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Was ist nur mit den Gören los?


Jägermeister

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Das ist zwar auch richtig :

Es würde auch manchem Vollpfosten von Lehrer auch nicht schaden, wenn er mal in einem Betrieb ARBEITEN würde, damit er die Lebenswirklichkeit der Eltern der Schüler einmal kennenlernt.

aber damit

Dein Kommentar zeigt mir, daß zumindest du dir eine andere Schule nicht vorstellen kannst
.

zeigt er doch nur, daß er in der Realität zuhause ist und kein Träumer einer schönen, neuen Welt - pardon Schule - ist.

Dein Frustpegel scheint sehr hoch zu sein.

Alles Andere wäre angesichts der täglichen Realität verwunderlich - es sei denn, er ist Berufsanfänger und noch nicht richtig im Alltag angekommen.

GP

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zeigt er doch nur, daß er in der Realität zuhause ist und kein Träumer einer schönen, neuen Welt - pardon Schule - ist.

Alles Andere wäre angesichts der täglichen Realität verwunderlich - es sei denn, er ist Berufsanfänger und noch nicht richtig im Alltag angekommen.

GP

Realität ist die eine Sache - wenn ich aber mit dieser Realität nicht mehr zufrieden bin, sollte man dazu beitragen, sie zu ändern. Und die Zukunft kommt nicht so einfach über einen, die kann man versuchen, zu gestalten.

Mancher so genannte "Realist" hat es sich in der Gegenwart einfach nur bequem gemacht und fürchtet Veränderungen, weil sie Unruhe in seine "Realität" bringen.

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Ach ja - wer sich gern etwas intensiver mit diesem Thema befassen möchte - auf diesen Seiten ist einiges zu finden (einige Links werden wohl nicht mehr funktionieren, da die Liste schon ziemlich alt ist).

Auf einem Beipackzettel würde jetzt aber stehen: Vorsicht, der Gebrauch dieser Seiten kann zu Veränderungen der Ansicht über Schule und Bildung führen.

Internetadressen kooperatives Lernen.docx

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Realität ist die eine Sache - wenn ich aber mit dieser Realität nicht mehr zufrieden bin, sollte man dazu beitragen, sie zu ändern. .

Nicht jeder ist bereit und willig, den Don Quixchotte zu geben :rolleyes:

Meine persönliche Erkenntnis (die niemand als allgemeinverbindlich halten muß) : Wenn man im Bereich der öffentlichen Verwaltungen wirklich etwas Grundsätzliches ändern will,

jung, guten Mutes, mit frischen Ideen und motiviert an die Sache herangeht,

dann bleiben als Ergebnis,

wenn man dort auch das Pensionsalter erreichen will,

genau zwei Alternativen:

Man resigniert und wird depressiv,

oder

man arrangiert sich.:brille:

GP

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Nicht jeder ist bereit und willig, den Don Quixchotte zu geben :rolleyes:

Meine persönliche Erkenntnis (die niemand als allgemeinverbindlich halten muß) : Wenn man im Bereich der öffentlichen Verwaltungen wirklich etwas Grundsätzliches ändern will,

jung, guten Mutes, mit frischen Ideen und motiviert an die Sache herangeht,

dann bleiben als Ergebnis,

wenn man dort auch das Pensionsalter erreichen will,

genau zwei Alternativen:

Man resigniert und wird depressiv,

oder

man arrangiert sich.:brille:

GP

Und man schimpft über alles mit der geballten Faust in der Tasche

Ich stimme dir zu, daß in diesem Land ein unheimlich hohes Beharrungsvermögen existiert und Veränderungen kaum möglich sind - weil zu viele glauben - es ändert sich ja doch nichts. Und genau diese Haltung wird einkalkuliert.

Manchmal würde ich mir ein wenig 68er-Mentalität zurückwünschen :n07:

Ach ja, die dritte Alternative: Man sucht sich Verbündete z. B. bei den Eltern, der Wirtschaft usw. - - - Wenn man sich denn nicht arrangieren oder depressiv werden will

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Interessant, welche Reaktionen u.a. mein Post hier so hervorbringt. Bildungspolitik ist mit Sicherheit eines der heiß umstrittensten Themen in unserer Gesellschaft, gerade auch weil, wie ich ja bereits angemerkt hatte, jeder seine eigenen Erfahrungen als Schüler oder Eltern schulpflichtiger Kinder gemacht hat. Interessant finde ich besonders die unterschiedliche Sichtweise auf Schule im allgemeinen und Lehrer im besonderen, die hier vertreten werden.

Obwohl mich der Reservist gar nicht kennt und nichts über meinen beruflichen Werdegang weiß, haut er hier schon einige starke Stücke heraus: ich bin resigniert, frustriert, veränderungsunwillig, neuen Lernformen abgeneigt und habe keine Ahnung was in der freien Wirtschaft läuft. Also genau die stereotypen Vorurteile, die man Lehrern gegenüber pflegt. Umgekehrt könnte ich nun hochnäsig und arrogant fragen, wie sieht es denn mit der eigenen Unterrichtserfahrung an allgemeinbildend Schulen aus? Auf wie viele Jahre Praxis im Unterricht und der Lehrerausbildung kannst du zurück blicken? Das Ergebnis wäre vermutlich ein kleinlautes: Null. Dann könnte ich frech anschließen: Wenn man keine Ahnung hat einfach mal Fresse halten. Ich komme ja auch nicht zu dir ins Unternehmen und sage dir, dass das was du machte totaler Mist ist, weil es eine ganze Menge toller Studien dazu gibt, nach denen man das so uns so machen muss. Nein, das mache ich nicht, ich leg mal die Karten auf den Tisch und berichte etwas aus der Praxis und gehe auf die einen oder anderen Vorwürfe ein. :drinks:

Zunächst zu mir selbst: Ich unterrichte inzwischen seit knapp 14 Jahren an Realschulen in BW. Seit ca. 10 Jahren arbeite ich auch im Bereich der Ausbildung junger Lehrer. Dies in Zusammenarbeit mit den Pädagogischen Hochschulen (gibts nur noch in BW) und den Staatlichen Seminaren für Didaktik und Lehrerbildung. Oder konkret gesagt ich betreue die schulpraktische Seite angehender Studenten (1. Staatsexamen) und Lehramtsanwärtern (2. Staatsexamen). Meine Schule ist eine klassische Realschule in einer Kleinstadt nördlich von Stuttgart (35.000 Einwohner. 2 Gym, 2 RS, 2 GemSchule und zig Grund und Werkrealschulen). Unsere Schule ist fünfzügig und mit ca. 800 Schülern relativ groß. Unser Einzugsgebiet bezieht sich auf die Stadt selbst und viele Umlandgemeinden. Unsere Schülerzahl ist, entgegen der üblichen Prophezeiungen, kontinuierlich gestiegen. Dies liegt vor allem an unserm guten Ruf, einem engagierten und motivierten Kollegium, unserem innovativen Schulprofil. (also nix mit veränderungsunwillig :eusa_dance:) und unserer herausragenden Schulleitung. Welche Schule in BW kann schon auf eine offizielle Kooperation mit einem Schützenverein verweisen :flinte: Dies führt dazu, dass manche Schüler z.T. 20km Schulweg auf sich nehmen, um uns zu besuchen. Ok, nun reichte aber mit der Selbstbeweihräucherung :n08:

Grundsätzlich stimme ich im wesentlichen mit unserem Reservisten überein, dass unser Schulsystem suboptimal ist und in vielen Bereichen einer Reform bedarf. Hinsichtlich der konkreten Punkte wären wir aber sicher verschiedener Meinung. Er argumentiert ähnlich wie unsere Bildungspolitiker aus der Theorie. Ich aus der alltäglichen Praxis. Hierzu möchte ich im folgenden an einige Beispiele umfangreicher erläutern.

Teil 1:

Differenziertes, selbstgesteuertes Lernen:

In BW ist, gerade in Zusammenhang mit der Einführung der Gemeinschaftsschulen, das differenzierte, selbstgesteuerte Lernen in verschiedenen Niveaustufen in Verbindung mit Kompetenzrastern gerade das große Thema. Vereinfacht gesagt, geht es also darum, dass Schüler sich selbstständig, mit Hilfe von sogenannten Lernjobs (http://www.institut-beatenberg.ch/wie-wir-lernen/instrumente/smarites-lernjobs.html) die Inhalte erarbeiten und ihre erbrachte Leistung, dann mit Hilfe der Kompetenzraster (http://www.institut-beatenberg.ch/wie-wir-lernen/instrumente/kompetenzraster.html) einordnen. Der Lehrer übernimmt im wesentlichen nur noch die Funktion eines Lerncoaches. Am Ende stehen dann verschiedene Niveaustufen, die sich in verschiedenen Abschlüssen ausdrücken. Angedacht ist auch, dass dadurch die schwächeren Schüler in ihrer Lerngruppe / Klasse von den stärkeren Schülern profitieren. Propagiert wird diese Konzept u.a. vom Schweizer Pädagogen Andreas Müller. Müller wird auch vom KuMi BW gerne als Experte geladen um sein Konzept (Zusammenfassung: http://nibis.ni.schule.de/~torc/images/andreas_mueller_zusammenfassung.pdf) auf sogenannten Fachtagen zu präsentieren und als neues Ziel für die Schulen in BW zu propagieren. Und Müllers Konzept kann auf den ersten Blick überzeugen, stammt es doch aus der eigenen Praxis.

Soweit so gut. Was man von Seiten der Bildungspolitik und Schulverwaltung nicht erfährt ist folgendes: Müller setzt seine Konzepte natürlich nicht an einer staatlichen Schule um, sondern an seinen eigenen Privatschulen. Aushängeschild ist hierbei das Institut Beatenberg. Als Unternehmer leitet bzw. begleitet Müller mehrere börsennotierte Bildungsunternehmen, die Schulen verschiedenen Niveaus, Berufsausbildungsstätten, Erwachsenenbildungseinrichtungen und Verlage umfasst. Müllers Vorzeigeschule Beatenberg ist eine private Eliteschule, die als Internat konzipiert ist. Er erprobt sein Konzept also an ausgewählten Schülern, die in Kleingruppen, 24/7 betreut werden und von denen jeder seinen persönlichen Lenrcoach hat. Im Gegensatz zur Regelschule kann Müller auch unliebsame Schüler jederzeit wieder loswerden, da mit den Eltern ja ein Vertrag geschlossen wurde. Für dieses Konzept darf man dann im Jahr so 30.000 CHF Schulgeld aufbringen. Damit hat er dann auch die Mittel eine hoch effiziente Lernumgebung zur Verfügung zu stellen, denn nach Müller ist der Raum und die Ausstattung der 3. Pädagoge. Das sieht dann so aus:

http://www.institut-beatenberg.ch/images/gallerien/lernteams/lernteams_4.jpg

Jeder Arbeitsplatz ist damit ausgestattet:

http://www.institut-beatenberg.ch/publikationen-und-materialien/materialien.html

Und so sieht es in einer gewöhnlichen Realschule (nicht bei mir) aus:

http://www.schwaebische.de/cms_media/module_img/2090/1045445_1_article660x420_1045445_1_org_B993164880Z.1_20140430155653_000_GRQ35CJG6.2_0.jpg

Müllers Erfolge sind allerdings auch nicht so toll. Vor kurzem flog eine komplette Klasse seiner Euregioschule am Bodensee durch die Prüfung, während 95% der "normalen" Schüler bestanden. In BW wird sein Konzept z.B. von der freien Anne-Sophie in Künzelsau umgesetzt. Prinzipiell müssten die Schüler in Realschulprüfungen und im Abitur überdurschnittlich abschneiden. Dem ist wohl nicht so. Denn man weigert sich dort tunlichst Einblick in die Prüfungsergebnisse zu geben.

Die Crux an der Sache ist nun die, dass man seitens der Kultusverwaltung dieses Privatschulkonzept nicht nur völlig unkritisch einkauft, sondern auch noch möglichst genau den bestehenden Schulen überzustülpen versucht und zwar ohne die konkreten Bedingungen vor Ort zu berücksichtigen. Und die sehen so aus:

An unserer Schule gibt es momentan 27 Klassen, für die aber nur 21 Klassenzimmer zur Verfügung stehen. :Curling: Dass trotzdem Unterricht stattfinden kann liegt, daran, dass glücklicherweise immer Klassen Sportunterricht haben oder in Fachräumen sind, so dass kurzfristig Räume frei werden. Das hat aber auch zur Folge, dass viele Klassen gar kein eigenes Klassenzimmer zur Verfügung haben und jede Stunde in einem anderen Raum erhalten bzw., dass sich zwei Klassen ein Klassenzimmer teilen. Selbst wenn man wollte, ist da nichts mit eigenem Arbeitsplatz. Allein durch den ständigen Wechsel kann ein Klassenlehrer auch keine dauerhafte Tischordnung gestalten, z.B. Gruppentische in Klasse 5, Einzeltische in der Oberstufe etc. Denn wenn vier verschiedene Klassen an einem Tag ein Klassenzimmer belegen, kann schon rein zeitlich nicht immer komplett umgestellt werden. Von Baustellen, Rollcontainern, Toolboxen, Ateliers etc. wollen wir hier gar nicht reden.

Müllers Konzept wird jedoch als Wunderlösung angesehen und verkauft. Nun ist es jedoch keineswegs so, dass ich diese Arbeitsweise komplett ablehnen. Denn was Müller hier verkauft ist eigentlich ein alter Hut, der schon in den verschiedensten Reformschulen der 70er Jahre propagiert wurde. Ein Großteil seines Methodenrepertoires wird schon seit Jahren von mir und meinen Kollegen umgesetzt (Freiarbeit, Stationenlernen, Selbstevaluation und Selbstbewertung etc.), jedoch angepasst an die örtlichen Gegebenheiten und vor allem die Bedürfnisse der Schüler.

Müllers größter Fehler liegt meines Erachtens jedoch in der Rolle die er dem Lehrer zuspricht, denn:

Essentiell für Müller ist die Befreiung der Schüler/innen aus der Abhängigkeit von Lehrer/innen, die Lerntempo und Umfang steuern und damit individuelles Lernen erschweren bis verunmöglichen.

Diese Neudefinition der Lehrerrolle widerspricht jedoch nicht nur dem gesunden Menschenverstand, sondern auch eklatant allen Forschungsergebnissen zu Unterrichtserfolg. Denn eine funktionierende Lehrer - Schülerbeziehung ist der Kernpunkt jedes Lernarrangements. Und jetzt komm ich auch mal mit einer Studie. Denn der Neuseeländer John Hattie in einer Zusammenfassung von 800 Metastudien nachweisen können, dass erfolgreiches Lernen ganz Wesentlich vom Lehrer abhängt. Andere Faktoren wie Klassengröße, Ausstattung der Zimmer oder Einsatz moderner Medien spielen eine völlig untergeordnete Rolle.

http://www.zeit.de/2011/45/C-Lehrer-Studie/seite-1

Was bei solchen theoretischen Konzepten auch komplett unter den Tisch fällt ist die Heterogenität der Schüler und ihre tatsächliche Lebenswelt. Inklusion ist z.B. bei uns an der Schule schon lange Realität. Gerade die oben genannte funktionierende Lehrer-Schüler Beziehung ist von eklatanter Bedeutung, denn ich muss in der Lage sein mich auf die verschiedensten Schüler und ihre Probleme einzulassen und meinen Unterricht an sie anpassen. Da hilft kein noch so tolles Konzept. Hier einfach mal ein paar Situationen und Eindrücke was direkt den Unterricht in einer Klasse beeinflusst und große Flexibilität hinsichtlich der Methodik und des Umgangs erfordert (natürlich alles selbst erlebt):

Krankheiten: Mutismus, Asperger Autismus, Spastische Lähmung, Querschnittslähmung, Diabetes, Collitis Ulzerosa, Morbus Cron, Hörverlust, Sehverlust, Depressionen, Angststörungen, Panikattacken, A(D)HS u.v.m. Und nein ich bin nicht an einer Sonderschule. Ihr seht Inklusion ist für uns schon ein alter Hase. Aber jeder Schüler braucht seine spezielle Zuwendung. Ausflug mit dem Rollstuhlfahrer?, Wandertag mit dem Spastiker ?, Welche Ernährung im Schullandheim für das Mädchen mit Morbus Cron?, Wie legt die Mutistin ihre mündliche Prüfung ab? Wie kann die Depressive nach ihrem Klinikaufenthalt wieder den Anschluss finden usw. Man wird zwangsläufig zum Experten für die verschiedensten Krankheiten.

Familiäre und persönliche Situationen etc.: Scheidungen / Traumas durch Scheidungen, in manchen Klassen 50% Scheidungskinder! Plötzlicher Tod von Vater / Mutter, hatte ich in den letzten Jahren immer :schisset: Selbstmordversuche von Mitschülern! Plötzlicher Tod von Mitschülern! Körperlicher und sexueller Missbrauch! Verwahrlosung! Sorgerechtsstreit! Rund 20 verschiedene Religionen und ihre spezifischen Wünsche! Drogenkonsum! Schulverweigerung! Kriminalität (hält sich bei uns sehr in Grenzen) und und und

Unterschiedliche Bildungsnähe / Gesellschaftliche Phänomene: Die musikalisch hochbegabte Tochter des Porschemitarbeiters trifft auf den Sohn streng muslimischer Einwanderer, der sich zwar fühlt wie der Pascha, aber weder die Aufgabenstellungen auf den Arbeitsblättern lesen, noch sich in der 6. Klasse die Schuhe binden kann (macht immer die Mama). Dazu kommt das Kleinstadtkind !!! Das noch nie im Leben eine Kuh gesehen hat, weil es mit seinen Eltern noch nie wirklich in der unmittelbaren Umgebung war :schisset: Und Kühe gibt bei uns überall!!! Oder die überbehüteten Schülerinnen (Mehrzahl), die in der 7. Klasse Angst haben ein Streichholz anzuzünden, bzw. bei denen die Feinmotorik so verkommen ist, dass sie das Streichholz dabei immer wieder abbrechen :focus:

...

Das ist die Praxis

Eigentlich müsste ich ja hoch frustriert sein, aber das Gegenteil ist der Fall. Ich liebe meine Schüler und meinen Job, denn es gibt täglich neue Herausforderungen. :up: Allerdings ist die Belastung nicht zu unterschätzen und kann einen manchmal ganz schnell an seine Grenzen führen.

Fazit 1:

Es gibt viele gute pädagogischen Konzepte, doch nicht alles lässt sich 1:1 auf die Realität übertragen, denn häufig wird dabei nicht nur die materielle Situation ausgeblendet, sondern vor allem die Menschen (Schüler, Lehrer, Eltern) die diese Konzepte tragen oder ertragen müssen.

Dass ich hier soviel schreibe hängt auch nur damit zusammen, dass ich gerade krank zu Hause liege :icon_sad: Sonst hätte ich nicht die Zeit. In einem zweiten Teil möchte ich euch noch etwas tiefer in der praktischen Irrsinn und den Wiederspruch zwischen Theorie und Realität mitnehmen. Also bleibt gespannt :drinks:

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Interessant, welche Reaktionen u.a. mein Post hier so hervorbringt.

Obwohl mich der Reservist gar nicht kennt und nichts über meinen beruflichen Werdegang weiß, haut er hier schon einige starke Stücke heraus: ich bin resigniert, frustriert, veränderungsunwillig, neuen Lernformen abgeneigt und habe keine Ahnung was in der freien Wirtschaft läuft.

Du ziehst dir ziemlich viele Schuhe gleichzeitig an – von „ich bin….“ War nicht die Rede.

Sicher willst du nicht ernsthaft bestreiten, daß ein nicht unerheblicher Anteil der Lehrkräfte an genau diesen Attributen leidet.

Auch diese Aussage

Es würde auch manchem Vollpfosten von Lehrer auch nicht schaden, wenn er mal in einem Betrieb ARBEITEN würde, damit er die Lebenswirklichkeit der Eltern der Schüler einmal kennenlernt. Ob es immer ein Mentor aus der Oberschicht sein muß, oder ein Mentor aus einem Betrieb oder ein Penionär aus einem Betrieb oder….oder….oder….. ist völlig egal.“

ist nicht per se auf dich bezogen, sondern einfach eine Replik auf diese – deine Aussage;

auch einen Mentor aus der Oberschicht, am Besten noch einen Minister finden - Würde den Vollpfosten vielleicht gar nicht schaden mal wieder mit der Basis und ihrem Lebensumfeld konfrontiert zu werden

es soll doch tatsächlich auch Minister geben, die sich redlich bemühen- wie viele Lehrer auch.

Also genau die stereotypen Vorurteile, die man Lehrern gegenüber pflegt. Umgekehrt könnte ich nun hochnäsig und arrogant fragen, wie sieht es denn mit der eigenen Unterrichtserfahrung an allgemeinbildend Schulen aus? Auf wie viele Jahre Praxis im Unterricht und der Lehrerausbildung kannst du zurück blicken? Das Ergebnis wäre vermutlich ein kleinlautes: Null.

Was allgemeinbildende Schulen angeht, stimmt deine Aussage. Und nein – ich habe auch keine Pädagogik studiert. Falls dich aber mein Werdegang interessiert - ich mache daraus kein Geheimnis:

Ausbildung zum Kfm. im pharmazeutischen Großhandel

Bw: 8 Jahre

Krankenpflegeexamen

Ausbildung zum MTA – MTA Examen

7 Jahre Pathologie/ 2 Jahre KlinChem.- Hämatologisches Labor

27 Jahre in der MTA-Ausbildung (Histologie, Mikrobiologie)

In der Zeit auch ein wenig Kommunalpolitisch tätig gewesen – u. a. im so genannten Kultur- und Bildungsausschuß einer Gemeinde.

Und da ich doch tatsächlich auch Kinder hatte, war ich lange Jahre Elternvertreter an einer Haupt-, einer Realschule und kurzzeitig auch einer Berufsschule.

Schule ist mir also nicht ganz wesensfremd – auch wenn es schon einige Jahre her ist.

Grundsätzlich stimme ich im wesentlichen mit unserem Reservisten überein, dass unser Schulsystem suboptimal ist und in vielen Bereichen einer Reform bedarf. Hinsichtlich der konkreten Punkte wären wir aber sicher verschiedener Meinung.

Wenn ich dich nach deinem ersten Posting völlig falsch eingeschätzt haben sollte, so tut es mir leid.

Das ist die Praxis

Unabhängig von den ganzen aufgeführten Problemen – eine Frage: Kennst du die von mir angesprochene CD der Bertelsmann-Stiftung?

Kannst du dir vorstellen, daß dieses Konzept zwischenzeitlich weiter entwickelt wurde?

Eigentlich müsste ich ja hoch frustriert sein, aber das Gegenteil ist der Fall. Ich liebe meine Schüler und meinen Job, denn es gibt täglich neue Herausforderungen. :up: Allerdings ist die Belastung nicht zu unterschätzen und kann einen manchmal ganz schnell an seine Grenzen führen.

Dann hoffe ich für dich und deine Schüler, daß du dir deine Liebe zu beiden noch recht lange erhalten kannst

Es gibt viele gute pädagogischen Konzepte, doch nicht alles lässt sich 1:1 auf die Realität übertragen, denn häufig wird dabei nicht nur die materielle Situation ausgeblendet, sondern vor allem die Menschen (Schüler, Lehrer, Eltern) die diese Konzepte tragen oder ertragen müssen.

Noch einmal – es geht mir nicht darum etwas „1: was ich“ zu übertragen, sondern um einen generellen Systemwechsel. Und das es bessere Systeme gibt, zeigen die skandinavischen Länder (u. a.) durchaus auf. Unser Problem liegt eben darin, daß wir nicht das System, sondern nur Teile übertragen; und zwar die Teile, von denen irgendjemand mit einer entsprechenden Position glaubt, daß sie sich ganz gut anhören. Das hat noch nie funktioniert und wird auch nie funktionieren. Der Motor eines Formel 1-Rennwagens hört sich auch ganz gut an, wäre aber in einem Trabbi wohl etwas deplaciert.

Aber auch hier zeigt sich wieder

Diejenigen, die das gleiche Ziel verfolgen, bekämpfen sich am stärksten

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Bei uns sieht es vielfach auch nicht besser aus. Mein Vater war fast 40 Jahre Oberstufenlehrer, darum habe ich da in dieser Materie eienn etwas vertieften Einblick gewinnen können. Als Lehrer ist man bei uns heutzutags viel weniger frei im gestalten des Unterrichts als noch vor 20 oder 30 Jahren. Die Bürokratie von oben hat auch in meinem Land betreffend Lehrerschaft überhand genommen. Hier mal http://www.svp.ch/aktuell/medienmitteilungen/lehrplan-21-bildungsbuerokraten-siegen/ So müssen die Primarschüler bereits 2 Fremdsprachen (französisch und englisch) neben Hochdeutsch leben. Je nach Kanton entweder zuerst englisch oder französisch, französisch zuerst vorallem in zweisprachigen Kantonen (Bern, Fribourg und Wallis) sowie in einigen Kantonen der Nordwestschweiz. Uri und Graubünden sind Sonderfälle, dort steht zuerst italienisch auf dem Programm. So können die Schüler nach der Schulzeit von allem ein bisschen was Sprachen angeht, aber nichts wirklich richtig. Dazu passend http://www.20min.ch/wissen/news/story/15999556

Spätestens seit diesem unsäglichem PISA-Vergleich bzw. Wettbewerb von der OECD, ging es bergab mit dem Schweizer Schulwesen. Problematisch, wir müssen wohl scheinbar alles dem grossen Kanton nachmachen, so ist die Maturaquote inzwischen bei rund 20 % hochgeschnellt. Zu meinen Schulzeiten war die Maturaquote je nach Region und Kanton, noch so bei 5-10 %. Inklusion kam auch noch hinzu, tausende, ach was sag ich, Millionen von Franken wurden da reingesteckt und unzählige Heilpädagogen/Sonderpädagogen in Schulen bei zweifelhaftem Erfolg eingestellt. So wurden in etlichen Kantonen die gut bewährten Sonderschulklassen auf Stufe Primar für besonders schwache bzw. zu fördernde Schüler zugunsten von Inklusion aufgegeben. Das einstmals sehr gute Schweizer Schulwesen bzw. Schulsystem wird gerade zum Teufel gerieten. :icon_mad:Eine Schande für mein Land, ist das. :unsicher:

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Das war in der Vergangenheit auch nicht wirklich meine Meinung!

Nach der Erfahrung in einer knapp 3-jährigen Beziehung mit Einbringung eines zu Anfang 9 Lenze zählenden (ADHS) Jungens, tja, da hat sich mein Bild ein wenig verändert. Viel Reden, Aufmerksamkeit, Unternehmungen, Erziehungsmassnahmen der "modernen Art" helfen, ja, aber leider nur sehr sehr kurz und temporär.

Wäre es mein Leiblicher gewesen, dann hätte es auch mal die "altmodische Art" gegeben.

Zumindest ICH kann mich noch gut erinnern, das eine etwas ernstere Tonart vor 30-35 Jahren dafür gesorgt hat, meinen Blödsinn abzustellen. Das lag nicht an purer Angst vor ständigen Schlägen. Aber die zwei Situationen mit Klappsen auf den Hintern waren nicht Namen tanzen oder 2 Std mit Tee und Schokolade "sich unterhalten"..... bleibende Schäden physiologisch oder psychologisch kann ich zumindest an mir dennoch nicht feststellen :blabla:

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Dann kannst du dich bei Ordnungswidrigkeiten ja auch am Marktplatz Ohrfeigen lassen. Sooo schlimm scheint das ja nicht zu sein.

ADHS regelt man nicht über Züchtigung. Auch nicht über Tee und Kamillenplätzchen. Irgendwie gibts ja auch den normalen menschlichen Weg dazwischen.

Manchmal werden aber ganz einfache Sachen vergessen: Bewegungsmangel. DIe Kinderchen sind nicht dazu geschaffen, den ganzen Tag in Schule und vor Fernseher und Konsole rumzusitzen.

2 Stunden am Tag rumtollen wäre mein Versuchsangebot.

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Danke für Deinen Tunnelblick, zu wenig lesen oder ggfs. auch den Antrieb Aussagen von anderen einfach verstehen zu wollen.

Ich habe nirgends von Züchtigung oder Ohrfeigen geschrieben oder es so gemeint. Zudem einen Bewegungsmangel suggeriert und auf TV, Konsole etc als Mittel verwiesen.

Genau im Gegenteil, um nur mal einige anzumerken, wie regelmäßig Fußball spielen und auch fördern, Radtouren, Ausbildung und Ausübung des sportlichen Tauchens uwm. In Summe muss ich meine Meinung und vorherige Aussage jedoch hier sicher nicht rechtfertigen.

Du musst mir auch nicht die öffentliche Ohrfeige auf dem Marktplatz bei OWi vorschlagen oder am liebsten angedeihen wollen!

Ich schätze einige Deiner Aussagen / Meinungen im Forum, aber im Mindesten den gleichen Anteil an Aussagen umso weniger bis zu reziprok. Vermutlich würde ich mich im RL auf einem Marktplatz o.ä. von Dir abdrehen, Dich stehen lassen und Deinen "über allen stehendem Gesabbel" anderen angedeihen lassen....

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Das war in der Vergangenheit auch nicht wirklich meine Meinung!

Wäre es mein Leiblicher gewesen, dann hätte es auch mal die "altmodische Art" gegeben.

Du bringst hier die Gewalt ein. Es ist auch allein deine Interpretation, dass ich dir auch nur irgendwas angedeihen lassen möchte. Den Bewegungsmangel habe ich allgemein und nicht auf dich bezigen eingebracht. Es gibt dazu mittlerweile valide Studien.

Du hast die Freiheit, mir das "über allen anderen Stehen" zu unterstellen. In schriftlicher Form ist leider die lesende Seite die eigenen Emotionen Einbringende. Das lässt sich leider nicht vermeiden. Der Mensch kommuniziert nur untergeordnet verbal. Den nonverbalen Anteil kann ein Forum leider nicht wiedergeben. Ohne diesen ist eine korrekte Wertung leider nicht möglich.

Daher geschehen leicht Interpretationsfehler.

Das du dich offensichtlich beleidigt fühlst und die Form der Beleidigung mir gegenüber wählst, macht mich aber weder betroffen noch ein Stück weit traurig. Du darfst dich dahingehend gern selbst hinterfragen.

Ich stelle auch nur eine Meinungsäußerung ins Forum ein.

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