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DH Kolumne No. 101 - Wege zum Ruhm


DirtyHarry

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Sehr geehrte Gunboardler,

1986 sagte Andy Warhol einmal: "In the future, everyone will be famous for 15 minutes." Und genau nach diesem Prinzip handeln vor allem jugendliche Amokläufer. 15 Minuten Ruhm bevor man selbst von den Sicherheitskräften ausgeknipst wird. Nicht von ungefähr richten sich viele Amokläufer selbst. In solchen Fällen machen die Sicherheitskräfte kurzen Prozess und das wäre den 15 Minuten ja abträglich.

Nach zahlreichen klassischen Amokläufen in den 70ger und 80ger Jahren - Ex Soldaten die in Vietnam einen Dachschaden erlitten hatten - wurde dieses Feld von Jugendlichen entdeckt. Und das hat zu großen Teilen damit zu tun, dass die Massenmedien jedem Amokläufer zu seinen 15 Minuten oder ja sogar 15 Tagen zum Ruhm verhelfen.

Am Anfang wurden nur einzelne Personen erschossen. Bevorzugt Lehrer, Klassenkameraden. Als dies "normales Niveau" war änderten sich die Struktur von Amokläufen. Jetzt waren besondere Waffen wie Schrotflinten oder automatische Waffen "in". Irgendwann war auch das Standard und die Amokläufer wollten sich durch möglichst hohe Opferzahlen absetzen. Und der Höhepunkt der Amokevolution war der Amoklauf von Erfurt - es war bestimmt kein Zufall dass die Tat genau in die Zeit der Waffenrechtsdebatte fiel ...

Und nun ? Amokläufe mit Schusswaffen sind zunehmend "out". Macht doch jetzt jeder. Alle Varianten wurden bereits durchgeführt. Es kommt nicht von ungefähr dass nach "Kill Bill" Amokläufe mit Schwertern im Kommen sind. Die Opferzahlen sind zwar meistens weniger hoch, doch abgeschlagene Arme und Köpfe ziehen die Presse noch mehr an als Standardamokläufe mit Schusswaffen.

Könnte man das Amokphänomen dadurch zurückdrängen indem in den Medien nicht mehr exzessiv darüber berichtet werden dürfte ? Was meinen Sie ?

In diesem Sinne,

ihr Dirty Harry

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Zu dieser Analyse kann man durchaus zustimmen, wobei ich nicht behaupten würde ,daß Erfurt ein " höhepunkt " war.

Dann eher das US-Schulmassaker vor einigen Jahren.

Erfurt war doch für Deutschland ( hoffentlich) ein typischer Ausnahmefall.

Daß jetzt Amokläufe mit Samureischwertern zunehmend "in " werden ist schon erstaunlich und ich denke schon, daß Kino und Film eine gewisse Vorbildwirkung auf labile Kandidaten haben.

" Kill Bill " und " Blade 1 + 2 " lassen grüßen.

Ich betone aber : labile Kandidaten

Keinesfalls wird jeder, der das sieht zum Amokläufer.

In beiden Filmen wird diese Waffe als zivile Alternative zur schwer erhältlichen Feuerwaffe angeboten.

Ein Schwert in Zusammenhang mit Historienfilmen mag noch anders rüberkommen, als die Suggestion :" löse doch dein privates Problem mit einem Schwert und effektvoller als eine langweilige Pistole ist es für die Medien auch "

Nur die Berichterstattung in den Medien kann man nicht verbieten, das wäre das Ende der Pressefreiheit.

Es wäre nur möglich, wenn die Ermittlungsbehörden die Medien nicht mit zuviel Details, Fotos und Tatortberichten füttern würden.

Den Tatort weiträumig abschotten, aus " ermittlungstaktischen Gründen "und gut isses.

Mögliche Zeugen werden verpflichtet sachdienlich zu schweigen.

Wenn die Presse nichts zu berichten und zu fotografieren hat, kann sie auch keine geile Story draus machen, folglich erlischt das Interesse schnell und der potentielle Amokläufer sieht einen Sinn weniger, spektakulär zu enden.

So gesehen, war es in der DDR ganz gut, daß Straftaten relativ diskret behandelt wurden, vielleicht zu diskret.

Zwar hat man uns eine heile Welt vorgegaukelt, aber Nachahmungstäter fanden keine Vorlagen.

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Könnte man das Amokphänomen dadurch zurückdrängen indem in den Medien nicht mehr exzessiv darüber berichtet werden dürfte ? Was meinen Sie ?

Könnte man vielleicht. Aber die Frage ist müßig, weil in einem freien Land niemand den Medien vorschreiben kann, was sie berichten oder nicht. Pressefreiheit ist wesentlicher und unabdingbarer Bestandteil jeder demokratischen Ordnung überall auf der Welt.

Im übrigen warne ich vor der kurzschlüssigen Verbindung zwischen der Darstellung von Gewalt in Filmen und tatsächlicher Gewalt.

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Könnte man vielleicht. Aber die Frage ist müßig, weil in einem freien Land niemand den Medien vorschreiben kann, was sie berichten oder nicht. Pressefreiheit ist wesentlicher und unabdingbarer Bestandteil jeder demokratischen Ordnung überall auf der Welt.

Im übrigen warne ich vor der kurzschlüssigen Verbindung zwischen der Darstellung von Gewalt in Filmen und tatsächlicher Gewalt.

Und das ist auch gut so mit der Presse- und Meinungsfreiheit. :dao:

Das immer wieder so Gesörte durchs Land ziehen und meinen mit ihrem unzufriedenem Leben andere in den Abgrund/Tod mitreissen zu müssen ist traurig.

Aber sind das eh nicht nur Gestörte, Gehirnamputierte Versager ? sei es nun Gesellschaftlich als auch Beruflich !

:evil:

Das ist eben das einfachste dies auf Film und fernsehen abzuwenden und denen die Schuld zuweisen !

Gedanken mancher: :gaga:

"Armer Irrer er hat sicherlich wieder einen schrecklichen Film gesehen"

"die müssen wir halt verbieten, wie auch die Waffen"

"Dann ist jaaaa alles wieder gut, wir haben ja was getan"

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Pressefreiheit hat auch seine Grenzen wo Menschenwürde und Sicherheit gefährdet sind.

Erinnere nur an das Urteil des EG über die Paparazis ( wars nicht Caroline von Monaco )

Auch kann die Polizei oder die Ermittlungsbehörde durchaus entscheiden, wieviel und was über eine Straftat berichtet wird und letztendlich bestimmt das Opfer und der Inhaber des Hausrechts, was an die Öffentlichkeit geht.

Oft wird so ein Opfer ein zweites Mal durch die Presse überfallen und belastet.

Die Demokratie wird davon nicht gefährdet wenn nicht so exzessiv über Straftaten berichtet wird.

Die Presse soll Mißstände öffentlich machen und anprangern, das ist vollkommen richtig aber real sind Mord und Totschlag Geldbringer und Hauptthema der Schlagzeilen.

Was teilweise an Intimitäten und Privaten durch die Presse geistert ist schlichtwegs peinlich und pervers.

Das hat nichts mit Pressefreiheit zu tun,das ist Sezieren von Menschen.

Die Verbindung zwischen Gewalt in Filmen und der tatsächlichen Gewalt ist wohl, wie ich vermute durchaus wissenschaftlich durch Studien unterlegt. wobei ich damit keineswegs behaupten will, daß Filme ( und Spiele ) generell jeden gewaltätig machen.

Aber es wird keiner behaupten, daß es keinen Einfluß auf labile oder im Entwicklungstadium befindliche Jugendliche hat.

Selbt bei Amokläufen, um auf D.H Eingangsposting zurückzukommen gibt es im Äußeren und Handlungsabläufen Paralelen zu bestimmten Filmen.

Die beiden Killer von Columbine liefen wohl auch in schwarzen Mänteln herum ?

Karaya - wir haben uns schon liebgewonnen wie ich sehe :oops:

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Nur die Berichterstattung in den Medien kann man nicht verbieten, das wäre das Ende der Pressefreiheit.

Es wäre nur möglich, wenn die Ermittlungsbehörden die Medien nicht mit zuviel Details, Fotos und Tatortberichten füttern würden.

Den Tatort weiträumig abschotten, aus " ermittlungstaktischen Gründen "und gut isses.

Mögliche Zeugen werden verpflichtet sachdienlich zu schweigen.

Wenn die Presse nichts zu berichten und zu fotografieren hat, kann sie auch keine geile Story draus machen, folglich erlischt das Interesse schnell und der potentielle Amokläufer sieht einen Sinn weniger, spektakulär zu enden.

So gesehen, war es in der DDR ganz gut, daß Straftaten relativ diskret behandelt wurden, vielleicht zu diskret.

Zwar hat man uns eine heile Welt vorgegaukelt, aber Nachahmungstäter fanden keine Vorlagen.

Attila,

ich stimme dir zu, was aber nicht die Regel werden soll, aber was Du vorschlägst sehen die Medien schon als Eingriff in die Pressefreiheit an.

Karl

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Das ist eben das einfachste dies auf Film und fernsehen abzuwenden und denen die Schuld zuweisen !

Die Versuchung liegt natürlich nahe:

Weil große Teile der Medien nach Amokläufen wie in Erfurt mit dem Finger auf uns gezeigt und gerufen haben "die bösen Waffennarren sind schuld!" kehren wir den Spieß einfach um und behaupten "die Medien sind schuld!".

Leider ist das eine ebenso falsch wie das andere.

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So gesehen, war es in der DDR ganz gut, daß Straftaten relativ diskret behandelt wurden, vielleicht zu diskret.

Zwar hat man uns eine heile Welt vorgegaukelt, aber Nachahmungstäter fanden keine Vorlagen.

Und diese ich sags mal so "Haustierhaltung" wie es in der DäDäRä war,

war i.O. ?? :cow:

Nachahmungstäter hatten zwar keine Vorlagen, aber gabs da keine Verbrechen? Raub ? Mord ? Vergewaltigung ?? :roll:

Hast es eben nicht erfahren ! :censored:

Ist doch überall so, gestörte, Psychos und Kriminelle hast du eben in jeder Staats-und Regierungsform.

Selbst die Todesstrafe schreckt nicht ab. :hanged:

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Bilder von abgetrennten Körperteilen etc. sieht man nach Amokläufen hier sowieso nicht im Fernsehen, höchstens nach Selbstmordattentaten in Bagdad. Insofern ist das eine Gespensterdiskussion.

Mögliche Zeugen werden verpflichtet sachdienlich zu schweigen.

Das ist rechtlich (zum Glück) überhaupt nicht möglich. Die Polizei (oder wer auch immer) kann doch doch nicht einfach einem Zeugen verbieten mit der Presse zu reden. Wo leben wir denn?

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Ich finde es falsch, dass jeder diese Moerder beim Namen kennt, aber Niemand die Opfer.

Erst dadurch kommen die Taeter zu Ruhm und werden "unsterblich" in die Geschichte eingehen.

Deshalb sollte man grundsaetzlich die Namen der Taeter nicht veroeffenlichen.

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Das ist rechtlich (zum Glück) überhaupt nicht möglich. Die Polizei (oder wer auch immer) kann doch doch nicht einfach einem Zeugen verbieten mit der Presse zu reden. Wo leben wir denn?

Nun generell nicht,und das ist schon gut so.

Aber können die Behörden nicht verhindern, daß alle oder bestimmte Details veröffentlicht werden ?

Schon manchmal aus ermittlungstaktischen Gründen um den Täter nicht die Flucht zu erleichtern.

Zeuge A plappert fröhlich in die Kamera , was die Polizei so alles gefunden hat und der Täter sagt "Danke für die Info"

Die Presse kann ja gerne berichten, daß da was passiert ist aber muß jede tödliche Verletzung genauestens öffentlich dokumentiert und von Phatologen kommentiert werden ?Oder Namen von Opfern und Angehörigen breitgetreten werden ?

Ebenso gibt es Dinge, die ich als Opfer und Privatmann nicht in der Presse lesen will, sondern ( vielleicht in Trauer ) diskret behandelt sehen will.

Gibt es nicht auch ein Recht auf eigenes Wort und Bild ?

Das oberste Grundrecht übrigens ist nicht Pressefreiheit, sondern Menschenwürde !!!

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Aber können die Behörden nicht verhindern, daß alle oder bestimmte Details veröffentlicht werden ?

Schon manchmal aus ermittlungstaktischen Gründen um den Täter nicht die Flucht zu erleichtern.

Nun, wenn sie was wissen, was sonst niemand weiß, können sie das sicherlich eine begrenzte Zeit für sich behalten.

Da wir ja von Amokläufen geredet haben, trifft das mit der Flucht sowieso nicht zu, weil Amokläufer ja in aller Regel nicht fliehen.

Zeugen kann man sicher grundsätzlich nicht darin hindern, mit jedem zu reden mit dem sie eben reden wollen.

Die Presse kann ja gerne berichten, daß da was passiert ist aber muß jede tödliche Verletzung genauestens öffentlich dokumentiert und von Phatologen kommentiert werden ?Oder Namen von Opfern und Angehörigen breitgetreten werden ? Gibt es nicht auch ein Recht auf eigenes Wort und Bild ?

Auf welche Berichterstattung bezieht sich das konkret? Ich habe so drastische Darstellungen eigentlich noch gar nicht in der hiesigen Presse gesehen.

Spätestens Gerichtsverfahren sind grundsätzlich sowieso öffentlich und da werden solche Dinge nunmal erörtert.

Das oberste Grundrecht übrigens ist nicht Pressefreiheit, sondern Menschenwürde !!!

Menschenwürde ist kein Grundrecht, sondern so etwas wie ein oberster Grundwert. Was sie genau ist, weiß eigentlich sowieso kein Mensch. Ich denke aber eigentlich nicht, daß es die Menschenwürde verletzt, wenn die Presse berichtet, daß jemand bei einem Amoklauf ums Leben gekommen ist.

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Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland

Artikel 1

Menschenwürde; Grundrechtsbindung der staatlichen Gewalt

(1)

Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.

(2)

Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.

(3)

Die nachfolgenden Grundrechte binden Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtsprechung als unmittelbar geltendes Recht.

Gruß Attila

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Als Schwertfanatiker kann ich nur sagen, mir ist die Würde wurscht, wenn einer mitm Schwert aus mir oder irgendwem Sushi machen will. Da gibts einen sauberen finalen COM- Schuß und fertig.

Diskutieren oder verhandeln bringt nichts, wenn so ein Knollo Amok läuft. Da gilt nur, den Schaden zu begrenzen und alles zu versuchen, um die Leute von ihm wegzubringen. Dann s.o.

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Als Schwertfanatiker kann ich nur sagen, mir ist die Würde wurscht, wenn einer mitm Schwert aus mir oder irgendwem Sushi machen will. Da gibts einen sauberen finalen COM- Schuß und fertig.

da musst du erst mal was dabei haben :mp1: ist ja nicht die regel.

solche "deppen" kündigen ihr vorhaben ja nicht an, das kann dir jederzeit und überall passieren und da ist man echt machtlos, leider.

Ansonsten klarer fall "Licht aus" :up:

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