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Black Hawk Down


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"Black Hawk Down"

Die wahre Geschichte

Am 3. Oktober 1993 schockierten Fernsehbilder aus Mogadischu die ganze Welt. Nach dem Abschuss eines US-Helikopters vom Typ "Black Hawk" schleiften aufgebrachte Somalis die nackten Leichen von US-Soldaten durch die Straßen. Wenig später brach die Regierung Clinton den humanitären Einsatz in Somalia ab. "Black Hawk Down" heißt ein Spielfilm, mit dem Hollywood die Ereignisse in Szene setzte - History rekonstruiert die wahre Geschichte.

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Somalia 1993: Ein getöteter US-Soldat wird durch die Straßen geschleift

Im Dezember 1992 hatten die USA auf Drängen der UNO 20.000 Marines nach Somalia geschickt, um sicherzustellen, dass die Hilfslieferungen in das vom Bürgerkrieg verwüstete Land die Bedürftigen erreichten.

»Zuerst waren wir froh, als die UNO und die Amerikaner kamen. Sie halfen den Menschen. Die Probleme begannen erst, als sie anfingen, Aidid zu jagen.« Ashad Dedine, Somalierin

Jahrzehntelanger Bürgerkrieg

Bereits Ende der 80er Jahre hatten sich in Somalia von Clanen und Stämmen getragene Aufstandsbewegungen gegen die Regierung Mohammed Siad Barre formiert. Nach der Flucht Barres im Januar 1991 kam es zu Kämpfen zwischen den rivalisierenden Clanchefs, im Juli 1991 wurde der Führer der Bewegung United Somali Congress (USC) Ali Mahdi Mohammed als neuer Präsident bestätigt.

Im September 1991 brachen dann auch innerhalb des USC schwere Kämpfe zwischen Stammesgruppen unter der Führung von Präsident Ali Mahdi Mohammed und General Mohammed Aidid aus. Als 1992 eine Hungerkatastrophe das ganze Land ergriff, schickten die vereinten Nationen Hilfsgüter, die die Notleidenden jedoch nicht erreichten, da die Clanführer, Warlords und Milizenchefs alle Lieferungen beschlagnahmten, um ihre bewaffneten Anhänger zu versorgen.

US-Marines verteilten Lebensmittel

Tatsächlich gelang es den US-Marines mit dem Unternehmen "Restore Hope" zunächst, die Hoffnung nach Somalia zurückzubringen. US-Soldaten machten die Transportwege frei, öffneten die Warenlager und sicherten die Verteilung von Lebensmitteln an die hungernde Bevölkerung.

"Wir konnten wirklich schnell Hilfe bringen und waren stolz darauf, Millionen von Somalis das Leben zu retten", erinnert sich Hussein Aidid. Der Sohn des mächtigen Clanchefs Mohammed Farrah Aidid hatte in den USA studiert, die amerikanische Staatsbürgerschaft angenommen und sich den Marines angeschlossen. Als ein Massensterben in Somalia gebannt schien, wurden die Marines von einer multinationalen UN-Friedenstruppe abgelöst.

Anschläge auf UN-Soldaten

Die Clanführer und ihre Milizionäre sahen in der Intervention der US-Marines und der UN-Truppen weniger eine Hilfe als eine Bedrohung der eigenen Macht. UN-Mitarbeiter versuchten, die konkurrierenden Clans zur Zusammenarbeit in einer Koalitionsregierung zu bewegen. Beinahe alle waren bereit zu kooperieren, bis auf General Mohammed Farrah Aidid, der einflussreichste Clanchef, der selbst die Führung in Somalia anstrebte.

"Aidid wollte nicht mit Leuten zusammenarbeiten, die er zu besiegen hoffte", erklärt der Journalist Mark Bowden, der für sein Buch "Black Hawk Down" lange in Somalia recherchiert hat. Der Bürgerkrieg drohte wieder aufzuflammen, und Aidid begann mit Anschlägen gegen UN-Soldaten. Fast täglich wurden die Friedenstruppen in Kämpfe mit gewaltbereiten, schwerbewaffneten Milizionären verwickelt. Für die Blauhelme wurde die Ausschaltung Aidids immer mehr zum Schlüssel für den Erfolg ihrer Mission.

Die Stimmung schlug um

In ihrem Bemühen, Aidid zu fangen, unternahmen UN-Einheiten eine Reihe von Angriffen auf Ziele im Herzen Mogadischus. Dabei wurden zahlreiche unbeteiligte Zivilisten getötet. Als im Sommer 1993 US-Kampfhubschrauber Raketen auf ein Hochhaus feuerten, in dem sich einer der großen Clans zur Beratung versammelt hatte, schlug die Stimmung in der Bevölkerung endgültig gegen die Intervention um.

50 bis 70 Menschen starben bei der Aktion. "Die Helikopter hörten gar nicht mehr auf, das Haus zu beschießen und die Menschen zu töten", so der Eindruck der Somalierin Ashad Dedine. Aidid konnte sich keine bessere Propaganda wünschen.

Jagd auf Aidid

Als bei einem Sprengstoffanschlag am 8. August 1993 vier US-Soldaten starben, verlegte der neu gewählte US-Präsident Clinton Spezialeinheiten nach Somalia um Aidid zu fassen. Da es den Geheimdiensten nicht gelungen war, den Clanchef im Häusergewirr von Mogadischu aufzuspüren, konzentrierten sich die Eliteeinheiten auf Aidids engste Berater. Am Sonntag, dem 3. Oktober 1993, wurden zwei dieser Spitzenmänner, Omar Saladh und Hassan Awale, auf einer Versammlung in Mogadischu gesichtet. Der Geheimdienst verfolgte ihren Weg zurück in ein Haus in der Nähe des Olympic Hotels. Ob Aidid sich ebenfalls in dem Gebäude aufhielt, war unklar. Die US-Offiziere beschlossen, sofort loszuschlagen, und improvisierten einen Plan.

Beabsichtigt war, mit "Little Bird"-Hubschraubern die Elitesoldaten der Delta-Force-Spezialeinheit direkt am Gebäude abzusetzen. Während dieser Greiftrupp die beiden Mitarbeiter Aidids gefangen nahm, sollten US-Ranger sich von "Black Hawk"-Helicoptern abseilen und Flankenschutz bieten. Anschließend würden die Black Hawks Luftunterstützung leisten, während ein Konvoi mit 12 bewaffneten Humvee-Geländewagen das Gebäude erreichen und die Soldaten mit ihren Gefangenen zurück zum Stützpunkt bringen sollte. Soweit der Plan

Die Aktion begann planmäßig: Als die 19 US-Helikopter ihr Ziel im Zentrum der somalischen Hauptstadt erreichten, stürmten Elitesoldaten das Gebäude und nahmen die beiden gesuchten Helfer General Aidids sowie zwanzig weitere Somalis gefangen. Doch während sich die US-Ranger rund um das Gebäude von "Black Hawk"-Hubschraubern abseilten, wurden sie bereits beschossen. Das Unternehmen eskalierte: 18 GIs und etwa 1000 Somalis starben.

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Somalier an der Absturzstelle des "Black Hawk"

Die Nachricht vom Angriff der Spezialeinheiten hatte sich wie ein Lauffeuer in der Stadt verbreitet. "Aus unserer Sicht war das eine Provokation", meint Abdi Queybdid, damals Kriegsbeauftragter im Stab General Aidids. "Wir hatten keine andere Wahl, als uns zu verteidigen." Die Milizionäre zündeten Autoreifen an - ein bekanntes Signal in der somalischen Hauptstadt, das die bewaffneten Einwohner aufforderte, zu der umkämpften Stelle zu kommen.

»Sie rissen mir die Stiefel und die Uniform vom Leib. Alles, was mich identifizieren konnte. Meine Erkennungsmarke, meine Papiere. Ein Mann sah mich an, voller Zorn und sagte nur: Ranger, Ranger du stirbst in Somalia.« Michael Durant, US-Hubschrauberpilot

Unerwartetes Ausmaß an Hass

Von den Dächern der Gebäude attackierten Aidids Anhänger die Hubschrauber mit Panzerfäusten und Granatwerfern. Ein "Black Hawk"-Helikopter wurde am hinteren Rotor getroffen, riss die Spitze eines Hauses ein und stürzte ab. Von diesem Moment an änderte sich der Charakter des Unternehmens für die US-Soldaten grundlegend: Was als 30-minütiger Präzisionsangriff geplant war, mündete in einen 16-stündigen blutigen Häuserkampf.

Hunderte Somalier strömten zur Absturzstelle und belagerten den abgeschossenen Black Hawk, die verwundete Besatzung wurde mit einem unerwarteten Ausmaß an hasserfüllter Gewaltbereitschaft konfrontiert. "Jetzt ging es nicht mehr um einen Angriff", erinnert sich der beteiligte US-Soldat Dan Schilling, "sondern um die Rettung unserer Männer."

Ein zweiter "Black Hawk" stürzt ab

Milizionäre errichteten Straßenblockaden in der ganzen Stadt, um dem US-Konvoi die Durchfahrt zur Absturzstelle zu versperren, und wenig später wurde ein zweiter Helikopter abgeschossen. Nur einer der Insassen, die den Absturz überlebt hatten, wurde von den aufgebrachten Somaliern nicht getötet.

"Einer der Kämpfer übernahm die Kontrolle über die Situation und schoss in die Luft. Er sah wohl einen gewissen Wert darin, mich als Gefangenen lebend zu behalten und mich nicht ebenfalls totzuschlagen", erinnert sich Michael Durant. Der schwer verwundete Hubschrauberpilot wurde als Geisel Aidids in einem Keller inhaftiert.

»Aidid trichterte seinen Männern ein, sie bräuchten nur einen Amerikaner zu töten, dann würden die anderen verschwinden. « "Sayef", US-Spion in Somalia

US-Soldaten forderten Unterstützung an

Am späten Nachmittag forderten die Amerikaner von der UN-Friedenstruppe Unterstützung mit schweren Waffen an. Die Aufstellung eines Panzerkonvois aus pakistanischen und malaysischen Einheiten dauerte aufgrund der verschiedenen Sprachen und Kommandostrukturen jedoch Stunden. Als die Nacht anbrach, waren 99 GIs im Zentrum von Mogadischu noch immer eingekreist.

Nach Mitternacht startete der multinationale Konvoi, der bis zum Morgen versuchte, alle verwundeten und toten US-Soldaten zu bergen. "Von überall her schien es auf uns zu schießen. Und jeder unserer Panzer schoss zurück, als wolle er so schnell wie möglich alle seine Munition loswerden", erinnert sich der US-Soldat Jeff Strueker, der den Panzereinsatz begleitete. "Die Toten wurden oben auf die Fahrzeuge gestapelt, weil innen nicht genug Platz war, und die Verwundeten kamen nach innen."

»Sie haben unsere Familien getötet, deshalb waren wir so voller Zorn.« Cabdulchi Maxamed, somalischer Milizionär

Erst im Morgengrauen erreichte der Konvoi wieder das Fußballstadion, das unter pakistanischer Kontrolle stand. Die Schlacht von Mogadischu war zu Ende. Zurück im Camp wurden die überlebenden US-Soldaten durch den Nachrichtensender CNN mit dem Schicksal ihrer vermissten Kameraden konfrontiert.

"Wir wussten, dass Männer vermisst waren", so Dan Schilling. "Dann sahen wir die ersten Bilder, wie Somalis die Leichen schändeten." Aufnahmen, die zeigen, wie ein nackter, toter US-Soldat mit Füßen getreten wird, wie ein Soldat an einem Seil über die Straße geschleift wird. "Sie haben ja Hunderte von Somalis getötet. Was macht es da aus, wenn zwei Amerikaner über den Boden geschleift werden. Mir war das völlig egal", erinnert sich der Somalier Hassa Abdule Farrah.

»Ich war wie die meisten Amerikaner geschockt und verwirrt. Eben noch hatten uns die Somalis gefeiert, weil wir ihnen Hilfe und Lebensmittel brachten. Jetzt schien ein ganzes Land gegen uns Krieg zu führen - so zornig, dass sie sogar die Leichen schändeten.« Mark Bowden, Journalist

Zweifel am Unternehmen

Die Bilanz des Unternehmens: Insgesamt starben 18 GIs und etwa 1000 Somalis bei dem fehlgeschlagenen Versuch, den Clanchef Mohammed Aidid festzunehmen. Die Bilder der geschändeten Leichen weckten in der amerikanischen Öffentlichkeit tiefe Zweifel am Unternehmen "Restore Hope". Mit einer Armada von Kriegsschiffen vor der Küste Somalias erreichten die USA, dass der gefangene Hubschrauberpilot Michael Durant am 15. Oktober 1993 frei gelassen wurde. Die Clinton-Regierung kündigte an, ihre Truppen noch im selben Jahr aus der UNO-Mission abzuziehen, die im März 1995 vollständig aufgegeben wurde.

Unmittelbar darauf eskalierte der Bürgerkrieg zwischen den Clan-Milizen erneut. "Hunger und Unsicherheit kehrten zurück", resümiert die Somalierin Ashad Dedine. Somalia ist bis heute von einer friedlichen staatlichen Ordnung weit entfernt.

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