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Offener Brief an Frau Franziska Dzugan, „profil“


Jägermeister

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Sehr geehrte Frau Dzugan!

Sie haben mich als „Vertreter der Waffenlobby“ für das „profil“ interviewt. Das Interview ist in der Nummer 6/13 dieses Blattes erschienen. Titel: „Schützenträume“. Eingangs stellen Sie fest, nach dem Vorbild der mächtigen NRA würde auch in Österreich eine Waffenlobby um mehr Einfluß kämpfen, allerdings mit geringem Erfolg.

Gestatten Sie mir dazu einige Bemerkungen:

Die NRA hat es leicht. Die USA haben eine durchgehende liberale Tradition seit mehr als zweihundert Jahren. Wir in Europa haben die Nazis und den Kommunismus noch immer nicht ganz überwunden wie es scheint. Daher haben es die Befürworter eines liberalen Waffenrechtes in Europa viel schwerer. Außerdem ergehen in Europa Waffen-Richtlinien, die nationalen Parlamente haben das bloß umzusetzen, Demokratie findet hier nicht wirklich statt.

Die IWÖ hat sehr wohl bedeutende Anstrengungen unternommen, die völlig sinnlose und kostspielige Registrierungspflicht zu verhindern. Das haben Sie, liebe Frau Dzugan, einfach schlecht recherchiert. Die ÖVP-Abgeordneten Karas und Rübig und der FPÖ-Abgeordnete Mölzer hätten das bestätigen können, wären sie von Ihnen dazu befragt worden. Das ist offensichtlich nicht geschehen. Auch die dringenden Vorstellungen des damaligen Innenministers Platter im EU-Ministerrat, daß die Registrierung administrativ nicht zu bewältigen wäre – auch auf Initiative der IWÖ geschehen –, haben in Ihrem Artikel nicht Eingang gefunden.

All das war nicht von Erfolg gekrönt, insoweit haben Sie recht. Die EU ist einfach über alle Interessen drübergefahren. Das ist aber auf die Untätigkeit unserer parlamentarischen Vertreter bei der EU zurückzuführen. Die Erhaltung der Waffenkategorien C und D, was von diesen immer als großer Erfolg verkauft wird, ist ein Zwischenerfolg gewesen, der aber sicher bei der nächsten „Evaluierung“ der Waffenrichtlinie gestrichen werden wird.

Daß der Landesjägermeister Pröll mit dem neuen Gesetz „gut leben kann“, soll ihm zugestanden sein. Die von ihm vertretenen Jäger werden noch draufkommen, daß sie mit dem neuen Gesetz nicht so gut leben können, wie ihr Herr und Meister glückstrahlend verkündet.

Wieviele Waffen der Kategorien A und B in legalem Besitz sind, hätte man das BMI fragen können, diese Waffen sind ja seit 1967 vollständig amtlich registriert. Das Ministerium hat diese Zahl aber noch nie herausgerückt, gefragt hat aber auch noch niemand und ein Journalist schon gar nicht.

Die Zahl der bisher nicht registrierten Waffen ist allerdings nicht bekannt, Schätzungen darüber gibt es und zwar nicht von der äußerst unzuverlässigen Universität Sydney sondern auch aus Österreich, das hat Sie aber auch nicht wirklich interessiert.

Überflüssigerweise haben Sie auch wieder einmal den Unsinn präsentiert, den der Ex-Präsident Jesionek bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit von sich gibt. Weder ist Österreich ein sicheres Land – schon lange nicht mehr – noch ist es leichter den Abzug einer Pistole zu drücken als mit einem Messer zuzustechen. Ein kurzer Blick auf die Statistik der Bluttaten würde hier genügen.

Sie sind es uns auch schuldig geblieben, die „vielen Studien“ anzuführen, die angeblich die Selbstverteidigungstheorie widerlegen. Verständlich: Es gibt sie nämlich nicht.

Eine Studie über die Waffensuizide gibt es allerdings. Sie stammt vom Autorentrio Etzersdorfer-Kapusta-Sonnek und ist eine unwissenschaftliche Manipulation, auf die alle Medien regelmäßig mit Begeisterung hereinfallen. Eine Studie, wonach die Morde mit Schußwaffen gar um 67 % zurückgegangen sein sollen, gibt es aber nicht. Das ist schlicht und einfach erfunden.

Die ständig steigenden Kriminalitätsraten in unserem Land lösen bei allen Menschen Beklemmung aus. Da haben Sie bedauerlicherweise recht. Würde aber auch nur irgendetwas in ihrem Artikel stimmen, müßten aber doch die Kriminalitätsraten nicht steigen sondern sinken, wo doch die Waffengesetze auch ständig verschärft werden. Das gerade haben Sie aber mit Vehemenz behauptet.

Ob es Leser geben wird, die auf den geballten Unsinn in Ihren Ausführungen hereinfallen, weiß ich nicht. Die „profil“-Leser vielleicht schon. Die werden aber ohnehin immer weniger. Die vorliegende journalistische Arbeit trägt dazu nicht unwesentlich bei.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Georg Zakrajsek

Quelle: Querschüsse.at- Newsletter vom 12.02.2013
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Sehr geehrte Damen und Herren der Redaktion, sehr geehrte Frau Dzugan!

Grundlagen des seriösen Journalismus sind seit jeher eine gewissenhafte, umfassende Recherche sowie im Sinne der Hilfe zur Meinungsbildung zu sehende neutrale, nicht durch persönliche Präferenzen gefärbte Berichterstattung.

Unter der Betrachtung dieser Aspekte sehe ich den seriösen Journalismus, geschätzte Frau Dzugan durch Sie zumindest in diesem Artikel nicht vertreten!

Ich habe nach der Lektüre Ihres Artikel die von Ihnen angesprochen Beiträge des Herrn Dr. Zakrajsek aufmerksam gelesen, und bin mir nicht sicher ob Sie das auch getan haben?!

Es liegt auf der Hand, daß das Thema "Waffen" ein kontroversiell zu diskutierendes und auch sehr emotionales Thema darstellt.

Würde es zur Beruhigung beitragen zu betonen, daß die Amokläufe der letzten Zeit (Aurora/Newton) in sog. "Waffenverbotszonen" stattgefunden haben? Dort, wo für die Täter keinerlei Gegenwehr zu erwarten war? Wäre es korrekt zu behaupten, daß die Täter in medizinischer Behandlung waren, wegen Persönlichkeitsstörungen? Wäre es in Ordnung zu erwähnen, daß die Wirkung mancher Psychopharmaka im Zusammenhang mit diesen verabscheuungswürdigen Taten zu durchleuchten wären?

Alleine die Diskussion dieser wenigen Punkte würden bereits ausreichen, um die Emotionen hoch gehen zu lassen!

Würde das BMI, wie von Ihnen, Frau Dzugan angemahnt, Buch über die Anzahl der legalen Schußwaffen in Verbindung mit Strafrechtsdelikten führen, kämen den Waffengegnern viele Argumente abhanden. Das österreichische Waffengesetz ist ein relativ gutes Gesetz. Die Balance zwischen "öffentlichem Interesse" und "privaten Interesse" zu halten ist eine für den Gesetzgeber schwierige Aufgabe. Das hier die Wünsche der Jäger und Sportschützen, zu denen ich mich selbst zähle, und des Gesetzgebers manchmal kollidieren erscheint mir logisch.

Ebenso wie die Tatsache, daß ein immer wieder, gerade auch von den Medien durch Artikel wie den Ihren diskreditierter Teil der Bevölkerung, nämlich die legalen Waffenbesitzer versuchen, durch eine starke Interessenvertretung Ihre Positionen zu vertreten.

Die von Ihnen implizierte These "Strengere Gesetze bringen weniger Verbrechen" ist leider nachweisbar falsch. Verbrecher halten sich nämlich nicht an Gesetze! Nicht umsonst passieren Morde, obwohl jeder Mensch weiß, daß dies verboten ist.

Bestes Beispiel dafür ist Großbritannien. Dort wurden nach dem Amoklauf an einer Schule in Dunblane 1996 alle Faustfeuerwaffen verboten. Trotzdem hat sich die Kriminalität mit Waffen in den Jahren von 1998 bis 2007 vervierfacht! Und warum? Weil sich die Besitzer illegaler Waffen nicht um Gesetze kümmern!

Legale Waffenbesitzer sind sich der Verantwortung die Sie tragen durchaus bewußt. Als gesetzestreuer Bürger aber nicht kommentarlos jede Anlaßgesetzgebung über sich ergehen zu lassen muß auch erlaubt sein!

In diesem Sinne ersuche Ich Sie, geschätzte Redakteure und Autoren des PROFIL, Ihre journalistische Verantwortung gerade in diesem sensiblen Bereich mit Sorgfalt wahrzunehmen!

mit freundlichen Grüßen,

Alexander Nerat, Abgeordneter zum OÖ Landtag

Quelle: Querschüsse.at- Newsletter vom 13.02.2013
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