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In den Straßen von L.A.: Jugendgangs, Waffenkult und der politische Einfluss der NRA


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In den Straßen von L.A.

Jugendgangs, Waffenkult und der politische Einfluss der National Rifle Association

Die amerikanische Waffenlobby zeigte sich zufrieden: Ein neues Gesetz macht künftig Schadensersatzklagen der Angehörigen von Gewaltopfern unmöglich. Damit könne man gut leben, hieß es. Anders äußern sich viele Polizisten, die die Eskalation der Gewalt von bewaffneten Jugendbanden mit Sorge verfolgen. Sie wissen: Nur wer eine Waffe hat, kann sie auch einsetzen. Aus Los Angeles berichtet Kerstin Zilm.

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Waffen sind in Los Angeles leicht zu bekommen - vom Messer bis zum Maschinengewehr. (Bild: Stock.XCHNG / Pat-swan)

In den Straßen von L.A.

Jugendgangs, Waffenkult und der politische Einfluss der National Rifle Association

Die amerikanische Waffenlobby zeigte sich zufrieden: Ein neues Gesetz macht künftig Schadensersatzklagen der Angehörigen von Gewaltopfern unmöglich. Damit könne man gut leben, hieß es. Anders äußern sich viele Polizisten, die die Eskalation der Gewalt von bewaffneten Jugendbanden mit Sorge verfolgen. Sie wissen: Nur wer eine Waffe hat, kann sie auch einsetzen. Aus Los Angeles berichtet Kerstin Zilm.

Alltag in Southeast Los Angeles, einem Viertel, in dem die Aermeren der Grosstadt wohnen. meist Schwarze oder Latinos. Die Polizei verfolgt einen mutmaßlichen Gewalttäter. Mehr als 60 Morde hat die Polizei in diesem Jahr bisher in Southeast registriert, 280 Schiessereien und fast 900 bewaffnete Ueberfälle. Bei den meisten Gewaltverbrechen richtet sich der erste Verdacht gegen Gang-Mitglieder. Seargent Quay von der Gang-Sondereinheit:

"Sie schauen nicht weit in die Zukunft. Sie nehmen sich was sie wollen, wenn sie es sehen. Es ist ihnen egal, was anderen Menschen dabei passiert. Es geht ums Geld und unmittelbare Befriedigung. Die Welt der Gangs dreht sich um einen Code aus Respekt und Gewalt. Werden Regeln verletzt, reagieren sie mit Gewalt. Es hat extrem schwerwiegende Konsequenzen. Alle verstehen das. Sie begreifen es als Notwendigkeit."

Waffen sind auf den Strassen von Los Angeles leicht zu bekommen. Von Messer bis Maschinengewehr, auf dem Schwarzmarkt lässt sich alles besorgen. Wenn man genug Geld und die richtigen Kontakte hat. Wer Mitglied einer gewalttätigen Gang ist, muss jederzeit bereit sein, sich zu verteidigen. Der Druck, sich eine Waffe zuzulegen. Die Folgen: Schiessereien, bei denen nicht nur Gangmitglieder getötet und verwundet werden, Kriminalität, die ganze Viertel terrorisiert. Mit jeder Gewalttat steigt die Frustration in Southeast Los Angeles:

"Wieder ein Mord in unserem Viertel. Wir töten uns gegenseitig. Das ist schlimm, traumatisch für uns. Es muss etwas passieren."

"Wer über Terrorismus, Krieg reden will: hier habt ihr's Was tun wir? Wir sollten nicht andere fragen, was sie tun können, sondern selbst rebellieren. Wir brauchen einen Aufschrei."

"Es wird nicht aufhören. Gangs sind außer Kontrolle. es gibt keine positiven Vorbilder für die jungen Leute. Für ein Image, einen Spitznamen töten sie. Das ist traurig."

Jährlich werden in den USA fast 30.000 Menschen durch Waffengewalt getötet, fast 100.000 US-Bürger sind in anderer Form Opfer von Waffengewalt. Rund 200.000 Schusswaffen sind in den USA schätzungsweise im Umlauf. Die Rechtsorganisation "Legal Community against Violence" ist eine der vielen Organisationen, die für mehr Waffenkontrollen eintritt. Juliet Leftwich, eine der dort arbeitenden Anwälte reagierte frustriert auf die Entscheidung des US-Kongresses, die Waffenindustrie per Gesetz vor Klagen wegen Missbrauchs ihrer Produkte zu schützen:

"Das zeigt uns einmal mehr die unglaubliche Macht der National Rifle Association und der Waffenlobby in diesem Land. Sie kreieren eine Paranoia, dass alle Waffen beschlagnahmt werden sollen. Dass das das Ziel von allen ist, die irgendeine vernünftige Form von Waffenkontrolle wollen."

In der US-Verfassung wird jedem Buerger das Recht garantiert, Waffen zu kaufen, zu besitzen und zu gebrauchen. Viele Kritiker von Waffenkontrollen verweisen außerdem auf US-Geschichte, besonders die Zeit der Siedler. Ein Ausschnitt aus Michael Moores Dokumentation "Bowling for Columbine":

"Es ist eine amerikanische Tradition. Eine amerikanische Pflicht. Bist du nicht bewaffnet, bist du verantwortungslos. Wie willst du deine Kinder beschützen? Es ist deine Pflicht, dich und die deinen zu verteidigen. Wenn nicht, verletzt du deine Pflicht als Amerikaner. Punkt!"

Die National Rifle Association - NRA - gibt jährlich mehrere Millionen Dollar aus, um in Washington Unterstützung für ihre Ziele zu bekommen. Die Organisation verweist auf mehre Millionen Vorfälle jährlich, in denen Gewalttaten verhindert worden seien, weil potentielle Angreifer durch Waffen abgeschreckt, verjagt oder verletzt wurden. Der ehemalige NRA-Vorsitzende Charlton Heston weist in der Moore-Dokumentation jede Forderung zu mehr Waffenkontrollen zurück:

"Der zweite Zusatz zur Verfassung gibt mir das Recht, eine geladene Waffe zu haben. Ich übe ein Recht aus, dass mir kluge, alte, weiße Männer gegeben haben, die dieses Land erfunden haben. Wenn es gut für sie war, ist es gut für mich."

Für Gangmitglieder in Los Angeles sind die politischen Diskussionen in Washington ein weit entferntes Rauschen ohne Einfluss auf ihren Alltag. Politiker wie Polizisten genießen bei ihnen wenig Respekt. Vorbilder aus den eigenen reihen sind effektiver. Zum Beispiel: Thomas Johnson. Er bietet mit seiner Hip-Hop-Tanzbewegung Jugendlichen in Southeast Los Angeles eine gewaltfreie Alternative zu Gangs, um Frust und Aggressionen loszuwerden und ein Gefühl von Familie zu spüren.

Er und seine Truppe von Tänzern sind im Viertel berühmt als Hip-Hop-Clowns, die mit bunter Bemalung und coolen Bewegungen und witzigen Sprüchen Geburtstagspartys aufmischen.

"Mit dieser Bewegung, die ich gegründet habe, muss ich den Kindern vermitteln, dass sie ihr Leben in Ordnung bringen können. Niemand sonst inspiriert oder motiviert sie. Ich kann mein Talent nutzen, um sie von negativen Einflüssen fern zu halten: Waffen, Drogen, Gangs, vom Schule schwänzen. ich mach ihnen ein Angebot: du bekommst von mir dies, wenn du dafür das machst. Das ist alles, was ich tun kann."

Tommy hat strenge Regeln für seine Truppe: keine Drogen, keine Waffen, keine Gewalt. Wer sich nicht dran hält, fliegt raus. Speedy, einer seiner Tänzer sagt: das ist notwendig, um nicht im Wirbel der negativen Einflüsse unterzugehen:

"Der Druck auf der Strasse ist stark. ich hab mal aufgehört zu tanzen und ein paar schlechte Entscheidungen getroffen. Aber ich tanze lieber, als mit Gangs zusammen zu sein. Gangs sind eine Einbahnstrasse zum Tod. Du erreichst nichts und sie verfolgen dich ein Leben lang."

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