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Pirinci und die echten Nazis


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Ist es nicht als Bankrotterkärung einer Gesellschaft zu verstehen, wenn es der Satire bedarf um auf humorvoll euphemisierte Weise Themen debattabel gestalten zu können, ohne gleich von den Greifern der Partei ermordet oder zumindest in den Kerker verfrachtet zu werden?

Eine Gesellschaft, die Satire benötigt, scheint nicht frei zu sein.
Auf der anderen Seite ist ja trotzdem offensichtlich, worüber gesprochen wird, denn sonst wäre das ganze Unterfangen ja ohne Sinn.
Wenn also ohnehin öffentlich Mißstände oder Verfehlungen angeprangert werden, weshalb dann der rhetorische Schachzug der Satire?
Anprangern von Mißständen auf direkte Art kann zu Strafverfolgung führen, aber das selbe Anprangern während man schrille Klamotten trägt, seine Stimme verstellt und alles in eine groteske Geschichte oder ein Gleichnis verpackt, passt plötzlich.
Entweder sind die Hegemonen also nicht so gefährlich wie gedacht oder Satire steht symbolisch für die Angst vor Repressalien, die es vielleicht so nicht gibt oder sie verleiht dem Hegemonialwesen durch die bloße Existenz satirischen Regelwerkes erst die Macht – so wie das Gießen von Silberkugeln den Mythos des Werwolfes zu untermauern vermag, ohne, dass jemals einer erblickt wurde.
Ist es nicht eher schändlich, nicht das marode System zu dezimiernen, statt eine unglaubliche Energie darauf zu vergeuden, dessen Opfern mittels zahlloser Wortspiele ein letztes Feixen aus dem Zwerchfell zu kitzeln, um damit zumidest das erlittene Schicksal weniger schmerzlich zu gestalten?
Satire scheint mir immer mehr wie Gelächter aus der Konserve um das Knallen der Peitschenhiebe und die Schreie der Gegeißelten zu übertönen, ohne dabei signifikant die Ursache anzugehen.
Zugegeben: der vulgäre Sermon von Pirinci war weder lustig noch satirisch aber die Reaktion darauf – der exakt verdreht widergegebene Kontext seiner Aussage über Politiker, die sich wohl am liebsten wieder Lager wünschen würden um Kritiker zu beseitigen – ein erschreckendes Indiz dafür, dass Nationalsozialismus und Faschismus nie verschwanden und letzlich nur von deren vermeintlichen Widersachern in weiten Teilen übernommen wurden um in einer Melange aus Machiavellismus und Kalenderspruchrhetorik politische Gegner und Debattanten (manchmal bereits mit Gewalt aber bis dato meist noch) verbal und gesellschaftlich zu liquidieren.
Die völkischen Beobachter, die Stürmer und schwarzen Kanäle wechselten nur ihre Namen und was Prototypen des arroganten Linken wie Schmidt oder Brandt vor 30 Jahren von sich gaben, würde heute als Nazisprech in der Luft zerrissen – trotzdem propagieren gewisse Interessengruppen den Mythos des Rechtsrucks und das ist kein Wunder, denn ein Gros der Studien beschäftigen sich ausschließlich mit rechten Straftaten, während die Masse der Studien über linke Verbrechen über die Jahre realtiv gleich blieb.
Es trat also nur eine statistische Häufung der asymmetrischen Berichterstattung auf, nicht eine der tatsächlich begangenen Missetaten.
Einer von vielen propagandistischen Geniestreichen von Gruppen, die sich seit jeher meisterlich darin verstanden die Massen zu manipulieren.

Was kann man als Waffenbesitzer von einer Regierung und einer Medienwelt noch erwarten, die so tollwütig auf eine Person einprügelt, nur weil sie nicht im Gleichschritt mitgehorcht?

Ich mag PEGIDA nicht und auch keine ähnlichen Gruppen. Ich finde Herrn Pirinci selbst eher peinlich und vulgär, seine Katzenbücher mal ausgenommen. Was ich jedoch noch mehr verachte, ja fürchte, ist ein derzeit neu aufflammender Faschismus bei dem eine breite, medial omnipräsente Masse, wieder erhobenen Hauptes die Banner hisst und die politischen Gegner bedroht und damit meine ich nicht die Handvoll besoffener Fackeldeppen, die Montags ihr Schland beweinen und danach wieder zur Sportschau ins Koma fallen, sondern die Gruppen, die bereits seit Jahren einen progressiven Terror verbreiten, der nun, in der Mitte der Gesellschaft angekommen, auch von Politikern und Redaktionen Applaus zu bekommen scheinen.

Ich hoffe, dass wir unseren Enkeln diesmal sagen können, dass wir es wussten und dass wir uns wehrten und dass sie verloren.


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