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DH Kolumne No. 40 - Weapons of Malko


DirtyHarry

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Sehr geehrte Gunboardler,

wer wollte als Kind denn nicht gerne "Geheimagent" werden ? Und wenn das nicht klappte, dann doch wenigstens "Lokomotivführer" ? Allerdings wissen wir heute, dass echte Geheimdienstarbeit doch etwas anderes aussieht. Ein kleines Büro in SIGINT City bei Fort Meade. Ein kleines Rädchen im Getriebe und ständig die Angst, dass die interne Security zum ungemeldeten Lügendetektortest vorbeikommt. Wenigstens zwei PC's - einer für das Intranet und einer für das Internet. Interessiert ? Dann bewerben Sie sich. Freuen Sie sich auf den Einstellungslügendetektortest wo auch auf der Fragenliste steht ob sie schonmal Tiere missbraucht haben ...

Nicht interessiert ? Dachte ich es mir doch. Dann bleiben natürlich noch die vielen Agentenromanreihen unterschiedlicher Qualität. Der erfolgreichste Romanagent ist aber nicht der Mann mit der Doppelnull vor der Dienstnummer. Es ist ein ganz anderer. Seine Durchlaucht "Prinz Malko Linge" aus Österreich, der als Vertragsagent für die CIA die Welt mehrmals im Jahr rettet. Allein die Aufzählung seiner diversen Adelstitel würde eine separate Kolumne erfordern. "Malko" ist seit Jahrzehnten die erfolgreichste Agentenromanreihe weltweit. Der Autor - Gerard Adam de Villiers (geboren 8.12.1929) - ist ein ehemaliger Auslandskorespondent einer bekannten französischen Tageszeitung. Mithilfe eines großen Verlags deklassierte er James Bond als drittklassigen Popanz.

Der Protagonist der Romanreihe hat es nicht leicht. Im zweiten Weltkrieg verlor seine Familie den Großteil ihres Besitzes in Tschechien und Ungarn. Nur ein baufälliges Schloss in Österreich ist geblieben. Hier lebt er zusammen mit seinem treuen Hausdiener Elko Krisantem. Ein Türke welcher ihn bei einem Einsatz einmal umbringen wollte. Dazu das Hausmeisterehepaar und natürlich seine langjährige Geliebte Comtesse Alexandra. Das sauer verdiente Geld geht noch schneller als es gekommen ist. Das Schloss ist ein Fass ohne Boden und den Rest verpulvert Alexandra durch ihren standesgemäßen Lebensstil. Nach jeder Mission schwört der Prinz aufzuhören und sie endlich zu heiraten, doch die ständigen Geldsorgen lassen ihm keine andere Wahl.

Was macht "Malko" zur erfolgreichsten Romanreihe ? Exzessive Gewalt - Personen werden auf fürchterlichste Art und Weise zu Tode gebracht ? Alle möglichen und unmöglichen Sexphantasien welche Prinz Malko Linge in seinen Einsatzländern verwirklicht ? Nein, es sind die extrem gut geschriebenen Storries. Meist nimmt Villiers reale Ereignisse wie den Abschuss eines südkoreanischen Jumbojets über Sachalin als Ausgangsbasis für einen der ca. 150 Bände. Oft hat man das Gefühl, der Autor verfügt über Geheimdienstinsiderinformationen. Zu glaubhaft sind die Plots. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Wenngleich die ersten Bände etwas unbeholfen wirkten, so sind sie seit langem perfekt. Nicht umsonst ist Malko seit Jahrzehnten die beliebste Agentenreihe weltweit. Selten endet ein Roman mit einem "Happy End". Viele Missionen bringen nur einen Teilerfolg und manche schlagen fehl. Der Preis der Verluste auf der eigenen Seite ist oft sehr hoch. Malkos Erscheinen bringt lokale Informanten und Helfer meist in große Gefahr. Vielen bezahlen mit ihrem Leben dafür.

Charakteristisch für jeden Roman ist das Titelbild. Eine attraktive, leicht bekleidete Dame mit einer Waffe in der Hand. Aber sehr geschmackvoll arrangiert - wirkt in keinem Fall "billig". Obskur die Waffen auf den Titelbildern. Von offensichtlich älteren Sport- und Sammlerwaffen bishin zu modernsten Stücken aus den HK Versuchlabors findet sich so ziemlich alles. Eine kleine Auswahl: Band 86 "Treffpunkt Sierra Leone". Eine süsse Maus mit Walther P38. Band 117 "Tödlicher Schnee aus San Felipe". Ein dunkelhaarige 30 jährige mit Killerblick. Eine HK MP5SD über dem extrem tief ausgeschnittenen Schwarzen Kleid. Band 132 "Moskau - Die Falle schnappt zu". Eine Blondine mit Desert Eagle.

Die Standardwaffe unseres Agenten ist eine .22 ger. Extraflach. CIA Spezialanfertigung. Kann er sie in ein Land aufgrund von Kontrollen nicht mitnehmen oder braucht er mehr Feuerkraft, so bekommt er die Waffen vor Ort bei der amerikanischen Botschaft. In manchen Ländern (z.B. China) kann er auch gar keine Waffen führen, wenn das Risiko damit erwischt zu werden einfach zu gross ist. Auch Beutewaffen oder Waffen vom Schwarzmarkt bessern seine Feuerkraft auf. Eigentlich soll Malko meistens nur Ermittlungen durchführen und wird gegen seinen Willen in Feuergfechte hineingezogen. An jede Waffe muss er sich neu gewöhnen. Beispielsweise an die Desert Eagle in Israel "die einem fast den Arm abreist", oder die Automag im Gewehrkaliber auf den Philipinen "die Schutzwesten wie ein Blatt Papier durchlöchert". Mit seiner gewohnten .22ger gibt er oft viele Schüsse ab um einen Angreifer zu töten. Die Waffenwirkung wird in der Romanreihe erstaunlich realistisch beschrieben. Man merkt durchaus dass Villiers Waffenkenntnisse eher angelernt sind, aber gute Berater hat er in dieser Hinsicht auf alle Fälle.

Wird es richtig gefährlich so stellt die CIA ihm die ehemaligen Marines Chris Jones und Milton Brabeck zur Seite. Jeder ist ein wandelndes Arsenal mit mindestens 2 bis 3 Waffen im Gepäck. Von der .357 Magnum bishin zum Granatwerfer. Nur Malkos gutem Zureden ist es zu verdanken, dass sie nur so viele Leute wie unbedingt nötig umlegen. Aber auch vor Ort gekaufte Söldner, befreundete Geheimdienst-/Polizei- und Militäreinheiten der jeweiligen Einsatzländer und in Aussnahmefällen reguläre US Truppen unterstützten den Prinzen bei seinen Missionen. Selbstverständlich ist sich Malko immer bewusst, dass er als Ausländer für die CIA im Notfall entbehrlich ist. Deswegen wird er besonders gern bei diffizielen Missionen eingesetzt, wo nie herauskommen darf, dass amerikansiche Dienste ihre Finger im Spiel hatten.

Warum liest man Malko ? Wegen der geschilderten Sexphanatasien welche sich unser Agent verwirklicht ? Wissen Sie eigentlich was der Prinz mit der kanadischen Polizistin Helloise Briande angestellt hat ? Völlig uninteressant. Deswegen liesst man die Romanreihe sicher nicht. Malko ist keine Billigpornoromanreihe mit einer eher nebensächlichen Rahmenhandlung sondern genau das Gegenteil. Die Serie ist eine der realistischten Agentenromane auf dem Markt. Alles wirkt professionell. Die Beschreibung der Länder in welchen der jeweilige Einsatz stattfindet - angefangen von der sozialen Struktur, der Geschichte, der Mentalität bishin zur Landschaftsbeschreibung, die schmutzigen Machenschaften diverser Geheimdienste und Diktatoren (in den frei erfundenen Storys werden oft real existierende Diktatoren und Verbrecher als Bösewichte miteingebaut) und natürlich die Waffen ...

Ein Franzose erzählte mir einmal, dass im "Malkoerfindungsland" Frankreich viele Franzosen die Bücher lesen, es aber kaum einer offen zugibt. Der Autor Gerard de Villiers lebt mittlerweile in einem Schloss und fährt einen Rolls Royce. Selbst Internetrecherchen über ihn bringen erstaunlich wenig zu Tage. Der Autor vielleicht doch ein ehemaliger Agent (Journalismus als Tarnung ?) oder doch "nur" ein genialer Autor ? Wir wissen es nicht ...

In diesem Sinne,

ihr Dirty Harry

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Ich vergass zu erwähnen, dass die Bücher in Deutschland natürlich indiziert sind. Man kann sie ab 18 kaufen. Sie dürfen aber nicht beworben werden. Neue Bände (Cora Verlag - der ansonsten so Schmachtfetzen vertreibt) gibt es seit ein paar Jahren nicht mehr - da diese leider nicht mehr auf Deutsch übersetzt werden. Bei Ebay kann man die ersten 140 Bände gebraucht kaufen. Es gibt seltsamerweise nur zwei Verfilmungen. Eine österreichische Produktion und eine französische. Die französische kommt den Büchern wesentlich näher. Allerdings wurde in den Filmen natürlich auf die in den Büchern charakterisitischen Gewalt- und Sexezesse verzichtet, sonst wäre das FSK 30 geworden :mrgreen:

Ich auch nicht.

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Warum liest man Malko ? Wegen der geschilderten Sexphantasien welche sich unser Agent verwirklicht?

Tja, hm, nun ja, das hätte ich jetzt mal so vermutet...

Ich muß mich insofern outen, daß ich die früheren deutschen Malko-Romane kannte (vor 15-20 Jahren oder so) und angenommen hatte, daß die Serie aus Qualitätsgründen eingestellt wurde - und da gibt es also ein Weiterleben im ab18-Bereich??

Naja, ist ja doch nix gegen Jerry Cotton und seinen nie leer werdenden Zweizöller...

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Nein, die Serie ist nicht eingestellt. Qualitätsprobleme gab es auch nicht. Der letzte, 2001 erschienene deutsche Band ist Nr. 138 "Showdown in Sofia". Auch 2003 sind wieder 4 Malkos auf französisch und sicher auch auf englisch erschienen. Hier die französischen Originaltitel:

149 SAS LE PARRAIN DU "17 NOVEMBRE" 2003 EDITIONS GERARD DE VILLIERS

150 SAS BAGDAD-EXPRESS 2003 EDITIONS GERARD DE VILLIERS

151 SAS L'OR D'AL-QAIDA 2003 EDITIONS GERARD DE VILLIERS

152 SAS PACTE AVEC LE DIABLE 2003 EDITIONS GERARD DE VILLIERS

Ich muß mich insofern outen, daß ich die früheren deutschen Malko-Romane kannte (vor 15-20 Jahren oder so) und angenommen hatte, daß die Serie aus Qualitätsgründen eingestellt wurde - und da gibt es also ein Weiterleben im ab18-Bereich??

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Ich habe mal vor ca. 5 Jahren den neuesten Malko und eine Visier zusammen :!: gekauft. Da haben die Leute ziemlich dumm geschaut am Zeitungskiosk. Muss wohl an der Visier gelegen haben :mrgreen:

Also wenn ich mir die Covers so anschaue.... :mrgreen:

Ich weiß nicht was die Leute denken wenn ich sowas auf dem Nachttisch rumliegen hätte....

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