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Ein neues Leben kostet 2000 Euro


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GEWALT GEGEN FRAUEN

Eine neue Wohnung, eine Bahnfahrt, eine andere Stadt - mehr ist oft nicht nötig, um Leben zu retten. Der Berliner Verein "Hatun & Can" hilft von Gewalt und Ehrverbrechen bedrohten Frauen unbürokratisch - eine Arbeit in ständiger Gefahr.

Berlin - Andreas Becker* und drei Frauen, zwei Türkinnen und eine Deutsche, sitzen in einem Café am Berliner Nollendorfplatz. Sie wollen weder ihre richtigen Namen sagen, noch ihre wirklichen Berufe: Sie haben Angst vor der Rache der Väter, Brüder, Onkel und Cousins. Denn: Die vier retten von Gewalt oder sogar Mord bedrohte Frauen vor ihren Familien, sie mieten ihnen eine neue Wohnung, zahlen die Kaution, den Umzug, die Reise, schaffen ihnen eine andere Identität.

Sie machen das, damit den Frauen nicht dasselbe passiert, wie vor zwei Jahren der Deutsch-Türkin Hatun Sürücü. Die 23-jährige Mutter wurde in Berlin auf offener Straße von ihrem Bruder erschossen, weil sie ihr eigenes Leben leben wollte. Ihr Fall soll im August vor dem Bundesgerichtshof neu verhandelt werden. Bisher konnte nur ein Bruder für den Mord belangt werden. Die Staatsanwaltschaft geht jedoch davon aus, dass noch weitere Angehörige in die Bluttat verstrickt waren, und hatte Revision eingelegt.

Andreas Becker war mit Hatun Sürücü befreundet. "Noch eine Woche vor dem Mord saßen wir beim Pizzaessen", erzählt Becker. Es habe immer viel zu lachen gegeben mit ihr. Er glaubt aber, dass Hatun vielleicht überlebt hätte, wenn sie die nötige Hilfe gehabt hätte. Hilfe bedeutet in erster Linie Geld, schnell und unbürokratisch, so viel, wie nötig ist, um sich woanders ein neues Leben aufzubauen. "Das Wichtigste ist, dass schnell der Zugriff der Familien auf die Frauen verhindert wird", so Becker. Sind sie erst einmal weg von ihren Verwandten, beruhige sich die Situation auch oft nach einiger Zeit.

Ein neues Leben kostet etwa 2000 Euro

Zusammen mit anderen Bekannten Sürücüs und engagierten Bürgern, darunter viele türkische Frauen, hat Becker, der vorher in einer Anwaltskanzlei arbeitete, deshalb im Februar den gemeinnützigen Verein "Hatun & Can e.V." gegründet. Can heißt der kleine Sohn von Hatun Sürücü, der seit dem Mord an seiner Mutter in einer Pflegefamilie lebt.

"Frauen, die von ihrer Familie bedroht oder misshandelt werden, mussten sich normalerweise den Männern unterordnen. Schon deshalb haben sie keine Chance aus ihrer Situation herauszukommen", sagt Becker. Wenn dann noch die Sprache fehle, schwinden die Chancen auf Freiheit weiter. "Schon für eine deutsche Frau ist es ja schwer, sich schnell eine Wohnung zu suchen und sich heimlich von ihrer Familie zu entfernen" - für eine Türkin oder Araberin, die die Sprache nicht spricht, so gut wie unmöglich.

2000 Euro pro Person kostet ein neues Leben etwa - vier Frauen haben die Frauen und Männer des Vereins "Hatun & Can" seit dem Winter schon eine neue Existenz ermöglicht. Alle von ihnen lebten in einer muslimischen Familie, alle sind um die zwanzig. "Drei davon sind vor ihrer Familie geflohen, um einer Zwangsheirat zu entkommen. Eine Frau wurde von ihrem Ehemann misshandelt", sagt Becker. Alle diese Frauen leben jetzt in Westdeutschland.

Wer dem Verein "Hatun & Can" eine E-mail schreibt oder die Notrufnummer wählt, kann innerhalb von wenigen Tagen ein neues Leben bekommen. "Wir mischen uns nicht in die Familienverhältnisse ein, und die Frau kann natürlich selbst entscheiden, wo sie in Zukunft leben möchte. Es ist auch ganz egal ob sie aus einer türkischen, deutschen oder russischen Familie kommt", sagt Andreas Becker. Es zähle allein der Wunsch von hilfesuchenden Frauen, die nach ihrer eigenen Selbsteinschätzung der Auffassung sind, aus Gründen der eigenen Sicherheit einen Ortswechsel vollziehen zu wollen.

Nur Geld fehlt noch, um in großem Umfang helfen zu können. Der Verein "Hatun & Can" finanziert sich ausschließlich über Spendengelder, ein Büro gibt es noch nicht, momentan dienen die Privatwohnungen der Mitglieder als Unterschlupf für verfolgte Frauen, die den Verein um Hilfe bitten. "Obwohl der Senat Frauen, die in Not sind, an uns verweist, bekommen wir keinen Euro von der Stadt", sagt Becker.

"Man müsste diese Frauen auf Händen tragen"

Gerade hat eine große Stuttgarter Firma soviel Geld gespendet, dass damit das Leben einer jungen Araberin auf neue Beine gestellt werden kann. Ihre Familie ist gegen den Mann, den sie geheiratet hat, Brüder, Väter, Onkel drohen ihr mit Mord. "Diese Frau will sogar in ein anderes Land fliehen", sagt Andreas Becker. Doch der Verein braucht mehr Geld, sagt Becker.

Özlem Yilmaz*, eine Türkin, die bei "Hatun & Can" Frauen psychologisch berät, hat persönlich Erfahrung mit gewalttätigen Männern. Als sie kürzlich eine Freundin auf der Straße traf, hatte diese keine Zähne mehr - ihr Mann hat sie ihr ausgeschlagen. Trotzdem traut sich die Frau kaum, über ihre Probleme zu sprechen. "Es geht alles sehr langsam", erzählt Yilmaz. Auch weil sie sich heimlich treffen müssen, damit der prügelnde Ehemann keinen Verdacht schöpft.

"Öffentlich werden wir nie agieren können, nie ein gekennzeichnetes Büro haben können", sagt Becker - und hat trotzdem Hoffnung: "Jede Frau, die schafft, sich von ihrem gewalttätigen Ehemann zu trennen, wird ganz sicher ihren eigenen Weg gehen und eine Karriere machen. Wer den Mut hat, schafft viel. Eigentlich müsste man diese Frauen auf Händen tragen."

*Namen geändert

Quelle = spiegel.de

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Naja aber teilweise gebe ich denen Recht. :spiteful:

Egal ob man Ihnen in der Idee Recht gibt oder nicht: Das was man hier teilweise an Stammtischreden lesen muss ist.. PDT_Armataz_01_33

Oder bist du der Meinung das KZ Sprüche von überragendem Niveau zeugen? Schon mal drüber nachgedacht wie sowas auf Aussenstehende wirkt die hier ins Board reinschauen?!! Swordsman editiert hier fäkal Ausdrücke raus und sowas wird gutgeheissen?

:contra:

"Kessel"

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Kessel hat Recht, Abkühlung tut not.

Meinungsfreiheit hin oder her, unser Herr Innenminister ist nicht müßig, um selbst uns in den Terrorsumpf zu ziehen, damit er uns bekämpfen kann, bedenkt das bitte.

Die bösesten Stellen nehme ich mal raus, bevor uns noch jemand was kann.

Deshalb 24 h :geschlossen:

Danach bitte sachlich und beim Thema bleiben.

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