der U-864. Unter anderem verzeichnet die Ladeliste 1857 Flaschen mit Quecksilber, dass sind mehr als 60 Tonnen. Die hochgiftige Flüssigkeit war im Ballastkiel des U-Boots verstaut. Tritt das Quecksilber aus den verrosteten Flaschen, droht eine ökologische Katastrophe.

Eric Grove über die tickende Zeitbombe vor Fedje:

"Es ist wichtig, dass etwas getan wird, und zwar so schnell wie möglich. Das eigentliche Problem ist: Unter uns liegt ein Kriegsgrab, aber eines, von dem Gefahr ausgeht."

Bestandsaufnahme in 150 Metern Tiefe

Ein ferngesteuerter Unterwasser-Roboter soll den Forschern ein Bild von der Situation vor Ort übermitteln. Dazu dienen mehrere hochauflösende Kameras, die gleichmäßig verteilt am Gerät angebracht sind. Über einen Schacht gleitet der Roboter hinab zum Meeresgrund. Die Experten hoffen, nach der aufwändigen Aktion entscheiden zu können, welche Maßnahmen zum Schutz der Umwelt notwendig sind, denn in 150 Meter Tiefe droht tödliche Gefahr.

Im Kontrollraum der "Geobay" erhalten die Wissenschaftler die ersten Bilder vom Meeresboden. Nach und nach identifizieren die Forscher die einzelnen Bauteile der U-864. Dem massiven Stahlkörper haben die sechzig Jahre im Salzwasser schwer zugesetzt. Die Aufbauten sind von Meeresgetier völlig verkrustet. Das Zwanzig-Millimeter-Zwillingsgeschütz ist völlig verrostet, ebenso die mittlere Plattform. Die Bestandsaufnahme gibt Anlass zur Sorge. In welchem Zustand mögen erst die gusseisernen Flaschen mit dem Quecksilber sein?

Kontaminierter Schlick

Im Schlick entdecken die Männer ein Exemplar der hochgiftigen Hinterlassenschaft aus dem Zweiten Weltkrieg. Behutsam holt der Roboter das Objekt mit dem Quecksilber an die Wasseroberfläche. Zusätzlich nehmen sie Proben vom Sediment rund um das Wrack. Die Analyse des Materials soll zeigen, in welchem Umfang der Boden bereits kontaminiert ist.

Im AGR-Labor Bergen untersuchen Metallurgen die geborgene Flasche mit Quecksilber. Das Gusseisen ist porös und weist tiefe Risse auf. Ein erschreckender Zustand. Quecksilber wirkt selbst in geringen Dosen wie ein starkes Nervengift. Der Versuch zeigt, dass die Behälter schon bei wenig Druck auseinander brechen. Die Bodenproben ergeben, dass in zehn Gramm Sediment ein Gramm pures Quecksilber enthalten ist. Über die vielfache Überschreitung des Grenzwertes sind die Forscher aufs äußerste alarmiert. Das Meer vor der Insel Fedje ist auf Jahre hinaus mit dem Quecksilber verseucht.

Ein Fall für die Behörden

Die Ladung der U-864 ist ein Fall für die Behörden. Das norwegische Fischereiministerium hat für das Gebiet rund um das Wrack ein Fangverbot angeordnet. Doch damit ist das Problem keinesfalls gelöst. Eine Bergung des Wracks gilt als zu riskant. Die Regierung hat deshalb vorgeschlagen, die Reste der U-864 in einen Sarkophag zu hüllen. 300.000 Tonnen Sand, Stein oder Beton wären vonnöten um die weitere Ausbreitung des Giftes zu erhindern und die Totenruhe zu schützen.

Link to comment
Share on other sites

×
×
  • Create New...

Important Information

Imprint and Terms of Use (in german)