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Das Erfurt Thema ist zurück ! Schuld hat wer schiesst !


DirtyHarry

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http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,283426,00.html

Auszug:

Schuld hat, wer schießt

Ein Buch über das Erfurter Schulmassaker von 2002 provoziert Schüler und Eltern der betroffenen Stadt: Die Autorin wurde bei einer Lesung heftig geschmäht.

Autorin Geipel in Erfurt: "Wir brauchen dieses Buch nicht!"

Am 26. April 2002 fanden die letzten Abiturprüfungen im Erfurter Gutenberg-Gymnasium statt. 10.58 Uhr ist Robert Steinhäuser mit einer Pumpgun auf dem Rücken und einer Pistole in der Hand auf dem Weg ins Schulsekretariat. 11.17 Uhr setzt er dem eigenen Leben ein Ende. In den Minuten dazwischen hat er 16 Menschen erschossen. Seine letzten Worte waren "Für heute reicht's."

Diesen Titel trägt das kontrovers diskutierte Buch der in Dresden geborenen Autorin Ines Geipel. Zwei Monate nach der Tat zog die Germanistin und Professorin der Berliner Schauspielschule Ernst Busch nach Erfurt. Sie blieb ein Jahr, recherchierte und schrieb darüber ein "literarisches Sachbuch", wie sie es nennt.

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Unnützes wird Unnützem hinterhergeworfen - z.B. folgende Passagen:

"Es wurde nie explizit gesagt, dass die Tat in Ostdeutschland passiert ist"
:roll:

Unbequem sind die Ausführungen zu der Überforderung ostdeutscher Lehrer in der Zeit der Umstellung auf das westdeutsche Prinzip der Leistungsschule.

:dr:

Geht es noch arroganter? Ja, natürlich:

trotzdem kann man dem ohnehin psychisch angeknacksten Osten größere Vorwürfe kaum machen.

Edit: Jetzt habe ich es - alle Ossis sind "persönlich nicht geeignet" i.S. d. §6 (2) WaffG, es sei denn, sie beweisen ihre Normalität durch eine MPU! :idea:

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Ich finds auch etwas heftig, Menschen zu diskriminieren, nur weil sie für Bananen anstanden und kein echtes Geld hatten... :red:

Spaß beiseite, das Thema sollte sachlich und differenziert in der Öffentlichkeit betrachtet werden; nur ist sowas bei unserer "meinungsverblödenden" Presse eben nicht mehr möglich.

BLÖD sprach mit der Leiche! :dr:

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genau Deckard,

es ist ein gesammtdeutsches Problem.

Steinhäuser hat manchmal auf unserem Schießstand geschossen, der war ruhig und vielleicht manchmal etwas zu verschlossen.

Ich weiß nicht genau was in dem Gymnasium in den Wochen vor der Tat so gelaufen ist, aber nach der Tat hab ich mir auch die Frage gestellt, "Warum"?

Es ist eine Anhäufung von Fehlern zu erkennen, die zum Großteil gesellschaftlicher Natur sind und, wenn man es etwas genauer betrachtet, eigendlich aus den alten Bundesländern kommt.

Eine neue Freiheit ist ne feine Sache, Steinhäuser war über 18, konnte somit seine vergeigten Arbeiten selbst unterschreiben, die Schule hatte nicht das Recht die Eltern über den Leistungsstand des Sohnes zu informieren und über den Rauswurf erst recht nicht.

Es gab somit nur einen Angeklagten (Steinhäuser) und ein Urteil (Rauswurf), keine Verhandlung, keine Berufung.

Er hatte also null Chance, die vorgefallene Sache auszubügeln.

Dann kam noch das Schulsystem "Made in Westgermany" dazu, denn wer das Abi vergeigte, hatte ja überhaupt keinen Schulabschluß, nichtmal den Hauptschulabschluß.

(wenigstens wurde dies nun abgeändert)

Zur Sache mit seinen Waffen muß ich sagen, die Glock17 hatte er rechtmäßig erworben, da er einen gültigen Voreintrag dafür hatte.

Er hatte sie nur nicht endgültig eintragen lassen, war das schon sein Plan, oder war das vielleicht Geldmangel???(Student)

Beim Voreintrag für die Flinte denke ich, daß er einen Eintrag für eine SL oder VR-Flinte hatte, was will man beim BDMP mit einer Einzelladerflinte?

Ich glaube auch nicht, daß die Herren einer Firma F........ da nicht richtig nachgesehen haben.

Nach der Tat muß auch das OA Erfurt eingestehen, daß Fehler gemacht wurden, gerade im Bezug zur Pistole.

Abschließend steht für mich fest, daß Steinhäuser nicht aus niederen Beweggründen in einen Schützenverein eingetreten ist, den Zugang zu Waffen hätte er billiger haben können.

Auch eine MPU ,wie heute gefordert, hätte er locker überstanden, er war sicher nicht dumm.

Wie hätte diese Tat verhindert werden können?

Das damalige Waffengesetz hat damit nichts zu tun, die oben an erster Stelle angesprochenen Probleme sind der Schlüssel.

(Soll ich mal darüber ein Buch schreiben?) :alien: :mrgreen: :mrgreen:

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was ist nicht alles nach Erfurt geschrieben worden ....zB Kanzlerforum ... und ... und ...

jedem (einigermassen vernünftig denkenden ) ist klar, das es ein gesellschaftliches Problem ist ...

Verrohung, Vereinsamung, Verblödung nimmt weiter zu, ob man es wahr haben will oder nicht .... :roll:

man muss zwar dagegen ankämpfen, wo man kann, aber es ist ein Kampf gegen Windmühlen .... :roll:

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Eine neue Freiheit ist ne feine Sache, Steinhäuser war über 18, konnte somit seine vergeigten Arbeiten selbst unterschreiben, die Schule hatte nicht das Recht die Eltern über den Leistungsstand des Sohnes zu informieren und über den Rauswurf erst recht nicht.

nightforce,

ich glaube, das stimmt so nicht. Das Thüringer Schulgesetz (§ 51) sah schon damals vor, daß die Eltern - auch von volljährigen Schülern - über einen Rauswurf zu informieren sind. Ich meine mich auch zu erinnern, daß der Rauswurf selbst auch nicht ganz sauber war, von Seiten der Schule hatte man da sehr kurzen Prozeß gemacht.

Das ist natürlich keine Entschuldigung. Trotz seiner Volljährigkeit sind auch seine Eltern für mich nicht völlig schuldlos. Nach dem, was über das Familienleben der Steinhäusers so zu lesen war, hätten die vielleicht doch erkennen müssen, daß ihr Sohn sich insgesamt in eine sehr schwierige Situation gebracht hatte, aus der er alleine nicht mehr rausfand. Es war ja nicht nur die Schule. Seine Eltern mußten sicher nicht damit rechnen, daß er Amok läuft, aber es hätte ihnen schon auffallen können, daß ihr Sohn auf der ganzen Linie zu scheitern droht. Spezifisch ostdeutsch ist daran überhaupt nichts. Verlierertypen wie Steinhäuser gibt es in der ganzen Republik.

Die Behauptung, eigentlich hätten aus Wessiland importierte Fehler zu Steinhäusers Amoklauf geführt, halt ich übrigens für genauso gewagt ("In der DDR hätts sowas nicht gegeben!"). Wenn man lange genug eine Verbindung sucht, kann man den Amoklauf wahrscheinlich auch mit dem Schmelzen der Polkappen oder irgendwelchen Sonnenaktivitäten erklären.

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@Till,

dein Zitat:

ich glaube, das stimmt so nicht. Das Thüringer Schulgesetz (§ 51) sah schon damals vor, daß die Eltern - auch von volljährigen Schülern - über einen Rauswurf zu informieren sind.

ja, den §51 gab es schon, aber wie legt man ihn aus, das ist hier die Frage?

Da sind wir wieder bei dem gesellschaftlichen Problem, den Gesetzen, die oft so "übersichtlich" sind, daß nichtmal studierte Lehrkörper damit klar kommen.

Ich habe übrigens nach der Tat mit Lehrern und dem Direktor der Schule, die meine Kinder besuchen, geredet, dort bestätigte man mir, daß man bei Volljährigkeit keine Handhabe hätte.

dein Zitat:

Die Behauptung, eigentlich hätten aus Wessiland importierte Fehler zu Steinhäusers Amoklauf geführt, halt ich übrigens für genauso gewagt ("In der DDR hätts sowas nicht gegeben!").

In der Tat, in der DDR hätte es soetwas nicht gegeben, dies hatte sicherlich mehrere Gründe, ich möchte nur Einen etwas unterstreichen.

Während meiner Lehrausbildung habe ich meine schulischen sowie auch praktischen Einschätzungen meinen Eltern zur Unterschrift vorlegen müssen, und ich hatte schon damals eine sehr moderne am Markt ausgerichtete Ausbildung in einer PGH.

Die PGH´s waren der sozialistischen Regierung stets ein Dorn im Auge.

Da wir im Dienstleistungsgewerbe auch den Markt im Auge behalten mußten, konnte man keinen soz.Betrieb oder ein Kombinat daraus machen.

Auch hatten wir damals schon eine Gewinn- Verlustrechnung, die am Jahresende in einer Gewinnausschüttung Früchte trug wenn das Geschäftsjahr erfolgreich abgeschlossen werden konnte.

Es gab damals klare Gesetze für Schule und Ausbildung, aber was ist jetzt hier los?

Die Geburtenrate ist stark gesunken, aber nichtmal jedem Schulabgänger kann ein Ausbildungsplatz angeboten werden.

Es war damals ganz klar geregelt, daß die Ausbildung erst mit Erreichen eines Berufabschlusses beendet war, und solang waren die Eltern da einbezogen.

Insofern kam die Krankheit wirklich aus dem Westen.

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Während meiner Lehrausbildung habe ich meine schulischen sowie auch praktischen Einschätzungen meinen Eltern zur Unterschrift vorlegen müssen, und ich hatte schon damals eine sehr moderne am Markt ausgerichtete Ausbildung in einer PGH.

Als Volljähriger? Auf welcher rechtlichen Grundlage?

Es gab damals klare Gesetze für Schule und Ausbildung, aber was ist jetzt hier los?

Die Geburtenrate ist stark gesunken, aber nichtmal jedem Schulabgänger kann ein Ausbildungsplatz angeboten werden.

Die klaren Gesetze gibt es heute auch. Wieviel Sinn die machen und ob die auch immer korrekt angewendet werden, ist eine systemunabhängige Frage. Übrigens fällt mir im Moment auch kein westliches Bundesland ein, in dem eine solche schwachsinnige Regelung betreffs Nichtbestehen des Abiturs enthalten ist (in Herrn Vogels rheinland-pfälzischer Heimat vielleicht?).

Systemabhängig ist natürlich die Frage der Ausbildungsplätze. Persönliche Freiheit und Planwirtschaft gehen nicht zusammen. Da muß man sich eben entscheiden, was einem wichtiger ist.

Letztlich dürfte ein entscheidender Grund dafür, daß es "das in der DDR nicht gegeben hätte" sein, daß dieser Staat nur seinen Funktionären Waffen überlassen hat und, soweit ich richtig informiert bin, Sportwaffen an den Schießstätten unter Verschluß gelagert wurden. In Sachen "Mißtrauen gegenüber dem bewaffneten Bürger" kann sich selbst das heutige Waffenrecht in der Tat noch einiges von der DDR abschauen.

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Zitat BasheeOne:

Letztlich dürfte ein entscheidender Grund dafür, daß es "das in der DDR nicht gegeben hätte" sein, daß dieser Staat nur seinen Funktionären Waffen überlassen hat

Da irrst du gewaltig.....

Ich war damals noch Lehrling und auf der Suche nach einer Schlagbohrmaschine.

Im örtlichen Konsum hatte ich mich auf eine Warteliste eintragen lassen.

Da ich aber direkt an einem TÜP wohne und unser russisches Brudervolk auch regen Handel betrieb, entschloss ich mich mal mit den Sowjets zu verhandeln.

Da kam immer einer der Fisch und Fleisch in Büchsen vertickert hat, den hab ich gefragt und eine typische Handbewegung zum Schlagbohren gemacht, "ah nix Problem 30 Minut" war die Antwort.

Ich also ne halbe Stunde gewartet, dann kam er wieder, mit einem Sack auf dem Rücken.

Er zeigte mir meine Schlagbohrmaschine und wollte 100 Mark der DDR.

Ich sah eine AK47 mit Klappschafft und zwei gefüllten Magazinen, aber zum Andübeln von Regalen gänzlich ungeeignet.

Soviel zum Thema, wie komme ich in der DDR zu einer Waffe.

Klar, eine WBK gab es damals nicht, aber der Umgang mit Waffen war da.

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Da kam immer einer der Fisch und Fleisch in Büchsen vertickert hat, den hab ich gefragt und eine typische Handbewegung zum Schlagbohren gemacht, "ah nix Problem 30 Minut" war die Antwort.

Ich also ne halbe Stunde gewartet, dann kam er wieder, mit einem Sack auf dem Rücken.

Er zeigte mir meine Schlagbohrmaschine und wollte 100 Mark der DDR.

Ich sah eine AK47 mit Klappschafft und zwei gefüllten Magazinen, aber zum Andübeln von Regalen gänzlich ungeeignet.

Na, dann ist ja wenigstens eins immer gleich geblieben ... an illegale Waffen kommt man leichter als an legale. :wink:

Nur hätte Steinhäuser sich seine Waffen eben nicht auf WBK besorgen können.

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Vor etwa zwei Wochen war ein großes Interview mit der Autorin in der "Sächsischen Zeitung" abgedruckt.

Waffen oder Schützen waren überhaupt kein Thema, sie hat vielmehr die Art der Aufarbeitung und Vertuschung kritisiert, vor allem den Einsatzleiter und die Notärztin, die -so die Autorin- nichts getan und anschließend noch einen Orden dafür kassiert hätte.

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Eine bereits im Haus befindliche Notärztin erhält die Anweisung, sich im Sekretariat einzuschließen. Bis sie die Erlaubnis erhält, erste Hilfe zu leisten, sterben zwei Lehrer und zwei Schüler, obwohl Schüler per Handy melden, wie diese verbluten. Später wird für die Notärztin Redeverbot angeordnet.

siehe

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/politischeliteratur/228305/

und

Aber die Notärztin durfte sich nach eigenen Angaben (Pressekonferenz vom 8. Mai) über einen längeren Zeitraum nur im Sekretariat der Schule aufhalten, während das Spezialeinsatzkommando das Gebäude sicherte.

Warum wurde die Notärztin zurückgehalten, warum den Schwerverletzten nur zögerlich geholfen?

aus

http://www.taz.de/pt/2004/01/23/a0138.nf/text

soviel zum Thema Notärztin

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