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Bericht 25 Jahre BDMP


Spahlholz

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Neue thermobarische Waffen für britische Soldaten in Afghanistan

Die Munition wird von dem deutschen Unternehmen Dynamit Nobel Defence hergestellt und könnte unter das Verbot von Brandwaffen fallen

Das britische Verteidigungsministerium gibt den Soldaten in Afghanistan "in einer kleinen Zahl" eine neue Waffe. Genannt werden die Geschosse, die mit einer Abschussvorrichtung von der Schulter gefeuert werden, "enhanced blast munitions". Das Geschoss basiere zwar auf dem thermobarischen Prinzip, würde aber, versichert das Verteidigungsministerium, so optimiert sein, dass es weniger Hitze abgibt, aber die zerstörende Druckwelle größer wird. Umstritten war bereits, als das Verteidigungsministerium 2001 die Entwicklung der Munition ankündigte, ob diese nicht als Brandwaffe gelten und damit nach einem von Großbritannien ratifizierten internationalen Abkommen verboten sein würde.

Nach einem Bericht des Fernsehsenders Channel 4, der die neuen Geschosse als "thermobarische Waffen" bezeichnete, reagierte das britische Verteidigungsministerium, wies die Bezeichnung zurück und spricht eben von einer verbesserten Sprengwaffe, die man den Soldaten in Afghanistan geben werde und die den internationalen humanitären Verpflichtungen Großbritanniens entsprechen würden. Allerdings wird die neue, für das britische Verteidigungsministerium entwickelte Waffe vermutlich erst 2009 eingesetzt werden. Jetzt schon hat das Verteidigungsministerium eine ähnliche Munition von der Rüstungsfirma Talley Defense Systems für Afghanistan gekauft. Die M72A9-Geschosse basieren ebenfalls auf dem thermobarischen Effekt zur Zerstörung von Gebäuden mit den damit möglicherweise einhergehenden Kollateralschäden, d.h. Verbrennen oder Ersticken von Personen, die sich etwa in einem Gebäude aufhalten.

Nach dem 1983 in Kraft getretenen Protokoll über das Verbot oder die Beschränkung des Einsatzes von Brandwaffen (Protocol on Prohibitions or Restrictions on the Use of Incendiary Weapons) ist es "unter allen Umständen verboten, die Zivilbevölkerung als solche, einzelne Zivilpersonen oder zivile Objekte zum Ziel von Angriffen mit Brandwaffen zu machen". Überdies ist verboten, auch ein militärisches Ziel in einer "Konzentration von Zivilpersonen", also in Lagern, Dörfern oder Städten, aus der Luft mit Brandwaffen anzugreifen, wenn die Brandwirkungen nicht auf dieses beschränkt und so Zivilpersonen und zivile Objekte geschützt werden können. Als Brandwaffen werden in dem Protokoll "Waffen oder Kampfmittel" bezeichnet, "die in erster Linie dazu bestimmt sind, durch die Wirkung von Flammen, Hitze oder einer Kombination derselben, hervorgerufen durch eine chemische Reaktion eines auf das Ziel verbrachten Stoffes, Objekte in Brand zu setzen oder Personen Brandwunden zuzufügen". Nicht zu den Brandwaffen zählen Kampfmittel, bei denen Brandwirkungen nur sekundär sind oder bei denen diese nur der Verstärkung von "Durchschlag-, Spreng- oder Splitterwirkungen" dienen, aber nicht primär darauf angelegt sind, Menschen Brandverletzungen zuzufügen

Die Unterscheidungen sind schwierig und lassen einigen Spielraum, den das britische Verteidigungsministerium denn auch ausnutzt, indem es die Sprengwirkung primär zu setzen versucht. Während Großbritannien das Protokoll unterzeichnet hat, haben sich beispielsweise die USA zurückgehalten, so dass sie "legal" Brandwaffen wie Phosphorbomben oder eben thermobarische Waffen einsetzen können und auch in Afghanistan (Thermobarische Bomben und das Internationale Recht) und im Irak (Willy Pete in Falludscha) bereits eingesetzt haben, da sie nicht unter das Verbot chemischer Waffen fallen. Phosphorbomben würden Menschen verbrennen, so die Argumentation, aber nicht vergiften.

Thermobarische Munition sprengt zuerst mit einer kleineren Explosion einen Treibstoffbehälter auf, das Benzingemisch verteilt sich dann in der Luft und verbindet sich mit dem Sauerstoff zu einem hochexplosiven Gemisch, das mit einer zweiten Explosion entzündet wird, wodurch eine starke Druckwelle entsteht, die in geschlossenen Räumen besonders heftig ist. Menschen, die nicht verbrannt oder durch die Explosion getötet oder verletzt werden, können dann ersticken, weil der Sauerstoff in der Luft verschwunden ist (Thermo-bar-barischer Bomben-Terror außer Kontrolle?).

Britische Militärs bestehen darauf, um rechtliche Schwierigkeiten zu umgehen, dass die von der Schulter abfeuerten Geschosse, die von dem deutschen Unternehmen Dynamit Nobel Defence.entwickelt werden, eine "leichte Munition gegen Gebäude" (light-weight anti-structure munition - ASM) ist. Damit sollen entgegen des Namens Menschen in Gebäuden, Bunkern oder Höhlen besser getötet werden können. Die neue Waffe sei zudem geeigneter als herkömmliche Geschosse, weil sich die Aufständischen in Afghanistan oft in Gebäuden verschanzen, die nicht massiv gebaut sind. Herkömmliche Geschosse wie Panzerfäuste würden diese oft durchschlagen, ohne sie zu zerstören. Die neuen thermobarischen Waffen würden hingegen beim ersten Widerstand das erste Mal explodieren und dann das ausgetretene Benzin-Sauerstoff-Gemisch zur Explosion bringen. Dadurch würden natürlich auch unterschiedslos alle Menschen in einem Gebäude durch die Druckwelle, die Hitze oder den Entzug von Sauerstoff getötet und verletzt.

Man habe rechtlich überprüft, ob die Waffen gegen Verpflichtungen verstoßen, unnötiges Leiden verursachen oder ungerichtet wirken, erklärt das Verteidigungsminister, das 2005 den Auftrag zur Produktion der Waffe so begründete:

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The Anti-Structures Munition will provide our Armed Forces with a new capability. It will enable our infantry to more precisely defeat hardened structures such as buildings or bunkers ? improving the safety of UK forces, reducing the danger to civilians in the area and the damage caused to neighbouring buildings.

Nach Channel 4 will das Verteidigungsministerium die britischen Apache-Kampfhubschrauber in Afghanistan Ende des Jahres mit einer anderen thermobarischen Waffe ausrüsten, genannt "metal augmented charge".

Sir Menzies Campbell, der Chef der Liberalen, kritisiert, dass das Verteidigungsministerium die neue Munition mehr oder weniger hinter dem Rücken des Parlaments eingeführt hat. Gerade weil die vielen Opfer unter den Zivilisten den Widerstand gestärkt haben, könnten diese Waffen den Einsatz noch schwieriger machen, falls sie zur Tötung weiterer Zivilisten führe. Tatsächlich gibt das Verteidigungsminister keine genaueren Informationen über die neue Waffe heraus, worüber sich auch Steve Goose von Human Rights Watch beklagt: "Wir sprechen in Wirklichkeit über eine neue Generation von Waffen, über die sehr wenig öffentlich bekannt gegeben wurde."

Das Pentagon entwickelt ein so genanntes Präzisionsgewehr für die Tötung von Gegnern in Gebäuden mit thermobarischen oder Air-bursting-Geschossen (Eine "ideale" Waffe für den Stadtkampf). Die US-Marine hat ebenfalls weitere thermobarische Munition bei Talley Defense Systems in Auftrag gegeben und erwartet die Auslieferung im Frühjahr 2008.

http://www.heise.de

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