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DH Kolumne No. 45/2014 - Wildcat


DirtyHarry

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Sehr geehrte Leser und Leserinnen,

die meisten Jäger und Sportschützen orientieren sich zumindest wenn es sich nicht um historische Waffe handelt an den Hauptkalibern. .308 Winchester, .30-06 und .223 Remmington bei Langwaffen, 9 mm und .45 ACP bei der Pistole sowie .357 und 44 Magnum beim Revolver. Daneben gibt es natürlich ein Unzahl weiterer Kaliber welche aber deutlich weniger verbreitet sind. Immer wieder hört man auch von sogenannten "Wildcats" welche oft gehyptet werden und nächstes Jahr wieder in der Versenkung verschwunden sind. Oft wurden diese Wildcats in früheren Zeiten unter gefährlichen Umständen entwickelt und erprobt. Manche ehemaligen Wildcats schafften den Sprung in die Masse wie .44 Magnum, andere wie die .454 Cassul oder .50 AE/Magnum fristen ein relativ sicheres Nischendasein.

Die Suche nach einer neuen Gewehrmittelpatrone - falls diese überhaupt notwendig sein sollte - zwischen .308 Winchester und .223 Remmington gleicht der Suche nach dem heiligen Gral. Jedes Jahr hat ein findiger Erfinder die noch bessere Lösung in der Tasche. Massenhaft eingeführt wurde bisher keine dieser Patronen.

Manche Wildcats waren wahre Legenden bis es wieder sehr still um sie wurde wie die .44 Thor (aus der Desert Eagle zu verschiessen) oder Sillouetenpatrone (Revolver) eines Tschechen, deren Namen mir leider entfallen ist.

Welche Wildcat hätte den Sprung in die Serie verdient ? Was meinen Sie ?

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Zuerst einmal sollten wir definieren, was genau eine "Wildcat" eigentlich ist.

Das Hauptkriterium sollte sein, daß es für eine Patrone keine Fabrikmun oder wenigstens kommerziell hergestellte Hülsen gibt und es sich um keine obsolete Fabrikpatrone handelt, für die es einmal Fabrikmun GAB.

Wenn es nur einen Hersteller von Fabrikmun gibt (z.B. LAZZERONI, DAKOTA, A-SQUARE) nennt man solche Patronen "Proprietary Cartridges". Manchmal werden auch nur fertige Hülsen zum Selbstladen produziert (z.B. JDJ-Kaliber).

Bei einer Wildcat muß man sich die Hülse selbst zusammendengeln.

Hierbei unterscheide ich fünf Stufen des Wildcattums (Hollow's proprietary criteria ;) ):

Level 1: nur Feuerformung von Fabrikmun erforderlich

Z.B. die "Ackley Improved" Kaliber.

Hier muß man nur eine Fabrikpatrone (z.B. die .30-06) in's Improved Patronenlager laden, abdrücken und bei Rausrepetieren hat man dann auf wundersame Weise eine .30-06 Improved Ackley-Patrone mit geradem Hülsenkörper und steilwinkeliger Hülsenschulter.

Level 2: neck-up - neck down

Hier muß man nur den Hülsenhals aufweiten, beziehungsweise einwürgen. Dies ist relativ einfach und erfordert (innerhalb gewisser Grenzen, also z.B. von .30 auf .288 oder .277" oder von .30 auf .323 oder .338) nur eine andere Kalibriermatrize oder Innenkalibrierer. Krassere Hülsenhalsvergewaltigungen muß man stufenweise vornehmen und mit einigem Ausschuss rechnen.

Level 3: Umformung des Hülsenkörpers

Hier wird z.B. die Hülsenschulter zurückgesetzt, die Hülsenlänge gekürzt, der Hülsenkonus verstärkt usw.

Hierzu braucht man schon einen Satz Umformmatrizen und einen Hülsentrimmer.

Level 4: Totalumformung

Hier muß man den Hülsenhals innen oder außen abdrehen, den Hülsenrand dünner drehen, und/oder auf einen kleineren Durchmesser abdrehen, eine Ausziehrille stechen, einen Gürtel anquetschen und anderes mehr. Also insgesamt sehr aufwändige Umformarbeiten, die einen erheblichen Werkzeugeinsatz und Zeitaufwand erfordern.

Level 5: aus dem Vollen drehen

Bei manchen Wildcatkreationen hilft alles Umformen nix, weil die Hülsenmaße so außernormmäßig sind, daß nur noch eine kleine Drehbank und eine Stange Massivtombak weiterhilft. Dafür benötigt man schon einiges handwerkliches Geschick. Eine Lehre in einem Metallberuf ist dabei sicher hilfreich.

Nun zur Frage, welche Wildcats Sinn machen. Ich meine KEINE! Heutzutage gibt es soviele Fabrikpatronen und "proprietary cartridges", daß man auf Wildcats in den allermeisten Fällen getrost verzichten kann.

Dies aber aus der Sicht des Jahres 2014! In der Zeit von 1910-1970 hingegen war das Wildcatten das Salz in der ballistischen Einheitsbrühe und hat viele träge Großproduzenten (z.B. Big Green, Winchester und FEDERAL) erst aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt. Viele der damaligen Wildcats wurden dann Fabrikpatronen oder zumindest "proprietary cartridges".

Heutzutage gibt es fabrikpatronenmäßig fast nichts, was es nicht gibt. Und die Extremisten unter uns können sich ja bei LAZZERONI, DAKOTA, A-SQUARE und JDJ bedienen.

Wer aber dennoch Lust darauf verspürt, eine Wildcat basteln zu müssen, nur zu! Entwerft eine Patrone mittels CAD-Programm, schickt diversen Spezialherstellern die Abmessungen zwecks Fertigung einer Patronenlagerreibahle und sprecht mit LOTHAR WALTHER, falls Ihr einen Lauf mit speziellem Kaliber braucht. Dann muß man nur noch einen Meßlauf für's Beschussamt anfertigen lassen und schon kann der Schießspaß losgehen. Nichts ist unmööööööglich.................aber meistens recht teuer.

GRUß

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Level 4 macht schon Sinn. Aber nur, weil sich auf der Gegenseite das entsprechend präzisionstechnisch optimierte, aber nicht gecipte Patronenlager findet. Beispiel: Menkebüchsen.

Level 4 hat aber nix mit Präzisionsoptimierung zu tun oder mit der Anpassung einer Matchpattone auf ein besonders enges Patronenlager im Halsbereich.

Beim Wildcatten werden Hülsen ganz anderer Kaliber solange bearbeitet, bis sie in die Wildcatbüx reingehen. So nach dem Motto "Was nicht passt, wird passend gemacht". Inklusive Hülsenhalsabdrehen als eine Maßnahme von mehreren.

GRUß

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Würde ich schon sagen. Denn Fabrikpatronen haben wesentlich höhere Toleranzen als gewildcattete Patronen.

Ich habe drei Läufe (.222 Remington, 6mm US PPC und .308 Winchester), aus denen das Verschießen von Fabrikpatronen gleichlautenden Kalibers verboten ist! Es gehen nur nach Deinem Level 4 bearbeitete Patronen rein.

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Würde ich schon sagen. Denn Fabrikpatronen haben wesentlich höhere Toleranzen als gewildcattete Patronen.

Ich habe drei Läufe (.222 Remington, 6mm US PPC und .308 Winchester), aus denen das Verschießen von Fabrikpatronen gleichlautenden Kalibers verboten ist! Es gehen nur nach Deinem Level 4 bearbeitete Patronen rein.

Das sind dann aber keine klassischen Wildcats sondern nur leicht modifizierte Fabrikpatronen.

Ich meinte eher sowas wie die .375 Shannon aus der .30-06, die .338 A&M Magnum aus der .404 Jeffery oder die .277 Brooks Short Magnum aus der 7mm Rem Mag.

GRUß

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Hätte nicht gedacht, dass so viel Know How kommt :up: Vielleicht sollte Gunboard die nächste Mittelpatrone entwickeln. :c050:

Ed gibt doch schon sämtliche sinnvollen Mittelpatronen.

Allenfalls eine 7,62X39 mit 1 mm längerem Hülsenhals wäre exklusiv für D eine Überlegung wert. Aber nur wegen des blødsinnigen Affengesetzes.

GRUß

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Tja, und das Affengesetz wird dann hinterher geändert, und die neue Patrone wird verboten. AK 47 Anscheinspatrone :wohow:

Ed gibt doch schon sämtliche sinnvollen Mittelpatronen.

Allenfalls eine 7,62X39 mit 1 mm längerem Hülsenhals wäre exklusiv für D eine Überlegung wert. Aber nur wegen des blødsinnigen Affengesetzes.

GRUß

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Momentan ist die Entwicklung nicht in Richtung neuer Geschichten, sondern die Anpassung auf vorhandene Systeme.

Das macht im ersten Schritt auch Sinn. Danach befruchten sich Waffensystem und Patrone meist gegenseitig, so dass zum Abschluss eine Neuerung ansteht. Siehe Pistole 08 und Patrone 08 (9mm Luger).

Bereits zum 1. WK wusste man bestens Bescheid. Durchgesetzt haben sich aus verschiedenen Gründen andere Sachen.

Ich kenne kaum eine Patrone, die außerhalb militärischer Forschung entwickelt, eine jahrzehntelange Erfolgsstory vorweisen könnte.

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Laut Hollows Level-Einstufung schon. :blaah:

Irgendwie versteht mich Maître Chasseur heute nicht! :rolleyes:

Wenn Du ne klassische Fabrikhülse wie die .308 Win nimmst, deren Hülsenhals abdrehst, damit sie in das superenge Matchlager einer Präzisionsbüx passt, hat das NIX mit Wildcatten zu tun!

Wenn Du eine Hülse nimmst und sie in eine Andere umformst und das Ganze dann ein Unterschied wie Tag und Nacht ist und Du im Zuge dieser Umformung AUCH den Hülsenhals abdrehst, DANN ist das Wildcatten.

GRUß

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Das macht im ersten Schritt auch Sinn. Danach befruchten sich Waffensystem und Patrone meist gegenseitig, so dass zum Abschluss eine Neuerung ansteht. Siehe Pistole 08 und Patrone 08 (9mm Luger).

Ich kenne kaum eine Patrone, die außerhalb militärischer Forschung entwickelt, eine jahrzehntelange Erfolgsstory vorweisen könnte.

Z.B. die .22-250, die aus der voll zivilen 250 Savage entstand. Oder die ganzen Win Mag Patronen.

GRUß

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Ich kenne kaum eine Patrone, die außerhalb militärischer Forschung entwickelt, eine jahrzehntelange Erfolgsstory vorweisen könnte.

Häufig wusste die "militärische Forschung" besseres, als dann übernommen wurde.

Ich sag nur mal .276 Pedersen oder später .280 british. Heute versucht man dies in die bestehenden Systeme irgendwie zu inkludieren. Meist klappt es nicht so richtig.

Mir sind nur noch die Schweizer bekannt, die einstmals sagten: Das sind die Parameter, macht ne Waffe nebst Munition die das leistet. Da hat das mal geklappt.

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Irgendwie versteht mich Maître Chasseur heute nicht! :rolleyes:

Wenn Du ne klassische Fabrikhülse wie die .308 Win nimmst, deren Hülsenhals abdrehst, damit sie in das superenge Matchlager einer Präzisionsbüx passt, hat das NIX mit Wildcatten zu tun!

Warum nicht? Ich nehme Bestehendes und verbessere es.

Wenn Du eine Hülse nimmst und sie in eine Andere umformst und das Ganze dann ein Unterschied wie Tag und Nacht ist und Du im Zuge dieser Umformung AUCH den Hülsenhals abdrehst, DANN ist das Wildcatten.
Und das in unterschiedlichen Aufwandsstufen.
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As I told you, 7,62x40WT.....

Da ist die Basishülse aber die .223 Rem.

Ich meinte eine Hülse der 7,62X39 bei der man nur den Hülsenhals um 1mm verlängert. In einem um1mm verlängertem Patronenlager könnte man auch die Originalpatrone verschießen. Bei mehrmaligem Wiederladen längen sich die Hülsen eh. Da könnte man sich das Hülsentrimmen sparen. :cool:

GRUß

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