corrado26 Posted September 14, 2005 at 05:54 PM Share Posted September 14, 2005 at 05:54 PM Ihr sollt mich nicht überfordern! Ein Rätsel pro Woche sollte doch reichen, oder? Also, das nächste Rätsel dürfte dann schon etwas schwieriger sein. Die abgebildete Schlosspartie gehört zu einer in der Gewehrfabrik Oberndorf am Neckar - der Vorläuferin der Firma Mauser - gefertigte Büchse, deren Lauf 14 (!!) tiefe Züge hatte und zu deren Ladevorgang der Schütze außer Pulver, Pflaster und Blei auch eine Portion Wasser (!!) benötigte. Büchsen mit diesem System wurden in drei deutschen Staaten zur gleichen Zeit eingeführt. Ich möchte wissen, nach welchem System diese Büchsen mit der Wassereinspritzung arbeiteten ( das System war nach seinem Erfinder benannt) und in welchen deutschen Bundesstaaten sie bei der jeweiligen Jägertruppe verwendet wurde. Gruß corrado26 Link to comment Share on other sites More sharing options...
PeterS Posted September 14, 2005 at 06:05 PM Share Posted September 14, 2005 at 06:05 PM Wasser?, dann müsste es das Wildsche System sein, der "Faltplan" für die Pflaster sieht übrigens auch sehr "Wild" aus... Die Teile wurden dann doch meines wissen nach Einführung des Minie-Systems auf selbiges umgebaut... Grüße Peter ach ja, die Büchsen waren in Württemberg, Baden und Hessen (13.?? Armeekorps) eingeführt... Link to comment Share on other sites More sharing options...
flint Posted September 14, 2005 at 06:39 PM Share Posted September 14, 2005 at 06:39 PM Deutsches Vereinsgewehr ; Württemberger Vereinsgewehr ; Deutsche Schützenwaffe von 1860/1862 flint Link to comment Share on other sites More sharing options...
Völker Posted September 14, 2005 at 07:56 PM Share Posted September 14, 2005 at 07:56 PM Stimmt. System nach Johannes Wild (1814-94) Wild experimenteierte mit ziemlich starken Ladungen. Damit die Kugel trotzdem die Züge nicht überspringt, wurde der Drall auf 102 cm festgelegt. Kugel war unterkalibrig und wurde mit einem besonders dicken Leinen-Pflaster verladen. Dazu wurde erstmals die Anzahl der Züge nach dem Faltenwurf des Leinens berechnet. Die Kugel wurde trocken geladen, dann Wasser eingespritzt (zum Schrecken der alten Militärs) Verwendung des Wildschen Systems; Herstellung in Oberndorf: - Scharfschützenbüchse (großherz. hess. Modell) - Version für Großherzogtum Baden und Fürstentum Liechtenstein - Württembergische Scharfschützenbüchse Link to comment Share on other sites More sharing options...
Hollowpoint Posted September 14, 2005 at 08:10 PM Share Posted September 14, 2005 at 08:10 PM Und wozu war das Wasser in der Waffe gut? GRUß Link to comment Share on other sites More sharing options...
fritzig Posted September 14, 2005 at 09:05 PM Share Posted September 14, 2005 at 09:05 PM Ich mutmasse mal dass das trockene Patch aus Leinen unter Zugabe von Wasser deutlich aufquoll und somit besser dichtetet ( und natürlich die Pulverrückstände geschmeidig hielt ), oder ? Link to comment Share on other sites More sharing options...
Völker Posted September 15, 2005 at 05:45 AM Share Posted September 15, 2005 at 05:45 AM Ich mutmasse mal dass das trockene Patch aus Leinen unter Zugabe von Wasser deutlich aufquoll und somit besser dichtetet ( und natürlich die Pulverrückstände geschmeidig hielt ), oder ? So in etwa. :!: Ich persönlich fette meine Patches auch nicht, sondern tränke sie mit einer geheimen wässrigen Lösung. Pulverrückstände sind ja bekanntlich wasserlöslich. Link to comment Share on other sites More sharing options...
corrado26 Posted September 15, 2005 at 06:30 AM Author Share Posted September 15, 2005 at 06:30 AM Ihr seid wirklich gut. Natürlich handelt es sich um die sagenhafte Wild*sche Büchse, die 1843 von Baden, Württemberg Hessen-Darmstadt und Liechtenstein für ihre Jägerkontingente für teures Geld eingeführt wurden. Allerdings haben diese Kandifaten die teure Büchse nicht freiwillig übernommen, sondern weil die Militärkommission der Bundesregierung in Frankfuirt die mangelnde Ausstattung mit gezogenen Waffen bei den Jägern scharf gerügt hatte. Nach der Militärverprdnung des Deutschen Bundes hatte jedes Bundeskontingent 20% seiner Mannschaften der Infanterie mit gezogenen Waffen auszurüsten. Dies bedeutete z.B. für Baden bei einem Ist von 48 Kompanien Infanterie die Beschaffung von 150 Büchsen. Dass dies eine teure Angelegenheit war, kann man dann erkennen, wenn man berücksichtigt, daß der Preis für ein normales, glattes Infanteriegewehr zwischen 5 und 15 Gulden betrug, eine Büchse aber immerhin 44 bis 60 Gulden kostete. Das Wasser wurde nach dem Einsetzen der vom Pflaster umgebenen Kugel in den Lauf gespritzt. Damit wurde der Lauf schon beim Hinunterstoßen des Geschosses benetzt und die Pulverrückstände des vorangegangenen Schusses gelöst. Beim Schuss fegte dann das nasse Pflaster den Dreck nach drau0en. Damit wurde erreicht, daß mit der Büchse- wie Versuche bestätigten - mehr als 100 mal ohne Auswaschen geschossen werden konnte. Das war für eine Pflasterbüchse ganz enorm, bei der in der Regel nach 10-15 Schuss Feierabend war und bei der dann der Schütze erst mal eine Auswaschpause einlegen musste. Zu diesem Problem gibt es im übrigen von einem Hauptmann Brandis der Kings German Legion aus Spanien um 1810 einen ganz hervorragenden Situationsbericht. Darin führt er aus, daß er, weil kein Wasser zum Auswaschen des Laufs zur Verfügung stand, den Ladestock entweder mit einem großen Feldstein in den Lauf , oder die Büchse mitsamt dem Ladestock gegen eine Hauswand oder sonstiges gerammt hat, weil ansonsten die Waffe nicht mehr ladbar war. Vielleicht hat man auch hineingepinkelt, wer weiß das schon, geschrieben hat er das jedenfalls nicht. Gruß corrado26 Link to comment Share on other sites More sharing options...
Hollowpoint Posted September 15, 2005 at 08:00 AM Share Posted September 15, 2005 at 08:00 AM Aha! Klingt logisch. Hatten die Soldaten damals eine spezielle Wasserflasche oder Wasserspritze für diesen Zweck am Mann? GRUß Link to comment Share on other sites More sharing options...
corrado26 Posted September 15, 2005 at 09:03 AM Author Share Posted September 15, 2005 at 09:03 AM Jeder mit der Wild*schen Büchse ausgestattete Jäger trug eine spezielle Wasserflasche mit sich, mit der man auf Handdruck ein genau abgemessenes Quantum Wasser in den Lauf spritzen konnte. Gruß corrado26 Link to comment Share on other sites More sharing options...
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